philips: RAW4E (RAW 4 E); Elomar

ID: 138242
Dieser Artikel betrifft das Modell: Elomar RAW4E (Philips Radios - Deutschland)

philips: RAW4E (RAW 4 E); Elomar 
09.Apr.07 15:12
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Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Ein sehr frühes Autoradio nach dem Weltkrieg 2 ist der Philips Elomar RAW4E, wie er in "DAS RADIO-MAGAZIN", Nr. 8; 1949; vorgestellt wurde. Seine Besonderheit ist seine universelle Verwendbarkeit, indem er auch aus dem Auto herausgenommen werden konnte und ganz normal am Wechselstromnetz als Heim-Zwergsuper verwendbar war.
 
Normalerweise wählte man für Autoradios einen Röhrensatz mit möglichst geringem Heizstromverbrauch, um die damals noch schwachen Auto-Bordnetze nicht unnötig zu belasten.  
Ein typischer Autoradio- Röhrensatz wäre ECH3 - EF9 - EBC3 und EL2 mit zusammen 0,8 Af gewesen.
 
Diese Röhren waren jedoch damals in Deutschland nicht in der Produktion, stattdessen jedoch der Röhrensatz des Standardsupers mit 2 * ECH4 + EBL1, der dann auch hier zur Anwendung kam. Mit einem Gesamt- Heizstrom von fast 1,9 A waren diese Röhren vergleichsweise echte Stromfresser !
Die einzige echte Autoradio- Röhre war die Gleichrichterröhre EZ2 !
 

In aller Stille wurde in der Berliner Philips-Fabrik ein neuer Autosuper entwickelt und in Fabrikation genommen. Das Zusammentragen des notwendigen Materials, die Einrichtung der Fertigung, die labor- und betriebsmäßige Erprobung: alles dies dauerte viel länger als in normalen Zeiten. Anfang des Jahres aber war er plötzlich da, zunächst nur in wenigen Stücken, nun aber kommt er laufend über die Luftbrücke nach Westdeutschland, das jüngste Berliner Philips- Kind: Elomar RAW4E, der Autosuper für Batterie- und Netzbetrieb.

Abb. 1 Neuer Autoempfänger für Batterie- und Netzbetrieb Elomar RAW4 E. Er kann leicht aus dem Auto herausgenommen und ins Haus getragen werden. Auto- und Heimempfänger in Einem !

Das Konstruktionsziel

Es ist schon etwas Besonderes um diesen ersten in Serienfabrikation laufenden Autosuper aus der Berliner Fertigung.

Seine Konstrukteure hatten sich das Ziel gesetzt, einen Autoempfänger zu entwickeln, der sowohl aus der Autobatterie der heute allgemein gebräuchlichen Spannung von 6 Volt, als auch aus dem Wechselstromnetz 110 und 220 Volt gespeist werden kann. Es sollte ein echter Autoempfänger sein, einzubauen am Armaturenbrett, aber doch so gestaltet, dass man ihn mit wenigen Handgriffen aus dem Wagen herausnehmen und mit ins Hotelzimmer oder in die Wohnung tragen kann, um ihn dort als Heim-Zwergsuper zu verwenden. Ein Gerät also, wie man es bereits vor dem Krieg als Kofferempfänger baute, aber doch nicht als Koffer ausgeführt, der im Auto dann irgendwo einen mehr schlechten als rechten Platz angewiesen erhält, sondern ein in erster Linie für die Verwendung im Auto geschaffenes und in Ausmaßen und Unterbringung entsprechend konstruiertes Empfangsgerät.

Die Konstrukteure haben ihr Ziel erreicht ! Über die schaltungstechnische Lösung ist weiter hinten zu sprechen; hier sei auf das Konstruktive eingegangen:

 

Abb. 4 Der neue Elomar-Autosuper im Volkswagen, vom Wageninnern

.... und von der Haube her gesehen

Die Lösung: Frontplatten-Montage

Die Konstruktion zeichnet sich dadurch aus, dass von der im Empfängerbau sonst wenig gebräuchlichen Frontplatten- Montage Gebrauch gemacht wurde, die hier ihre besonderen Vorteile bietet. An einer äußerst kräftigen, verwindungsfreien, aus Leichtmetall gegossenen Frontplatte ist der gesamte Chassis- Aufbau anmontiert. Dieses starke, entsprechend profilierte Gussteil gibt dem Gerät die erforderliche Stabilität. Das eigentliche Chassis besteht aus mehreren miteinander verschraubten eisernen Montageplatten, durch die in der Hauptsache drei durch eben diese Platten wirksam gegeneinander abgeschirmte Montageräume gebildet werden:    
der größte Raum nimmt die Kolben der Röhren, ein Bandfilter, den Zweigang- Drehkondensator und den Lautsprecher mit Ausgangstransformator auf, der zweite Raum, flach unter diesem großen Röhrenraum liegend, ist mit den Kleinteilen und der Verdrahtung des eigentlichen Empfängerteils angefüllt, und der dritte Raum, hochkant neben den beiden erwähnten Montageräumen stehend, beherbergt den Stromversorgungsteil, also den kombinierten Netz- und Zerhackertrafo, den Zerhacker, die Gleichrichterröhre, mannigfache Drosseln und Kondensatoren sowie die Netzumschaltung. Auf diese Weise ist der Empfänger aus mehreren selbständigen, für sich montierten und geprüften Bauteilen zusammengesetzt, was eine wesentliche Erleichterung sowohl bei der Fertigung, als auch bei einer eventuell notwendig werdenden Reparatur bedeutet.

 

Abb. 2 Das Chassis, das deutlich zeigt, wie die massiv gegossene Frontplatte die Basis des Gerätes darstellt

Auf engstem Raum ist hier eine Unzahl hochwertiger Einzelteile, die durchweg ganz normale Ausmaße besitzen, zusammengedrängt; Röhren und Teile eines vollständigen Fünfkreis-Vierröhren- Superhets sind in einem Volumen von nicht viel mehr als 5 Litern untergebracht, wahrlich keine kleine konstruktive Leistung !

Das Besondere des Gerätes liegt nämlich darin, dass - vom Lautsprecher abgesehen - an keiner Stelle besonders kleine Einzelteile verwandt worden sind, sondern man durchweg von den normalen, in einem Heimsuper zur Anwendung kommenden Teilen Gebrauch machte. Um trotzdem die angestrebten geringen Abmessungen zu erzielen, blieb nichts anderes übrig, als die Luft weitgehend aus dem Gerät zu verdrängen. Das ist den Philips-Leuten ausgezeichnet gelungen. Trotzdem haben alle Teile eine gute Zugänglichkeit behalten, so dass der Empfänger in allen Stufen ohne zeitraubende Demontage überprüft und repariert werden kann. Gewiss ein Vergnügen ist die Reparatur eines Autosupers niemals; beim RAW 4 E kann man aber an so ziemlich alle Teile heran, kann Spannungen messen und die wichtigsten Kondensatoren und Widerstände auswechseln, ohne diese erst durch umständliches Ablöten unbeteiligter Teile freilegen zu müssen. Auch alle Abgleichpunkte sind leicht zu erreichen.

Der neue Autosuper ist mit normalen Glasröhren von Quetschfuß-Aufbau bestückt, und zwar mit zwei Röhren ECH4, einer EBL1 und einer EZ2. Natürlich wird man fragen, warum die Wahl gerade auf diese Röhren gefallen ist und man nicht Stahl- oder Rimlock- Röhren verwendet hat. Die Antwort hat einmal in einem Hinweis auf die verhältnismäßig lange Entwicklungszeit des Gerätes zu liegen; als man mit der Entwicklung begann, war von deutschen Rimlockröhren noch nicht die Rede. Man benutzte diejenigen Röhren, die in großen Stückzahlen erzeugt heute vorherrschend sind, so dass vor allem der Ersatz auf keinerlei Schwierigkeiten stößt. Als weiterer Grund sei der genannt, dass sich die benutzte GIasröhrenart viele Jahre hindurch in tragbaren und fahrbaren Empfängern jeder Art gut bewährt hat und sie den hier auftretenden Schüttelbeanspruchungen durchaus gewachsen ist.

 

Abb. 3: Der Stromversorgungsteil. Wir erkennen den Trafo (links oben). die Gleichrichterröhre (rechts oben), den Zerhacker (darunter liegend) und die Entstörungsdrosseln und -kondensatoren

 Die Umschaltung auf Netz- und Batteriebetrieb

An der Rückseite des Empfängers befinden sich zwei Steckerpaare. Das eine, aus zwei 6-mm-Steckern in 19 mm Abstand bestehend, ist für das Aufsetzen einer normalen Netzkupplung bestimmt, das zweite, aus zwei Stiften von 3,3 mm Durchmesser in 12 mm Abstand bestehend, nimmt eine mitgelieferte Niederspannungskupplung auf, die zum Anschluss an die Autobatterie dient. Neben dieser Anschlusseinrichtung, die übrigens so ausgeführt ist, dass niemals beide Kupplungen zu gleicher Zeit eingeführt werden können, befinden sich getrennte Sicherungselemente für die Netz- (0.5 Amp.) und Batterie- Sicherung (6 Amp.), außerdem der Umschalter für Netzbetrieb (110 und 220 Volt) und Batteriebetrieb (6 Volt). Durch diesen Schalter wird bei 6 Volt die Heizwicklung des Netztrafos ab- und die Batterieleitung zum Zerhacker durchgeschaltet, bei Netzbetrieb wird statt des Zerhackers die Heizwicklung des Trafos mit den Röhrenfäden verbunden. Man kommt mit nur einem Umschaltkontakt aus, da die Umschaltung durch das Aufsetzen der Netz- oder Batterie-Kupplung auf die zugehörigen Steckerstifte vervollständigt wird.

Der neue Autosuper im Betrieb

Ausführlich bietet sich der neue Empfänger als ein kompaktes Gerat von großer Robustheit dar. Rechts und links von der Lautsprecheröffnung, die durch starke Rippen der gegossenen Frontplatte geschützt wird, befindet sich eine schmale Skala; hinter der linken Skala wandert der Abstimmzeiger, hinter der rechten der für die Wellenbereichanzeige. Neu für einen Autosuper ist die Wahl der Bereiche: neben dem Mittelwellenbereich empfängt das Gerät zwei Kurzwellenbänder, das 25- und das 49-m- Band. Die Skalen werden durch eine in der Mitte des Lautsprechers verdeckt angeordnete kleine Glühlampe beleuchtet; der Lichtschein kann durch Drehen der Abdeckplatte mehr oder weniger abgeblendet werden, damit er beim Fahren im Dunkeln nicht stört.

Für den Empfang im Kraftwagen wird eine Peitschenantenne von 1,0 bis 1,5 m Länge empfohlen, die mit dem Empfänger, dem für den Antennenanschluss im Wagen ein abgeschirmter Spezialstecker beigegeben wird, durch eine abgeschirmte Zuleitung von möglichst nicht mehr als 1,5 m Länge und 30 bis 40 pF/m Kapazität zu verbinden ist. Die Empfindlichkeit des Gerätes ist mit 10 bis 20 µV ausreichend, um zu jeder Zeit eine Reihe von Sendern zu empfangen. Der Kurzwellenempfang, dessen Sicherheit in erster Linie von einer guten Einstellmöglichkeit abhängt, wird durch die Anwendung der Bandspreizung überhaupt erst ,,automatisch".

Der Empfänger ist so eingerichtet, dass er im Volkswagen mit Hilfe einer besonderen Halterung angebracht werden kann, aus der er mit einem Handgriff zu lösen ist. Er lässt sich ohne Umständlichkeit mit ins Haus nehmen, um ihn hier am Lichtnetz zu betreiben. Natürlich darf man keinesfalls die Umschaltung vergessen. Zweckmäßig wäre es, wenn man diese bei der Weiterentwicklung des Gerätes so konstruieren würde, dass die Netzkupplung nur eingesetzt werden kann, wenn das Gerät auf Netzbetrieb umgeschaltet ist, um eine Beschädigung zuverlässig zu vermeiden.

Zum Schluss: Die Schaltung

Die Empfängerschaltung entspricht in allen Einzelheiten derjenigen eines mit den gleichen Röhren bestückten Heimsupers. Als Mischröhre arbeitet die Triode-Hexode ECH4. Die Antennenankopplung erfolgt im Mittelwellenbereich induktiv, auf beiden KW-Bändern durch einen 20 pF- Kondensator. Der Oszillator schwingt im MW-Bereich auf der oberen, in den KW-Bereichen auf der unteren Überlagerungsfrequenz. Die Bandspreizung erfolgt auf bekannte Weise durch die Zuschaltung je eines 150-pF- Parallel- und eines 80-pF-Serienkondensators zum Abstimm-Drehkondensator.

Der ZF-Teil arbeitet mit einer ZF von 468 kHz, die in der Hexode der zweiten Triode-Hexode ECH4 verstärkt wird; er besteht im übrigen aus einem zweikreisigen Bandfilter vor der Verstärkerstufe und einem einkreisigen ZF-Trafo hinter dieser, um auf diese Weise ein Höchstmaß an Empfindlichkeit zu erzielen. Dem gleichen Zweck dienen ZF-Kreise hoher Güte. Die Gleichrichtung erfolgt in zwei Diodenstrecken in der Endröhre EBL1, und zwar getrennt für die Erzeugung der Niederfrequenz und der verzögerten Schwundregelspannung. Die Niederfrequenz wird über einen Lautstärkeregler ans Gitter der Triode in der zweiten ECH4 geführt und zweistufig verstärkt, zuerst in dieser Triode, anschließend in der Pentode der EBL1. An dieser greift schließlich noch eine Gegenkopplung an, die der Unterdrückung nichtlinearer Verzerrungen dient. Die Grenzfrequenzen des Verstärkers werden mit 70 und 4 000 Hz angegeben. In Verbindung mit einem 12-cm-Lautsprecher von 7500 Gauß Feldstärke wird eine große Lautstarke erzielt, die klanglich durchaus zufrieden stellt.

Besondere Aufmerksamkeit wird jeder, der die Schaltung betrachtet, dem Stromversorgungsteil zuwenden. Steht der einpolige Stromart- Umschalter Sch auf B und ist an die Klemme + 6 V eine Batterie angeschlossen, so werden die parallel geschalteten Röhren von dieser geheizt und außerdem die Antriebspule des Zerhackers und je nach dessen Kontaktstellung die eine oder andere Hälfte der Anodenwicklung abwechselnd gespeist. Die entstehenden Niederspannungs- Stromstöße werden im Transformator Tr in eine hohe Wechselspannung umtransformiert, die nun von der EZ2 in Vollweg-Gleichrichtung gleichgerichtet wird. Die entstehende pulsierende Gleichspannung wird in bekannter Weise beruhigt und dann den Anoden und Gittern des Empfängers zugeführt.

Wie die Schaltung zeigt, ist die schaltungsmäßige Anordnung des Stromversorgungsteils außerordentlich einfach, zumal die Umschaltung auf Batterie- und Netzbetrieb durch das Umlegen eines einzigen Umschaltkontaktes bewirkt werden kann. Weniger einfach sind dagegen die eingebauten Beruhigungsmittel. Sie bestehen aus einem zweigliedrigen Filter hinter den Batterieklemmen und aus Dämpfungswiderständen und Kondensatoren am Zerhacker, die in ihrem Zusammenwirken die vom Zerhacker erzeugten Störspannungen auf einen unerheblichen Wert herabsetzen und außerdem in einen annähernd sinusförmigen Verlauf des Stromes zur Folge haben, so dass der Transformator mit einer Spannung geeigneter Kurvenform gespeist wird. Auf die zweckmäßige Dimensionierung und Anordnung der Entstörungsmittel sowie auf eine gute Abschirmung wurde besonderer Wert gelegt, so dass der Empfänger ein nur sehr geringes Störgeräusch aufweist.

DAS RADIO-MAGAZIN Nr. 8; 1949

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