Fernsehgeschichte der CSR von Prof.M. Färber

ID: 649551
Fernsehgeschichte der CSR von Prof.M. Färber 
19.Feb.24 17:28
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Zunächst eine Information zum Autor Herrn Fachprofesssor Matthias Färber.

Er war an der Städtischen Technischen Lehranstalt in Bodenbach ( Tetschen ) CSR Fachprofessor , fungierte als Abteilungsvorstand für Radiotechnik, Algebra I und II, Allgemeine Elektrotechnik, Hochfrequenztechnik, Elektrische Signalanlagen, Theorie der Leitungen , Fernmeldeschaltungen, Fernmeldetechnik, kurze Wellen, Meßkunde , Elektrophysik, Radiotechnisches Laboratorium ( was sich auch mit dem neuesten Medium, dem Fernsehen, beschäftigte.).

Als Reichsdeutscher war er vom 15.Juni 1913  bis zum 31.Januar 1942 dort angestellt.Foto ca 1939

Er hatte große Leidenschaft für das Fernsehen. Er empfing vom Tetschener Schneebergaus bereits die Olympiaübertragungen , welche vom 01. - 16.August 1936 aus Berlin über den Sender  Berlin- Witzleben erfolgten.

Zunächst musste der Empfänger für die Ultra-Kurzwellen, Installationsmaterial, Batterien sowie die Antenne auf den Tafelberg gefahren werden...übrigens war in der CSR Linksverkehr.                                                                                                                                                   

Eine erste Montage erfolgte auf dem Turm im Freien und als hätte man drauf gewartet, schon zogen schwarze Wolken auf. Prof Färber musste die Technik zusammen mit zwei  Helfern eiligst in den Turm zurückräumen und dort verblieb diese dann auch.

Die Übertragung erfolgte auf den Frequenzen Bild : 44,300 MHz,Ton : 42,493 MHz mit 180 Zeilen-Norm.

Aussichtsturm auf dem Tetschener Schneeberg (724 m + Turm 33 m hoch ) Hier im Turm war der Empfänger mit der Antennenanlage installiert Foto: W.Lill

Er arbeitete zielstrebig an einem Fernsehübertragungssytem für die Tschechoslowakei. 

In seinen Vorlesungen gab es häufig Themen über das Fernsehen und er führte Versuche vor.

Er hat viele auch unter seinem damaligen Kenntnistand fachlich gut formulierte Artikel hinterlassen, Dieser dürfte Ende 1935 enstanden sein, noch mit der alten 180-Zeilennorm 

 

Am 27.Febuar 2024 war ich mal wieder vor Ort .

Hier drei aktuelle Fotos:

Hier ist die Sanierung noch geplant.

Rekonstruierter Teil

Hier in dem Physikkabinett zeigte der Prof. Färber bereits 1934 seine technischen Versuche den Studenten.

Besser ist dieses Foto aus dem Jahre 1934 leider nicht mehr zu machen. Hier die Erläuterung zum Foto:

Nipkowscheiben-Fernsehempfänger gebaut von Prof Färber mit welchem er den ersten Fernseh- und Tonfunk von London in Bodenbach aufgenommen hat.

Fernsehversuche mit der Braunschen Röhre 

Experimente zum Kippschwingkreis von Dreßler ( Techn. Physik Heft 15/1934 Seiten 633 ff) 

Über Prof. Färber wurde damals, er war im In- und Ausland eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet des Radio- und Fernsehwesens, über seine vorbildliche und bahnbrechende Tätigkeit desöfteren auch in den Mitteilungen der "Reichs-Funk-Gesellschaft" in Berlin berichtet.

Der Bildberichterstatter Friedrich Schreiber schrieb unter anderem  über Prof. Färber:.

Täglich ist im Rundfunk die Ansage des Fernsehsenders Witzleben zu hören und schon lesen wir von öffentlichen Fernsehstuben in Berlin, die es weniger Bemittelten ermöglichen, sich bei einem abendfüllendem Programm  einen Überblick über den Fortschritt der Fernsehtechnik zu machen. 

Die Frage " wann werden wir fernsehen?" ist umso berechtigter, da Deutschland zur Zeit einen zweiten Fernsehsender auf dem Brocken mit einer Reichweite von ca 150 km errichtet.

Brocken 1937

Auch bei uns in der Tschechoslowakei wird natürlich an diesem Problem, wenn auch von privater Seite, mit größtem Interesse gearbeitet.

Die Technische Lehranstalt der Stadt Bodenbach besitzt das erste Fernsehlaboratorium der Tschechoslowakei. Sein Schöpfer ist der im In- und Ausland bekannte Radio- und Fernsehspezialist Prof. Matthias Färber. 

 

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Fernsehgeschichte der CSR von Prof.M. Färber Teil 2 
06.Mar.24 06:27
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Teil 2: Fortsetzung des Artikels

Teilansicht des Fernseh-Laboratoriums von Prof. Färber im Jahre 1938

Die ersten Versuche im Fernsehen reichen bis in das Jahr 1875 zurück. Doch erst der Deutsche Paul Nipkow brachte durch die Erfindung der nach ihm benannten rotierenden Scheibe dieses Problem der Lösung nahe. 

Die Nipkowsche Scheibe zerlegt durch ihre aus etwa 30 Löchern bestehende Archimedesspirale ein darauf projiziertes Bild in einen Raster, dessen Stromimpulse, über eine Fotozelle verstärkt, dem Sender übermittelt werden. 

Der Bildempfänger arbeitet im umgekehrten Sinne mit einer dem Sender synchron laufenden Nipkowscheibe. 

Um den Radioempfang nicht zu stören, um auch die Bildpunktezahl zu steigern, verwendet man in der Fernsehproxis Kurzwellen unter 10 m mit einer Reichweite von 70 - 100 km.

Daß das Fernsehen reif für die Öffentlichkeit ist, beweisen die in Berlin bereits gesendeten Tonfilme und umittelbare Übertragungen von Personen, Szenen, aktuellen Ereignissen usw. 

Bei dieser Methode wird das zu übertragende Ereignis zunächst gefilmt, in einem angebauten Fotoschrank sofort entwickelt , fixiert und gewässert und läuft bereits nach 15 Sekunden noch als Negativfilm durch einen Kinosender.

Ein phantastischer Traum ist ferner durch das von Zworykin erfundene Ikonoskop, welches zur unmittelbaren Aufnahme von Begebenheiten aller Art dient, verwirklicht worden. 

US- Patent vom 20.12.1938 Nr. 2.141.059 .

Das Ikonoskop ist eine Art Braunsche Röhre mit einer eingebauten, dem menschlischen Auge nachgebildeten elektrischen Netzhaut.  

Die fernzusehende Szene wird durch ein lichtstarkes Objektiv auf diese elektrische Netzhaut projiziert und in sinnreich ausgedachtes System elektrischer Ströme gibt das aufgefangene Bild an den Sender weiter, so daß man mit dem Ikonoskop wie mit einer Filmkamera jedes bedeutende Ereignis bei Tages- oder Kunstlicht auf den nächsten Ultrakurzwellen-Fernsehsender übertragen kann. 

Es ist also der Tag nicht mehr fern, in dem Radio und Fernsehen in eines verschmelzen werden und wir im Tonfilmkino neben dem Hauptprogramm auch aktuelle Fernsehfilme vorgeführt erhalten werden. 

Prof. Färber hat bereits ein ausführliches Projekt eines Fernsehrundfunksnetzes für die Tschechoslowakei , unter Berücksichtigung der geographischen und physikalischen Verhältnisse entworfen und den amtlichen Stellen übergeben, an denen es jetzt liegt, ob uns das Fernsehen noch länger vorbehalten bleibt oder nicht.

Jedenfalls stehen wir Sudetendeutschen mit Prof Färber in Bodenbach an der Wiege des Tschechoslowakischen Fernsehrundfunks.

(Hinweis: Orignaltext, ich habe die Schreibweise und den Text nicht geändert ).

Das Fernsehrundfunkprojekt Prof. Färbers sieht für die Tschechoslowakische Republik  drei Ultrakurzwellensender vor, die zur Fernsehversorgung des Staatsgebietes ausreichen würden.

 

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Fernsehgeschichte der CSR von Prof.M. Färber Teil 2 
28.Mar.24 15:59
507 from 1706

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Über die Empfangsergebnisse auf dem hohen Schneeberg bei Tetschen von Prof. Färber informieren viele Deutsche Zeitungen: hier ein Beispiel. Der Text ist überall gleich. 

Ich versuchte, in einer damaliger Tetschener Zeitung vom August 1936 einen Artikel zu finden, der direkt auf das Experiment eingeht, und habe tatsächlich einen kurzen gefunden. Er wurde unverändert in anderen Zeitungen abgedruckt, ich füge einen Scan aus der "Dortmunder Zeitung" bei.  Ich denke, wenn Färber vor 1938 einen funktionsfähigen elektronischen Fernseher hatte, hat er ihn selbst aus Teilen zusammengebaut. Komischerweise wurde Färber zwischen 1935 und 1936 von der tschechoslowakischen Polizei überwacht, die ihn der Spionage verdächtigte. Schließlich stellte sich heraus, dass er nur an der Wissenschaft interessiert war und dass die Teile, die er aus Deutschland holte, der Tschechoslowakischen Republik nicht schaden konnten.  Sicherheitshalber musste er aber alle weitere Fernsehversuche außerhalb seiner Wohnung und der Schule, in der er unterrichtete, dem Telegraphenbauamt in Aussig melden. :-D Der Polizeibericht, der im Archiv des Tschechischen Fernsehens aufbewahrt wird, enthält auch die interessante Information, dass Matthias Färber einer der ersten Radiokonzessionäre war - seine Konzession hatte die Nummer 29. Auf der Rückseite des Antrags ist vermerkt, dass er eine Vier-Lampen-Radioempfangsstation vom Typ Meissner "zum Abhören von Radiophonie für den eigenen Lehrgebrauch benutzt". Ein deutsches Programm wurde inzwischen in der Tschechoslowakei über den Sender Melnik ausgestrahlt. Auch der Sender Leipzig war in Bodenbach gut zu empfangen.Es wäre jedoch nicht zweckmäßig gewesen, diesen Sender öffentlich im Unterricht laufen zu lassen. 

Hier einmal eine Programminfo vom Sender Prag II (Melnik)

Fernsehsendungen zu verfolgen, das war eine genehmigungspflichtige Sache. Es musste mindestens 14 Tage zuvor angemeldet werden.

 

Steht da etwa ein selbst gebauter Fernseher in der Ecke ?

Auch der Prager  Dr. Jaroslav Šafranek baute bereits 1935 einen Fernseher. (gesonderter Beitrag ) 

 

Prof. Matthias Färber schrieb für das Sonderheft "Der Hohe Schneeberg" im September 1936 folgendes (wörtliche Abschrift)

Seit Beginn meiner Versuchsreihe über die Ausbreitungserscheinungen von Unltrakurzwellen auf große Entfernungen, mit meinem Schneeberg-Versuch vom 24. August 1936, wobei es mir erstmalig gelungen war, den Ultrakurzwellenfernsehsender Berlin-Witzleben auf dem Turm des Hohen Schneeberges zu empfangen, sind mir von verschiedenen Seiten  oftmals Anfragen nach dem Zweck und der Bedeutung dieser Versuche zugegangen, so daß ich heute gerne dem durch Herrn Fachlehrer Rotter  (Eulau ) im Auftrage der "Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung und Heimatbildung im Eulautale" an mich gerichteten Ersuchen nachkomme , im vorliegenden Sonderheft "Der Hohe Schneeberg" einiges über die Vorgeschichte dieser Versuche und deren praktische Bedeutung zu berichten.

Wenn die Fernsehtechnik, seit Einführung des ersten praktisch brauchbaren Fernsehbildes mit 180 Zeilen, den Bereich der Lang- und Mittelwellen verlassen hat und schließlich zu Ultrakurzwellen  d.h. zu Wellen unter 10 m zwecks drahtloser Übertragung übergegangen ist, so war einer der wichtigsten Gründe hierfür dieser, daß infolge der bei dem heutigen hochwertigen Fernsehbild zu übertragenden außerordentlichen hohen Bildpunktzahl ein einziger im Rundfunkwellenbereich arbeitender Fernseh-Sender sämtliche Rundfunkübertragungen stören würde. 

Nun besitzen aber ultrakurze Wellen, im Gegensatz zu den langen Rundfunkwellen, eine, wie man bisher annahm, ausschließlich lichtstrahlähnliche Ausbreitung, wodurch aber die Reichweite eines solchen Ultrakurzwellen-Senders in erster Linie von der Höhe seines Aufstellungsortes abhängig ist.

So ergibt sich beispielsweise aus der Berechnung, auf Grund der sogenannten theoretischen optischen Sicht, die Reichweite des Berlin-Witzlebener Fernsehsenders, dessen Sendeantenne sich auf dem 138 m hohen Berliner Funkturm befindet, zu nur etwa 50 Kilometer im Umkreis, bezogen auf Flachland , so daß also nur ein verhältnismäßig enger Bezirk mit Fernsehrundfunk versorgt werden kann. 

Foto: Museumsstiftung Post und Telekommunikation    Berlin Fernsehsender-Witzleben, Funkturm 1936 mit Fernsehsender 

Die Tatsache, daß man nun schon vor Jahren , sogleich nach Beginn der Ultrakurzwellen-Fernsehsendungen, vereinzelt größere Reichweiten beobachtet hat, ließ schon damals die Vermutung aufkommen, daß die Ausbreitung der Ultrakurzwellen wohl doch nicht genau lichtstrahlähnlich stattfinde, sondern daß vielleicht Beugungserscheiungen in gewissen höheren atmosphärischen Schichten die Ursachen zu den gelegentlich beobachteten Reichweitenüberschreitungen sein könnten. 

                

Foto: Museumsstiftung Post und Telekommunikation    Berlin Fernsehsender-Witzleben, Fernsehstube in Berlin

Im Zusammenhange mit meinen eigenen, schon 1928 begonnenen Fernsehversuchen, reifte nun in mir im Laufe der Fernsehentwicklung der letzten Jahre der Entschluß, ebenfalls die noch ungeklärte Ausbreitung der Ultrakurzwellen auf größere Entfernungen systematisch zu untersuchen und zwar der Bildwelle 6,772 Meter und der Tonwelle 7,06 Meter des Berliner Fernsehsenders wofür mir aufgrund meiner Berechnungen der Hohe Schneeberg als Beobachtungspunkt geeignet erschien. 

Die "Vorstudien" hierzu sollten eigentlich bei einer Schneebergwanderung an einem Spätsommertage des Jahres 1935 statttfinden, wohlausgerüstet mit Fernglas, Karten, Kompaß und Tabellen. Die klare Sicht an diesem Tage vom Hohen Schneeberg rückte gleichsam die weiteste Ferne in greifbare Nähe. die Berge der Sächsischen-Schweiz und des Riesengebirges, ja selbst die Türme Dresdens hoben sich scharf ab von der tiefblauen Ferne und grüßten herüber im Scheine der sich bald dem Untergang zuneigenden Sonne. 

Blick in Richtung "Sächsische-Schweiz" Foto Wolfgang Lill

Die unmittelbare optische Sicht von dieser Höhe war zweifellos sehr gut, aber die theoretisch optische Sicht , d.h. die theoretische Sichtweite von dem 138 m hohen Berliner Funkturm auf dem hohen Schneeberg mit 721 m Meereshöhe ergibt sich nur zu 130 Kilometer, während die tatsächliche Entfernung Berlin -- Hoher Schneeberg nicht weniger als 200 Kilometer Luftlinie beträgt.

Wird nun bei dieser Entfernung der Empfang des Ultrakurzwellen-Senders Berlin auf dem Hohen Schneeberg doch noch möglich sein? In diesem Falle würde aber eine Überschreitung der nach der theoretisch optischen Sicht berechneten Reichweite um etwa 50% vorliegen. Das waren die Gedanken, die mich hier umfangen hielten, während die anderen Ausflügler vielleicht ganz von der Schönheit der weiten, im Sonnengold ruhenden Landschaft gebannt waren.

Empfang oder Nichtempfang-- das war die brennende Frage, die aber nur durch das Experiment gelöst werden konnte.

Und so beschloß ich noch in dieser Stunde den erforderlichen Ultrakurzwellen-Empfänger zu bauen, um den Versuch durchzuführen. Das Problem erschien mir nunmehr von derartigem Interesse, daß bereits noch am gleichen Abend , auf dem Rückwege, der Konstruktionsplan für den Empfänger durchdacht und auch die erste Skizze noch angefertigt wurde. 

Im Herbst wurde sodann die Apparatur vollständig entworfen und gebaut, so daß nach erfolgter Prüfung und Eichung die Versuche auf den Sommer 1936 festgesetzt werden konnten. Inzwischen erhielt der Empfänger zur genauen Bestimmung der jeweiligen Höhenlage, in der die Versuche stattfinden, noch einen temperaturkompensierten Präzions-"Luft"-Höhenmesser, der sich zur Auswertung der Versuchsergebnisse als unerlässlich erwiesen hat.

Nachdem jedoch leider infolge ungünstiger Witterung der Beginn der Versuche noch eine Verzögerung erlitt, fuhr ich endlich am späten Nachmittag des 24. August 1936 mit noch zwei an den Versuchen interessierten Herren auf den Hohen Schneeberg , um dort am günstigsten Punkte, auf der Plattform des Turmes , mit dem ersten Empfangsversuch zu beginnen.  

Plattform des Turmes , Fotoausschnitt Wolfgang LIll

Ein einsetzender heftiger Sturm, verbunden mit Regen, eranlasste mich aber bald, den bereits aufgestellten Empfänger mit seiner teleskopartig ausziehbaren Stabantenne an einem allerdings wesentlich ungünstigerem Platze innerhalb des Turmes , unmittelbar neben der eisernen Wendelteppe aufzustellen. 

Eiserne Wendeltreppe im Zustand vor der Sanierung, also etwa so wie 1936 . Foto Wolfgang LIll

In wenigen Minuten war aber der Empfänger, der, um von den verschiedenen örtlichen Stromverhältnissen unabhängig zu sein, sämtliche erforderliche Stromquellen eingebaut besitzt, auch hier wiederbetriebsbereit und wurde zunächst auf die Tonwelle eingestellt.

Von gespanntester Erwartung war nun  dieser Augenblick beherrscht, da gerade noch die letzte Feinabstimmung der Antenne vorgenommen wurde, denn nun mußte es sich ja entscheiden, ob -- da plötzlich ertönten während draußen bei immer stärker werdenden Sturm der Regen gegen die Turmfenster schlug, aus dem Kopfhörer die ersten Klänge vom Tonprogramm der Witzlebener Fernsehsendung. 

Es war Gesang, der durch das Äthermeer über 200 Kilometer Entfernung zu uns herüberkam, über die Lande, die nur für das Auge begrenzt erchienen durch die Umrisse der Berggipfel, die gerade in das rot der untergehenden Sonne getaucht waren. 

Eine weitere Drehung am Abstimmkondensator des Empfängers, und die Modulation der Bildwelle des von Berlin-Witzleben gesendeten Fernsehbildes war mit einer solchen Intensität wahrzunehmen, daß der Fachmann schon hieraus auf die ausreichende Güte des Fenrsehempfanges schließen konnte. 

Um acht Uhr abends hörte man auf der Tonwelle , zur Einleitung des Abendprogrammes,die Ansage aus dem berliner Fernsehsenderaum "Hier ist der Fernsehsender Paul Nipkow...", gleichsam als Bestätigung dieses selbst unter ungünstigen Umständen überaus gelungenen Weitempfangsversuches von Ultrakurzwellen, der einerseits den einwandfreien Beweis erbracht hatte, daß der Hohe Schneeberg, entgegen der bisherigen Theorie, im Wirkungsbereich des Berliner Fernsehsenders liegt, der aber gleichzeitig auch für die Ausbreitung der Ultra-Kurzwellen in unserem Lande von Bedeutung ist, und dessen Ergebnis schließlich eine weitere Stütze  jener neuen Theorie ist, die eine nicht mehr absolut geradlinige Ausbreitung der Ultra-Kurzwellen annimmt.

Es war bereits gegen halb 9 Uhr abends, als ich bei schon hereingebrochener Dunkelheit die Versuche beendete, die später noch oft wiederholt und erweitert wurden.

In rascher Fahrt trug uns dasAuto von einsamer Bergeshöhe durch den nachtdunklen Wald wieder dem Tale zu nach Bodenbach. Und wenn mich amabend des denkwürdigen Tgaes etwas mit besonderer Freude erfüllte, os war es nicht nur das interessante wissenschaftliche Ergebnis dieser meiner Arbeit.

 

Fazit:  Prof Färber hat mit einem selbstgebauten Empfänger den Ton gehört und die Bildsignale empfangen. Ein Fernseher, wie in einigen Veröffentlichungen immer wieder zu lesen,hatte er jedoch noch nicht im Einsatz. Nur der Tonempfänger.

 

es geht noch weiter , bitte noch keine Kommentare 

 

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Fernsehgeschichte der CSR von Prof.M. Färber Teil 3 
13.Apr.24 10:36
732 from 1706

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

In seinem Physikkabinett ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fernseher mit Braun´scher Röhre gebaut worden. Ein Foto aus seinem Labor, wo man es eindeutig erkennt, fehlt jedoch bis jetzt.

Im September 1938 hält er den Vortrag

Nach Prag wurde Färber als Spezialist mehrfach in die Runde der Rundfunk- und Fernsehexperten eingeladen. Färber 2.von rechts ) 

In seinem Vortrag "Die Braun´sche Röhre im heutigen Fernsehempfänger, Übergang der Norm von 180 auf 441 Zeilen

Am 1.10.1938 begann der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in das Sudetenland. Bis 10.10.1939, so wie es vorgesehen war, sind diese 22500 km2 besetzt worden. 

Bleiben wir bei Dokumenten: eine Postkarte vom 9.Oktober 1940 an Herrn den Onkel Wilhelm Schall ist interessant.

Er schreibt hier (Auszug):

Lieber Onkel und Tante! Wegen der Kartoffelernte haben wir einige Tage Ferien, die ich zum Teil hier oben verbringe, einerseits zur Erholung, andererseits zur weiteren Beobachtung der Ausbreitungsarten der Berliner Fernsehwelle. Diese neue Versuchsreihe soll auch von mir im kommenden Winter fortgesetzt werden......

Prof. Färber hat also auch 1940/41 Empfangsversuche auf dem Schneeberg durchgeführt.

Kriegsbedingt kommt es auch zum Auslaufen  dieser Bildungseinrichtung zum 31.Januar 1942. Aus der Schule wird ein Lazarett.

Prof. Färber war in die NSDAP eingetreten. Wieweit nur der Zeitgeist und die berufliche Stellung oder seine tatsächliche politische Orientierung die eigentliche Motivation zum Beitritt waren, diese Frage konnte nicht geklärt werden. 

Färber wird nach Kattowitz versetzt. Er will jedoch unter keinen Umständen in das Generalgouvernement. Er konnte sich über einen Ringtausch nach Illmenau/Thüringen an die damalige Ingenieurschule  (heute die Universität) versetzen lassen. 

AnfangMärz1945 kehrte Färber mit der Eisenbahn nach Bodenbach zurück. Dort war er dann wohl in der Firma Schmidding (Hersteller von Raketentriebwerken)  in Bodenbach beschäftigt.

Nun gehörte er nach Ende des 2. Weltkrieges nicht zu den Reichsdeutschen, die ohne wenn und aber abgeschoben wurden sondern er musste als sogenannter "nützlicher Ausländer" dableiben.

In eben diesem Rüstungsbetrieb wurde er auch nach 1945 als unentbehrlicher Spezialist weiterbeschäftigt.

Die Schmidding-Werke wurden von sowjetischen Wissenschaftlern besetzt, einigen ehemaligen Mitarbeitern wurde angeboten, für das laufende Projekt in die UdSSR zu ziehen. Färber blieb jedoch in Podmokly und arbeitete noch bis 1955 . Über seine dortige Tätigkeit habe ich nichts gefunden.

Er könnte Mitglied im "Kulturverband der Deutschen Minderheit" geworden sein, dort engagierte er sich durch seine Vortragstätigkeit mit Gedichten von Schiller, Goethe und anderen.

Am 20.Januar 1958 erkrankte er an einer Lungenentzündung und war fortan ans Bett gefesselt.Trotz intensiver Bemühungen der Ärzte im Tetschener Krankenhaus den sehr geschätzten Wissenschaftler am leben zu erhalten und auch Bereitstellung neuester Medikamente aus der Schweiz und den USA  sowie künstliche Ernährung waren erfolglos. Am 2.Mai 1958 verstarb Prof . Färber.

Die Beisetzung erfolgte auf dem Friedhof in Děčín-Folknáře am 07.Mai 1958  14,00 Uhr

Aufbahrung

Letzter Weggang

Bewahren wir diesem bedeutenden Mann ein ehrendes Gedenken!

 

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