messt-mell: Kleinmeßbrücke n. Thomson: Mess-Prinzip

ID: 352235
messt-mell: Kleinmeßbrücke n. Thomson: Mess-Prinzip 
11.Jul.14 16:56
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Mit der Thomson-Meßbrücke werden sehr kleine Widerstandswerte (mΩ bis Ω) gemessen.

Bei einem "normalen" Ohmmeter verfälschen die unvermeidlichen Widerstände der Meßleitungen und der Anschlüsse das Meßergebnis. Das trifft auch für eine (einfache) Brückenschaltung zu, mit welcher ansonsten recht genau gemessen werden kann.

Der "Trick" der Thomsonmeßbrücke besteht darin, daß es sich hierbei um eine Art von Doppel-Brücke handelt. Der zu messende Widerstand ist Rx und der Vergleichs-Widerstand ist Rv. Rv ist mit einer Skala versehen und wird so eingeregelt, bis die Brücke abgegelichen ist und damit der Strom durch das Meßgerät (Galvanometer) G Null wird.

Bei abgeglichener Brücke sind somit die Ströme

i1 = i2 und i3 = i4

Der Gesamtstrom J wird dann

J = ix + i1 = iv + i2

folglich ist dann

ix = iv

Man beachte, daß der Widerstand R0 nicht in das Meßergebnis eingeht. Daher läßt sich die Thomson-Brücke wie folgt erweitern.

Der zu messende Widerstand Rx erhält dadurch (auf beiden Seiten) sowohl eine Strom- (dick gezeichnete Leitung) als auch eine Spannungs-Klemme (dünn gezeichnete Leitungen).

Die (tatsächlich vorhandenen) Übergangswiderstände der Strom-Klemmen gehen nicht in das Ergebnis ein. 

  • Der Übergangswiderstand der linken Klemme reduziert etwas die Versorgungspannung der Brücke, während der der rechten Klemme in den oben angegebenen Widerstand R0 eingeht, welcher aber das Meßergebnis nicht beeinflußt.
  • Die Übergangswiderstände der "Spannungs-Klemmen" können vernachlässigt werden, weil sie erstens klein sind verglichen mit R1 und R3 und zweitens weil sie ungefähr gleich groß sind und deshalb das Brückengleichgewicht nicht stören, wenn R1 = R3 ist.

Die EAW Kleinmeßbrücke kann die Werte der Widerstände R1, R2, R3, R4 stufenweise umschalten und gewinnt so mehrere Meßbereiche, wodurch sich Widerstände im Bereich von 0,09mΩ bis 11Ω messen lassen.

Da der Widerstand des "Strom-Kreises" recht niederohmig ist und somit ein hoher Strom fließt, hat die Meßbrücke einen Taster, mit dem der Stomkreis nur so lange geschlossen wird, bis die Brücke abgegelichen ist. In der Praxis wird man immer nur kurzzeitig drücken, weil das Galvanometer bei Fehlabgleich ziemlich heftig ausschlägt.

Anwendung: Übergangswiderstände des Wellenschalters beim Staßfurt Imperial 5W.

Bei der Messung der Übergangswiderstände der Kontakte des Wellenschalters kann man die "Stromklemmen" der Thomson-Brücke mit "Krokodilklemmen" an die (äußeren) Lötpunkte der jeweilgen Kontakte anklemmen. Die "Spannungsklemmen" werden (weiter innen) an die Federn der Kontakte angeklemmt.

Bei diesen Messungen erkennt man sehr deutlich, wenn die Kontakte vergleichsweise "hohe" Übergangswiderstände aufweisen. Mit feinstem Schmirgel und anschließendem Bestreichen der Kontakte mit Vaseline erreicht man so schließlich Übergangswiderstände im Bereich von 5mΩ bis 10mΩ.

Verblüffend war nur, daß bei zwei gemessenen Geräten jeweils nur der Übergangswiderstand des Kontaktes Nr. 11 zwischen 50mΩ und 60mΩ lag. Diese Kontakt schließt im Oszillatorkreis einen Teil der Langwellen-Spule kurz.

Daß zwei "gleiche" Geräte diesen Fehler aufweisen kann sicher auch Zufall sein. Ansonsten könnte es die Auswirkung eines Funkens sein, der beim Ausschalten des Geräts entsteht, weil hierbei von MW auf "aus" gedreht wird und sich bei "aus" alle Kontakte öffen. Im Moment des Ausschaltens sind die Röhren noch voll betriebsfähig und der Oszillator schwingt noch. 
(Vielleicht kann ein Besitzer dieses Geräts die Messungen wiederholen? Interessant wäre es, wenn ebenfalls der Kontakt Nr. 11 einen höheren Übergangswiderstand hätte.)

MfG DR

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