Grundig WS3 Wobbelsender - Versuch einer Inbetriebnahme

ID: 285769
Dieser Artikel betrifft das Modell: Wobbelsender WS3 (Hartmann & Braun AG; Frankfurt)

? Grundig WS3 Wobbelsender - Versuch einer Inbetriebnahme 
23.Apr.12 11:50
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Wolfgang Scheida (A)
Redakteur
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Vorgeschichte:

Ein "alter" Kontakt auf dem Breitenfurter Radioflohmarkt 4/2012 brachte mir als Leihgabe einen Grundig WS3 Wobbelsender ins Haus.

Bei der Gelegenheit auch Danke an die Kollegen die mir ebenfalls Wobbelsender auf meine Anzeige hin zur Verfügung stellen möchten - worauf ich möglicherweise noch einmal zurückkommen darf.

Für den Grundig hier suche ich noch eine Service-/Abgleichanleitung die wir leider noch nicht beim Modell haben und die vielleicht bei Ihnen zu Hause liegen könnte. (Wir haben "nur" die Beschreibung nebst Schaltplan 4/2012)

Besagtes Gerät erhielt ich mit der Warnung, es sei schon darauf Herumgebastelt worden und habe über Ebay seinen Weg ins Haus des Sammlerkollegen der leider noch kein RM.org Mitglied ist, wiewohl es seine übersichtliche jedoch qualitativ hochwertige Sammlung mehr als verdient hätte gefunden. Doch das ist ein anderes Thema.

Das Gerät:

Der Grundig WS3 ist ein reines Röhrengerät für den VHF und UHF Fernsehbereich mit Halbleitergleichrichter und Dioden aus der ersten Hälfte der 1960er Jahre.

Als Besonderheit habe ich den beim Modellbild bereits gezeigten mechanischen Wobbelgenerator ausgemacht, der auf Basis einer Lautsprechermembranfunktion im Takt der einstellbaren Wobbelfrequenz(amplitude) einen Oszillator verstimmt. 

Dies jedoch nur im UHF Bereich. Für VHF macht dies unhörbar eine Induktivität im Oszillatorkreis, welche nebst stabilisierter Gleichstromvormagnetisierung (150 C2) mittels regelbarer Netzfrequenzamplitude beaufschlagt werden kann. Hier dürfte auch die Vorreparatur her rühren da diese Einstellung über ein Drahtpotentiometer und damit in einem bescheidenen Leistungsbereich stattfindet wo es buchstäblich im nachgeschalteten "Bias" Einstellungsregister einmal geraucht hat.

Grundlagen:

Nun gilt es sich einmal mit der Technik des Wobbelns selbst vertraut zu machen - was ich gerne mit einem über jeden Verdacht erhabenen "neuzeitlichen" Transistorwobbler getan hätte um allfällige Fehler der Meßgerätetechnik selbst außen vor zu lassen.

Dieser Wunsch blieb vorerst ein Traum.

Hinzu kommt die Notwenigkeit sich mit drei verschiedenen Steckern -SHF, UHF-PL und der aktuellen BNC Norm und den hiezu erforderlichen Adaptern herumzuschlagen.

 

So fand sich einmal ein Potentiometer zur Einblendung der Markenfrequenzen mit extremen mechanischen Spiel und elektrisch nur aus Aussetzern bestehend. Wie sich nach Tests und Ausbau bestätigt hat löste sich die Kohleschichtbahn bereits vollständig vom Montageplättchen ab und nötigt zu einem Ersatz (50 kOhm Linear 10 mm Befestigung, 6 mm Achse bei 50 mm ges. Länge) .

Ein montiertes Provisorium zeigt zwar ein Einblenden von Marken. Was nicht gefällt ist jedoch der durchstimmbare VHF Oszillator, der "schwach" anfängt um sich dann etwas zu erholen: Erst bei etwa 12 MHz ist ein brauchbar stabiles Signal was nach Sinus aussieht vorhanden das bei ersten Tests im TV ZF Bereich wieder ausfiel um ab 50 MHz wieder zu kommen. ( 20 MHz Oszilloskop ).

Die Röhren wurden mit Funke W20 geprüft und sind bis auf die EF 80 mit ~65% (Markengeberverstärker) alle zwischen gut 80 und 100 %.

Was auffiel, das sind Fett oder Spray Rückstände die auf den Röhren und auch am Sockelbereich anhaften und sicher auch in den drei abgeschirmten Kammern hineingesprüht wurde. Inwieweit dies eine elektrische Beeinflussung hat vermag ich nicht zu sagen. Auch an den mechanisch bewegten Teilen dürfte gut geschmiert worden sein wie die intensive Geruchsaura ahnen läßt.

Zwischenfazit:

Vom Hauptfrequenzgenerator möchte ich doch eine gesicherte Frequenzausgabe bei stabiler Amplitude - zudem wobbelbar erwarten können. Und das scheint selbst bei abgeschalteter 50 Hz Wobbelfrequenz nicht klar der Fall zu sein.  

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Per Email von Herrn Höger erhalten 
25.Apr.12 21:46
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Vincent de Franco (D)
Moderator
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Vincent de Franco

Hallo Herr Scheida,

Mit Interesse habe ich Ihren Bericht zu dem WS3 zur Kenntnis genommen. Daß er nicht so funktioniert wie er soll wundert mich nicht. Röhrengeräte brauchen viel Zuwendung, um es mal kurz zu sagen. Mein  WS3 hat auch einige Zeit gekostet bis er lief.

Wenn es interessiert, hier ein kurzer Bericht.

Gekauft als funktionsfähig war er alles andere als das.

1. Fehler: Im VHF Teil war eine der Dioden (RL42) aus ihrer Halterung gerutscht. Alle Dioden auf guten Sitz kontrollieren !

2. Fehler: C61 hatte einen glatten Schluß, Folge daraus: R22 war verbrannt.

Abweichung vom Schaltbild aus dem RM  1.: R20 fehlt,  2. R17 Wert=2,4KOhm.

Die 50µF Elkos im Netzteil habe ich erneuert (wäre aber nicht erforderlich gewesen).

Alle Kontakte mit K60 gereinigt. War besonders beim Markenoszillator erforderlich.

Das erste Testobjekt war ein 10,7 MHz Bandfilter. Dabei zeigte es sich, daß auch der Dioden-Tastkopf defekt war.

An der Schraube, die zur Tastspitze führt, war die Leiterbahn gebrochen.

Dann große Freude: auf dem Bildschirm stand eine Filterkurve wie aus dem Bilderbuch. Der Markengenerator läßt sich gut regeln, vor allem auch sehr klein. Eventuell baue ich noch eine Buchse ein um dieses Signal herauszuführen.

Soviel zunächst mal von meiner ersten Erfahrung mit dem WS3.

Beste Grüße,

Heinz Höger

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.