Frequenzdifferenzen der LW-und MW-Sender

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ID: 386410
Frequenzdifferenzen der LW-und MW-Sender 
17.Oct.15 14:57
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Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

Jetzt werden die Nächte wieder länger und darum der Empfang der Fernsender im LW- und MW-Bereich über die Raumwelle für Radiohobbyisten viel interessanter.

Wir alle wissen, dass die Ausbreitung über die verschiedenen reflektierenden Schichten mit mehr oder weniger starkem Fading einhergeht. Was mir auffällt, ca. 80% der Sender zeigen außer den erwähnten Fadingerscheinungen, hervorgerufen durch die inhomogene Ionosphäre, auch noch gleichmäßige periodische Schwankungen!

Durch Mehrfachbelegung einer Sendefrequenz sollten idealerweise die Abweichungen untereinander null sein! Das ist in der Praxis jedoch nicht, bzw. nur schwer erreichbar, wie untenstehende Beispiele deutlich machen.

 

Meine Geräteaufstellung

Mit obigen einfachen Messaufbau habe ich versucht, das zu dokumentieren. Vorweg möchte ich darauf hinweisen, dass man keine hohen Ansprüche betreff Genauigkeit stellen darf. Um die absoluten Frequenzabweichungen messen zu können, bedarf es eines exakten Frequenznormals, welches auch noch starr mit einem externen Frequenzstandard synchronisiert ist. Daher geben meine „Messungen“ nur die relativen Abweichungen wieder.

 

1251 kHz
Zunächst eine Darstellung der Feldstärkeschwankungen bei einem Sender aus Ungarn, welcher zu dieser Tageszeit (noch) nicht von einer zweiten Station überlagert wird. Wir sehen die unregelmäßigen Schwankungen über einen Zeitraum von neun Sekunden. Das ist als normal anzusehen.

 

252 kHz
Diese Langwellenfrequenz wird von zwei Stationen genutzt. Am S-Meter kann man zur Nachtzeit Schwankungen im Rhythmus von 4,3 Sekunden erkennen, was einer Differenz von ~ 0,23 Hz entspricht. Das ist also schon sehr wenig!

 

1233 kHz
Bei „Radio Dechovka“ sind insgesamt vier Sender im Gleichwellenbetrieb. Mir ist schon früher aufgefallen, dass ein gut hörbares, konstantes Flattern vorhanden ist. Mit einem Oszilloskop am NF-Ausgang messe ich ca. 11 Hz! Das ist aber noch nicht alles, obendrein ist eine weitere Differenz von ~ 1,1 Hz mit dem Schreiber feststellbar.
Welcher von den vier Sendern daneben liegt, kann ich auf Abstand nicht beurteilen. Ich kann mir wohl vorstellen, dass auch tagsüber im Nutzungsgebiet ebenfalls dieses 11 Hz Flattern in der Überlappungszone von zwei Sendern auftritt.

 

1449 kHz
Diese Frequenz wird in Großbritannien von vielen Low-Power Stationen genutzt. Ein weiterer Sender steht in Italien. Hier messe ich eine Abweichung untereinander von 4 Hz.

 

1458 kHz
Die regelmäßigen Radiohörer auf den MW-Frequenzen können sicherlich bestätigen, in der Vergangenheit war Radio Tirana eine Qual. Jahrelang war man nicht fähig, die enorme Frequenzabweichung von um die 360 Hz (!) nach unten gegenüber Lyca-Radio (vormals Sunrise-Radio) in den Griff zu bekommen. Das hat sich glücklicherweise geändert, es sind jetzt „nur“ noch 4,8 Hz.

 

1287 kHz
Zum Abschluss noch eine Besonderheit:
Ähnlich wie „Radio Dechovka“, wird ein Programm über mehrere Sender in NO-Spanien verbreitet. Man erkennt, dass da nicht nur eine, sondern auch eine weitere (kleinere) Frequenzdifferenz auf dem Schreiber abgebildet wird. Die höchste Abweichung beträgt ~ 4,5 Hz.

In den frühen Morgenstunden, noch vor Sonnenaufgang, sind komische Echoerscheinungen (bis zu einer halben Sekunde Verzögerung) feststellbar. Nach meiner Beurteilung müsste das mit der Modulationszuführung zu den jeweiligen Sendern zusammenhängen. Diese wird heutzutage auf digitalem Weg gemacht und geht mit den genannten Verzögerungen einher. Es besteht sicherlich die Möglichkeit, das auszugleichen.

Übrigens, diese Echoerscheinungen sind auch bei den rumänischen Stationen auf 603 kHz vorhanden, wenn der stark einfallende Sender bei Lyon mit der Ferritantenne ausgeblendet werden kann.

Hinweis:
In diesem Beitrag werden die Frequenzunterschiede, hervorgerufen durch die unterschiedlichen Frequenzabstände der Sender in Europa (9 kHz) und Amerika (10 kHz), nicht behandelt. Man erkennt das leicht an den 1 kHz oder 2 kHz Interferenztönen, welche sich meist in der zweiten Nachthälfte bemerkbar machen. Beispiele:

 Europa    ---  Amerika
1521 kHz --- 1520 kHz
1512 kHz --- 1510 kHz


 

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Offset-Listen 
12.Aug.16 08:52
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Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

In der MWLIST quick and easy: Europe, Africa and Middle East sind alle Rundfunksender dieser Regionen aufgelistet, außerdem auch die Frequenz-Offsets von der nominalen Frequenz.

Hat man eine bestimmte Frequenz angeklickt, erscheint hinter der Frequenzangabe „offset“, wodurch man sich die jeweilige Offset-Liste ansehen kann.

Hier ein Beispiel mit der Frequenz 549 kHz :

kHz exact ITU Station / Location Schedule  
549 548,979 NIG Kano State BC (Kano/Tukuntawa) 0430-2320 2009-01-23
549 548,9996 CHN CNR 5 Zhonghua zhi Sheng (Putian/SARFT824) 2055-1705 2013-03-09
549 549,0000 J JOAP NHK Radio 1 (Naha/Tomigusuku) 24h 2015-05-31
549 549,0000 UKR UR 1 Persha Prog. (Mykolaiv/Luch) 1500-1100 2014-12-26
549 549,00035 SVN Radio Koper/Radio Slovenija 1 (Beli Križ) 0300-2300 2014-12-26
549 549,0004 ARS SBC Radio Riyadh (Qurayyat) 0300-1500 2015-01-25
549 549,0005 IRL Spirit Radio (Carrickroe) 0700-2400 2015-01-24
549 549,0006 ALG Jil FM (Sidi Hamadouche) 24h 2014-12-26
549 549,0006 AUS 2CR ABC Central West NSW (Cumnock/Orange) 24h 2010-04-17
549 549,0060 IRN IRIB Radio Iran (Sirjan) 24h 2013-10-04

 

M. f. G. J. R.  

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