loewe-opta: 3516GW; Zwergsuper, Reparaturbericht und Fragen

ID: 39607
loewe-opta: 3516GW; Zwergsuper, Reparaturbericht und Fragen 
11.Jan.05 12:25
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Michael Münch (D)
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Michael Münch

Hallo allerseits,

zur Zeit werkele ich an einem Zwergsuper Loewe-Opta 3516 GW. Das Chassis hat einen Datumsstempel vom 23. Februar 1949.

Das Gerät wurde mir zugeschickt. Gleich nach dem Auspacken ein Rütteltest - positiv. Nach Abnahme der Rückwand purzelte mir der folgende Gegenstand entgegen:

                                            

Der steckte als Ersatz in der Fassung für die Gleichrichterröhre UY11. Es handelt sich dabei um eine Diode sowie zwei hintereinandergeschaltete Hochlastwiderstände á 250 Ohm, also 500 Ohm, die die Röhrenheizung ersetzen sollen. An der Heizung der UY11 sollen bei 0,1 Ampere Heizstrom 50 Volt abfallen, was einem Widerstand von 500 Ohm entspricht. Und da die Heizung der UY11 ja in Reihe mit den Heizungen der weiteren Röhren liegt, kann man den Widerstand weder weglassen (dann wäre ja der Heizkreis geöffnet) noch einfach kurzschließen (es würde zuviel Strom im Heizkreis fließen und die anderen Röhrenheizungen gefährden). Wie sich schon herausgestellt hat, funktioniert dieser Behelf recht gut. Dennoch will ich später wieder eine UY11 einsetzen.

Als nächstes stellte sich heraus, dass ein Hochlastwiderstand im Heizkreis durchgebrannt war und ersetzt werden musste. Daraufhin habe ich das Keramikröhrchen von den Widerstandsdraht-Resten befreit. Zunächst nutze ich diese kleine Säule mit den Metallschellen als Lötstützpunkt für zwei ersatzweise eingebaute Zementwiderstände:

                                          

Das schräg liegende Bauteil oben links liegt ebenfalls noch in Reihe im Heizkreis. Es ist ein Heißleiter. Der hat im Kaltzustand einen Widerstand von 5,7 kOhm und sorgt durchs Niederohmigwerden bei Eigenerwärmung (durch den durch ihn fließenden Strom) für ein ganz langsames Hochfahren des Stroms im Heizkreis nach dem Einschalten. Bei meinem Gerät dauert es ca. 2 Minuten, bevor der erste Ton aus dem Lautsprecher kommt. Das kannte ich so auch noch nicht, aber es funktioniert. Das passt sehr schön zum Teekochen: Tee aufgießen - Radio ein. Erste Töne abwarten - Teebeutel rausnehmen. Zwei Minuten kurz gezogen, das regt an!

Um die Arbeiten am Heizkreis zum Abschluss zu bringen, schnell ein Blick auf das ebenfalls noch in Reihe liegende Skalenlämpchen 18V/0,1A: defekt. Das war nach dem durchgebrannten Widerstand fast zu erwarten. Austausch. Zwei Gedanken dazu: vielleicht hat jemand eine zu starke Sicherung eingebaut -> nein, die stimmt (0,4A). Der andere: warum ist der Widerstand durchgebrannt?

Parallel zum Lämpchen liegt noch ein Heißleiter (Kaltwiderstand 43(!)kOhm), der sich bei Ausfall des Lämpchens erwärmt und so niederohmig wird, dass wieder 0,1A im Heizkreis fließen können. Ich habs später probiert: Lämpchen im Betrieb rausgedreht, Heizungen laufen weiter!

Nächstes offensichtliches Problem: Sieb- und Ladeelko. Bei beiden blähte sich die Vergussmasse aus dem Gehäuse heraus. Da gabs nichts zu überlegen: die Dinger mussten ersetzt werden. Da sie aber noch original zu sein scheinen (die Halterung ist so industriell-aufwändig), habe ich mich entschlossen, erstmals Kondensatoren auszuhöhlen und im Innern neue Bauteile einzusetzen. Beim Händler meines Vertrauens fand ich zwei passende C´s: 22uF/350V als Printausführung, die sich leicht in den alten Gehäusen unterbringen lassen.

Aber das Entfernen des knochentrockenen, steinharten Innenlebens aus Papier und Alufolie gestaltet sich unerwartet schwierig. "Mit Gewalt hebt man ne Kuh rum", denke ich irgendwann, packe den Elko mit der schutzbehandschuhten linken Hand, spanne einen 10mm-Bohrer in den langsamlaufenden Akkuschrauber und stochere vorsichtig in dem Elkobecher herum. Das dauert zwar lange, führt aber nach jeweils einer halben Stunde zum gewünschten Erfolg. Und so sehen die Dinger aus:
                                          
                                              

Es war darauf zu achten, die Elkos wieder isoliert einzubauen, da die Elkobecher (- Pol) nicht Chassis-(-0)-Potential haben sollen. Das dient u.a. der Erzeugung einer negativen Gittervorspannung.

Da das Gerät ansonsten einen guten Eindruck machte, folgte nun der erste Versuch am Regel-Trenntrafo. Das bescherte mir dann auf Anhieb wunderschönen Empfang auf allen Bereichen (LMK). Es gibt aber auch noch ein paar Probleme. Ich werde mal alle Spannungen überprüfen und gegebenenfalls noch den ein oder anderen Kondensator austauschen. Der Wellenschalter hat noch Kontaktschwierigkeiten und es soll doch eine UY11 rein ins Gerät.

Hauptprobleme aber sind der nicht mehr originale Ausgangstrafo und der ebenfalls ausgetauschte Lautsprecher. Im Originalgerät ist ein elektrodynamischer LS mit Feldspule vorgesehen. Ein Vorbesitzer hat einen permanentdynamischen Typ eingesetzt, der auch von den Abmessungen nicht ganz passt. Er verhindert auch den ordnungsgemäßen Einbau des Chassis im noch guten Holzgehäuse, da er eine Kleinigkeit zu weit nach vorn ragt. Vielleicht weiß ja jemand aus der Sammlergemeinde Rat. Oder ich muss schauen, dass ich ein Ausschlachtgerät bekomme.

So, das wars mal für den Anfang. Hier noch ein Übersichtsbild:



Ach, eh´ich`s vergesse: Die recht gute Skala habe ich eingescannt, da ich mal gelesen habe, man könne die Skala dann auf selbstklebende Folie drucken. Da wäre ich an Erfahrungen interessiert!

Ergänzung: Mit ein bisschen Suchen hätte ich mir das Aufwerfen der letzten Frage sparen können. Mittlerweile habe ich den folgenden thread von Robert Weiner gefunden, in dem er das Nachbauen von Skalen erschöpfend erklärt (sehr schön, das bringt mich weiter):

http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=23176#post23174



Gruß an alle!
Michael Münch

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