phonetika: 1U11;

ID: 370114
? phonetika: 1U11;  
05.Feb.15 12:52
68

Mario Böhme (D)
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Mario Böhme

Werte Sammlerfreunde,

ich konnte auch gerade einen 1U11 restaurieren und in meine Sammlung einreihen. Mir ist bei meinem Gerät folgendes aufgefallen: Es fehlt das berühmte Loch im Bakelitgehäuse unmittelbar vor der UEL51. Somit konnte bei meinem Empfänger auch der Bespannstoff an dieser Stelle nicht verschmoren. Es wäre nun interessant zu wissen, ist dies ein früher 1U11, noch ohne "Wärmeabführloch" an der UEL51 ? Oder doch eher eines der letzten Modelle, wo man die Beschädigung des Bespannstoffes vermeiden wollte? Eine Seriennummer gibt es bei diesem einfachen Empfänger wohl auch nicht. Oder ist bei meinem Kasten mit dem Jahren ein Klebezettel verloren gegangen?

 

Herzliche Grüße

Mario Böhme

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1 U 11 
05.Feb.15 21:04
68 from 2406

Archiv GFGF (D)
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Die späteren Geräte 1 U 11 vom VEB Stern Radio Berlin wie auch die Nachfolger Grünau und Dompfaff besitzen die Lüftungsöffnung. Somit ist bei Fehlen dieser von einem frühen Phonetika Gerät auszugehen, sofern die Rückwand original zu diesem Gerät gehört.

Geräte vom Funkwerk Dresden und aus Stassfurt mussten wohl nicht so belüftet werden.

Andere Anhaltspunkte wären die Kondensatoren, bei einem frühen Gerät müssten die aus dem 1. Quartal 1950 oder aus dem Jahr 1949 stammen.

Seriennummern in Form von Zetteln sind mir bei den "Billigheimern" noch nicht aufgefallen.

 

Gruss Ingo Pötschke

 

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1U11 
06.Feb.15 10:58
124 from 2406

Mario Böhme (D)
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Mario Böhme

Werter Herr Pötschke,

danke für Ihre Antwort. Vermutlich hat der Vorbesitzer von meinem Gerät eine andere Rückwand angebaut und es ist kein Phonetika. Die alten Teerkondensatoren weisen durchweg 1951 als Herstellungsdatum auf. Die Originalelkos wurden schon vor langer Zeit durch neuere Modelle ersetzt. Auch der Bespannstoff scheint mir nicht mehr original zu sein. So wird eine genaue Zuordnung zu dem richtigen Hersteller kaum noch möglich sein.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

M.Böhme

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1 U 11 
06.Feb.15 14:52
147 from 2406

Archiv GFGF (D)
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Schauen Sie die Kondensatoren noch einmal genau an.

Die Berliner Chronisten sprechen von 1950 als Verstaatlichung von Phonetika und damit der Bezeichnung "VEB Phonetika Radio".

Ab Januar 1951 nennt man sich nach allen Quellen "VEB Stern Radio Berlin"

Die Fertigung des "Phonetika" 1 U 11 ist in 1951 möglich, sofern noch Rückwände aufzubrauchen waren. 

Der manchmal angegebene Monat auf den Kondensatoren spielt also eine Rolle, beim ersten und vielleicht auch noch 2. Quartal wäre die Idee mit der alten Rückwand noch möglich, danach sehr unwahrscheinlich.

 

Fragen an ALLE:

1) wer entwickelte eigentlich wann den 1 U 11

2) Ab welchem genauen Zeitpunkt war die UEL 51 verfügbar?

 

Gruss Ingo Pötschke

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1U11 und UEL51 
06.Feb.15 18:47
194 from 2406

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Ich habe in meinem „Geschichts-Buch" geblättert und will zu den Fragen wie folgt antworten – natürlich „ohne Gewähr“ auf immer exakte Datenangaben:

Der RFT-Einkreiser 1U11 wurde zur Leipziger Frühjahresmesse 1950 erstmals vorgestellt. Bereits im gleichen Jahr begann die Fertigung im VEB Funkwerk Leipzig in der Eichstädtstraße. Und Ende 1950 / Anfang 1951 wurde dieses Modell auch im VEB Phonetika Berlin (1951 umbenannt in VEB Stern-Radio Berlin) produziert. Der VEB Stern-Radio Staßfurt übernahm dann ebenfalls die Herstellung des 1U11.

Konstrukteur des 1U11 war der Laborleiter für Rundfunkgeräte im „ENKO“, Ing. Werner Lebe. ENKO war die RFT-Entwicklungs-und Konstruktionszentrale in Leipzig-Stötteritz (bis 1951).

Bereits 1948 gab es Bemühungen, außer einem sogenannten „Einheitssuper“ („Standardsuper“ in den Westzonen) einen einfachen Kleinempfänger in Anlehnung an den DKE1938 zu entwickeln. Da die Fertigung der veralteten VCL11 in der sowjetischen Besatzungszone verworfen wurde und auch die VEL11, die in den Westzonen entstand, nicht in Frage kam, entschied man sich im Funkwerk Erfurt für die Neuentwicklung einer neuartigen Doppel-Tetrodenröhre ohne Obenanschluss mit 10-poligem Stahlröhrensockel, die UEL51. Diese stand dann im 2. Halbjahr 1949 (?) für die Entwickler zu Verfügung. (Genauer konnte ich das Datum bisher nicht einengen!)

Bei der Herstellung dieser Röhre gab es natürlich auch Probleme. Die Erbauer des Empfängers 1U11 klagten über ein Brummen in der Wiedergabe, dass einfach nicht zu beseitigen war. Im Streit mit dem Erfurter Röhrenbauer, der eine Schuld an diesem Brumm von sich wies, konnte doch nachgewiesen werden, dass eine fehlende Abschirmung der UEL51 die Ursache des Brummens war. Die ersten UEL51 besaßen nur eine innere Grafitschirmung im Oberteil (rechts im Bild). Erst ein außen angebrachter Abschirmring im Sockelbereich brachte Abhilfe. So konnte dann nach der Messevorstellung 1950 mit der Serienproduktion des 1U11 begonnen werden. Diesen Ring besitzen dann alle später hergestellten UEL51. Er war allerdings mechanisch nicht sehr stabil, so dass sehr viele der heute noch existierenden Röhren einen mehr oder weniger verkratzten Abschirmring tragen. 

Wolfgang Eckardt  

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