Nordmende Typbezeichnungen
Nordmende Typbezeichnungen
Martin Mende setzte das Bezeichnungsschema, das er bis zum Krieg verwendet hatte, in der Nachkriegszeit fort: Typzahl = Gerätepreis, jetzt in DM. Das ging nur gut bis zum Aufkommen von UKW; Ab da gab es bekanntlich Geräte mit Einbaumöglichkeit für Pendler bzw. Super, entweder ab Werk oder zum Nachrüsten. Das ergab für ein und denselben Gerätetyp verschiedene Preise, das alte Bezeichnungsschema wurde unlogisch und war nicht mehr zu halten. 1952/53 benutzte man runde Zahlen (200, 250 ... bis 500 für das Topmodell), die aber den Verkaufspreis nur in etwa wiedergeben (Quelle: Taxliste 1955, Franzis- Verlag). Ab 1953/54 erhielten die Geräte die allbekannten Opern- Bezeichnungen mit einer zweistelligen Nummer dahinter, die das Haupt- Produktionsjahr angibt. Ein Othello 57 stammt also aus 1956/57.
1959 wurde dieses System verlassen und von zwei neuen abgelöst. Zuerst zum Zahlencode. Dieses System gilt für die 60er und 70er Jahre (z.B. Globetrotter 8.808 von 1977/78), und für alle Geräte. Das Jahrzehnt zu unterscheiden gelingt leicht. Die Zahl vor dem Punkt gibt das Haupt- Produktionsjahr an. Ein Mambo 1.600 stammt von 1960/61. Leider ist dieses System nicht vollständig konsequent: Der erste Globetrotter trägt die Nummer 4.601, kam aber nach meinen Unterlagen erst 1964. Das Chassis wurde bis 1966 gebaut, die Nummer blieb aber gleich. Die Gründe für die leichten Zeitverschiebungen sind unterschiedlich, gelten aber für alle Firmen: Die Entwicklungsabteilungen können nicht immer auf den Neuheitentermin hin arbeiten, sondern entwickeln das ganze Jahr. Ein fertig konstruiertes Gerät lässt man natürlich nicht liegen. Ferner kann immer ein technisches Problem dazwischen kommen, so dass aus dem geplanten Weihnachtsgeschäft nichts wird. Um nicht alle Unterlagen ändern zu müssen, bleibt es dann meist bei der ursprünglichen Typbezeichnung.
Auf den Buchstabencode bin ich mit Hilfe von Nordmende- Unterlagen aus dem Deutschen Rundfunkmuseum Berlin gekommen. Ich bekam eine Liste mit den frühen Kofferradios samt deren Codes. Das erste (Mambo 59/600 von 1958/59) hat noch die Bez. 59. Die Geräte des Folgejahrgangs (Mambo, Clipper, Transita, Minibox) tragen den Buchstaben U vor einer 2- oder 3-stelligen Nummer, leider nur Nordmende- intern, denn die Buchstaben lt. Tabelle wurden erst ab 1960/61 auf die Geräte- Etiketten gedruckt. Tabelle:
Code Baujahr Interpretation
59 58/59 -
U.. 59/60 nUll
E.. 60/61 Eins
Z.. 61/62 Zwei
D.. 62/63 Drei
Hier endet die Nordmende Liste, aber nicht der Buchstabencode. Weiter decodiere ich wie folgt:
V.. 63/64 Vier
F.. 64/65 Fünf
S.. 65/66 Sechs
I.. 66/67 sIeben
A.. 67/68 Acht
N..(?) 68/69 Neun (evtl. nicht mehr verwendet)
Der Großbuchstabe entspricht also meistens dem Anfangsbuchstaben des Zahlenwortes, das die letzte Stelle des Haupt- Produktionsjahres ergibt ! Das System gibt es nur in den 1960er Jahren, aber ebenfalls für alle Geräte. Ich konnte es anhand eigener Radios (z.B. Skandia A.125, mit Schaltplan 8.125, also 1967/68) nachvollziehen.
Ich denke, damit können jetzt alle Nordmende Geräte einer Datierung zugeführt werden. Das war bisher nicht leicht, da Namen wie Transita, Fidelio, Bornholm etc. lange Zeit verwendet wurden, oft mit nur geringen Änderungen von Jahrgang zu Jahrgang.
Das Bild zeigt die internen Typzettel einer Transita TS de luxe von 1965. Das "F" auf dem oberen Zettel steht nur für "Fertigungsnummer", von der Zahl darüber (865.602.00) weist die "5" auf das Jahr. Der untere Zettel, das eigentliche Typenschild, findet sich auch im Batteriekasten wieder. Das "F" steht für Fünf(undsechzig).
Anlagen:
- Nordmende Typzettel (8 KB)
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Falsche Einteilungen
Leider sind auf Grund dieses sehr guten Beitrages ziemlich viele Modelle zu Unrecht im Datum geändert worden.
Zwei Informationen sind zu beachten: Boris Witke schreibt direkt nach der Tabelle:
"Der Großbuchstabe entspricht also meistens dem Anfangsbuchstaben ..."
Bitte beachten Sie das Wort "meistens".
Die andere Information ist unsere Philisophie:
Wir heissen wohl Radiomuseum.org (weil ich das vor 10 Jahren - und heute - als besten international anwendbaren Namen erachtete), doch wollen wir eigentlich ein Nachschlagewerk sein oder werden. Noch bestehen bei uns zu viele Fehler, weshalb wir jede Arbeit in Richtung Verbesserung des Datenbestandes begrüssen.
Dabei ist aber zu beachten, dass Kataloge und andere klar das Datum bestimmende Dokumente wie Ankündigungen oder Anzeigen in Periodikas, datierte Prospekte etc. den Vorrang vor späteren Feststellungen von dritter Seite haben. Das beinhaltet sogar Informationen vom Hersteller selbst anch einigen Jahren, weil die Schreiber dann meist nciht mehr wissen, was geschah oder nicht besser darstellen dürfen (Telefunken). Meinen Post hier schreibe ich nur, weil ein Modell aus dem VDRG Katalog 1966, das richtig als Jahr 1966/67 eingetragen ist, auf 1964/65 hätte geändert werden sollen. Zum Glück hatte das ein Modell-Admin schon bemerkt und das Modell verworfen mit Begründung: "Bitte in den Katalogen nachschauen, wann das Gerät tatsächlich angeboten wurde." Ich habe darauf den zweiten Verwurf geklickt, mit Zusatzinformation: "Lieber ... Was gibt es für Begründungen für diesen Vorschlag? Gibt es einen früheren Katalogeintrag oder so? Oder stimmt die Eintragung Handbuch VDRG 1966 (der 1966/67 zur Folge hat) nicht?" Normalerweise kann ein Modell-Admin nicht so auf etwas eingehen und wird "kurz" bleiben.
Natrülich können wir von einem Mitglied nicht erwarten, dass es den Katalog einsieht, sondern höchstens, dass es einen Beitrag startet, wenn es einen Datumskonflikt vermutet - oder ein kompetentes Mitglied frägt, ob denn der Eintrag zu Recht besteht - aber bitte nicht einfach ändern.
Es gibt aber zumindest drei verschiedene Begründungen, um so etwas zu ändern:
a) "kommt in den beiden Katalogen davor schon vor" - dann wäre die Änderung auf 1964-67 richtig.
b) "Katalogeintrag ist falsch, weil ...." - dann müssen wir das auf dem Modell erwähnen und können
entsprechend das Jahr ändern.
c) "wir haben den Katalogeintrag falsch gewählt" - dann wäre ohne anderen Eintrag eine Änderung
angebracht.
Es gibt auch die Möglichkeit, dass ein Katalog ein Gerät führt, dieses aber dennoch nicht auf den Markt kam. Wenn wir das sicher wissen, bleibt das Modell trotzdem. Es erhält die entsprechenden Bemerkungen und trägt das Katalogbild. Ein Katalogbild oder ein Prospektbild, Inseratebild oder Vorstellungsbild hat den Vorrang vor Sammlerbildern, doch wenn Abweichungen bestehen - kommt immer wieder mal vor, dann gehört das in die Bemerkungen zum Modell. Bildlegende genügt nicht, auch wenn sie jetzt so schön mit "Mouse-Overroll" zum Vorschein kommt.
Konkret Nordmende
Es scheint mehr Abweichungen von diesem Prinzip zu geben. Erklärbar sind sie wohl, dass das in verschiedenen Fällen vielleicht ein Plandatum war und die Markteinführung später erfolgte. Ich habe da aber keine Analysen vorgenommen. Zu unserem Prinzip gehört, dass unser (von-) Datum die echte Markteinführung darstellen soll.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.