nora: Ersatz für EF14 ?

ID: 116537
Dieser Artikel betrifft das Modell: Rheingold W754M 9 Röhren (Nora; Berlin)

nora: Ersatz für EF14 ? 
17.Jul.06 23:15
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Oswald Bettendorf (D)
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Oswald Bettendorf

Hallo zusammen,
in meinem Nora W754M Rheingold ist im UKW-ZF-Verstärker die Röhre EF14 defekt.
Da sich in meinem Ersatzteillager keine EF14 befindet, möchte ich eine Ersatzröhre evtl. mit Adaptersockel einsetzen.
Welche Röhre ist hierfür geeignet und welche Bauteile müssen geändert werden?

Gruß Oswald

PS: Ich habe es mit einer EF80 versucht, aber der Empfang war total verzerrt!

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18.Jul.06 12:26

Detlef Boeder (D)
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Detlef Boeder

Hallo,

um technische Probleme auszuschliessen und/oder klein zu halten, empfehle wieder eine originale EF14 einzusetzen. Die EF14 ist anders als eine VF14 problemlos beschaffbar. Gibts z.B. bei BTB neu fuer ca. 28 Euro.

http://www.btb-elektronik.de/de/preise_lager_europ.htm

Ab und zu auch in Ebay oder auf den Sammlermaerkten.

Gruss
DeBo

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18.Jul.06 16:51

Oswald Bettendorf (D)
Beiträge: 96
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Oswald Bettendorf

Hallo Detlef,
danke für Ihre Mithilfe. Der Neukauf ist bei mir immer der letzte Weg, wenn nichts anderes mehr geht.
Vorläufig spielt das Gerät mit der EF80 als Ersatz für die EF14. Die Verzerrungen sind nach herabsetzten der Schirmgitterspannung verschwunden. Optisch gefällt mir der Umbau allerdings nicht und ich werde mich auf Ihren Rat hin nach einer Originalröhre umsehen.



Gruß Oswald

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19.Jul.06 22:01

Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Hallo Herr Bettendorf,

das eigentliche Problem ist nicht die Ersatz- EF80, diese ist in den Daten der EF14 erstaunlich nahe !

Vielmehr ist der mangelnde Erfolg auf den "Adaptersockel" zurückzuführen.
Die zusätzlichen Drähte haben Schaltkapazität- und -Induktivität, die einen Neuabgleich der Eingangs- und Ausgangskreise erforderlich machen.

Es ist auch äußerst wichtig, dass Anoden- und Gitter 1- Leitungen sorgfältigst gegeneinander abgeschirmt sind. Dafür sorgt auch diese seltsame Blechzunge, die aus der Fassung ragt.

Wie es auf dem Bild scheint, wurde diese wichtige Maßnahme wohl kaum berücksichtigt.
Wenn Sie dies nachholen, kann auch die EF80 hervorragend arbeiten, ohne dass man mit dem Herabsetzten der Schirmgitterspannung die Verstärkung abwürgen muss.

Anode und Gitter 1 dürfen sich keinesfalls "sehen". Das ist durch die Kabelführung und ggf. eines Abschirmbleches zu realisieren.
Neuabgleich ist aber immer erforderlich !

Eine neue EF14 ist natürlich immer das Beste, aber 28 € sind schon ein stolzer Preis, da kommt man ins Überlegen...

Hobbygrüße

Jacob Roschÿ

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EF80 als Ersatz für EF14 
20.Jul.06 13:12

Oswald Bettendorf (D)
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Oswald Bettendorf

Hallo Herr Roschy,
vielen Dank für Ihren Beitrag!
Sie haben Recht, an eine Abschirmung im Adaptersockel habe ich nicht gedacht.
Die EF80 habe ich mittels Datenvergleich im Röhrenhandbuch ausgewählt und war auch erstaunt, wie nahe sich die Daten der beiden Röhren kommen.
Obwohl ich in den nächsten Tagen eine Original EF14 für mein Nora W754M bekomme,
werde ich den gebauten Adaptersockel noch mit Abschirmungen versehen und im Radio testen. Ich denke mal daß die Verwendung von abgeschirmten Leitungen für Anode und Gitter 1 und 2 ausreichen. Natürlich müssen die Abschirmungen noch mit der Gerätemasse verbunden werden.
Die Anordnung der Stahlröhren an der Chassis-Rückwand wie hier bei diesem Gerät ist sicherlich nicht häufig anzutreffen, sodaß der winkelförmige Adapter wohl eine Ausnahme bleibt.
Bei weiteren Adapterbauprojekten werde ich mit Sicherheit an die Abschirmung denken!

Gruß
Oswald Bettendorf

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Abschirmung angebracht. 
20.Jul.06 17:35

Oswald Bettendorf (D)
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Oswald Bettendorf

Hallo Herr Roschy,
die abgeschirmten Kabel für Anode und Gitter 1 sind eingebaut und der Widerstand zum herabsetzen der Schirmgitterspannung wurde wieder entfernt.
Nach einem nötigen Abgleich spielt das Gerät jetzt zur vollen Zufriedenheit.

Nochmals Danke für Ihre Hilfe.

Gruß Oswald

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20.Jul.06 20:47

Jacob Roschy (D)
Redakteur
Beiträge: 1766
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Jacob Roschy

Hallo Herr Bettendorf,

leider habe ich mich unpräzise ausgedrückt und von Leitungen geschrieben statt von Leitern. Damit sind also nicht nur die Drähte, sondern alle elektrischen Leiter gemeint, die sowohl mit der Anode wie auch mit Gitter 1 verbunden sind, also auch Stifte und Lötfahnen.

Die 10,7 MHz der UKW-ZF sind schon eine recht hohe Frequenz. Um diese brauchbar verstärken zu können, ohne dass es zu schädlicher Beeinflussung kommt, muss die Kapazität zwischen Eingang (Gitter 1) und Ausgang (Anode) der Verstärkerstufe so gering wie möglich gehalten werden.

Daher hält man auch die interne Kapazität der Röhren möglichst gering, so ist z. B. die Kapazität a-g1 der EF14 nur 0,01 pF, bei der EF80 sind es 0,007 und bei der EF89 sogar nur 0,002 pF.

Außerhalb der Röhre muss ebenfalls alles getan werden, um diese Kapazität nicht zu erhöhen.

Deshalb müssen alle Leiter, die mit g1 verbunden sind, von allen Leitern, die mit a verbunden sind, gegeneinander abgeschirmt sein.

Das erreicht man zunächst durch entsprechende Verlegung, die außerdem jeweils so kurz wie möglich sein soll, wie auch durch entsprechende Trennbleche, die auf Masse liegen müssen.

Anders gesagt, alle a und g1- Leiter dürfen sich nicht einander "sehen". Überall, wo sie sich sehen könnten, muss eine Schirmung dazwischen.

Abgeschirmte Kabel von weniger als 1 cm Länge sind nutzlos bzw. eher schädlich, da ja dann Stifte und Lötfahnen in etwa gleicher Größe immer noch "offen" wären.

Ich habe mal hier einen Adapter EF14 auf EF80 gezeichnet, wie ich es mir vorstelle.

(Ansicht von unten)

Die wichtigsten Verbindungen a (rot) und g1 (grün) sind so knapp wie möglich gehalten. Dazwischen befindet sich ein Blech (grau), das auf die Mittelhülse der Novalfassung gelötet wird. Diese wiederum ist mit dem Masseanschluss M des EF14- Sockels verbunden.
Die Heizfadenverbindungen habe ich mir erspart, einzuzeichnen.

Hobbygrüße
Jacob Roschÿ

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Abschirmblech 
21.Jul.06 12:37

Oswald Bettendorf (D)
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Oswald Bettendorf

Hallo, Herr Roschy,
vielen Dank für Ihre ausführliche Beschreibung.
Die Abschirmung mit dem Blech war mir nach Ihrem ersten Beitrag schon klar, aber der zweite hat noch weitere Fragen beantwortet.
Als aktiver Radiobastler hat man so was schon sehr oft gesehen, aber man hat sich darüber keine großen Gedanken gemacht.

Ab welcher Frequenz ist diese Abschirmmaßnahme erforderlich?

Gruß
Oswald Bettendorf

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21.Jul.06 21:43

Jacob Roschy (D)
Redakteur
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Jacob Roschy

Hallo Herr Bettendorf,

eigentlich muss schon bei allen Frequenzen, die nicht gerade Niederfrequenz sind, bei Schirmgitterröhren Anode und Gitter 1 gegeneinander abgeschirmt sein.

Um die Stromkreise dieser beiden Elektroden möglichst gut voneinander trennen zu können, hat man früher eine der beiden nach oben verlegt, zunächst bei den RENS- Röhren die Anode. Dies war allerdings sehr unvernünftig, da das Gitter dann immer noch der Heizwechselspannung ausgesetzt war, weshalb später das Steuergitter nach oben verlegt wurde.

Als man dann Anode wie auch Gitter 1 beide auf den Sockel verlegte, kam der Abschirmung besondere Bedutung zu.

Bei reinen NF- Röhren ist dies weniger kritisch, bei einzelnen NF- Endröhren braucht man normal nichts zu beachten.

Das ändert sich schlagartig bei Verbundröhren, wo Vor- und Endstufe in einem Kolben vereint sind, also bei ECL-, PCL- und UCL- Typen. Hier liegen zwischen Gitter 1- Vorstufe und Anode Endstufe eine mehrtausendfache Verstärkung und auserdem sind beide noch phasengleich. Daher müssen diese sehr gut voneinander getrennt werden, sonst wird man die Schwingprobleme nicht mehr los.

Hobbygrüße

Jacob Roschÿ

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