kapsch: UKW-Star

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kapsch: UKW-Star 
10.Jul.14 10:41
1913

Gerhard Heigl (A)
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Gerhard Heigl

Restauration Kapsch UKW Star
Der UKW Star von Kapsch ist in seiner Form ein ansprechendes Kofferradio im typischen Stil der beginnenden 60er Jahre. Kein Leichtgewicht auf Grund der 6 Monozellen und des relativ grossen Ovallautsprechers. Wenn das Radio ordnungsgemäss funktioniert hat es bemerkenswerte gute Empfangseigenschaften auf allen Bereichen.
Alterungsbedingte Schwachstellen am Gehäuse: Der Traggriff wird oft rissig. Die Gehäusebespannung (Kunststoff) weist oft Verfärbungen und Spannungsrisse auf. Die Tastenabdeckung (Kunststoff) ist bei den beiden Befestigungsschrauben oft gebrochen oder gesprungen, die Beschriftung oft unleserlich. Der Frontzierrahmen aus Messing oxidiert und wird fleckig. Die Kunststoffzierringe der beiden Teleskopantennen sind oft beschädigt oder fehlen.
Alterungsbedingte Schwachstellen der Technik (Chassis): Keine Lorbeeren verdient die Batteriehalterung. Die beiden Kontaktwinkeln aus Kunststoff werden im Alter spröde und brechen durch das Gewicht der Monozellen weg. Ausgelaufene Batterien tragen dazu bei. Das aggressive Elektrolyt kann massive Rostschäden am Chassis verursachen.  Den Elkos von Kapsch sollte man vermehrte Aufmerksamkeit widmen, viele sind ausgetrocknet und leiden an Kapazitätsverlust. Ein grosses Risiko sind die 4beinigen Germaniumtransistoren Type OC170, 171. Der 4. Draht neben E, B und C als M = Masse bezeichnet, ist mit dem Transistorgehäuse verbunden und ist in der Regel auf das Chassis gelegt. Leider können sich im Laufe der Zeit im Inneren des Transistors leitende Verbindungen zum Masseanschluss M aufbauen – der Transistor funktioniert dann nicht mehr. Als Abhilfe kann versucht werden den Masseanschluss M vom Chassis abzutrennen. Wenn man Glück hat funktioniert das Radio wieder. Die beiden Transistoren im UKW-Tuner sind in Fassungen gesteckt, hier könnten eventuell Kontaktprobleme auftreten.
Ausbau des Chassis: Die beiden Drehknöpfe müssen abgenommen werden. Beide Antennen komplett einschieben. Beide Schrauben der Tastenabdeckung entfernen. Am Chassis hinter der Ferritantenne die Schrauben der beiden Winkeln für die Tastenabdeckung lockern und die Winkeln zur Seite schwenken damit das Chassis nach oben geschoben werden kann.. Die beiden Holzschrauben am Chassis unten entfernen. Das Chassis unten anheben, nach oben drücken und herausheben. Vorsicht,  dass durch die Achsen des Drehkos und des Lautstärkereglers das Skalenglas nicht beschädigt wird.
Meine Restauration: Ich habe das Radio nach jahrzehnte langer Ruhezeit an ein regelbares Netzgerät angeschlossen und die Stromaufnahme beobachtet. Das Radio hat sofort funktioniert. Der Ton war etwas verzerrt. Nun wurden einige Elkos getauscht, darunter auch der Ratioelko. Nun spielt das Radio wieder einwandfrei aber nicht lange, plötzlich Stille. Der NF-Teil funktioniert (Fingerprobe am Lautstärkepot). Mein erster Verdacht der oben beschriebene Fehler der Transistoren. Alle Masseverbindungen der infrage kommenden ZF-Transistoren werden unterbrochen – kein Erfolg. Mit dem Multivibrator wird ein 1kHz Rechtecksignal eingespeist. Durch die entstehenden Oberwellen funktioniert dies auch in den ZF-Kreisen. Ursache war der defekte 1. ZF-Transistor OC170. Nach Austausch funktioniert das Radio wieder.
Das Gehäuse und die Drehknöpfe werden mit warmen Wasser und dem Feinscheuermittel Cif mittels alter Zahnbürste gereinigt. Die Verfärbungen des Gehäuseüberzugs bleiben leider erhalten.

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