leregional: 55A ; Lautstärke nicht ganz abregelbar

ID: 258733
Dieser Artikel betrifft das Modell: 55A (Le Régional; Neuilly-sur-Seine)

? leregional: 55A ; Lautstärke nicht ganz abregelbar 
10.Jul.11 19:40
110

Tim Küpper (D)
Beiträge: 99
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Liebes Forum,

ich besitze einen LeRegional 55A, bei dem sich die Lautstärke bei starken Sendern nicht ganz abregeln läßt. Zwar ist hier kein Schaltplan angeführt, jedoch habe ich durch Vergleich der Schaltung meines Gerätes mit dem Schaltplan vom Modell 57A festgestellt, daß die Schaltung weitestgehend identisch ist.

Vielleicht kann ein Profi anhand des Schaltbildes vom 57A sagen, ob das bei der Art der Schaltung normal ist.

Vielleicht kann mir auch jemand, der das Gerät restauriert hat, mitteilen, ob es bei seinem Gerät genauso ist.

Ich konnte keine falsche Verdrahtung oder falsch eingebauten/defekte Bauteile in meinem Gerät finden. Der Empfang ist ansonsten auf allen Wellenbereichen hervorragend und die Lautstärke auch regelbar. Auch das Lautstärkepoti ist in Ordnung. Kurzum: ich finde keinen Fehler.

Schöne Grüße und vielen Dank im voraus

Tim Küpper
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Versuch einer Erklärung 
11.Jul.11 09:21
110 from 3306

Georg Beckmann (D)
Redakteur
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Georg Beckmann

Hallo,

Die letzte ZF Stufe mit der EBF80 wird gleichzeitig als NF Vorverstärker genutzt.
Wenn das Poti am Linksanschlag steht, wird die vom B-System dieser Röhre demodulierte Spannung nicht mehr verstärkt. Es kann jedoch sein, dass über das Penthodensystem der EBF80 eine gewisse Gleichrichtung stattfindet, da die Kennlinie ja immer etwas gekrümmt ist.

Dieser Rest wäre dann bei abgedrehtem Lautstärkepoti dennoch zu hören.

Eine einfachere Erklärung wäre auch ein Fehler am Poti selbst, dass der Massekontakt am Linksanschlag gelitten hat und ein Restwiderstand übrig bleibt. Das ist leicht zu testen:

Verschwindet der Ton, wenn der Schleifer des Potis gegen Masse kurzgeschlossen wird ?

Gruß
Georg Beckmann
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Dann ist wohl alles richtig so... 
12.Jul.11 19:06
257 from 3306

Tim Küpper (D)
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Hallo Herr Beckmann,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Eine nicht ganz so schnelle Antwort bitte ich zu entschuldigen, da ich mich nur abends um das Hobby kümmern kann. Das Poti hatte ich auf diese Weise schon vorher getestet - die Lautstärke bei abgedrehtem Poti blieb trotz Masseschluß des Schleifers gleich. Ich habe das gestern abend noch mal verifiziert und das Ergebnis bestätigte sich.

Also wird es wohl nach Ihren Ausführungen schaltungsbedingt sein und ich kann das Chassis beruhigt mit dem Gehäuse verschrauben und das Projekt LeRegional 55A als erfolgreich beendet ansehen. Ansonsten spielt der Kleine für die, soweit ich das beurteilen kann, überschaubare Schaltung (nicht im Sinne von primitiv oder leicht zu verstehen, sondern im Sinne von wenigen Bauteilen) auch wunderbar.

Schöne Grüße und noch eine schöne Woche

Tim Küpper

 

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Leregional: 55A 
13.Jul.11 06:56
345 from 3306

Wolfgang Bauer (A)
Beiträge: 2479
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Wolfgang Bauer

Schuld kann auch noch der 0,1µF am g2 der EBF80 bzw. die Röhre EBF80 selbst sein.
Mit nicht abdrehbarer Lautstärke wurde das Gerät sicher nicht konzipiert.

MfG. WB.

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Rest-Ton 
13.Jul.11 07:51
358 from 3306

Georg Beckmann (D)
Redakteur
Beiträge: 442
Anzahl Danke: 8
Georg Beckmann

Hallo Herr Bauer,

das ist wohl auch eine mögliche Erklärung und eigentlich schnell ermittelt. Auch ein Kapazitätsverlust der Siebelkos könnte dazu beitragen, ohne das jetzt bis ins Detail zu erklären.

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Andere Idee:

In einer E-Mail wurde ich gefragt, ob es nicht der Rest aus dem Spannungsteiler 1M / 0,1uF sein könnte.

( Der 1M Widerstand wird für die Regelspannung benötigt, sonst könnte der als Gitterableitwiderstand an Masse liegen. )

Rechnerisch ergibt sich bei diesem Spannungsteiler ein Faktor von 0,016  entsprechend -36dB bei 100Hz und sogar -56dB bei 1000Hz. Deshalb glaube ich nicht, dass das die Erklärung ist.

Auch das lässt sich schnell klären: den 1M Widerstand auf der Poti-Seite ablöten und probehalber direkt mit Masse verbinden. Ich denke nicht, dass die fehlende Regelspannung das Ergebnis des Versuchs verfälscht.

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Gruß nach Österrreich

 

Georg Beckmann

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noch eine Möglichkeit 
13.Jul.11 10:58
386 from 3306

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Ist der 47 nF Kondensator an der Regelspannung (links von der ECH81) in Ordnung?. Er muss sehr gut isolieren, um die Regelung nicht zu reduzieren über den 1 MOhm Widerstand der von der Demodulation kommt.

Das würde zu einem zu hohen ZF-Pegel an der EBF80 führen mit zu weiter Aussteuerung der Kennlinie und damit verbundener Anodendemodulation (wie schon von H.Beckmann angesprochen). Damit gelangte ein NF-Signal unter Umgehung der Lautstärkeregelung direkt zur Endröhre.

Ein Indiz für eine zu schwache Regelung ist starke Abhängigkeit der Lautstärke vom Eingangssignal.

Auf alle Fälle würde ich den erwähnten Tatverdächtigen vorsichtshalber ersetzen.

Viel Erfolg!

 

PS: Es gab schon einmal einen ähnlichen Fall, wo aber die Lautstärke sich schon vor dem Endanschlag auf Null stellen ließ, um dann beim Anschlag wieder anzusteigen.

Die Ursache war seinerzeit eine andere. Falls interessiert: hier ist der Fall. Der zweite Beitrag zeigt die Lösung.

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Rest aus dem Spannungsteiler scheint die Lösung 
14.Jul.11 09:18
478 from 3306

Tim Küpper (D)
Beiträge: 99
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Liebe Diskussionsteilnehmer,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten und Denkansätze. Solange es Ideen gibt, probiere ich natürlich auch alles aus. Also habe ich wieder das Chassis ausgebaut und gestern Abend zum dritten Mal - um auch wirklich alles auszuschließen - alle Bauteile überprüft (es gibt ja Fälle, wo das Forum durch flüchtiges/unsauberes Arbeiten des Thread-Erstellers in die Irre geeführt wurde und der Fehler letztendlich "banal" - weil vom Thread-Ersteller übersehen worden - war): bes. die Siebelkos, die EBF80, den von Herrn Birkner angesprochenen 47 nF-Kondensator, den 0,1 uF am Potischleifer und am g2 der EBF80). Die Bauteile waren alle in Ordnung bzw. wurden von mir vorher schon ersetzt.

An dieser Stelle noch ein Restaurationshinweis für andere Sammler: auf jeden Fall alle Widerstände überprüfen, da diese teilweise sehr stark (bis zu 100 %) nach oben aus der Toleranz gelaufen waren. In dieser Form habe ich das auch bei einem anderen französischen Radio (Super Baroud) beobachtet. Auch beim Löten an diesen Bauteilen vorsichtig sein: die thermische Empfindlichkeit des Widerstandswertes war sehr hoch. Es handelt sich dabei um Kohleschichtwiderstände mit Farbcodierung (insbesondere kleinerer Leistung). Bei Widerständen mit zahlenmäßig aufgedruckten Werten in anderen Radios egal welchen Herstellers habe ich so etwas noch nicht beobachtet.

Der Fall des DAC90A hatte mich auch dazu bewogen (wenn auch mit einem etwas unguten Gefühl), den Fall so zu belassen und die Verhältnisse als "normal" hinzunehmen. Wenn ich es richtig verstanden habe, war das Lautstärkeproblem beim DAC90A werksseitig gegeben und es konnte nur durch Modifikation des Werksaufbaus (siehe Punkt 2) Abhilfe von Herrn Birkner) beseitigt werden.

Der entscheidende Hinweis scheint der des "unsichtbaren" Emailers an Herrn Beckmann zu sein:

Ich habe den angesprochenen 1M-Widerstand auf Poti-Seite abgelötet und auf Masse gelegt:

Und tatsächlich: die Lautstärke läßt sich bei jedem Sender (egal ob stark oder schwach) komplett auf null regeln ! Also war es scheinbar tatsächlich der Rest aus dem Spannungsteiler und die Restlautstärke ist konstruktionsbedingt.

Ich fände es sehr gut, wenn solche Ideen auch öffentlich gepostet werden anstelle über Umwege. Wenn Herr Beckmann diese Idee verworfen hätte, hätten wir sie nie erfahren. Den Sinn dieses "hintenherum emailen" verstehe ich nicht ganz. Ich hoffe, die "unbekannten Emailer" (kommt nach meiner Beobachtung öfters vor) haben keine Angst sich mit Ihren Ideen zu blamieren oder ähnliches. Auch wenn etwas falsch ist: nur so lernt man.

Ich möchte mich daher schon einmal bei allen bekannten und unbekannten Teilnehmern bedanken. Auch durch Hinweise, die letztendlich nicht die Lösung waren, lernt man sehr viel ! Also immer her mit allen Ideen !

Um abschließend ganz sicher zu gehen, ohne die Meinung von Herrn Beckmann anzweifeln zu wollen: Stimmen die anderen Profis damit überein, daß die fehlende Regelspannung bei Masselegung des besagten 1 M-Widerstandes das Ergebnis des Versuchs nicht verfälscht ? (z. B. Herr Birkner ?)

Schöne Grüße und herzlichen Dank

Tim Küpper
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mögliche Abhilfe 
14.Jul.11 10:14
495 from 3306

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
Anzahl Danke: 9
Konrad Birkner † 12.08.2014

Ich bin der Meinung zu, dass der besagte (zum Fußpunkt MF1 führende) 1 MOhm höchstwahrscheinlich der Schuldige ist, weil er die unerwünschte NF speist. Wobei auch noch zu fragen ist, ob die verwendeten Massepunkte untereinander überhaupt auf gleichem Nullpotential (für NF) liegen?

Vorschlag: Aufteilen auf 2x 500 (bzw 470 oder 680) kOhm und die Mitte über 47 oder 100 nF auf Masse legen.

Das erhöht die Regelzeitkonstante ein wenig, was aber kaum stören dürfte, dämpft aber die parasitäre NF bereits bei 100 Hz um 20 - 30 dB (je nach Dimensionierung von R und C).

 

Ich würde folgendermaßen systematisch vorgehen:

Plan A:

- Regelspannung der ECH81 kurzschließen (die 47 nF am Fußpunkt des Gitterwid.) 

- mit Püfsender an G1 ein moduliertes Signal einspeisen

- mit Oszilloskop bei zugedrehtem Lautstärkeregler die verbliebene NFam Fußpunkt des Filters MF1 messen.wobei der HF-Pegel so hoch gedreht wird, dass ein deutlicher Ton im Lautsprecher hörbar ist.

- oben erwähnte Aufteilung des 1 MOhm-Widerstandes mit zusätzlichem Kondensator vornehmen,

- Bei unveränderter Einstellung hören und messen.

Bringt dies keinen Erfolg, würde ich (Plan B) die Massepunkte untersuchen. Es gab schon Fälle, wo ein Übergangswiderstand zum Chassis - und damit auch zu anderen Massepunkten - vorlag, wodurch eine Restspannung abfallen konnte.

Bitte erst Plan A versuchen.

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 9
Modifikation funktioniert 
16.Jul.11 17:16
605 from 3306

Tim Küpper (D)
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Hallo Herr Birkner,

ich habe den 1 Megaohm-Widerstand durch 2x 500 Kiloohm-Widerstände ersetzt und die Mitte über einen 0,1 uF-Kondensator mit Masse verbunden. Tatsächlich funktioniert jetzt alles einwandfrei und die Lautstärke ist praktisch auf null regelbar.

Vielen Dank für die Idee !

Schöne Grüße und noch ein schönes Wochenende

Tim Küpper
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 10
Ende gut, alles gut! 
16.Jul.11 18:16
620 from 3306

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

 11
Entschärfter Schaltplan 
17.Jul.11 22:17
741 from 3306

Georg Beckmann (D)
Redakteur
Beiträge: 442
Anzahl Danke: 11
Georg Beckmann

Hallo zusammen,

Ich habe den Schalplan etwas umgezeichnet, vielleicht ist die Funktion der Reflexstufe so klarer zu sehen.

Georg Beckmann

Schaltplanauszug
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Reflex-Signalwege 
19.Jul.11 11:22
863 from 3306

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
Anzahl Danke: 9
Konrad Birkner † 12.08.2014

Hallo Herr Beckmann,

Sie sind mir hoffentlich nicht böse, dass ich Ihr Schaltbild kolorierte um die Signalwege aufzuzeigen.

Danke für die Vorarbeit!

KoBi

Anlagen:

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 13
Reflex Signalwege 
19.Jul.11 13:53
889 from 3306

Georg Beckmann (D)
Redakteur
Beiträge: 442
Anzahl Danke: 9
Georg Beckmann

Hallo Herr Birkner,

 

natürlich bin ich nicht böse, im Gegenteil, es ist so schön dargestellt. Ich zeichne viele Schaltpläne und

es ist mir immer ein Anliegen, die Sachen so darzustellen, dass man die Funktion schnell erfassen kann. Ich hoffe das ist etwas gelungen.

Das soll auch keine Kritik an den Altforderen sein, die das Original gezeichnet haben. Mit Pergament und Tusche ist das Verschieben halt nicht so einfach und hat sicher schon manchen Zeichner zur Verzweiflung gebracht, wenn der Entwickler die Röhre doch lieber oben den Trafo links und den Lautsprecher mehr rechts wollte-- nach der 3. Änderung :-)

Im CAD alles kein Problem.

 

Schöne Grüße

 

Georg Beckmann

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Signalwege 
19.Jul.11 19:01
944 from 3306

Tim Küpper (D)
Beiträge: 99
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Guten Abend Herr Birkner, Guten Abend Herr Beckmann,

vielen Dank für die abgeänderten Darstellungen des Schaltplans. So werden die Signalwege richtig deutlich ! Das hilft mir sehr beim Dazulernen.

Schöne Grüße

Tim Küpper

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