Einweggleichrichter und zwei Syteme?

ID: 78985
Dieser Artikel betrifft das Bauteil: Zur Röhre/Halbleiter

Einweggleichrichter und zwei Syteme? 
28.Nov.05 17:40
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Beim Sichten meiner Röhren entdeckte ich auch eine Röhre von Sator mit einwandfreier Beschriftung - so dachte ich jedenfalls.
Deutlich GL 4/2, also ein Blick in Vergleichstabellen, und sie wurde dort verglichen mit RGN2004 und Philips 1561 (Funke Prüfkartenverzeichnis; Röhren-Vademecum; Beier RTB 1953). Also gut, eine leistungsfähige Zweiweg-Gleichrichterröhre für große Radios. Erster optischer Eindruck einwandfrei, 2 Systeme sichtbar, Heizfäden intakt, Getterspiegel i.O.
Als ich sie prüfen wollte auf dem Funke W18 stutzte ich: da fehlt doch ein Stift am Sockel!

Da war nix abgebrochen, das war original!
Im Funke-Prüfkartenverzeichnis nachgeschaut - da waren 5 (fünf) Typen aufgeführt die alle mit GL4/2 anfingen und jeweils noch eine Bezeichnung danach hatten. Alle wurden mit der RGN2004 verglichen - aber eine nicht. Die sollte einer RGN1404 entsprechen. Die nannte sich GL4/2 E.
  
Kurzes Nachdenken - das war doch eine Einweg- Gleichrichterröhre, und die haben manchmal nur 3 "Beine".- Nun die Lupe raus, die Beschriftung untersucht, angehaucht - und siehe da - ein E kam zum Vorschein! Ganz schwach, aber es war nachweisbar, auf einem Foto aber nur sehr schlecht.

Also besitze ich jetzt eine der RGN1404 bzw. Philips1832 ähnliche Röhre. Für die habe ich zwar keine Verwendung, aber in der Röhrenvitrine zur Anschauung macht sie sich gut.

Das Bemerkenswerte daran ist - für mich auf jeden Fall - dass Sator scheinbar nur ein Röhrenmodell dieser Art gebaut hat und kurzer Hand den Draht der zweiten Anode mit Anode 1 im Sockel verbunden hat (das kann man auch mit der Lupe erkennen!), und somit die Röhre als Einweg-Gleichrichter umfunktionierte. Das E wurde scheinbar auch nachträglich gestempelt, da es so etwas "abseits" steht....

Nun die Frage: Hat Sator damit die Konstruktion der Einweg-Gleichrichterröhre eingespart oder gibt es ein Modell diesen Typs mit nur einem Röhrensystem, und meine Röhre ist eine "Notlösung"? 

Noch eine Bemerkung zu den Daten. Für die Heizung werden 4V bei 2A angegeben. Vergleicht man sie mit der genannten RGN1404, so braucht diese nur 1,3A. Eine Messung ergab aber, dass die GL4/2E knapp 2A Strom zieht, also nur ungefähr mit der RGN1404 verglichen werden kann. Die Anoden-Werte sind sich ähnlicher.

Wolfgang Eckardt





 

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Einweggleichrichter mit zwei Sytemen 
09.Dec.05 14:19

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Da sich leider noch kein Röhrensammler dazu geäußert hat, möchte ich meine Frage noch einmal aus der "Versenkung" holen:
Ist das eine Ausnahme nur bei Sator, dass eine aufgebaute Zweiweg-Gleichrichter-Röhre nur 3 "Beine" erhält, um als Einweg-Gleichrichter umfunktioniert zu werden oder gibt es so etwas bei anderen Typen auch?
Oder gibt es eine GL4/2E auch mit einem System?
Man könnte doch diese Röhre mit beiden Anodenanschlüssen ausliefern (als GL4/2) und dann bei Bedarf außen zusammenschalten. Z.B. so geschehen bei Modellen nach 1945 mit AZ11 (Anoden parallel) oder Selen wahlweise bzw. auch beim VE301 Wdyn.

W.E.

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CY1 mit 2 Systemen 
09.Dec.05 15:53

Wolfgang Bauer (A)
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Wolfgang Bauer

Sg. Herr Eckardt,

ich verweise auf meinen Beitrag:
http://www.radiomuseum.org/forum/cy1_sonderbare_bauart.html

Herr Roschÿ und ich haben auch so eine Röhre (CY1), bei der 2 Systeme im Kolben untergebracht sind, die aber nur zur Einweggleichrichtung verwendet werden.

MfG. WB.

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10.Dec.05 11:48

Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Hallo Herr Eckardt,

Röhren, die von der Konstruktion her als Zweiweggleichrichterröhre ausgeführt, aber nur als Einweggleichrichter geschaltet, bzw. gesockelt sind, findet man schon hin und wieder.

Als besonders bösartig finde ich solche, bei denen die beiden Anoden schon im Innern verbunden sind.
So besitze ich eine 1810 (RGN354), die zwei getrennte Anoden hat, die aber mit einem dicken Drahtstab direkt miteinander verschweißt sind.
Wären jedoch beide Anoden mit Drähten getrennt herausgeführt, so könnte man den Sockel entfernen und die beiden Anoden an einem 4- Stift- Sockel getrennt anschließen. Man hätte dann eine Zweiweggleichrichterröhre ähnlich der 1801 (RGN504).

MfG JR

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Nicht nur Sator ... 
12.Dec.05 17:23

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Vielen Dank Herr Bauer und Herr Roschy,

nun weiß ich wenigstens, was für ein "nicht alltägliches" Exemplar ich in meiner Röhrensammlung habe und dass nicht nur Sator solche merkwürdigen Typen auf den Markt brachte.
Sicher sind die genauen Gründe für diese Herstellung heute kaum noch nachzuvollziehen.
Mit Herrn Roschys Worten - ist die GL4/2E kein so "bösartiges" Exemplar, da ich ja im Notfall den 3-Stift-Sockel entfernen könnte und hätte dann einen Zweiweg-Gleichrichter etwa RGN1054......
(Es wär' schade drum!)
W.E.

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