Drehknöpfe selbst gefertigt (1) |
Gerhard Heigl ![]()
Editor
A Articles: 930 Schem.: 762 Pict.: 1353 10.Jul.04 17:26 Count of Thanks: 89 |
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Das Bild "Lautsprechergitter" zeigt einen misslungenen Guss eines ca. 20x10cm großen Lautsprechergitters. Grund: Aus Sparsamkeitsgründen wurde die 2 teilige Form nicht aus Silikonkautschuk sondern mit dem harten Keraflott hergestellt. Trotz Trennmittel lässt sich der Guss nicht ohne Beschädigung aus der Form lösen. Siehe auch: Schilder - Knöpfe - Rückwände - Skalen - Stoffe - Lautsprecher Drehknöpfe selbst gefertigt (2) This article was edited 09.Aug.04 16:34 by Gerhard Heigl . |
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Ernst Erb ![]()
Officer
CH Articles: 5692 Schem.: 13756 Pict.: 31072 10.Jul.04 19:21 Count of Thanks: 82 |
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Danke, Herr Heigl für den ausgezeichneten und aktuellen Artikel über das Giessen von Knöpfen und ähnlichen Teilen. Meine Beschreibung ist im Prinzip richtig, doch schon mehr als 15 Jahre alt. Darum finde ich es sehr gut, dass Sie moderne Bezugsquellen nennen - und hoffe, dass sich noch andere Personen zu den möglichen Verfahren und Mitteln dazu äussern. Das könnte durchaus ein Thema für "Texte" werden. Heute sollten wir aber wohl wo immer möglich mit Vakuum arbeiten, um feine Blasenbildung zu vermeiden. Das können wir schon mit einer billigen Wasserstrahl-Vakuumpumpe erreichen plus Schlauch, einem kleinen Zwischenspeicher, um Rückfluss zu vermeiden und einer einfachen Vakuumglocke. Ich bin überzeugt, dass andere Mitglieder mit Vakuumeinrichtungen arbeiten, z.B. Herr Beitz, und hoffe, dass diese Praktiker etwas von ihrer Erfahrung hier mit einbringen. Auch möchte sich melden, wer gewisse Knöpfe auf Lager gefertigt hat. Zudem ist es erwünscht, dass solche Knöpfe - sofern von guter Qualität auch auf dem betreffenden Modell angeboten werden. Also da Post über das Modell. Gefragt sind also weitere Bezugsquellen, Methoden und Leute, die für andere Knöpfe giessen, denn es ist nicht jedermann's Sache - und die mechanische Bearbeitung ist meist ebenfalls wichtig. Es gibt sehr grosse Unterschiede in der Qualität von solchen Teilen. Wir haben noch ein Mitgliede mit Erfahrung in der Tschechei, das sich hier hoffentlich auch noch melden wird. Danke für die Initiative, Herr Heigl - und die schönen Bilder. |
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Gerhard Heigl ![]()
Editor
A Articles: 930 Schem.: 762 Pict.: 1353 13.Jul.04 18:22 Count of Thanks: 88 |
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Angeregt durch den Bericht von Herrn Heigl, aber auch von Dr. Walz und Herrn K.H. Kratz, denen meine Knöpfe gefielen, möchte ich meine Erfolge/Misserfolge und die von mir gefundenen Ausgangsmaterialien allen Interessierten hiermit zur Verfügung stellen. Ausgangspunkt waren die Beschreibungen auf Jogis-Internetseite. Ich besorgte mir das übliche und teure rote Silikonkautschuk und stellte mir eine Form für einen Knopf her. Das Ergebnis liess sich sehen, war aber nicht ganz frei von dem einen und anderen Bläschen. Übel waren hingegen die ersten Abgüsse. Kfz-Epoxydharz -das Allerletzte- nur unsaubere Resultate. Dieses Harz härtet viel zu schnell aus, von Details kann keine Rede sein. Dazu kam ungeheure Geruchsbelästigung, das kann auch bei geöffnetet Fenstern nicht gesund sein. Ein im Bastelladen gekauftes Polyestergiesharz, welches langsam aushärtet, war schon sehr viel besser, stank aber ebenfalls sehr und wurde nicht immer hart. Anscheinend hat der Härter nur eine kurze Haltbarkeit, was beim Kauf oft nicht ersichtlich ist. Teilweise lässt sich über die Chargenummer in Erfahrung bringen, dass er schon überaltet ist. Härter gibt es bei diesem Material im Gegensatz zu Kfz-Giessharz meistens nicht einzeln. Und nicht jedes Polyestergiessharz arbeitet mit dem Härter eines anderen Herstellers. So bleibt dann teures Giessharz übrig. Unterdruck-, Absauganlage habe ich keine, scheint auch nach Erfahrungen anderer Leidensgenossen nicht immer von Erfolg gekrönt zu sein. So hatte ich aufgrund von Reaktionen, die sich im Giessharz mit dem Härter bilden mal mehr, mal weniger viele Blasen oder der Knopf wurde gar nicht richtig fest.
Nun zum positiven Teil. Nachdem mich Misserfolge fast zum Aufgeben bewegt hatten, probierte ich nochmals ein anderes Giessharz und auch eine billigere Silikonmasse zum Abformen. Vorweg aber einige Bilder von Knöpfen, wie sie ohne Nachbehandlung mittlerweile aus der Form kommen; bis auf das Einbringen von Ölkreide in die Gradeinteilung.
Damit der Negativabdruck schon fehlerfrei ist, gehe ich nach der Methode von Herrn Erb vor und bringe den Originalknopf am Boden einer Form an. I.d.R. mit dünnem doppelseitigem Klebeband in einem Plastikbecher mit glattem Boden. Als Gussmasse kann natürlich Silikonkautschuk rot oder weiss für etwa 40 EUR /kg verwendet werden. Ich wurde jedoch fündig beim Künstlergrosshandel "boesner" und nehme dessen Silicolan NV von sculptare für 23,10 EUR /kg + Steuer. Dieser zwar grieselig aussehende Silikonkautschuk bildet mit dem ebenfalls dort erhältlichen Entlüfter so fein ab, dass jedes Kratzerchen sogar feinste Rillen von durch Schmutz fixierten Fingerabdrücken, mitabgebildet werden. Dieses nach Anleitung angerührte Material bringe ich zuerst in kleinen Portionen direkt auf den Knopf und massiere mit einem Holzspatel in die Rillen ein. Wenn dieser gut zugeschmiert ist fülle ich weiter auf und lasse aushärten. Danach schneide ich den Becher vorsichtig auf, entnehme die Form und lasse sie vor Weiterverarbeitung noch mindestens 1 bis 2 Tage ruhen. Das Giessharz für die Abgüsse ist das für Modellbauer von Conrad-Elektronik angebotene: Epoxydharz L 1 kg und der dazugehörige Härter L in 400 g Flasche. Das Material ist klar und stinkt nicht. Vorallen Dingen entwickelt es keine Eigenreaktionen und damit keine/kaum Bläschen. Diese enstehen aber wenn ein Abtönmittel eingebracht wird in geringen Maße. Ich verwende bei schwarzen Knöpfen ein ebenfalls bei boesner erhältliches Pigment:Russverkollerungsprodukt von guardi 250 g für 3,40 EUR + Steuer. Nach dem Einrühren von ca. 1 Teelöffel dieses Pulvers auf ca. 50 ml Giessharz, lasse ich dieses Gemisch 1-2 Tage stehen (dann sind die Bläschen ziemlich weg). Nach dieser Frist wird der Härter im Verhältnis 100:45 (Harz/Härter) zugegeben, vorsichtig mit Holzspatel gut umgerührt und ein paar Minuten stehen lassen. Mit einer Einmalspritze gebe ich von dieser Masse vorsichtig einen Teil, ohne die Spritze ganz auszudrücken (Blasen) in die Form und schwenke diese, sodass etwaig vorhandene Riffelungen schön benetzt werden. Stück für Stück wird wieder Masse aufgezogen und weiter aufgefüllt bis die Form randvoll ist. Nun wird ein Tag abgewartet, die Masse härtet langsam aus, was auch gut ist. Nach fühestens 24 Std. nehme ich den Knopf durch leichtes Drücken von allen Seiten aus der Form. Nun kommt der spannende Augenblick, ob sich nicht doch noch Bläschen manifestiert haben. Ansonsten sieht der Knopf exakt wie das Original aus. War das Original eher rauh und gräulich, sieht auch der Abguss so aus, war der Knopf aber glänzend und glatt, ist auch der Abdruck tiefschwarz und wie poliert. -Fantastisch- Zum Einlegen in die Skala nehme ich dann Künstlerölkreide in den Farben blassorange, ocker oder hautfarben, je nach Original. Weiß sieht furchtbar und neu aus. Überschüsse mit Tuch abreiben. Dann die üblichen Bohrungen und Gewinde für die Madenschraube. Fertig.
Mfg
Roland Kühnl |
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Herbert Odermatt † 26.Nov.05 ![]() Schem.: 4 Pict.: 203 14.Jul.04 21:13 Count of Thanks: 87 |
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Guten Abend Herr Heigl Die beiden von Ihnen und Herrn Kühnl hoch interessanten Beiträge zur Herstellung "Eigner Knöpfe" veranlassen mich, dies auch mal selbst zu probieren. Sicher haben Sie anfangs Ihr "Lehrgeld" zahlen müssen, sich dadurch aber grosse Erfahrung aneignen können. Da ich keinerlei Kenntnisse betr. flüssigem Silicon resp. Giessharze habe, meine Anfänger-Fragen dazu. Muss irgend ein Trennmittel auf das Original-Teil aufgesprüht werden, bevor der Silicon-Abdruck gegossen wird? Wenn ja, welches? Wenn nicht, gibt es Schwierigkeiten betr. Verträglichkeit bei bestimmten Materialien? (Klebrigkeit, Anlösen von Farben usw.) Ist das beschriebene Silicon-Material genügend elastisch um z.B. einen umgossenen Knopf (kompliziertere Form) heraus zu lösen? Haben Sie beim Epoxiharz-Guss ev. Versuche gemacht, um kleine Bläschen in einem Ultraschallbad zu entfernen? Wenn Sie mir (uns allen) einige weitere Tipps und Anregungen aus Ihrem Erfahrungsschatz geben würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Herzlich Grüsse, H. Odermatt
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Rüdiger Walz ![]()
Officer
D Articles: 696 Schem.: 151 Pict.: 224 14.Jul.04 23:45 Count of Thanks: 87 |
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Zum Bläschenproblem bin ich schon von vielen Kollegen gefragt worden. Die Blasen entstehen meistens nicht durch eingeschlossene Luftblasen und lassen sich oft auch nicht mit aufwändigen Vakuumanlagen entfernen. Die Ursache liegt in den verwendeten Harzen und Härtern. Diese Harze enthalten oft Lösemittel. beim Aushärten werden die Harze zum Teil sehr heiß und das Lösemittel fängt an zu kochen und bildet Dampfbläschen im Harz, die bei schnell aushärtenden Harzen nicht entweichen können. Herr Heigl hat schon auf die richtige Wahl des Harzes hingewiesen. Folgende Maßnahmen sind zusätzlich empfehlenswert: Um eine übermäßige Erwärmuung des Harzes zu vermeiden und auch die Schrumpfung beim Aushärten zu unterbinden sollte dem Harz ein Füllstoff zugegeben werden. Das kann Quarzmehl oder Bimsmehl ( bis zu ca. 50 %, abhängig von der Viskosität) sein, das im Baumarkt erhältlich ist. Die Knöpfe werden schwerer und dem Bakelit ähnlicher. Zudem schrumpft das Harz beim Aushärten nicht, was bessere Oberflächen ergibt. Denn wenn das Harz im zähflüssigen Zustand kurz vor der Aushärtung schrumpft, lößt sich der Knopf von der Form und es entstehen Flecken auf der Oberfläche. Durch die Verdünnung des Harzes mit Füllstoff wird die Wärme verteilt und besser abgeleitet, was die Erhitzung und Blasenbildung in Grenzen hält. Um Blasen in der Form zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Form im Backofen auf ca. 50 °C zu erwärmen. Das Siliconharz für die Formen ist mit fast allen Materialien kompatibel und ich hatte bisher keine Verträglichkeitsprobleme. Allzu poröse Materialien sollten leicht eingefettet werden. Hinterschneidungen sollten vermieden werden. Die Form muß in solch einem Fall zweiteilig gegossen werden. Man bettet den Knopf in Knetgummi und gießt eine Seite ab. Nach dem Aushärten gießt man die andere Seite ab. Damit sich die Formenhälften nicht verbinden, gibt es Trennmittel für Siliconharze im Bastlerbedarf. Ich vermute, sie bestehen aus Vaseline. Als Außenform für sollche Fälle verwende ich Pappröhren und nicht Kunststofftöpfe.
This article was edited 15.Jul.04 18:20 by Rüdiger Walz . |
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Gerhard Heigl ![]()
Editor
A Articles: 930 Schem.: 762 Pict.: 1353 15.Jul.04 14:43 Count of Thanks: 85 |
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Zur Frage von Herrn Odermatt kann ich mitteilen, daß ich noch nie ein Trennmittel benutzen mußte.
Das Silikon trennte sich immer von den Knöpfen ohne Spuren zu hinterlassen. Es ist auch flexibel genug, um -nach unten breiter werdende Knöpfe- herauszubekommen.
Falls das nicht klappt schneide ich die Form vorsichtig ein und reisse sie an den Einschnittstellen auseinander. Durch diese Unregelmäßigkeiten lässt sich die Form gut zusammenfügen und ringsherum mit einem Klebeband o.ä. fixieren. Überstände an den Abgüssen entstehen kaum und falls doch muss man sie eben abschleifen.
Bei komplizierten Knöpfen kann man natürlich auch eine zweiteilige Giessform herstellen. Dann benötig man evtl. Trennmittel, damit sich die beiden Formen wieder auseinandernehmen lassen.
Das Giesharz von Conrad erhitzt sich mit dem Russverkollerungsprodukt zum Einfärben nicht. Wohl aber mit anderen Stoffen wie Eisenoxyd, das ich für rötliche Töne genommen habe. Trotzdem war der Knopf noch in Ordnung.
Füllstoffe wie sie Dr. Walz verwendet, haben bei meinen ersten Erfahrungen durchaus bessere Ergebnisse erzielt.
Bei obigen Giesharz sind sie aber auch nicht erforderlich. Dieses Material schrumpft auch nicht und bildet kein klebriges Häutchen mehr, welches die Knöpfe verunstalten könnte. Zudem ist es günstiger als Bastel-Polyester.
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