graetz: 177W; Spitzen Super, Reparaturbericht

ID: 389239
Dieser Artikel betrifft das Modell: Spitzen Super 177W (Graetz, Altena (Westfalen))

graetz: 177W; Spitzen Super, Reparaturbericht 
09.Dec.15 15:48
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Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Innerhalb von einer Woche bin ich stolzer Besitzer zweier Graetz-Spitzensuper 176W und 177W geworden. Beide waren im absoluten Originalzustand, keinerlei getauschte Bauteile und nach Angaben der Vorbesitzer spielbereit. Schon länger war ich auf der Suche nach diesen Geräten, weil ich keine verbastelten oder reparierten Exemplare haben wollte.

Offensichtlich sind die beiden Modelle bezüglich der Beschaltung und auch der Verdrahtung identisch, ich habe keine Unterschiede feststellen können.

Bei der kurzen Inbetriebnahme des 177W am Trenntrafo mit Strommessung schien die Leistungsaufnahme in Ordnung, der Klang war nicht schlecht. Auf allen Wellenbereichen war Empfang zu verzeichnen. Was auffiel, war eine mit 75% Leuchtkraft untypisch helle EM34, offensichtlich noch die Originalbestückung, die aber keinerlei Reaktion der Schattenwinkel zeigte.

Beim Ausbau des Chassis stellte ich fest, daß eine EL84 offensichtlich durch Überhitzung einen Glasbruch erlitten hatte. Das Überprüfen der Isolationswiderstände der braunen ERO-Papier-Teerkondensatoren ergab erschreckende Werte, vor allem im NF-Teil der Phasenumkehrstufe. Kein Wunder, daß die eine EL84 den Geist aufgegeben hat. Nachdem sich mehr als die Hälfte der Kondensatoren als unbrauchbar erwiesen hat, habe ich vorsichtshalber alle getauscht.

Da die Gleichspannungswerte im Empfangsteil nun stimmten, habe ich mir die EM34 vorgenommen. Zunächst habe ich vermutet, daß der Gitterkondensator nach Masse der Störenfried für die nicht funktionierende Abstimmanzeige war. Allerdings war die aussteuerungsabhängige, wechselnde negative Gitterspannung vorhanden und ein Austausch des 10nF-Kondensators bewirkte nichts.

Dann habe ich die Spannungen an den anderen Anschlüssen gemessen. Am Leuchtschirm war logischerweise die volle Gleichspannung anliegend, aber an beiden Steueranoden, die über 1 MOhm-Widerstände mit der Betriebsspannung verbunden sind, lagen jeweils 0 Volt. Ursache war eine absolute Unterbrechung in beiden Hochohm-Widerständen.

Dieser Effekt, daß Hochohmwiderstände an den Gitteranschlüssen der Röhren praktisch intakt bleiben, aber an Hochvoltanschlüssen Ausfälle zeigen, scheint kein Einzelfall zu sein. Daß aber alle beide Ausfälle hatten, ist schon merkwürdig.

Mit geringfügigem Abgleich funktioniert der 177W nun mit einer überzeugenden Empfangsleistung auf allen Wellenbereichen und einem richtigen Bums in der NF-Wiedergabe. Hier noch die defekten Teile:

 

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Spannungsfestigkeit von Schichtwiderständen  
09.Dec.15 15:55
4 from 2359

Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Hallo Herr Steyer.

Dass beide 1Meg ausgefallen sind belegt, dass mein Bericht hier wahr ist.

Und auch hier.

Gruss Knoll

 

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Schichtwiderstände 
09.Dec.15 16:16
26 from 2359

Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Hallo Herr Knoll,

ja, das stimmt offensichtlich! Das zunächst Verblüffende ist ja, daß die Widerstände von außen absolut normal aussehen. Als typische Überlastung läßt sich das nicht deuten, deswegen habe ich auch das Foto angehängt.

Die Vorgänge spielen sich offensichtlich "im Verborgenen", also unter der Lackierung ab. Ich hatte das schon verschiedentlich bei hochohmigen Anodenwiderständen. Allerdings entgegen der Statements anderer Betroffener bezüglich der magischen Augen und dieser Widerstände war dies mein erster Fall, obwohl ich schon jede Menge Reparaturen durchgeführt habe. Immerhin kommt man durch systematisches Messen solchen Phänomenen recht schnell auf die Schliche.

Gruß,

Martin Steyer

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