Fernsehturm Dequede
Fernsehturm Dequede

Das kleine Dorf Dequede, etwa 7 km nordwestlich von Osterburg im Landkeis Stendal gelegen hat nicht mal 60 Einwohner. Durch den Aufbau der Richtfunkstrecke für das Programm des Deutschen Fernsehfunks und perspektivisch für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Gartow im Wendland (Niedersachsen) war dieser Standort sehr wichtig.
Hier sehen wir auf dem sehr schönen Foto von Sebastian Sroke, Licht von dieser Welt.de den Ortskern von Dequede . Das Dorf ist eingemeindet nach Krevese.
Bevor ich jedoch zu dem Fernsehturm Dequede komme, möchte ich hier etwas zum Stuttgarter Fernsehturm ausführen.
Ursprünglich war auf dem 485,5 m hohem Berg "Bopser" ein etwa 200 m hoher Stahlgittermast geplant für Abstrahlung des Fernsehens und UKW. Gegen diese Konstruktion gab es jedoch Bedenken. Der Hochbauing. Fritz Leonhardt engagierte sich sehr für das Vorhaben und legte mehrere Entwürfe vor. Am 13.Mai 1954 dann den endgültigen. Am 9.Juni 1954 erhielt der SDR ( Süddeutscher Rundfunk ) die vorläufige Baugenehmigung. Am 10.Juni führte der damalige Indendant Fritz Eberhard den ersten Spatenstich aus. in den nächsten Tagen hoben Bagger die 30 m im Durchmesser und 8,40 m tiefe Baugrube für das Fundamant aus.Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services.
Als nächstes wurden die Fundamentarbeiten ausgeführt. Die Stärke der Bodenplatte welche auf eine Sauberkeitssschicht aufgelegt wurde, beträgt 60 ...70 cm. Im Bau der Turmfuß.
Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Der Turmschaft wurde mittels Kletterschalung bis zu 2,50 m täglich höher gezogen. Da sich der Schaftdurchmesser nach oben etwas verjüngt, musste ständig mittels Schraubspindeln neu justiert werden.Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Wetterbedingt kam es zum Rückstand im Bau, der Turm war am 19.Oktober 1954 erst 35 m hoch. Dann wurde es auch noch kalt. Der frische Beton musste vor Frost geschützt werden und es wurden sogar Ölbrenner zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Am 21.12.1954 war das Bauwerk auf 136 m Höhe gewachsen. Im Bild der Turmschaft im RohbauBildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Mitte März 1955 wurde der Turmkorb auf den Schaft aufgesetzt.
Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Hier werden im Turmkorb Fensterelemente eingesetzt.Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Die Bauleute hatten nicht nur frische Luft und gute Aussicht sondern auch die Möglichkeit mit einem Baufahrstuhl zu fahren
Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Am 5.Februar 1956 wurde durch den SDR Indendanten Fritz Eberhard der Turm feierlich eröffnet, das Deutsche Fernsehen war dann auf VHF Kanal 11 bereits auf Sendung, UKW Sender folgten am 25.Mai 1956.
Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
So, nun will ich das Objekt Stuttgart wieder verlassen. Hier noch ein aktuelles Foto 216,6 m hoch . Der Turm wurde 1986 unter Denkmalschutz gestellt.
Bildnachweis:SWR Fernsehturm Stuttgart, SWR Media Services
Ich bedanke mich sehr für die hervorragende Unterstützung durch die SWR Media Services GmbH vertreten durch Herrn Francisco Hoyo. Ich habe die Hoffnung, daß ein Radiomuseumsmitglied aus dem Großraum Stuttgart einen aktuellen Beitrag dazu verfasst.
Willkommen wieder in Dequede
Foto Ernst Bornemann
Knapp 60 Seelen wohnen in diesem kleinen Dorf. Unter dem Ortseingangsschild sehen wir einen preußischen Rundsockelstein.
Es gibt eine kleine Dorfkirche, ein romanischer Feldsteinbau, der erstmals schon im 12. Jhd. erwähnt wird und evangelisch ist. Der Fachwerkturm ist später aufgesetzt. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Foto Corrie Leitz
Foto: Ernst Bornemann
Natürlich überragt er alles, der 184,5 m hohe , südlich des Dorfes stehende Richtfunk- und Fernsehturm.
Er ist der erste Spannbetonturm, der weltweit errichtet wurde und nach dem Stuttgarter TV- Turm der erste in der ehemaligen DDR. Der 12.Oktober 1956 war der Tag der Grundsteinlegung für den Turm. Dabei war damals auch der Bürgermeister von Dequede Alfred Noak. Der Ort hatte im Jahre 1956 noch 380 Einwohner ! Über eine Leiter stiegen die geladenen Gäste in die 4,14 m tiefe Baugrube hinab.
Bereits am Folgetag wurden die ersten Betonarbeiten ausgeführt.
Wie heißt es so schön, wer sucht, der findet. Zunächst war ich geschockt, als ich hörte, daß nach der Wiedervereingung große "Aufräumaktionen" erfolgten und damit auch viele Dokumente in die Container und damit dem Altstoffhandel zugeführt wurden....diese Dokumentation fand jedoch einen Platz im Heimatmuseum Osterburg und wurde jetzt wieder entdeckt. Ich erhielt die Zustimmung, diese hier auszugsweise zu veröffentlichen.
Heinz Wenisch war 36 Jahre Leiter dieser Fernsehturm Einrichtung. Er wurde 1930 im Sudetengau in Komotau geboren, im September 1946 mit seiner Familie nach Sachsen abgeschoben nach einem Zwischenaufenthalt in Dessau ging es nach Köthen. Dort bekam er eine Lehrstelle als Rundfunkmechaniker. Er schloß diese Ausbildung mit dem Prädikat "sehr gut" ab und arbeitete zunächst als Rundfunkmechaniker. Dort sah er jedoch keine berufliche Perspektive.
Er bewarb sich beim Landessender Halle in Bernburg. Er wurde genommen und so begann seine Arbeit im Funkwesen der Deutschen Post. Er qualifizierte sich weiter zum "Rundfunkmechanikermeister" und studierte als Fernstudent an der Ingenieurschule Mittweida mit dem Abschluß "Ingenieur für Funkgerätebau". Später führte ihn ein weiteres Fernstudium an die TU Dresden, wo er mit dem Diplom abschloß. Im Oktober 1959 wurde er Leiter der Sendestelle Dequede. Er verstarb, bereits erblindet, am 8.September 2019. Man kann sagen, er hatte sein Leben für den Turm eingerichtet und das war sicher ein Glücksfall auch damals für die Deutsche Post !
Nochmal zurück zum Tag der Grundsteinlegung am 12.Oktober 1956
Am 1.Oktober 1959 war Richtfest. Nun begann die Installation der Technik.Die Signalzuführungen über die Nordstrecke von Schwerin über Pinnow und die Weststrecke von Birkholzaue über Perwenitz, Rhinow waren schlichtweg noch nicht fertig.
Um das Vorzeigeprojekt der DDR in Betrieb zu nehmen richtete man eine Ballempfangsverbindung vom Brocken für zunächst ein UKW- Programm ein.
Ein UKW-Sender im Fernsehturm der Deutschen Post der DDR in Dequede Foto vom 10.07.1962, Manfred Dummer, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Auch ein erster Fernsehsender folgte . Die örtliche Tageszeitung schrieb sogar von Verbesserungen des Fernsehempfanges in der Region. Vermutlich besaß der "Journalist" selbst keinen Fernseher und konnte deshalb nur so etwas schreiben. Wie auf UKW konnte man das Signal des Deutschen Fernsehfunks über einen Ballempfänger vom Brocken zuführen und dann auf Kanal 14 ausstrahlen. Bis auf einige Versuchsgeräte mit solchen Tunern war im Handel der DDR serienmäßig nichts erhältlich .
Zum Kanal 14 eine Erläuterung: Der Bildträgerfrequenz 471,25 MHz und der Tonträger 476,75 MHz war zunächst ( nennen wir es nach alter Systematik) der UHF-Kanal 14 zugeordnet. Dies wurde Anfang der 60iger Jahre geändert und aus dem Kanal 14 wurde der Kanal 21, der unterste des damaligen neuen UHF-Bereiches.
Foto: Manfred Dummer 1962 , Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Mitarbeiter der Deutschen Post der DDR bei der Überwachung des Fernsehprogramms am Sender- und Schaltpult auf dem Fernseh- und UKW-Turm in Dequede
Foto: Manfred Dummer 1962 , Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Solche 2 KW- UHF- Sender von Siemens wurden auch auf weiteren Standorten in der DDR installiert und das 1. Programm des DFF ausgestrahlt zu Versuchs- und Prüfzwecken, zur Sicherung zugeteilter Freguenzen....zum Beipiel in Prenzlauer Berg auf Kanal 29.
Zum damaligen Zeitpunkt war eine mobile Richtfunkstrecke über Dequede nach Niedersachsen noch nicht in der Realisierung. Die DDR hatte ja im Frühjahr 1960 auf Veranlassung der Sowjetunion eine mobile Richtfunkstrecke vom Typ TM110 zwischen Torfhaus ( Brocken West) und dem Brocken in Betrieb genommen. Das war zwischenstaatlich nicht vereinbart, man könnte diese noch viele Jahre genutzte Richtfunkstrecke auch als illegal bezeichnen.
Die eigentliche Aufgabe von Dequede war zunächst der Richtfunk. Die Modulationsversorgung der Westrecke konnte jedoch erst beginnen, wenn der letzte Sender in dieser Kette im Betrieb war. Dies war der Standort Rhinow am 24.07.61, Dauerbetrieb ab 01.08.1961. Über die Nordstrecke dauerte es sogar noch etwas länger. Aber am 7.Oktober ging auch der Standort Pinnow in Betrieb und damit war der Ring geschlossen.
Foto Karl Wilberg Foto von 1959. Foto überführt in den Bestand des Heimatmuseums Osterburg
Nennen wir das Foto "Ernteromantik mit Fernsehturm"
Antennenträger des TV Turmes Dequede Foto vom 17.07.1962, Manfred Dummer, Museumsstiftung Post und Telekommunikation.
"Hauptfeind" war in der DDR der RIAS. Dieser konnte auf Mittelwelle in der gesamten DDR empfangen werden. Deshalb wurde auch in Dequede ein 2,2 kW Mittelwellensender im hinteren Geländegebiet aufgebaut. Eigentlich war das Fotografieren von solchen Störsenderanlagen stregstens verboten, abe versehentlich rutschte der Fotoapparates doch mal in die verbotene Zone. Hier sehen wir die Sendemasten des Störsenders.
Offiziell wurde dieser als Lückenfüllsender bezeichnet. Er strahlte das Programm des Berliner Rundfunks über zwei Langdrahtantennen aus, welche an drei Masten befestigt waren.. Der Sender selbst war in einer ehemaligen Baubaracke untergebracht und in Osterburg war das Programm des Berliner Rundfunks zu empfangen. Durch den Frequenzversatz zum RIAS von etwa 500 Hz kam es dann in größeren Entfernungen zu den gewünschten Interferenzstörungen.
TV Turm Dequede Foto vom 13.07.1966 Manfred Dummer, Museumsstiftung Post und Telekommunikation.
1963 wurden bereits 4 UKW-Programme abgestrahlt.
Im Jahre 1965 begann man mit der Rekonstruktion der Richtfunkstrecke. Im Ergebnis verbesserte sich die qualitative Versorgung der Sender mit UKW und Fernsehprogrammen.
Ab 1968 sendeten bereits zwei UKW Sender in Stereo von Dequede.
Was der Sender und seine Technik zum Arbeiten brauchte, das steht wieder in der Chronik:
Ursprünglich waren die neu errichteten Übertragungs- und Sendeanlagen der deutschen Post mit Ölheizungen ausgestattet. Im September 1981 wurden die Erdöllieferungen aus der UdSSR drastisch reduziert und verteuert. Es wurde die fatale Entscheidung getroffen, Umstellung auf einheimische Energieträger. Dies war in erster Linie die Braunkohle, nicht etwa Briketts sondern die sogenannte Rohbraunkohle. Vom Förderband aus dem Tagebau in die Waggons und ab ging es zu Verteilerstellen in den Bezirken. Die Umbauarbeiten der Heizhäuser liefen auf Hochtouren. Auch in Dequede wurde das Heizhaus auf diesen Brennstoff umgebaut, das heißt es mussten neue Kessel eingebaut werden, wenn es platzmäßig nicht möglich war, musste das Heizhaus erweitert werden. Die notwendige Menge von Rauchgasentstaubungsanlagen war bei weitem nicht lieferbar. So wurden die Rohkohlekraftwerke zu Dreckschleudern !
Es ist ja so, daß mit der Rohkohle ein hoher Wasseranteil mit transportiert wurde und auch beim Verbrennen entsteht erst Wärme, wenn das Wasser verdampft ist. Dazu mußten Freilagerflächen angelegt werden. Bei trockenem Wetter und Wind stäubte der Kohlehaufen, manchmal kam es auch zu Selbstentzündungen. Mit solchen Problemen hatte sich auch Herr Wenisch in seinem Objekt zu stellen.
Aber es gab ja auch positive Erlebnisse. geplant war die Einführung des Farbfernsehens in der DDR. Am 25. August 1967 um 10,57 drückte der damalige Bundesaußenminister Willy Brandt auf der IFA in Berlin - West den Roten Knopf und startete damit das Farbfernsehen in Deutschland. Da dieser Start schief ging, war es dem Neuen Deutschland eine Meldung auf der ersten Seite wert, aber lesen Sie selbst.
In der DDR selbst wurde mit voller Kraft an der Eröffnung des Farbfernsehens gearbeitet. westliche Sanktionen waren dabei nicht dienlich aber, und ich kann aus heutiger Sicht nur sagen Hut ab, wir schafften das! Ursprünglich war der Start am 7.Oktober 1969 geplant, wurde jedoch kurzfristig vorverlegt auf den 3. Oktober.
Die ersten 1000 Farbfernsehgeräte vom Typ "Color20" waren im VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt gefertigt. Eines der wirtschaftlichsten volltransistorisierten TV Geräte damals ! Hätten wir von Anfang an serienreife Bildröhren gehabt.... die von der UdSSR gelieferten waren jedenfalls dieser Sache nicht förderlich.
Vier Standorte wurden für die Ausstrahlung des zweiten Programmes für die Farbsendungen festgelegt. Neben dem natürlich alles in den Schatten stellenden Fernsehturm in der Hauptstadt Berlin, wurde auch in Dresden vom gerade fertiggestellten Fernsehturm gesendet.
Dequede und Schwerin waren die weiteren Standorte für diesen Farbfernsehstart im sowjetisch- französischen System Secam III B. Ich denke, da gab es mit der Standortwahl auch Überlegungen, man hatte ja auch bereits UHF- Sender für die Ausstrahlung des 2. DFF Programmes auf dem Inselsberg und dem Brocken, allerdings in Schwarz-weiß nun auch an der Grenze zu Niedersachsen und Hamburg. Da konnten ja Millionen Bundesbürger die zwei Programme des Deutschen Fernsehfunks sehen.
Wie lief das nun ab am 3.Oktober 1969. Häufig wurde berichtet, daß der Staatsratvorsitzende Walter Ulbricht 20 Uhr im Foyer des Neuen Fernsehturmes am Alexanderplatz den roten Knopf drückte.
Tatsächlich wurde diese Eröffnungsrede bereits 15,00 Uhr in seinem Amtssitz, dem Gebäude das Staatsrates, aufgezeichnet und dann als "Livesendung" 20,00 Uhr gezeigt.
Um 20,15 Uhr sendete der DFF2 auch für die Intervision die Farbsendung Grüße, Gäste, Gratulanten...eine heitere Revue zur Eröffnung des 2.Fernsehprogrammes mit den Moderatoren Jessy Rameik und Rolf Herricht. Um 21.55 Uhr gab es dann noch in Farbe die Reportage ALEXANDERPLATZ, vom Herzstück des hauptstädtischen Zentrums.... so ging der erste tolle Farbfernsehabend zu Ende.
In der nächsten Zukunft ging man von 6...7 Wochenstunden für Farbsendungen aus.
Auch in Dequede fieberte man dem Start entgegen.
Der UHF Sender war ohne großes Aufsehen Mitte des Jahres 1969 eingebaut worden. Er sendete auf KANAL 31 , der Bildsender 20 KW , der Tonsender 2 KW mit einem 25- fachen Antennengewinn , so lag seine teilnehmerwirksame Leistung bei 500 KW !
Auch der Industrievertrieb Rundfunk und Fernsehen in Magdeburg , einer der zehn Industrievertriebe in der DDR, hatte eine Möbelwagenladung "Color 20" erhalten. Das dürften etwa 50 Geräte gewesen sein. Ein Anfang ja, anders war es eben nicht machbar. In der BRD konnten zunächst die Zuschauer nur schwarz-weiß sehen, eine Multigerät (PAL/Secam IIIB ) hatte noch kein Hersteller in der Produktion.
So ist es auch nicht verwunderlich, daß die regionale Tageszeitung Ausgabe Burg am 16.10.1969 stolz berichtet: Am 7.Okober 1969 wurde auf VHF Kanal 12 ein leistungsstärkerer Sender mit ERP 5 KW in Betrieb genommen.
In dem Artikel vom 16.10.1969 in der Kreisausgabe Burg steht nicht ein Wort über das 2. Programm, nur über den Kanal 12 Sender ....Interessant wäre hier zu erfahren, ob in Osterburg, Dequede oder umliegenden Ortschaften damals schon jemand stolzer Besitzer eines "Color 20" war und oder wie dieses Ereignis gefeiert wurde... ?
Der nächste Höhepunkt, der die Wichtigkeit dieses Objektes nach oben preschen ließ, kam mit dem Protokoll zwischen der BRD und der DDR vom 30.September 1971 über den Post und Fernmeldeverkehr.
Demnach konnten Richtfunkverbindungen über Dequede durch die DDR bis in die UdSSR geschaltet werden. Ab wann es zur Nutzung kam, habe ich leider nirgendwo finden können. Sicher wurde jede Übertragung bzw. Durchleitung protokolliert und auch abgerechnet.
Heinz Wenisch hat ab und an auch mal Besuch zu empfangen, in seiner Dokumentation finde ich dazu das folgende Bild:
Mit einer sowjetischen Armeeeinheit wurde vor Ort ein Freundschaftsvertrag geschlossen, das gehörte dazu. Letztendlich waren Soldaten der Sowjetarmee, die von Ihren Kommandeuren abgestellt wurden, für Arbeiten im Außengelände immer willkommen.
Übrigens falsche Modelle vom Fernsehturm Dequede kursierten reichlich.
Die Deutsche Post der DDR beschloss Briefmarken zu dem Richtfunk- und Fernsehturm herauszubringen. Das geschah nicht etwa im Jahr der Eröffnung 1959 sondern erst 1978 und 1980.
25 Jahre Dequede. Am 6.Oktober 1984 war es soweit. Sieben Köche, Meisteranwärter aus dem Bezirk Magdeburg zeigten Ihr Können in der warmen und kalten Küche.
Im Turm selbst war ein Personenaufzug eingebaut. Einen zweiten gab es nicht, deshalb konnte auch kein Cafe oder eine öffentliche Aussichtsplattform eingerichtet werden. Aber es gab ja noch eine Treppe mit 576 Stufen im Turm.
In Dequede war auch ein mobiler UKW- Sender mit einer 1 KW bzw 10 KW- Stufe mit Stromversorgung, sowie Werkstattwagen und Lüfterwagen stationiert. Mit dieser Technik sollte am Tag X von einem geheimen Ort aus die Bevölkerung informiert werden.
Am 22.März 1987 kam es zu einem totalen Senderausfall des Band IV Senders. Auf den ersten Blick waren einige Bauelemente verschmort am VF- Verstärker únd weitere defekte Bauelemente. Das hätte zu einem großen Brand führen können. Die Kollegen machten sich an die Arbeit . Nach einigen Stunden lief der Sender wieder. Ärger gab es, weil die Kollegen ihre vorgesetzte Dienststelle nicht über die Situation informiert hatten. Wie es hätte ausgehen können, das sehen Sie in Calau, Ein Feuerlöschteich wurde angelegt und eine Art Betriebsfeuerwehr mit TS8 ausgestattet , wurde aufgebaut sowie regelmäßige Brandschutzübungen durchgeführt.
Ab August 1986 sendete der fünfte UKW- Sender von Dequede. der Jugendsender DT64 auf 101,00 MHz in stereo.
Das war die letzte größere Sache bis zur politischen Wende . Die Kollegen der Deutschen Post wurden größtenteils übernommen, jedoch degradiert. Neue Vorgesetzte, neues Denken, andere Technik, Umbauten....
Diese Geschichte ist eine andere.... ich plane dazu demnächst einen Teil 2....
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Fernsehturm Dequede Erinnerungen Brigadebuch 1960 - 1967

Da wurde sogar eine Erinnerungs- CD angefertigt. Ein Teil der ehemeligen Belegschaft hatte sich an diesem Tage hier wiedergetroffen. Ein Grund nochmal alte Erinnerungen auszutauschen.
Anfang 1960 wurde auch die Brigade " Professor Joliot-Curie " gegründet. Dort waren alle Mitarbeiter Mitglieder der Brigade.
Von allen Büchern, beginnend 1960 bis zum Ende der DDR, sind diese im Heimatmuseum in Osterburg vorhanden. Nur ein Brigadebuch befindet sich im Besitz von Rüdiger Haase, Rundfunkmuseum Werben.
Beim Studium dieser Bücher habe ich festgestellt, daß es eigentlich keine Schönfärbereien gab sondern offensichtlich realistisch eingetragen wurde.
Dequede gehörte damals zum Funkamt Burg ( bei Magdeburg).
Brigadebücher sind für meine Artikel wichtige Zeitdokumente. Im ersten Brigadebuch werden die einzelnen Kollegen und deren Arbeit vorgestellt. Es gibt jedoch auch erste Kritiken zu lesen:
Zu einem richitgen Brigadeleben gehörte auch ein jährlicher Betriebsausflug, aber schauen wir dazu in das Brigadebuch.
Also am 26.August 1962 um 04,00 Uhr losgefahren und um 11,00 Uhr in Rostock eingetroffen. Die Strecke war etwa 215 km, eine Autobahn gab es damals noch nicht. Interessant, wie dieser Tag verläuft, weiter dazu im Brigadebuch:
Auch die Fenster im Turmkopf müssen einmal gereinigt werden. Aber Fachkräfte sind rar und so wird die "Hilf Dir Selbstmethode" angewendet:
Am 3.Oktober 1962 besteht die Sendestelle Dequede drei Jahre. Im Tagebuch finden sich die ersten Erinnerungen:
Als der erste UKW-Sender , es war der 1-kW-Sender, das erste mal sein Programm ausstrahlte, waren es sieben Kollegen, die zum Personal der Sendestelle gehörten.
Ein Tiefstrahler, welcher an einem provisorischem Haken an der schallschluckenden Decke hing, war die einzigste Beleuchtung in der 5.Etage. Für die vorgesehene Beleuchtung waren die Maurer noch dabei die Dübellöcher zu stemmen.
Die Heizungsanlage war ebenfalls noch nicht in Betrieb, elektrische Heizkörper waren im Einsatz.
Als die Heizung dann betriebsfähig war, mußte sie vom Senderpersonal mit bedient werden.
Es gab damals noch keine Produktionsberatungen. Jetzt kann man aus den Protokollen der Produktionsberatungen folgendes entnehmen:
Eine Brigade mit 27 Mitgliedern kämpft um den Titel "Sozialistische Brigade".
In der 5.Etage ist ein 20/4 kW Fernsehsender im Band IV in Betrieb gegangen, einer von den fünf, welche die DDR über die UdSSR wegen Embargo damals eingekauft hat, siehe weitere Infos unter Schwerin.
In der 4. Etage arbeiten zwei 10-kW-UKW-Sender vom Funkwerk Köpenick und in der 3. Etage Dezi-Richtverbindungsgeräte für Ton und Bild....
Natürlich gab es weitere Höhepunkte, so zum Beispiel am 18.Juli 1962 den ersten Brigadeabend, wo auch die Ehepartner eingeladen waren.
Alljährlich gab es einen "Monat des Arbeitsschutzes". 1962 . Am 30.September wurde die Brigade für die vorblldliche Arbeit mit einer Prämie von 150 DM ( Mark der DDR) ausgezeichnet.
Was gehörte noch so zum Brigadeleben ?
Auf jeden Fall der 8.März , der Internationale Frauentag, Außerem hatten die Kollegen der Sendestelle sich verpflichtet 500 Stunden in der Landwirtschaft zu helfen.. Im Jahre 1962 leisteten die Kollegen sogar 700 Stunden in ihrer Freizeit.
Auch ein Patenschaftsvertrag mit einer Schulklasse, damals die 7 b der Oberschule iI in Osterburg wurde geschlossen.
Am 25.11.1964 erhalten die Kollegen vom Funkamt ihren alten 1 kW-WF-Reservesender generalüberholt und automatisiert zurück. Er wird für die zwei 10kW-UKW-Sender vorgehalten. Kostensparend war die Idee vom Kollegen Budzinski, diesen an die zentrale Belüftungsanlage für die Richtfunkgeräte mit anzuschließen.
der "eingesparte" Lüfter wurde als fahrbarer Reservelüfter für die zwei 10kW-UKW- Sender umgebaut.
In der Sendestelle Dequede wurde der Neuerervorschlag "Modaufschaltung"realisiert. Inzwischen strahlten 4 UKW-Sender die Programme Radio DDR I , Radio DDR II, Deutschlandsender und Berliner Rundfunk ab. Damit hatte das überwachende Sendepersonal eine große Verantwortung. Die UKW-Sendermodulation mußte 1/4-stündlich kontrolliert werden. die NF gelangte zum Teil über die RVG955- Strecke von Berlin Mithilfe von Relaisstationen bis zu unserer Sendestelle.
Die anliegende Mod am RVG955-Empfänger mußte damals manuell mittels Überbrückungsstecker auf den Sender gesteckt werden, das war bei den zwei UKW-Sendern beherrschbar. Jetzt waren es jedoch vier Sender , damit wurde die Mod-Aufschaltung weitaus schwieriger und es entstand der Nachteil, daß bei unsachgemäßem Kontrollieren ein falsches Programm zur Ausstrahlung hätte kommen könnte.
Durch die Realierung des Neuerervorschlages wurde die Mod-Umschaltung automatisiert und der Reservesender konnte bei Ausfall eines Senders innerhalb weniger Sekunden zugeschaltet werden.
Am 11.September 1965 lese ich, daß die Montagearbeiten der Hohlleiter der neuen RVG958 zu den Parabolspiegeln fortgeschritten sind. FFAB Berlin, unter dem Bauleitendem Herbert Haack und mit mehreren Kollegen von RAFENA Radeberg, arbeiten daran.
Auch zwei Moneure vom Heizungsbau Schubert aus Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) sind eingetroffen und haben die Arbeiten zur Vollautomatisierung der Öl-Heizungsanlage aufgenommen. Auch der Elektromeister Gitzel aus Arendsee hat seine Installationsarbeiten begonnen.
Endlich ist er da, der WARTBURG Kombi . Das war in der DDR natürlich ein Großereignis.
Foto: Museumsstiftung Post und Telekommunikation / Museum für Kommunikation Berlin
...und es gibt noch einen zweiten Erfolg, die Firma "Blitzblank" aus Magdeburg putzt jetzt die Fenster!
Im April 1967 finde ich folgende interessante Eintragung:
I
I
Im Mai 1967 kommt erstmalig eine "Tierschau" ins Brigadebuch, aber lesen Sie selbst:
Nun finde ich einen sensationellen Artikel im Brigadebuch, datiert vom 29.09.1967 . Es ist die Kopie eines Schreibens an das Funkamt Burg
betreffend SM 6 Betrieb
In meinen Veröffentlichungen zum Sender Plauen und RIAS Berlin und seine Störsender können Sie darüber vieles erfahren.
Der SM6 wird in dem o.g. Schreiben als " Sonderanlage" bezeichnet. Eine solche wurde auch in Dequede ( siehe Teil1 ) installiert.
Das angewendet auf alle Störsenderstandorte hätte ja Millioneneinsparungen ergeben und dringend benötigte Arbeitskräfte freigesetzt, auf jeden Fall konnte dieser Vorschlag geprüft und auch für "normale" Am-Sender genutzt werden.
Am 30.09.1968 lese ich, daß nachdem im Berliner, Dresdner und Leipziger Raum bereits Stereosendungen ausgestrahlt werden nun auch die Nordbezirke dazukommen.
Die wöchentliche Sendezeit wurde von 15 auf 30 Stunden erhöht und in Dequede der UKW-Sender III , mit dem Programm Radio DDR I auf Stereotüchtigkeit nachgerüstet.
Im Kampfprogramm 1969 zur Erringung des Titels "Kollektiv der Sozialistischen Arbeit" was jährlich verabschiedet wurde sind einige Punkte, die ich hier aus den vielen Seiten mal herausziehe
Punkt 5 : Zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit dem Programm des DFF ist es erforderlich, in der Betriebsstelle Dequede einen Band III-Sender in Betrieb zu nehmen. Zugewiesen wurde ein "gebrauchter" Siemens-Sender, welchen die Kollegen im Bereich des Funkamtes Leipzig-Wiederau selbst abbauen mußten. Der Abbau in Leipzig und die Umsetzung nach Dequede erfolgte im Zeitraum 3.2.-7.2.1969.
Punkt 6 : Die Sonderanlagen (SM6) werden automatisiert, wie in dem obigen Brief vorgechlagen).
Die Sonderanlagen wurden auf programmierte Steuerung umgebaut, so daß die Antennen- und Frequenzumschaltung automatisch erfolgt.
Punkt13 : Um sich von Importteilen störfrei zu machen wurden die vorhandenen 20 kW Drehstrombrücken umgerüstet ( die SIEMENS.Dioden wurden ersetzt ). ist erledigt.
Punkt 14 : Seit November 1968 wird der Band IV-Sender zwecks Einführung des II.Fernsehprogrammes im RFZ umgebaut. Umbau ist erledigt.
10 Jahre Dequede in der "Volksstimme" Ausgabe Osterburg vom 26.09.1969
Also fassen wir nochmal zusammen was in den ersten 10 Jahren passierte.
4 UKW Programme (Radio DDR I und DDR ii in stereo )
1. Fernsehprogramm Deutscher Fernsehfunk ( Sender nicht farbtüchtig )
2. Fernsehprogramm Deutscher Fernsehfunk auf UHF (Farbübertragungen SECAM III B)
Richtfunk Weststrecke und zur Nordstrecke Richtung Schwerin
Ich suche noch in den anderen Brigadebüchern nach interessanten Beiträgen, geplant ist Dequede Teil 2.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.