eumig: 382W (ab 597.392); Eumigette: Anodenspannung EABC80 zu hoch?

ID: 333289
? eumig: 382W (ab 597.392); Eumigette: Anodenspannung EABC80 zu hoch? 
02.Nov.13 07:20
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Michael Reinelt (A)
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Michael Reinelt

Guten Morgen allerseits,

meine Eumigette verwirrt mich... ich habe diese geschenkt bekommen, ein erster Test zeigte ungewöhnlich hohen Stromverbrauch und einen sich stark erwärmenden Netztrafo => Windungsschluss. Herr Dr. Schlosser hat mir dann einen Austauschtrafo zukommen lassen (vielen Dank nochmal!), in der Zwischenzeit habe ich versucht Kondensatoren und Röhren zu prüfen. Das hat etwas gedauert, da ich mir erst das Equipment besorgen musste...

Nun, wie hier schon mehrfach beschrieben, war der Anodenwiderstand der EABC80 (R28, 470kOhm) hochohmig, und dafür der Koppelkondensator C47 nicht mehr ok (Isolationswiderstand < 20mOhm). Die Anodenspannung der EABC80 betrug 42 Volt statt der im Schaltplan angegebenen 34V.

Nach Austausch dieser beiden Bauteile zeigt sich aber ein mir unverständliches Verhalten: Die Anondenspannung ist weiter angestiegen, sie beträgt nun 58 Volt.

Die nächsten Verdächtigen waren der Gitterableitwiderstand (R27, 12 MOhm) dieser war ok (14 MOhm), und der Koppelkondensator C40 (10 nF), dessen Isolationswiderstand ebenfalls recht niedrig war (<20 MOhm).

Interessanterweise änderte sich die Anodenspannung an der EABC80 nicht, wenn dieser Kondensator komplett entfernt wurde. Hier sollte sich doch automatisch die gewünschte Gitterspannung und damit Anodenstrom/Spannung einstellen? Am Gitter habe ich eine Spannung von -0.5V gemessen, allerdings mit einem "billigen" Digitalvoltmeter mit einem Innenwiderstand von vermutlich 10 MOhm.

Nun zu meinen Frage: ist die zu hohe Anodenspannung von 58V statt 34V noch "im grünen Bereich"? Wenn nein, woran kann diese zu hohe Spannung liegen? Röhre defekt? Leider habe ich zur Zeit keine weitere EABC im haus, um einen Vergleich durchführen zu können...

Nebenfrage: Wie misst man einigermaßen verläßlich die sich hier einstellende Gitterspannung? man würde wohl ein Spezial-Meßgerät mit entsprechend hohem Innenwiderstand benötigen?

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Innenwiderstand Messgerät 
02.Nov.13 08:51
22 from 3148

Dietrich Grötzer (A)
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Dietrich Grötzer

Hallo Herr Reinelt.

Die im Schaltplan angegebenen Messwerte wurden mit einem Messgerät mit Ri = 333 Ohm/Volt gemessen. Im 300 Volt Bereich ist der Innenwiderstand somit nur 99900 Ohm gegenüber ihrem 10MOhm Messgerät.

Das originale Messgerät mit dem die Werte im Schaltplan ermittelt wurden erzeugt somit einen Spannungsteiler Anode gegen Masse von 99900 zu 470000 Ohm und zeigt somit eine wesentlich geringere Spannung an als tatsächlich vorhanden.

Ihre gemessenen Spannungen von 42 bzw. 58 Volt sind somit realistisch.

Das Entfernen von C40 darf keine Änderung der Spannung an der Anode der EABC80 bewirken, mit C40 wird ja nur Wechselspannung eingekoppelt. Die neg. Gitterspannung wird allein durch R27 erzeugt.

Im speziellen Fall ist auch das Messen der Gitterspannung mit einem 10Mohm Gerät problematisch da der Gitterwiderstand praktisch halbiert wird.

Um die Spannungen original zu messen einen 100kOhm Widerstand parallel zum Messgerät schalten, dann haben Sie einen guten Vergleich zu den im Schaltplan angegebenen Werten.

Mit besten Grüßen D. Grötzer

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Aha! 
02.Nov.13 18:01
94 from 3148

Michael Reinelt (A)
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Michael Reinelt

Vielen Dank, Her Grötzer, für die ausführliche Erklärung! Nun wird mir einiges klar... ich werde morgen sofort alle Spannungen mit dem von ihnen beschriebenen "Trick" nachprüfen (auch einige andere Spannungen waren eine Spur zu hoch).

Erlauben Sie mir noch zwei Fragen nachzuwerfen:

- die Gitterspannung an der EABC80 ist mit "Hausmitteln" nicht meßbar? Wenn Anodenspannung (und damit Anodenstrom) passt, kann man davon ausgehen dass auch die Gittervorspannung passt?

- im Schaltplan der Eumigette finde ich oben den Hinweis "Spannungs- und Stromwerte bei gedrückter UKW-Taste gemessen", unten den (wichtigen!) Hinweis "Gemessen mit Multizet, [...] 333Ohm/Volt, MW-Taste gedrückt". Ich vermute nun, das "MW" steht nicht für "Mittelwelle" (würde ja der UKW-Taste widersprechen), aber was ist dann die MW-Taste?

 

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Messung der Gitterspannung 
02.Nov.13 20:16
131 from 3148

Dietrich Grötzer (A)
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Dietrich Grötzer

Hallo Herr Reinelt.

Auch die tatsächliche Gitterspannung ist mit einem kleinen Trick messbar. Löten sie den Koppelkondensator C40 vom Gitter der EABC80 ab und einen ca. 470nF Kondensator mit nicht messbarem Leckwiderstand >200MOhm parallel zum Gitterwiderstand R27. Das Gerät einschalten und einige Zeit warten bis die Röhren Betriebstemperatur haben. Zwischenzeitlich hat sich der parallel zu R27 eingelötete Kondensator auf die tatsächliche negative Gitterspannung aufgeladen. Sie können nun mit ihrem 10MOhm Voltmeter die richtige Gitterspannung in den ersten Sekunden messen bevor der Entladevorgang des Kondensators richtig beginnt.

Wenn die Anodenspannung in etwa stimmt ist davon auszugehen, dass auch die Gitterspannung stimmt, vorausgesetzt die Röhre ist im grünen Bereich. Lassen Sie sich allerdings von ein paar Volt auf oder ab nicht irritieren.

In dem mir zur Verfügung stehenden Schaltplan werden alle Spannungen bei gedrückter MW (Mittelwelle) Taste gemessen ausgenommen der UKW-Tuner. Hier ist die UKW-Taste erforderlich da sonst die Anodenspannung der ECC85 abgeschaltet ist.

Ich hoffe damit etwas Licht ins Dunkel gebracht zuhaben.

Mit besten Grüßen D. Grötzer

PS: den Netzspannung auf 240 Volt stellen da die heutigen Netzspannungen meist mehr als 230 Volt ~ sind.

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Operation gelungen, Patient spielt! 
03.Nov.13 13:45
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Michael Reinelt (A)
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Michael Reinelt

Vielen Dank nochmal, Herr Grötzer!

Mit dem 100k Parallelwiderstand entsprechen nun alle Spannungen im Rahmen der Meßgenauigkeit den Erwartungen.

Eumigette spielt wieder!

Mein allererstes Röhrenradio, gleich ein (für meine Verhältnisse) schwerkranker Patient, dank der großartigen Unterstützung hier wieder geheilt und funktionsfähig...

Dann werd ich mich wohl auf die Suche nach weiteren Patienten machen...

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