mil: Torn. E.b.; Restaurierung

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ID: 217604
mil: Torn. E.b.; Restaurierung 
04.Apr.10 14:35
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Da ich hier schon über die Anfertigung von Kondensatoren für den Torn.e.b. berichtet habe, möchte ich der Sammlergemeinde das Gesamtergebnis nicht vorenthalten. Auf das Hochladen von Bildern auf die Modellseite verzichte ich allerdings, da dort schon ausreichend Bilder vorhanden sind.

Als Leitfaden für die Arbeit diente mir zunächst die (recht gut gemachte) CD von Wolfgang Schröer. Nach fortschreitender Arbeit und damit auch erworbenen Kenntnissen über das Gerät wurde aber immer mehr selbständiges Abeiten, angepasst an die jeweilige Situation, möglich. Das "Kochbuch" wird dann kaum noch benötigt. Ziel war: es sollte ein betriebsfähiges Gerät entstehen, aber dabei möglichst behutsam vorgegangen werden.

Da das Gerät lange ohne Gehäuse und Abschirmblechen in einem Keller gelagert war, war es innen entsprechend verdreckt. Die Bilder 1 bis 3 sind nach Entfernen des groben Drecks entstanden und vermitteln einen kleinen Eindruck vom Zustand des Gerätes.

 Bild 1

Bild 2 (HF-Teil, Röhrenfassung 1.HF-Stufe ausgebaut)

Bild 3 (HF-Teil, obere Wanne mit RK-Drehko-Antriebsachse)

Nach dem Zerlegen in die drei Hauptkomponenten NF-Teil, HF-Teil und Spulentrommel wurde zunächst die Frontplatte restauriert.

Nach Abschrauben aller Bauteile einschl. der Beschriftungsschilder (entsprechende Vorsicht ist bei den kleinen Alu-Schräubchen notwendig) wurde die Frontplatte mit einer starken Lösung eines gängigen Haushaltsreinigers behandelt. Kleine Rauhigkeiten, die auf beginnende Korrosion hindeuteten, wurden mit Stahlwolle (Körnung 000) beseitigt. Das Gesamtergebnis überraschte. Es wurde keine Neulackierung erforderlich. Lediglich die Außenseiten der Ränder zeigten stärkere Korrosionsspuren und mussten stärker geschliffen werden. Für das Lackieren der Ränder und das Ausbessern von kleinen Fehlern (z.B. an Schraubenköpfen) wurde aus grünen, weißen und schwarzen Farbresten eine halbwegs passende Farbe angemischt. Das Auge lässt sich betrügen, aber auf den Digitalfotos ist das bei genauem Hinschauen zu erkennen. Zum Schutz der Oberfläche wurde die Frontplatte abschließend mit mattem Klarlack aus der Sprühdose gespritzt. Wichtig scheint mir in diesem Zusammenhang, dass alle verwendeten Farben, wie beim Original, Nitrofarben sind.

NF-Teil und HF-Teil wurden ebenfalls komplett zerlegt. Bei den Chassisteilen aus Spritzguss wurden nach einer gründlichen Reinigung ausgeblühte Stellen abgeschliffen. Vor dem Neuspritzen mit Zink-Alu-Spray ist ein Abwaschen mit Nitro-Lösung sinnvoll. Die alte Schutzlackierung wird dadurch entfernt bzw. gut angelöst. Röhrenfassungen können im Ultraschallbad gereingt werden, aber Vorsicht beim Abtrocknen. All zu leicht werden die Anschluss- und Bauteilenummern mit abgewischt. Etliche Lötösen waren gebrochen und mussten erneuert werden. Die Isolierung der Drähte war total verhärtet und auch durch frühere Lötversuche beschädigt, so dass die Verdrahtung fast komplett erneuert wurde. Lediglich die Hauptkabelbäume wurden nach entsprechender Reinigung wieder verwendet.

Bei allen Spritzarbeiten ist darauf zu achten, dass die planen Flächen, wo die Metallteile aufeinander liegen, nicht mitgespritzt werden und metallisch blank sind. Wird das nicht beachtet, ergeben sich möglicherweise Probleme im Massekonzept des Gerätes.

Einige Probleme bereitete der Ausbau der Achse des Rückkopplungsdrehkos (im Bild 3), da sich die Splinte nicht herausschlagen ließen (auch nicht mit allen bekannten Tricks). Da half dann nur Ausbohren eines Splintes, damit die Achse herausgezogen werden konnte. Das Problem sind dabei die unterschiedliche Materialien: Splint aus Stahl, Zahnrad aus Alu, Achse aus Stahl. Damit der dünne Bohrer nicht verläuft, hilft nur festes und genaues Einspannen auf dem Bohrtisch einer Säulenbohrmaschine. Und dann sehr sehr viel Gefühl und die gehörige Portion Glück.

Während der Arbeiten fielen frühere Reparaturspuren auf, die möglicherweise aus verschiedenen Epochen stammten. Die schon erwähnten ausgewechselten Kondensatoren schienen die neuesten zu sein. Viele Schrauben (z.B. im Spulenrevolver), die im Original aus Aluminium sein sollten, waren aus Stahl, die Schraubenschlitze mit den entsprechenden Spuren unpassender Schraubendreher. Es gab auf den Spulenstreifen nicht zu deutende taktische Hinweise in Bleistiftschrift. Und dann die vielen vermurksten Lötstellen. So etwas kann auch 1940 nicht aus der Fertigung stammen, aber vielleicht aus Reparaturen im Feld.

Bei der Neuverdrahtung zeigte sich dann auch, wozu die Anschlussbezeichnungen an den Bauelementen gut sind. Man muss eigentlich nur die gleichbezeichneten Anschlüsse miteinander verbinden und fertig. Dass das Gerät dann doch beim ersten Wiedereinschalten nicht funktionierte lag daran, dass ich zwei Drahtbrücken im NF-Teil vergessen hatte. Das Instrument (auch mit entsprechenden Reparaturspuren) hatte den Aus- und Wiedereinbau nicht vertragen und versagte seinen Dienst. Ein freundliches RM-Mitglied hat mir ein funktionierendes geschenkt. Nochmals vielen Dank dafür.

Die Überprüfung der Eichung zeigte in allen Bereichen nur geringe Abweichung von einigen kHz. Die Empfindlichkeit ist subjektiv hervorragend, die Wirkung des Tonsiebes überraschen gut für so eine einfache Schaltung. Da alle Abgleichkerne fest saßen, wurden deswegen keine Abgleichversuche unternommen. Man kann dabei leicht alles verschlimmbessern.

Das folgende Bild zeigt das fertige Gerät.

Bild 4

Blieb nur noch das fehlende Gehäuse. Es werden zwar immer mal wieder Gehäuse für die Berta bei ebay angeboten, aber die erzielten Preise sind mir für den Schrott dann doch zu hoch. Außerdem ist das Originalgehäuse auch nicht gerade eine Schönheit. Damit mein Gerät wenigstens etwas geschützt ist, habe ich es in ein vorhandenes Gehäuse eingebaut. Das Gehäuse hatte ich vor über zwanzig Jahre vor dem Verschrotten gerettet und es sollte eigentlich einmal ein Netzteil beherbergen. Am Torn.e.b. wurden für den Einbau keinerlei Änderungen vorgenommen, vielmehr wurde das Gehäuse entsprechend modifiziert. Da das Gehäuse etwas tiefer als erforderlich ist, passt hinten sogar noch das Netzteil hinein.

Bild 5 zeigt das Gerät im vorläufigen Gehäuse.

Bild 5

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