funkwe-dre: A201 (A 201); Minorette - Neuer Lack

ID: 120159
funkwe-dre: A201 (A 201); Minorette - Neuer Lack 
02.Sep.06 23:56
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Harald Pohlmann (D)
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Harald Pohlmann

Neuer Lack für die Minorette.

Mittlerweile sind mir schon mehrere Miroretten begegnet, von denen jedoch alle eine schlecht erhaltene oder oder unsachgemäß ausgebesserte Lackierung hatten. Den alten Lack einfach mit einer neuen Schicht zu übersprühen hat den entscheidenden Nachteil, dass Fehlstellen oder Kratzer auch nach der dritten oder vierten Schicht Neulack noch als Vertiefung sichtbar sind. Außerdem könnte eine schlechte Haftung des Altlackes auf dem Gehäuse später zu Rissen und Ablösungen führen.

Das Gerät in diesem Fall hatte noch den originalen Lack, der jedoch nicht mehr erhaltenswert war. Die Front ist cremefarben weiß und das übrige Gehäuse, einschließlich des schmalen umlaufenden Randes an der Vorderseite, in hellgrüner Metallicausführung. Der Lack auf der Front war stark zerrissen und die Farbstückchen wölbten sich nach außen wie der Boden eines austrocknenden Gewässers.

Der Lack mußte also komplett herunter, besonders auch zwischen den Stegen des Lautsprechergitters. Hier leistete der Abbeizer von 'Molto' gute Dienste.

Mit einem kleinen Pinsel in alle Ecken verteilt, weichte die Farbschicht auf und wurde zu einer gummiartigen Masse. Der geleeartige Abbeizer enthält einen Wirkstoff, der die Farbe erweicht und ein Lösemittel das sich nach einiger Zeit als nasser Film auf dem Gehäuse verteilt. Beim Überstreichen mit dem Pinsel rollte sich die Farbe zu kleinen Klumpen zusammen, die sich dann restlos vom Gehäuse lösen.

Bei anderen Lacken geht die Auflösung teilweise nicht so weit, sondern die Farbschicht erweicht zu kleinen Folienstücken, die man mit dem Spachtel oder einer Bürste entfernen muss. Am nächsten Tag wurde das Gehäuse noch unter Wasser mit einem Schmirgelschwamm von letzten Farbresten befreit und für die Neulackierung aufgeraut. Kleine Abplatzer im Bakelit habe ich mit 'Molto Schnellspachtel', einer Zahnpasta-artigen Spachtelmasse ausgefüllt. Diese trocknet schnell und schrumpft dabei fast nicht. Anschließend ist die Masse ähnlich hart wie Bakelit und lässt sich gut schleifen.

Als Neulack verwende ich gerne Acryllack in Spraydosen für den KFZ Bereich. Er lässt sich gut verarbeiten und ist in einer großen Auswahl an Farbtönen erhältlich. Als Besonderheit war die Front mit einem Silberspray unterhalb der weißen Farbschicht grundiert. Das hat den Vorteil, dass ein schlecht deckender Lack auf dunklem Grund nicht so dick aufgetragen werden muss, und dann auch keine Gefahr von Tränenbildung besteht. Metalliclack hat hingegen eine sehr hohe Deckkraft, da in ihm undurchsichtige Metallpartikel enthalten sind.

Die Front erhielt eine Grundierung mit 'Holts Rallye Silver'. Schon eine geringe Spraymenge reichte aus, um die Lamellen auf der Front komplett bis hinten hin hell werden zu lassen. Nach dem Trocknen wurde mit 'Motip Autolack' die cremefarbene Deckschicht aufgetragen. Der Korpus erhielt ebenfalls mit 'Motip Autolack' eine neue Grün-Metallic Lackierung, die im Farbton dem Original sehr nahe kommt.

Die Front habe ich dazu passend abgeklebt, um den umlaufenden Rand vorne ebenfalls in Metallicfarbe zu versehen. 

 

Die geringste Gefahr der Tränenbildung gibt es, wenn die Oberfläche beim Lackieren flach liegt. Um das Gehäuse umdrehen zu können ohne es anzufassen, kann man ein Kantholz oder einen Klotz mit Schaumstoff umwickeln und stramm von hinten ins Gehäuse stecken, so dass es we ein riesiges Eis am Stiel wirkt.

Ganz entscheidend für eine saubere Oberfläche sind Temperatur und Luftfeuchtgkeit. Die Lacke und Treibmittel sind meist auf Zimmer- (Werkstatt-) temperatur eingestellt und verlaufen dann zu einer einheitlich sauberen Schicht. Bei hoher Luftfeuchtigkeit besonders abends im Freien, bildet sich durch die Verdunstungskälte des Lösemittes ein Tauniederschlag, der Farbschlieren und eine porige Oberfläche zur Folge hat.

Harald Pohlmann

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