Geschichte des Trautoniums

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Geschichte des Trautoniums 
01.Jul.11 17:01
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im Synthesizer-Magazin Mai/Juni 2011, Nr. 26, Seite 30 - 37 findet man einen sehr guten Artikel zur Geschichte des Trautoniums. Volker Effinger, der Autor dieses Artikels schildert darin die Entwicklung des Trautoniums von seinen Anfängen, als Friedrich Trautwein (daher der Name: Trautonium) 1930 als erster die Idee verwirklichte mit Hilfe von Sägezahn-Schwingungen und "Schwingkreisen" (genauer: RLC-Tiefpässen) erstmals "elektronisch erzeugte Vokalklangfarben" zu erzeugen. Dies war damals absolut neu und unterschied sich von den weichen Klängen, die mit Hilfe von "Ondes Martinot" oder "Theremin" realisierbar waren, denn diese Instrumente benutzten Sinus-Schwingungen. 

Oskar Sala, damals Student bei Hindemith, wurde von diesem mit Trautwein und dessen Erfindung bekannt gemacht - und war sofort davon begeistert. Dafür lernte er auch löten und studierte zusätzlich Physik. Der Rest seines Lebens war dann dem Trautonium gewidmet, welches er technisch weiter entwickelte bis zum "Mixtur-Trautonium". Diese (subharmonischen) Mixturen entstehen durch Frequenz-Teilung (Untertöne) und ergeben eine Moll-Tonreihe. Technisch wurde die Frequenzteilung durch Synchronisation von Thyratrons (RK1, später AC50) erreicht, worauf Sala Patente hatte.

Das "Volkstrautonium", das Telefunken 1933 produzierte, konnte nur in sehr geringen Stückzahlen verkauft werden, war also wirtschaftlich ein Flop. Die musikalischen Möglichkeiten dieses Gerätes waren auch vergleichsweise bescheiden.

Die gesamte weitere Entwicklung des Trautoniums zum zweimanualigen und zum Mixtur-Trautonium lag allein bei Oskar Sala, der immer nur Einzelstücke herstellte, die er alleine auch nur spielen konnte. Neben Orchesterstücken, die u.a. auch von Hindemith und Genzmer komponiert wurden, komponierte Sala viele Film-Musiken. Das berühmteste Beispiel ist sicher der Tontrack zu "Die Vögel" von Alfred Hitchcock , auch wenn es nicht allgemein bekannt sein dürfte, daß die "Vogelschreie" mit Hilfe des Trautoniums erzeugt wurden.

Anfang der '80er Jahre wurde dann an der Fachhochschule der Deutschen Bundespost Berlin u.a. im Rahmen von Diplomarbeiten ein Mixtur-Trautonium in Halbleitertechnik entwickelt, das für Oskar Sala schließlich "My fascinating Instrument" wurde.

Meilensteine - Die Evolution elektronischer Musikinstrumente
Trautonium (1930)
Mixturen und subharmonische Vogelschreie


Hallo Herr Prof. Rudolph,

es freut mich sehr, daß Ihnen mein Artikel gefällt! Es ist auch eine Menge Recherchearbeit dafür notwendig gewesen. Ihr Lob zeigt mir, daß sie sich gelohnt hat.
Ich habe meinen Chefredakteur kontaktiert und er ist einverstanden mit der Veröffentlichung auf Radiomuseum.org.
Sie finden das PDF im Anhang.

Vielen Dank und Grüsse,

Volker Effinger

Mein Dank geht an Volker Effinger und das Syntheizer-Magazin, aber auch an meinen Kollegen Prof. Dr.-Ing. Zahn, der mich informierte und an Herrn Renz, der das PDF File (1,9MB) RM.org konform machte.

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.