philips: LD462AB (LD 462 AB); Annette

ID: 180298
Dieser Artikel betrifft das Modell: Annette LD462AB Bakelit (Philips Radios - Deutschland)

philips: LD462AB (LD 462 AB); Annette 
27.Dec.08 18:19
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Gerhard Heigl (A)
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Gerhard Heigl

 

Restauration einer Bakelit-Annette LD462AB (mit Schriftzug „Babette“ ?)
 
Im Grunde genommen gibt es dieses Babette-Modell überhaupt nicht. Laut der Typenbezeichnung ist es eine Annette. Das Zustandekommen des Radios ist bis heute ungeklärt.
Zustand vor der Restauration: Das Gehäuse ist weiß lackiert. Das Radio verbreitet einen üblen Geruch. Eine Sprosse des Frontgitters ist ausgebrochen. Die Skalenabdeckung ist gebrochen. Beide Antennenstäbe sind beschädigt und verbogen. Der Ferritstab ist gebrochen und aus seiner Halterung gerissen worden, dies kann auch beim Versand passiert sein. Das Radio funktioniert nicht, es brummt stark.
Restauration: Das Chassis wird ausgebaut. Es wurden scheinbar noch keine Reparaturen durchgeführt, alle Bauteile scheinen original. Der DEAC- Akku ist optisch in gutem Zustand, es dürfte keine Lauge ausgetreten sein. Nun wird das Gehäuse zerlegt und mit Abbeizer eingepinselt. Ich verwende den Abbeizer „Grüne Krähe“ der angeblich sehr umweltverträglich ist. Nach ca. 3 bis 5 Stunden Einwirkung wird der Lack runzelig und kann entfernt werden. Ich habe aber die Gehäuseteile vor dem Lackentfernen in heisses Wasser gelegt und einige Zeit darin belassen. Der Lack wird dadurch sehr weich und kann mit einer harten Bürste relativ leicht entfernt werden. Die Gehäuseteile werden nun mit heissem Wasser mit Spülmittelzusatz, gereinigt und dann getrocknet. Die Oberfläche ist nun matt und glanzlos. Die fehlenden Goldstreifen werden mit einem dünnen Lackstift nachgezogen. Zum Schluss wird das Gehäuse mit Polierpaste auf Glanz gebracht, ebenso die Messingteile wie Griffabdeckung und Schriftzüge.
Während der Abbeizzeit wird an der Technik gearbeitet. Messungen am Akku ergeben, dass er hochohmig ist und keine Ladung annimmt. Dadurch ist auch die Heizspannung der Röhren viel zu hoch, etwas über 2V, die Röhren haben es überstanden. Zuerst wird das Chassis gereinigt. Das starke Brummen weist auf taube Elkos hin. Die beiden 80µF-Elkos C1, C2 im Anodenkreis werden durch 100µF-Elkos ersetzt. Der 500µF-Elko C3 im Heizkreis wird durch einen 4700µF- Elko ersetzt. Die hohe Kapazität ist notwendig, weil der Akku als Glättungsmittel ausfällt. Da der DEAC-Akku hochohmig ist, kann er angeschlossen bleiben. Die Stabilisierung der Heizspannung auf ca. 1,4V übernehmen nun 2 Si-Dioden (1N4002) in Flussrichtung geschaltet, parallel zum Akku. Der Selengleichrichter für die Heizung wird vorsichtshalber mit einer Si-Diode gebrückt. Die Messungen nach einer ersten Inbetriebnahme ergeben, Heiz- und Anodenspannung liegen im Toleranzbereich und das Radio spielt auf UKW. Der Koppelkondensator C78 hat einen Isolationswiderstand von 10Mohm und wird ersetzt. Das Tastenaggregat und die Potis machen Probleme und werden mit Kontaktspray behandelt. Der Ferritstab wird mit Sekundenkleber geklebt, die gerissenen Drähte wieder verbunden und der Stab in der Halterung fixiert. Jetzt funktionieren die Bereiche MW und LW auch wieder. Nun werden die Teleskop- Antennenstäbe gereinigt und so gut es geht begradigt. Die gebrochene Skalenabdeckung wird gereinigt, mit Superkleber repariert, leider ist die Bruchstelle gut zu erkennen. Nach dem Zusammenbau sieht das Radio fast wie neu aus, bis auf den fehlenden Sprossenteil ist das Gehäuse völlig unbeschädigt. Für mich unverständlich, warum es lackiert wurde.

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