nora: Instandsetzung NORA W3L „Sonnenblume“ von Februar/März 1933
nora: Instandsetzung NORA W3L „Sonnenblume“ von Februar/März 1933

Vor einiger Zeit habe ich eine NORA 3WL „Sonnenblume“ erworben.
Das Gerät hat die Geräte-Seriennummer C 547547 und wurde im Frühjahr 1933 hergestellt.
Der Netztrafo war bei diesem Gerät gegen einen Netztrafo vom VE301DynW getauscht worden. Das Gerät ist auch in dieser Variante im Bildmaterial abgebildet.
Glücklicherweise konnte ich ein Restchassis von einem NORA W3L in eckiger Bakelit-Gehäuseausführung erstehen, bei dem noch der Original-Netztrafo und der (stark aufgequollene) Kondensatorblock vorhanden waren.
Bei meinem Gerät war der gleiche Kondensatorblock eingebaut, der allerdings von den im radiomuseum.org abgebildeten Metall- und Pappbecherblocks Anschlussbelegung abwich.
Bild 1 Kondensatorblock NORA W3L mit 7 Anschlüssen
Der eingebaute Kondensatorblock hat 7 Anschlüsse und ein schwarzes Pappgehäuse . Die Montageposition bei der Sonnenblume ist horizontal, also liegend, bei W3L eckig ist er vertikal stehend mit Metallbügel befestigt.
Die im Radiomuseum.org abgebildeten und näher beschriebenen Kondensatorblocks der Sonnenblume haben 8 Anschlusspins und der Block steht oft vertikal aufgerichtet.
Die Demontage und Zerlegung beider Blocks aus Sonnenblume und W3L eckig ergaben identische Belegungen, auf den einzelnen Wickeln sind Tagesstempel aufgebracht, die darauf hindeuten, dass die Blocks beider Geräte zwischen Dezember 1932 und März 1933 gefertigt wurden.
Bild 2 NORA W3L Kondensatorwickel mit Tagestempel 29.Jan.1933
Bei genauerer Untersuchung fiel auf, dass die Block-Bestückung und die Anschlüsse mit dem Schaltbild im Hinblick auf die Ladekondensatoren wenig Übereinstimmung haben.
Im Schaltbild ist bisher nur ein 2µF-Ladekondensator nach der Gleichrichterröhre RGN354 eingezeichnet, was an sich schon ungewöhnlich ist und kaum ausreichen dürfte die Brummspannung der Einweggleichrichtung in (akustisch) erträglichen Grenzen zu halten. Die RGN354 verträgt durchaus eine Siebkette mit Kapazitäten bis insgesamt 8 bis 10µF.
Die vorgefundene Belegung der Blöcke zeigte hingegen 2 x 4µF, was in den untersuchten Schaltungen durchaus gängiger und plausibler ist.
Bild 3 Anschlussbelegung Kondensatorblock Draufsicht
Bild 4 Anschlüsse des Kondensatorblocks im Schaltbild
Hier sind die beiden 4µF-Kondensatoren eingezeichnet.
Der im Schaltbild mit 1µF angegebene Kondensator am Bezugspunkt 2 ist nach meinen Untersuchungen ein Wickelkondensator mit dem Wert von 2µF. Der Unterschied ist nicht sehr groß, deshalb habe ich den Wert von 1µF im Schaltbild nicht korrigiert.
Ein Vergleich mit verschiedenen Schaltungsvarianten der RGN354 bei anderen Geräten aus 1931 – 1933 lässt unterschiedliche Gleichrichter- und Siebungs-Konzepte erkennen, die sich im Wesentlichen in dem Punkt unterschieden ob die Anoden- und die RGN-Heizwicklung verbunden war (z.B. wie beim VE301 W…) oder ob sie ohne galvanische Verbindung zur Heizwicklung ausgeführt wurden.
Bei Nora wurde in diesen Jahren – mit wenigen Ausnahmen- das Konzept galvanisch getrennter Heiz- und Anodenwicklungen angewendet.
So auch beim Trafo des NORA W3L. In diesem Punkt stimmt das Schaltbild.
Der Anodenwicklungs-Entstör-Kondensator von 0,1µF ist nicht mit im Block integriert, was im Hinblick auf dieses Verschleißteil durchaus sinnvoll war. Bei Reparatur musste nicht der ganze Block ausgetauscht oder repariert werden.
Immerhin hängt der Entstörkondensator während des Betriebes an 300V Wechselspannung. Da er nur zur Störunterdrückung dient, kann er ohne Funktionseinbuße weggelassen werden.
Der 0,3µF-Kondensator ist einseitig auf Masse angeschlossen.
Auffällig ist auch, dass bei Geräten mit „C“ beginnender Seriennummer – im Gegensatz zu den älteren Geräten mit A-Seriennummer - das aufwendige Abschirmblech um den Trafo fehlt und der Entbrummer bereits fest konfiguriert ist. Die Einstellschraube dafür ist entfallen. Er besteht aus zwei parallel verlaufenden und in einer Luftspule aufgewickelten, umsponnenen Widerstandsdrähten von je 20Ω, die am gemeinsamen Mittelpunkt gegen Masse geschaltet sind. Damit wurde die Herstellung vermutlich günstiger und – bei gleicher Funktionalität - weniger aufwendig.
Bild 5 Entbrummer-Widerstand NORA W3L (Anschlüsse rot gekennzeichnet)
Insgesamt war der Vergleich der verschiedenen Gerätevarianten interessant und wertvoll, ebenso wie die in der späten Produktionszeit erfolgten Schaltungs-Änderungen in der Serie.
So konnte die Restauration erfolgreich abgeschlossen werden
Die NORA Sonnenblume spielt nun wieder und ziert die Sammlung.
Ludger Kreuz
April 2025
Anlagen:
- Kondensatorblock_7_Anschlüsse_NORA-Sachnummer (478 KB)
- Eingebauter Block_NoraW3L Sonnenblume 1933 (405 KB)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.