gemeinsch: VE301dyn (W) - einmal anders

ID: 153718
gemeinsch: VE301dyn (W) - einmal anders 
28.Nov.07 21:28
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Georg Richter (D)
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Georg Richter


Wer (dank der "Gnade der späten Geburt") nicht miterlebt hat womit sich die früheren Generationen geplagt haben um defekte Röhren durch andere zu ersetzen - weil das Original gerade nicht erhältlich oder nicht verfügbar war - oder sich Gedanken gemacht hat wie ein Empfänger zum Prüfgerät erweitert oder umgebaut werden könnte, dem geben zwei zeitgenössische Kapitel Aufschluss.

Das eine Kapitel ist extrahiert aus Band Nr.2022* der Lehrmeister Bücherei** (hier als ‘Lehrmeister-Rundfunk-Bücherei’) von E.W. Stockhusen:
Der Volksempfänger - so noch besser!
Er schreibt unter der Überschrift "Der VE als einfacher Prüfsender":

"Eine Anregung für Bastler und Funkwerkstätten. Für den Bastler stellt der VE ein sehr vielseitig verwendbares Gerät dar, er kann ihn nicht nur als Niederfrequenz-Vorverstärker, zum Schallplattenspiel oder als Prüfempfänger verwenden, sondern es besteht auch eine leicht ausführbare Möglichkeit, dies preiswerte Gerät als einfachen Prüfsender zu benutzen. Auch für kleinere Funkwerkstätten ist diese Anwendungsmöglichkeit oft recht angenehm. Wir geben daher mit Abb. 23 eine Schaltung für eine Prüfsenderergänzung zum Volksempfänger."

Das zweite Kapitel wird mit freundlicher Genehmigung der Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart ( www.kosmos.de ) auszugsweise aus dem
Handbuch der Rundfunk-Reparaturtechnik
Werner W. Diefenbach
Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart
Herausgegeben unter Lizenz-Nr. 21 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung im November 1947,
Auflage 5000 Exemplare
dank der hervorragenden Scans von Hans-Dieter Haase wiedergegeben.

Diefenbach schreibt zum Ende des Kapitels "Prüfsender":

"Wie an diesem Beispiel gezeigt wurde, ist es möglich, ein einziges Gerät, dessen Schaltung hier dem VE 301 Dyn entspricht und sinngemäß für die vor Jahren zahlreich auf dem Markt vorhandenen Einkreisempfänger gilt, für sechs verschiedene Prüfgruppen einzusetzen. An Stelle von sechs einzelnen Prüfgeräten kommt die Schaltung mit einem einzigen Prüfgerät aus. Auf diese Weise wird bei sparsamster Materialverwendung und höchster Ausnutzung im Endziel eine wesentliche Leistungssteigerung bei der Reparaturarbeit erreicht, wenn man nur mit dem Gerät richtig umzugehen versteht. Im übrigen wäre die Verwendung des VE über die gezeigten Beispiele hinausgehend als Tonfrequenzgenerator auch noch möglich. Es muß dem einzelnen selbst überlassen bleiben, in geeigneten älteren und als Empfänger nicht mehr lohnenswert einsatzfähigen Empfängern die Maßnahmen zu treffen, um sich einen behelfsmäßigen Ersatz für etwaige fehlende Einrichtungen zu schaffen."

Das Bild zeigt als Beispiel eine Valvo KL2 welche als notgedrungener Ersatz für die RES164 "umgetopft" wurde:



Der Widerstand (von 10 auf 7,3Ω abgewickelt) halbiert die 4V Heizspannung des VE auf die Brennspannung der KL2. Der Mehrbedarf an Heizstrom (260 statt 150mA) wurde billigend in Kauf genommen (und hoffentlich der Entbrummer entsprechend justiert - darauf hat mich KoBi hingewiesen).

In obiger KL2 hat ein Künstler ohne Handschuhe (der Fingerabdruck ist leider nur mit blossem Auge sichtbar) gewirkt:



GR

Anmerkungen:
*) Dritte, undatierte Ausgabe - wohl noch vor Kriegsende erschienen.
**) Der Verlag A. Philler in Minden als ursprünglicher Inhaber der Rechte war trotz allen Bemühungen nicht mehr zu ermitteln. Das Buch erschien auch als Reprint der 1941er-Ausgabe im Freundlieb Verlag und ist nun bei www.radiobookshop.de erhältlich. Anlagen:

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VE-/DKE-Prüfgerät 
24.Oct.08 17:18

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
Beiträge: 582
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Das Thema muss damals (1947) in der Luft gelegen haben oder alle haben voneinander abgeschrieben.

Bei einer Hausräumung wurden auf einem Dachboden diverse Unterlagen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, ein Selbstbaugerät und einige Röhren gefunden. Dabei war auch ein Schaltungsheft:

Im Anhang des Heftchens findet sich ein Artikel, der einen Geräteprüfer "Rekord" beschreibt. Wie bei Dieffenbach wird auch hier der VE301 benutzt (bzw. alternativ der DKE).

Hier der Artikel als pdf-Datei:

 

Anlagen:

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Herma Band 2 
24.Oct.08 18:05

Wolfgang Eckardt (D)
Ratsmitglied
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Wolfgang Eckardt

Der Herr Ing. H. Matzdorf muss ein fleißiger Mann gewesen sein, denn 1948 beglückt er alle "Radioreparateure" und Bastler mit einem 2. Band.
Immerhin war er da schon Mitglied der Kammer der Technik.

Beiden Bänden, die sicher in der unmittelbaren Nachkriegszeit einen Sinn hatten, ist aber leider gemeinsam, dass Druckqualität, Papier und besonders die sehr "einfach gehaltene" Zeichnungsart der Schaltbilder durch den Autor so typische "Nachkriegskinder" sind: man musste nehmen, was so gerade greifbar war....

W.E. 

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