korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen

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01.May.21 14:39
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Hallo,

beim Abgleich des KW2 Bereichs meines Supra-Selectors bin ich auf ein Prasseln bzw. unregelmässiges Rauschen gestossen. Da ich es mit Worten nicht klar beschreiben kann, hilft vielleicht ein Audio-File (kann man die eigentlich auch im Forum hinterlegen? Wie?), das ich hier abgelegt habe. Dies ist mein Sinus-Funktionsgenerator bei 12MHz: ich stimme das Radio ab, bis ich mittig auf der unmodulierten Trägerwelle bin. Und dann hört man dieses "Prasseln" (mangels eines besseren Worts).

Nun bin ich echt unschlüssig, ob dies so normal ist und ich einfach zu hohe Erwartungen habe, oder ob es ein gleichmässiges Rauschen sein sollte, was ich erwartet hätte. Da fehlt mir einfach die Erfahrung - vielleicht könnte dies jemand kommentieren? Vielleicht ist diese Art des Rauschens ja auch ein Hinweis auf die Störquelle: ein Widerstand, ein Kondensator, oder ist es normales Verteilungsrauschen der Hexode E(C)H11?

Vielleicht hilft ein bisschen Hintergrund-Info, das Problem einzuordnen. Ich habe das Gerät vor vielen zig Jahren als kleiner Junge bekommen, damals dann genutzt, aber dann war ich viele Jahre im Ausland und das Radio blieb unbenutzt. Nach einigen Jahrzehnten habe ich es wieder in Betrieb genommen, aber es funktionierte nicht mehr richtig. Ich habe daraufhin die Elkos (die im Netzteil hatten keine Kapazität mehr) und die anderen Kondensatoren getauscht, nicht jedoch die keramischen Kondensatoren (Röhrchen-Cs und die 50pF Koppel-Cs). Daraufhin spielte es wieder, aber die Empfangsleistung war unbefriedigend, es ging aber gerade so. Bis es, nach vielleicht 2 oder 3 Jahren erneut ausfiel: einer meiner Ersatzkondensatoren war nicht spannungsfest genug gewesen und hatte einen Schluss (dies war der C von der Anode der EBF11 zur linken Regelspannungsdiode). Ich habe ihn jetzt durch einen 1kV Typen ersetzt und es gibt da kein Problem mehr. Beim anschliessenden Abgleich fiel mir dieses Prasseln auf und da das Radio schon mal offen war, will ich dem jetzt auf den Grund gehen.

Um die Störung einzugrenzen habe ich unter Anderem folgendes gemacht (nicht in dieser Reihenfolge):

  1. wenn man die Lautstärke auf 0 dreht, dann verschwindet das Prasseln. Daraus schliesse ich, dass es nicht im NF-Teil (EFM11, EL12) liegt, sondern "weiter vorne".
  2. wenn ich auf keinen (Meß-)Sender abstimme, dann ist im Lautsprecher nichts zu hören, insbesondere kein Prasseln. Zum einen hätte ich hier ein leises Rauschen erwartet, aber gut, das kann einen anderen Grund haben: die Empfangsleistung ist ja nicht wirklich gut, deshalb habe ich ja den Abgleich versucht; dem werde ich später nachgehen. Das Verschwinden des Prasselns erkläre ich mir mit der fehlenden 468kHz ZF, die ja ohne Eingangssignal nicht gemischt wird und somit ist auch nichts zu hören.
  3. Ich habe dann die EF13 gezogen und den Prüfsender am Gitter g1 der E(C)H11 lose eingespeist. Um Rückwirkungen von "hinten" auszuschliessen habe ich beide Regelspannungen auf Masse kurzgeschlossen. Das Prasseln ist da. Daraus schliesse ich, dass es nicht an der EF13 Vorstufe liegt.
  4. Ich habe den gleichen Versuch auf MW, 600kHz, durchgefüht und da ist kein Prasseln zu hören, was ich nicht richtig einordnen kann.
  5. Ich habe dann die 468kHz ZF am Gitter g1 der ECH11 eingespeist und auch da ist kein Prasseln zu hören. Bedeutet das, dass der ZF-Verstärker und die Demodulation in Ordnung sind? Das würde den Fehler auf die ECH11-Baugruppe einengen.
  6. Ich habe zwei andere ECH11 Röhren, die ich eingewechselt habe: mit beiden bleibt das Prasseln unverändert vorhanden. Also kann es wohl nicht an der ECH11 selbst liegen.
  7. Ich habe eine andere EBF11, die ich eingewechselt habe: auch damit ist das Prasseln vorhanden. Daher schliesse ich auch die EBF11-Röhre aus.
  8. Leider habe ich keine andere EF13, aber eine EF11, die ich probeweise eingesetzt habe: auch damit ist das Prasseln vorhanden (wobei ich die Vorstufe eh schon als Ursache ausgeschlossen hatte). Mit der EF11 ist die Empfindlichkeit schlechter.
  9. Beim Abgleich zeigten alle ZF-Kreise, die Vorkreise und der Oszillatorkreis scharfe Maxima, sodass wohl die Filter und Schalter alle funktionieren.

Ich habe mich dann auf die ECH11-Baugruppe konzentriert, wobei die Versuche 4 und 5 von oben dem eigentlich widersprechen. Oh well. Ich vermutete einen "rauschigen" Widerstand, vorzugsweise einen hochohmigen oder einen thermisch stark belasteten.

  1. Ich habe den 120kOhm Schirmgitterwiderstand getauscht: Prasseln bleibt.
  2. Laut Datenblatt soll der 50kOhm haben, also probeweise auf 47kOhm verkleinert: Prasseln bleibt.
  3. Ich habe den 30nF Schirmgitter-Glättungskondensator getauscht und auf 100nF erhöht: Prasseln bleibt.
  4. ECH11 gezogen und Spannung am Schirmgitter oszillographiert: absolut konstant, auch bei 5mV/cm Auflösung (AC-Kopplung). Das schliesst Feinschlüsse im Kondensator aus.
  5. 2kOhm Anodenwiderstand Hexode getauscht: Prasseln bleibt.
  6. Probeweise den 1MOhm Gitterableitwiderstand getauscht: Prasseln bleibt.
  7. Den 150Ohm Kathodenwiderstand ausgetauscht: Prasseln bleibt.
  8. Probeweise den 30kOhm EC(H)11 Anodenwiderstand ausgewechselt: Prasseln bleibt.
  9. 20kOhm Gitterableitwiderstand Oszillator auf Wert geprüft: OK
  10. 50Ohm Dämpfungswiderstand Oszillator auf Wert geprüft: OK
  11. Ich habe (natürlich als erstes) die Versorgungsspannungen gemessen:
    1. da wir ja jetzt ein 230V Netz (nicht mehr 220V) haben, habe ich den Trafo auf 240V umgeschaltet. Dies führt zu einer leichten Unterheizung, die aber mit ca. 4% keine Probleme verursachen sollte -- oder ?
    2. Die B+ Spannung nach der Siebdrossel liegt bei 272V, also trotzdem zu hoch; sollte 235V - 255V sein. Ich habe festgestellt, dass im Radio eine EL11 statt der EL12 verbaut ist. Das ist ihre schwächere Schwester. Die EL11 hat nur 40mA statt der EL12, die 80mA ziehen würde. Daher ist das NT weniger belastet und die Spannungen steigen an. Leider habe ich keine EL12; ich werde mir eine EL12(N) kaufen, alles andere ist ja unbezahlbar.
    3. Mein 230V Netz ist leider recht unruhig und ich war mir auch nicht sicher, ob die zu hohen Spannungen vielleicht die Probleme verursachen könnten. Daher habe ich eine (oh welch Frevel!) Spannungsstabilisierung mit einem LR8-Regler und einem NPN-Transistor eingebaut (das kann nach dem Messen/Fehlersuche aber auch leicht wieder entfernt werden). Die EL11 und der Leuchtschirm der EFM11 liegen weiterhin an der vollen Spannung, nur die EF13, ECH11 und EBF11 werden mit der stabilisierten Spannung von 245V versorgt. Das Prasseln zeigte sich auch davon unbeeindruckt.
    4. Ich habe alle angegebenen Spannungen und Ströme nachgemessen: es liegt alles im Rahmen (vielleicht hat die ECH11 nicht mehr ganz die volle Emission):
      1. Anode E(C)H11: +243V (Soll: 215V ... 240V)
      2. Anode EC(H)11: +104V (Soll: 70V ... 100V)
      3. Schirmgitter g2/g4 E(C)H11: 70V bis 85V, je nach Signalstärke und Regelspannung (Soll: 70V ... 110V)
      4. Kathode ECH11: +1.08V
      5. Gitter g1 Hexode: -350mV (Soll: -1V ... +1.5V), Regelspannung kurzgeschlossen!
      6. Anodenstrom E(C)H11: (245V-243V)/2kOhm = 1mA (Soll: 1mA)
      7. Kathodenstrom: 1.08V/150Ohm = 7.2mA (Soll: 8mA)
      8. Schirmgitterstrom ECH11: (245V-70V)/120kOhm = 1.5mA (Soll: 2mA)
      9. Anodenstrom EC(H)11: (245V-104V)/30kOhm = 4.7mA (Soll: 5mA)
  12. Ich habe den Funktionsgenerator (FG) überprüft, nicht dass der das Prasseln schon mitbringt: mit einem anderen (Transistor-)Radio, das einen 6MHz KW-Bereich hatte, habe ich den FG abgehört: kein Prasseln, ganz gleichmässiges Rauschen. Zugleich habe ich die Oberwelle auf 12MHz mit dem Röhrenradio abgehört: es prasselt. Also scheidet der FG aus Ursache aus.
  13. Ich habe mit dem Oszi am Schirmgitter und der Anode der E(C)H11 oszillographiert: ich kann deutliche Korrelationen (Spannungsschwankungen) mit dem Prasseln ausmachen (soweit meine Ohr-Auge-Koordination das zulässt).
  14. Ich habe am Gitter g1 der EC(H)11 oszillographiert und das lokale Oszillatorsignal sieht absolut ruhig aus. Hier kann ich keine Schwankungen feststellen.
  15. Ich habe mit einem Signalverfolger (HF-Diode und NF Verstärker) am Gitter g1 der EBF11 das Prasseln gehört, auch wenn die EBF11 Röhre gezogen war. Es kann also eigentlich nur aus der ECH11-Stufe kommen.
  16. Ich habe die Stifte und den Sockel der ECH11 mit einem Glasfaserstift geputzt: Prasselt weiter.

Und jetzt bin ich ratlos. Wenn jemand einen Tipp oder einen Kommentar hat, würde ich mich sehr freuen. Gerne mache ich auch noch andere Messungen.

Was mich noch wundert ist folgendes. Vielleicht kann jemand mit dem gleichen Gerät eine Vergleichsmessung machen, denn die Pegel sind in meinen Unterlagen nicht angegeben:

  1. Am Gitter g1 der E(C)H11 sehe ich mit einer 1:10 Probe (also 10MOhm) das lokale Oszillatorsignal sehr stark mit einer Amplitude von 150mVss. Soll die am g1 der Hexode wirklich so stark aufscheinen? Von der eingekoppelten HF des FG sehe ich praktisch garnichts.
  2. Am Gitter g1 der EC(H)11 liegt das lokale Oszillatorsignal mit sagenhaften 12Vss (!!). Ist das OK, dass das so stark ist?

Liebe Grüße

Helmut

 

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02.May.21 12:44
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Hier ein kleiner update "was bisher geschah" :-) Ich habe mittlerweile zwei Antworten per email bekommen, da die Helfer hier (noch) nicht posten dürfen. Mein Eingangsposting ist eh schon extrem lang geraten, trotzdem konnte ich da noch nicht alles schreiben, das ich schon gemacht hatte, sodass einige Vorschläge schon umgesetzt waren.

Karl-Heinz Bradtmoeller hatte die folgenden Ideen, die darauf Abzielen, Störungen von aussen vom Radio fern zu halten:

  • Netzantenne (Lichtantenne) abklemmen: das hatte ich gleich zu Anfang gemacht
  • Netzfilter einbauen: hier hatte ich die Entstörkondensatoren schon entfernt (siehe Bild, rote X), aber nichts Neues eingebaut. Ich habe nun ein Entstörfilter eingebaut, aber keine Änderung.
  • Die Anodenspannung HF-mässig besser abblocken. Ich hatte schon einen 100nF auf dem Pertinaxstreifen eingebaut, jetzt habe ich zusätzlich noch einen 100nF parallel zum 12uF (also vor der Drossel) eingebaut. Keine Änderung.
  • Prüfsender mit Koaxkabel einspeisen. Das hatte ich sowieso schon gemacht, mit einem 50 Ohm Abschlusswiderstand nahe am Radio.

Ich glaube auch nicht, dass das Prasseln über die Antenne oder die Netzleitung ins Gerät kommen, kann das aber momentan nicht mit Fakten untermauern; einzig hört es sich für mich nicht wie eine externe Störung an, eher wie ungleichmässiger Stromfluss. Aber da kann ich mich natürlich täuschen.

Ich betreibe das Radio momentan an einem Regeltrafo, das Radio ist also galvanisch vom Netz getrennt. Allerdings habe ich auch das Netzkabel erneuert (das alte war hart und brüchig geworden) und habe ein 3-poliges Netzkabel verwendet. Den Schutzleiter (PE) habe ich aus Sicherheitsgründen an das Metall-Chassis gelegt, was HF-mässig möglicherweise nicht optimal ist und Störungen ins Gerät bringen kann, aber das ist eine andere, nachgeordnete Frage. Aktuell ist ja kein Schutzleiter angeschlossen (wg. Trenntrafo). 

 

Die zweite Antwort ist von Walter Schmidt. Er hat gerade einen Transmare 39 bei sich stehen, der hat exakt den gleichen Empfangsteil und ist damit ideal für Vergleichsmessung. Als Vorbemerkung schreibt er:

Zuerst: Der Empfänger muß rauschen, auch ohne Signal. Im K2-Bereich hört man es allerdings nicht. Aber hier ist auch der Abgleich problematisch, der ist nur an den 2 Abgleichpunkten optimal. Ich vermisse im Oszillatorkreis den Serienkondensator (Paddingkondensator), der die Frequenzvariation an die des Vorkreises angleicht. Deshalb ist optimaler Abgleich nicht möglich, das 13m-Band z.B ist praktisch taub.

Das ist schon mal gut zu wissen, auch bei mir ist ja ohne Signal kein Rauschen zu hören und die Empfindlichkeit lässt zu wünschen übrig. Aber, das ist eine nachgeordnete Frage, die ich angehen werde, wenn das Prasseln weg ist; das muss zuerst behoben werden.

Test mit Meßsender bei 18MHz: Bei ausreichender Feldstärke hört man nur leises Rauschen, das von Ihnen beschriebene Geräusch fehlt.

Das ist sehr hilfreich, denn nun weiss ich sicher, dass es sich beim Prasseln um einen Fehler in meinem Gerät handelt!

Ist dieses Geräusch auch beim Geradeausempfang zu hören? Da muß aber die Ausgangsspannung des Meßsenders ziemlich groß sein. Hat früher nur beim Ortssender funktioniert. Wahrscheinlich ist nichts zu hören, die ECH11 ist ja nicht in Funktion. 

Den Direktempfang habe ich noch nicht probiert. Der ist auch nur auf MW, richtig? Und auf MW (Superhet) hatte ich es ja schon probiert und kein Prasseln gehört (siehe Nr. 4 in meinem Eingangsposting).

Meine 1. Idee war eigentlich, daß irgendwas im Regelkreis defekt ist, der hatte ja einmal beim Kondensatorschluß an der EBF11-Anode die volle Anodenspannung abbekommen.

Das ist richtig, aber da ich den Regelkreis zum Messen auf Masse kurzgeschlossen habe, kann von dort nichts mehr kommen, da die Regelspannung nun fest auf 0V liegt. Ich denke, das können wir ausschliessen.

Sind alle Umschaltkontakte des Wellenschalters gereinigt?

Ja, ich habe überall mit Tuner-Spray benetzt, dann ein Löschpapier mehrmals durchgezogen und dabei den jeweiligen Kontakt geschlossen gehalten.

Auch die Keramik zwischen den Schaltkontakten? 

Da muss ich gestehen, dass ich das nicht gereinigt habe, man kommt da ja auch so schlecht hin. Ausserdem liegt das in “Betriebsstellung” ja nach unten zeigend, sodass sich da kein Staub ablagern kann. Aber ich kann mir das in der Tat nochmal näher anschauen, da bin ich jetzt dran.

Ich habe auch an allen Bauteilen in der ECH11 Gruppe im eingeschalteten Zustand rumgedrückt um eventuelle fehlerhafte Lötstellen oder innere Kontaktprobleme aufzuspüren, aber es war dabei nichts im Lautsprecher zu hören, keine Änderung des Prasselns.

Das Prasseln tritt ja nur auf, wenn ich mittig auf die Trägerwelle abstimme. Wenn ich etwas daneben abstimme, dann rauscht es gleichmässig, kein Prasseln. Das schliesst doch eigentlich alle Bauteile aus, die immer in Funktion sind (Widerstände, Kondensatoren, etc.), denn deren Prasseln müsste ich dann ja auch hören. Mir ist einfach nicht klar, worauf das hindeutet, dass es nur prasselt, wenn ich mittig auf den Träger abstimme. Hat jemand eine Idee?

Dass auf MW kein Prasseln ist, schliesst doch eigentlich den ZF-Teil und Demodulator aus, denn die sind bei MW ja genauso in Funktion. Aber das hatte ich ja sowieso schon vermutet.

Ich freue mich über weitere Antworten und Vorschläge. Liebe Grüsse

Helmut

Anlagen:

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
03.May.21 12:13
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Hier ein neuer update.

Nachtrag vom letzten Posting:

Ich habe bei laufendem Gerät mit einem Glasfaserstift zwischen den Bandschalter-Kontakten die Keramik geputzt und dabei das Prasseln beobachtet: keine Änderung. 

Ich habe auch an den geschlossenen Schalterkontakten gedrückt und gerüttelt: keine Änderung.

 

Herr Bradtmöller schreibt diesmal:

Sie sagten, dass die Regelung außer Betrieb genommen wurde, das Prasseln nur in der Filterkurvenmitte auftritt. Das hört sich nach "wilden Schwingungen" an. 

Ja, den Verdacht hatte ich auch schon. Ich kann aber mit dem Oszi an der Anode der E(C)H11 nichts Ungewöhnliches sehen.

Da ich gerade mit ZF-Verstärkern zugange bin, konnte ich feststellen, dass diese auch auf Frequenzen oberhalb des Hörbereichs anfangen können zu schwingen. Erst durch Anschluss des Oszilloskops konnte ich einen Ripple bei ca. 20 kHz feststellen, wenn der Testgenerator, der über eine Induktionsspule an die Ferritantenne angekoppelt und Pegel hochgedreht wird.

Vorschlag:

Stellen Sie den Testgenerator auf ca. 30% Modulationsgrad für Amplitudenmodulation ein, dann verfolgen Sie das Modulationssignal (bei mir ca. 1kHz) mit dem Oszilloskop. Versuchen Sie, die Regelung zu simulieren mit verschiedenen Negativspannungen am Gitter der Regelröhre. (Widerstände) Ganz ohne Regelung kommen Sie bei entsprechendem Generatorpegel schnell in die Schwingbedingung hinein. Prasseln ist quasi die Vorstufe zum Heulen und Pfeifen. So sehe ich das.

Mein Generator kann leider keine AM-Modulation. Die geregelten Röhren haben alle Kathodenwiderstände, welche die Kathoden "hochlegen", sodass 0V Regelspannung tatsächlich einer negativen Gittervorspannung entsprechen (da die Kathode 1V bis 2V positiv gegen GND ist). Aber ja, ich kann mal mit negativeren Regelspannungen experimentieren. Wenn die Regelung an ist und kein Sender reinkommt liegt die Regelspannung bei ca. -100mV (gemessen mit 10MOhm DMM, der reale Wert kann also abweichen, da das Meßgerät nicht hochohmig genug ist), also nicht zu weit weg von 0V (GND). 

Ich habe gerade mal bei -2.4V Regelspannung geschaut: Prasseln ist nach wie vor da, auch wenn ich den FG jetzt etwas höher aufdrehen muss, da der Empfang schwächer wird.

Da es aber nur bei einem KW-Bereich auftritt, liegt die Vermutung nahe, dass die Kopplung des entsprechenden Spulensatzes nicht mehr stimmt. Da wird es dann zum echten Expertenthema und der Kollege mit dem Vergleichsgerät wäre da gefragt, wie er das dann handhaben würde.

Im KW1-Bereich hatte ich noch nicht geschaut, das habe ich soeben nachgeholt. Auch dort ist das Prasseln zu vernehmen! Der Oszillator schwingt für eine Empfangsfrequenz von 3MHz bei ca. 3.5MHz (so genau kann ich das nicht messen, da ich "Kasterl" am Oszi-Schirm abzähle) was in etwa stimmen sollte, wenn der Oszillator oberhalb der Eingangsfrequenz schwingt (ich weiss nicht, wie es sein sollte). Während der Messungen auf 3MHz "sprang" der Oszillator plötzlich in seiner Frequenz und ich musste nachstimmen. Dabei stieg auch die Oszillatoramplitude leicht an (von 12Vss auf 15Vss) und das Prasseln wurde erheblich schwächer!

Ich habe dann wieder auf 12MHz (KW2) geschaltet, aber hier ist das Prasseln nach wie vor vorhanden, in gleicher Stärke wie immer.

 

Herr Schmidt schreibt:

Löten Sie mal den Anschluß  G1 der Heptode ab und schließen Sie da den Meßsender an. Röhren ziehen alleine ist nicht genug.

Das ist eine gute Idee, denn langsam deutet alles auf die Filter/Schwingkreise hin. Habe ich so gemacht (50pF am Gitter abgelötet) und das Prasseln ist immer noch da. Da nun wirklich alles vor der ECH11 abgetrennt ist, kann es eigentlich nur noch am Oszillator und dessen Schwingkreisen liegen, sonst ist ja nichts mehr da!

Geradeausempfang geht eigentlich bei allen Wellenbereichen, die Umschalter sind mit dem Betriebsartenschalter gekoppelt und unabhängig vom Wellenbereichsschalter, zumindest beim Transmare. Wie gesagt, Voraussetzung ist hohe Signalstärke am Antenneneingang.

Ah ja, interessant! Das war mir so nicht klar/bekannt. Danke für die Info!

Da ich nun wieder auf 12MHz war, habe ich auch dort (mit dem Oszi) die Oszillatorfrequenz gemessen und zu meiner Überraschung schwingt der Oszillator bei 22.875MHz (ich habe mehrfach nachgerechnet, weil ich es nicht glauben konnte!)! Damit wäre die Empfangsfrequenz 22.875MHz - 468kHz = 22.389MHz. Leider reicht mein FG nur bis 20MHz rauf. Also habe ich ihn auf die Hälfte 22.389MHz / 2 = 11.2MHz (genau 11.07MHz) eingestellt und auch hier ist Empfang! Wie gleichzeitig Empfang auf 12MHz und 11.07MHz sein kann weiss ich noch nicht, da muss sich wohl einiges hin und her mischen.

Herr Schmidt, könnten Sie vielleicht bei Ihrem Gerät mal die Oszillatorfrequenz messen, wenn der Empfänger auf 12MHz eingestellt ist? Das wäre interessant! Und eine Messung bei 3MHz wäre auch interessant.

Ich konzentriere mich jetzt doch auf den Oszillator und hier insbesondere die Schwingkreise im Abschirmbecher. Werde ihn mal öffnen und dann genau messen. Wahrscheinlich habe ich vor dem Wochenende dafür leider keine Zeit, der Job ruft.

Liebe Grüße

Helmut

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
04.May.21 19:31
344 from 2358

Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Bis zum Wochenende warten -- das halt ich nicht aus! Hier gibt es so viele nette Helfer mit neuen Ideen, die ich unbedingt testen muss.

Erst mal muss ich mich entschuldigen: ich habe einen Fehler gemacht! Der Oszillator schwingt natürlich nicht auf 22MHz. Das wäre auch wirklich komisch gewesen. Was hatte ich übersehen? Meine X-Dehnung auf dem Oszi ist nicht x10 sondern nur x5. Jetzt hab ich das Oszi schon seit 45 Jahren und müsste das eigentlich wissen aber irgendwie hab ich das übersehen und die x10 Probes haben mir den Geist vernebelt. Oh well. Der Faktor 2 war auch schon zu verdächtig.

Draufgekommen bin ich, weil Herr Schmidt freundlicherweise bei seinem Transmare für mich nachgemessen hat:

Oszillatorfrequenz bei 12MHz: 12468kHz, bei 3MHz 3468kHz, so wie es sein soll, gemessen mit Frequenzzähler. Bei der Messung gab es kleine Ungenauigkeiten, da ich den Tastkopf direkt ans G1 des Oszillators angeschlossen habe und dieser etwas verstimmt wurde.

Vielen Dank!

Überprüfung des Oszillators: Auf allen Wellenbereichen unauffällige Sinuskurve. An G1 der Triode gemessen mit Tastkopf 1:10. Hier Amplitude ca 1,5 bis 1,6 Vss. Das sind dann 15 bis 16 Vss. Erstaunlich: Bei allen Wellenbereichen fast gleiche Amplitude!

Ja, das ist bei mir genauso! Wirklich Hut ab vor den altvorderen Konstrukteuren! Dann stimmt also meine Amplitude. Sehr gut, das zu wissen.

An G1 der Heptode kann ich kein Oszillatorsignal messen. Da sehe ich ohne Signal an der Antenne nur Störung durch Netz (Kein Trenntrafo).

Ich habe gerade nochmal nachgemessen und sehe nun nur ca. 25mVss am g1 der Hexode, wobei ich jetzt den Schwingkreis vom g1 abgeklemmt habe (50pF am Gitter abgelötet). Diese kleine Amplitude beunruhigt mich jetzt nicht mehr so sehr, auch wenn bei Ihnen garnichts zu sehen ist.

Wie sieht es denn aus, wenn man die ZF direkt an G1 Heptode ankoppelt, also übrige Schaltung abgelötet. Ist da Ruhe?

Ja, da ist Ruhe. Das ist Punkt 5 in meinem ersten Posting.

Ich habe mit dem Frequenzzähler in meinem DMM nachgemessen:
Empfang auf 12.03MHz, Oszillator schwingt auf 11.55MHz. 
12.03MHz - 11.55MHz = 480kHz, was innerhalb der Meßgenauigkeit mit 468kHz zusammenpasst.

Aber einen wesentlichen Unterschied zu Herrn Schmidt habe ich doch gesehen: mein Oszillator schwingt auf KW2 unterhalb der Empfangsfrequenz, auf KW1 dagegen oberhalb. Nun wäre es gut zu wissen, was richtig ist. Ich könnte mir vorstellen, dass unterhalb im KW2 Bereich durchaus Sinn macht, weil dann die Frequenzen fast 1MHz tiefer sein können. Hat hierzu jemand Informationen, wie sich das Körting so vorgestellt hat? Ich könnte mir vorstellen, dass nur in der richtigen Lage der Gleichlauf mit den Vorkreisen stimmt.

 

Herr Schwaderer, der mittlerweile dritte Helfer, repariert gerade selbst einen Supra-Selector39, welch ein Glücksfall! Seine Story ist hier zu lesen -- und was für eine Geschichte! Sein Radio war in einem wesentlich schlechteren Zustand als meines. Meines habe ich ja schon vor 40 Jahren bekommen und seither stand es in meinem Elektroniklabor, trocken, staubarm und gehätschelt. Trotzdem waren auch bei mir sehr viele ähnliche Probleme. Ich nenne mal nur ein paar:

  • Klangregler, als Quetscher ausgeführt, ist fest. Auch ich habe ihn völlig zerlegt und gereinigt. Leider ist auch mein Antriebsgummi steinhart und rutscht durch. Ich hatte keinen Ersatz, drum ist die Klangblende trotz Reinigung nicht funktional. Woher haben Sie denn Ersatz für den Gummi beschafft?
  • fast (die keramischen 50pF und 500pF habe ich gelassen -- Sie nicht?) alle Kondensatoren mussten ersetzt werden, genau wie bei Ihnen. Ja, auch die hinter dem Lötösenstreifen, oh Mann bis ich die gefunden und dann ersetzt hatte. Und, ja, was für ein Mist, bis man da hinkommt! Echte Pfuschkonstruktion.
  • auch die Elkos waren natürlich hinüber und wurden ersetzt. Bei mir war noch der originale Block drin, aber ohne nennenswerte Kapazität und alles hart vergossen. Ihre Konstruktion ist phantastisch! Da bin ich nicht draufgekommen, das so zu machen -- toll. Ich habe einen Halter im 3D-Drucker gedruckt. 
  • Beim Seil für die Bandbreiteneinstellung bin ich mir nicht sicher, ob es so passt und richtig eingestellt ist. Aber das ist etwas für später. Haben Sie da Unterlagen, wie die Spulen bei welcher Einstellung stehen müssen?
  • Netzkabel natürlich völlig verhärtet und brüchig; ersetzt.
  • Antrieb DehKo schwergängig aber leicht wieder flott zu machen
  • ja, mein LS-Poti hat auch Spiel, genau wie bei Ihnen!

Da mein Radio -- gottseidank -- in einem wesentlich besseren Zustand war (kaum Dreck, kaum Staub, alle Schalter intakt, Skalenseil aufgezogen (obwohl ich es abnehmen und wieder aufziehen musste, was mir nur mit einem Helfer gelang), alle Röhren vorhanden, LS-Bespannung OK, Seriennummer vorhanden, Gummis zwischen dem Hilfs- und dem Hauptchassis noch OK habe ich mein Radio nicht komplett zerlegt, was vieles vereinfacht aber das Hinkommen an manche Stellen erschwert. Sie haben das Radio ja praktisch nochmal völlig neu aufgebaut, welch eine Leistung!

Mein Tipp ist: Prüfe den keramischen Fest C im OT. Diese Cs neigen über die Jahrzehnten zu seltsamen Defekten.

Ja, es bleibt ausser den Schwingkreisen im OT-Becher ja eigentlich nichts mehr übrig.

Hast Du die Bauteile in der Oszillator Baugruppe schon mal angesehen, also die Blechabdeckung abgenommen?

Ja, ich habe die Filterhauben bei meiner vorhergehenden Reparatur (vor einigen Jahren) abgenommen: einige Trimmer waren fest, liessen sich aber mit milder Wärme wieder bewegen. Leider wurden sie dann wieder fest, als sie abgekühlt sind. Bei einer Spule hat ein Vorbesitzer/Reparaturfachmann den Kern so weit eingedreht, dass ich ihn durch das Loch nicht mehr fassen kann - aber das ist im KW1 Bereich und ein Problem für später. Ein Defekt hier könnte das Verhalten schon erklären, allerdings eher im KW2 Kreis, denn der ist ja auch bei KW1 eingeschleift. Die Festkapazität ist dagegen im KW2 Betrieb kurzgeschlossen. Aber ich schau mir das mal genau an und berichte dann.

Vielen Dank an alle Helfer

Helmut

 

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
07.May.21 19:41
493 from 2358

Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Das Wochenende ist da :-)

Herr Ingo Heidinger wies auf folgende mögliche Ursache hin:

Abgestimmtes Brummen

Das war ausserordentlich interessant zu lesen, vielen Dank für den Hinweis! Ich habe aber bereits ein Netzfilter eingebaut (mit eigener Induktivität, zusätzlich zu den vorhandenen Drosseln), ohne dass sich was geändert hätte. Es klingt auch nicht wie ein regelmässiges Brummen, sondern wie unregelmässiger Stromfluss. Ich glaube daher nicht, dass das hier zutrifft, zumal ich momentan über einen Trenntrafo gehe und die HF nur vom Meßsender kommt, der kaum ins Netz einstrahlt, da er gut geschirmt ist. Aber die 2x10nF können ja kaum schaden, ich werde das später mal einbauen. Ich kenne von scharf schaltenden Silizium-Dioden etwas Ähnliches, nämlich dass diese beim Schalten Oberwellen erzeugen, die ebenfalls mit diesen Kondensatoren bekämpft werden.

Herr Schmidt suchte nach Hinweisen auf die Frequenzlage des local oscillators (LO). Er schreibt:

Alle Abgleichanleitungen geben nichts her, hier wird nur die Empfangsfrequenz genannt und welche Bauelemente da auf Maximum getrimmt werden.

Genauso ist es! Ich habe dazu bisher auch nichts gefunden.

Ich hatte bei der Restauration alle Spulenbecher offen gehabt und ich meine, ich hätte auch an der KW-Oszillatorspule herumgelötet, weil da ein Anschluß abgerissen war. Also möglich, daß ich den Abgleich doch nicht korrekt ausgeführt hatte. Das Ergebnis war ja eher bescheiden, Gleichlauf übers ganze Band war nicht herzustellen. Ich habe ausführliche Abgleichanleitung vom Nachfolger Dominus40 gefunden: Hier steht bei K1 und K2: Spiegelfrequenz kontrollieren, liegt ca 1 MHz nach minus.

Aha, ausgezeichnet! Das bedeutet, dass der LO unterhalb der Empfangsfrequenz schwingt:

Sei 12.000MHz die Empfangsfrequenz. Wenn der Oszillator bei 11.532MHz (also unterhalb) schwingt, empfängt er 
a) 12.000MHz - 11.532MHz = 468kHz, das ist der normale Empfang, Oszillator schwingt unterhalb.
b) 11.532MHz - 11.064MHz = 468kHz, das (11.064MHz) ist die Spiegelfrequenz. Sie liegt ca. 1 MHz unter der normalen Empfangsfrequenz.

Schauen wir uns das gleiche Beispiel an, wenn wir annehmen, der Oszillator schwingt oberhalb:
Wenn der Oszillator bei 12.468MHz schwingt, empfängt er 
a) 12.468MHz - 12.000MHz = 468kHz, das ist der normale Empfang, Oszillator schwingt oberhalb.
b) 12.936MHz - 12.468MHz = 468kHz, das (12.936MHz) ist die Spiegelfrequenz. Sie liegt ca. 1 MHz über der normalen Empfangsfrequenz. 

Weiss vielleicht jemand, ob die Verhältnisse beim Supra-Selector genauso liegen?

Ich habe jetzt die OT-Haube abgenommen, es sieht eigentlich leidlich aus, aber die Spulenkerne für den L-Abgleich auf KW1 und KW2 lassen sich nicht drehen. Nachdem ich bei Herrn Schwaderer gesehen habe, wie man das ganze Filter ausbauen kann und man nur wenige Leitungen unten ablöten muss, werde ich das OT jetzt ganz ausbauen, um besser hinkommen zu können.

Herr Schmidt hatte auch noch Tipps für meine anderen Problemstellen, die mir so noch nicht bekannt waren. Vielen Dank!

Zum Klangregler: Talkumpuder zwischen die Platten einbringen, dann läßt er sich wieder drehen. Ein uralter Trick. Und das Reibrad aus Gummi: Ich habe einen passenden Gummiring im Sanitärbedarf gefunden. Da muß man gründlich suchen. Möglicherweise Dichtring für 3/4Zoll-Verschraubung, ich weiß es nicht mehr genau.

Das ist eine sehr gute Idee, vielen Dank!!

Zum Bandbreitenregler: Die bewegliche Spule war aufgequollen, der Kreis ließ sich aber noch abstimmen. Das habe ich so gelassen. Einstellung des Seils habe ich bei Bandbreite schmal gemacht, da sind beide Spulen um 90Grad verdreht.

Das ist sehr gut zu wissen, danke! Ich werde das dann bei mir mal kontrollieren und ggf. einstellen.

Ich berichte dann wieder!

Helmut

 

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
08.May.21 08:47
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Ich habe jetzt das OT Filter entfernt. Das ging ja richtig einfach, da es nur mit 4 Verbindungen angelötet war. Allerdings muss man die durchzwicken, denn die Drähte sind auf der anderen Seite umgebogen.

Ich habe einige Bilder vom Filter gemacht. Der 3-Tannen C sieht noch richtig gut aus, aber es wurde empfohlen, ihn zu ersetzen. Wobei der ja nur bei KW1 aktiv ist und somit eigentlich ausscheidet. Der feste Trimmer hat 50pF, aber leider ist es ein Doppel-Trimmer. Mal schauen, ob ich den wieder gangbar bekomme. 

 

hh

Anlagen:

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
08.May.21 20:05
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Der 3-Tannen-C zeigte auf der Rückseite tiefe Sprünge, sodass ein Ersatz wirklich angeraten war. Ich habe ihn durch einen kleinen Styroflex Kondensator ersetzt, denn hier liegt kaum Spannung an. Leider konnte ich ihn nur an der Masseseite abtrennen, da ich das heiße Ende als Lötstützpunkt brauchte.

Da man nun leicht an die Schaltkontakte rankommt, konnte ich diese gezielt reinigen.Gereinigte Kontakte

Den MW-Trimmer konnte ich wieder gängig machen: vorsichtiges Erhitzen mit warmer, eng gebündelter  Luft und dann drehen am Trimmerrand mit der Zange lösten ihn. Leider hält das immer nicht lange, sondern sobald er wieder kalt wird, wird er auch wieder fest. Reinigung mit WD40-Specialist (das ist nicht das normale WD40, das jeder kennt, sondern ein spezielles Reinigungsmittel für Elektronik, das aber von der gleichen Firma wie WD40 hergestellt wird und daher WD40 im Namen trägt), vorsichtiges Abpinseln der schwarzen Schicht von den Belägen, verkleben der gelösten Schraube mittels 2K Kleber (ein Versuch mit Sekundenkleber und Plastikgranulat scheiterte, da die Haftung an der Metallschraube zu gering war) mit dem Keramikkörper und verbessern des elektrischen Kontakts mit Leitsilber halfen. Jetzt ist er wieder leicht drehbar (auch nach Stunden) und die Schraube wackelt nicht mehr.

Auch alle anderen Trimmer wurden gereinigt, verklebt und mit Leitsilber behandelt und sind jetzt wieder einwandfrei drehbar.

Gereinigtes OT Filter

Die beiden festen Spulenkerne wurden durch gelindes Erwärmen gelöst: sie waren mit Wachs in ihrer Stellung gesichert gewesen; wieder half konzentrierte, warme Luft. Nach dem Ausdrehen der Kerne wurden diese erwärmt, bis das Wachs flüssig war und abgewischt werden konnte. Jetzt sind die Kerne für den Abgleich drehbar, aber trotzdem nicht lose in den Spulen.

 

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
15.May.21 11:26
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Vatertag! Da macht der Vater, was er gerne macht :-)

Da ich schon dabei war, habe ich neben dem OT auch das HT3 Filter ausgebaut, um besser an die festen Spulenkerne ranzukommen. Diese liessen sich dann ebenfalls durch leichtes Erwärmen wieder gangbar machen.

Habe beide Filter wieder eingebaut:
good news: das Radio geht wieder
bad news: es prasselt in KW2 genauso wie vorher.

Ich habe nochmal kontrolliert:
auf KW2 prasselt es bei Abstimmung auf Träger-Mitte. Genau genommen ist das Prasseln auch sonst da, wird aber vom Rauschen auf den Flanken des Trägers zugedeckt
auf KW1 höre ich eigentlich kein Prasseln, vielleicht ganz leise
auf MW und LW rauscht es dagegen ganz gleichmässig (so, wie es sein soll),
auch wenn ich direkt die ZF von 468kHz am g1 der ECH11 einspeise: gleichmässiges Rauschen.

Das würde eigentlich auf Bauteile deuten, die nur bei KW2 aktiv sind. Da ist aber nur noch Rückkoppelspule und Oszillatorschwingkreis! Und die Schalter zum Überbrücken des KW1-Teils. Und das sind alles niedrig belastete Teile mit kleinen Spannungen bis vielleicht 16V. Ich bin ratlos!

Ich habe mit dem Ohmmeter die KW2-Rückkoppelspule durchgemessen: ca. 0.4 Ohm (die ist auch aus ganz dünnem Draht, das kann schon stimmen). Wenn ich auf KW1 schalte, steigt der Widerstand auf 93 Ohm, da dann der 100 Ohm (der gemessene 93 Ohm hat)  in Reihe geschaltet wird. Ich sehe kein Schwanken der Anzeige (etwa durch wechselnde Übergangswiderstände). Ebenso die KW2-Oszillatorspule gemessen: 0.1 Ohm. Das sieht für mich gut aus (jedenfalls nichts Gravierendes), wenn man bedenkt, dass das DMM-Ohmmeter bei so kleinen Widerständen nicht mehr genau misst und Übergangswiderstände der Messkontakte schon erhebliche Fehlanzeigen verursachen können.

Ich habe den Signalverfolger mit HF-Demodulator-Tastkopf ganz lose an den Oszillator gekoppelt (an der Anode, am Gitter, an der Rückkoppelspule und an der Oszillatorspule: überall das gleiche). Man hört das Rauschen des Oszillators, so wie es sein soll und zwar auf allen Bändern. Manchmal ändert sich die Amplitude des Oszillators sprunghaft und stochastisch, das hört man dann auch im Signalverfolger, aber das ist ganz anders als das eigentlich ständige Prasseln auf Trägermitte aus dem Radiolautsprecher bei KW2. 

Signalverfolger an Anode Hexode: Prasseln bei Abstimmung auf Trägermitte (nur dann haben wir die 468kHz ZF denn andere Frequenzen werden vom 1. ZF-Filter kurzgeschlossen und erscheinen daher garnicht an der Anode) aus dem Signalverfolger.

Entgegen meiner Schlussfolgerung (nur Teile in KW2 kommen in Frage) habe ich noch den 500pF Kondensator gewechselt (obwohl der in allen Wellenbereichen aktiv ist), da er immerhin die 100V Anodenspannung der Triode abblocken muss. Kein Unterschied.

Ich hatte ja meinen Frequenzgenerator schon mit einem anderen KW-Radio überprüft und da war keinerlei Prasseln zu hören, sodass ich dem Sender eine grüne Karte gegeben hatte. Aus Mangel an anderen Ideen ersetzte ich den Sender durch ein Dip-Meter (sonst habe ich nichts) und eine lose induktive Einkopplung und nun konnte ich plötzlich kein Prasseln mehr hören!! 

Es muss also doch der Messsender gewesen sein, obwohl ich ja mit einem anderen Radio kein Prasseln gehört hatte!? Oh mei...

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
15.May.21 17:54
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Der nächste Schritt ist der Abgleich laut Abgleichanleitung (in RM.org zu finden).

Zuerst muss die ZF abgeglichen werden, und zwar auf grösste Lautstärke eines eingekoppelten 468kHz Signals (am g1 der ECH11). Da mein Meßsender (ja, der mit dem Prasseln auf KW2 - einwandfrei auf allen niedrigeren Frequenzen) leider keine AM-Modulation anbietet, hatte ich vor einigen Jahren auf maximale Regelspannung abgeglichen, wobei ich den HF-Pegel jeweils soweit reduzierte, dass fast keine Spannung zu sehen war (die Regelung also fast noch nicht eingriff). 

Diesmal wollte ich es anders machen und die ZF wobbeln. Dazu schloss ich das Oszi über einen 1.8pF Kondensator (um Rückwirkungen möglichst gering zu halten: es war kein Unterschied im Lautsprecher zu hören, ob mit oder ohne Oszi, also ist die Kopplung klein genung) an der Audio-Diode der EBF11 an:

In der MItte erkennt man bereits die ZF-Durchlasskurve, aber das breite Band stört: es ist eine Einstreuung vom Oszillator (LO). Diese lässt sich verkleinern, indem man die Masse des Oszis näher an der Rückseite verbindet, um eine Masseschleife zu vermeiden. Da der LO zu dieser Einstellung aber nicht benötigt wird, kann er auch ganz abgeschaltet werden, etwa durch Kurzschliessen der LO Schwingkreisspule.

Es zeigt sich, dass der erste Schwingkreis (Anodenseite des 1. ZF Filters) für die Frequenzlage der ZF ausschlaggebend ist (Vorsicht: Trimmer liegt auf B+ Potential!): mit ihm kann die Kurve links - rechts verschoben werden. Die anderen Trimmer dann auf maximale Amplitude in der Mitte (= 468kHz) abgleichen.

Bei meinem Abgleich vor einigen Jahren hatte ich ja die Regelspannung als Indikator verwendet. Als ich die Einstellung jetzt mit dieser Methode verglich stellte ich fest, dass der Trimmer im 2. Bandfilter, Dioden-Seite, eine ganz andere Einstellung für das Maximum der Regelspannung hat. Sozusagen genau um 180 Grad verschoben. Dabei wird dann auch die Lautstärke einer Modulation (Grid-Dipper) im Lautsprecher minimal! Wie kann das sein?

Die Regelspannung wird ja bereits an der Anode der EBF11 ausgekoppelt, das Audio-Signal aber erst auf der Dioden-Seite des 2. Bandfilters. Wenn ich also nun auf der Dioden-Seite des 2. Bandfilters auf Resonanz abgleiche, so entzieht dieser Kreis dem Anodenkreis Energie (was ja OK ist, da es sich um die gewünschte NF handelt). Damit sinkt aber dann die Regelspannung! Der letzte Trimmer ist also auf ein Minimum der Regelspannung abzugleichen. Das hatte ich vor einigen Jahren nicht beachtet und das könnte daher die schlechte Empfindlichkeit erklären.
Ein Abgleich auf maximale Lautstärke der Modulation ist dagegen immer richtig (und so schreibt es ja auch die Anleitung vor).

Ich habe dann noch die Filterkurve bei den drei Einstellungen schmal, mittel, breit gemessen:

schmalmittelbreit

Alle drei Bilder sind mit den gleichen Einstellungen aufgenommen, nur der Bandbreitenschalter wurde verändert. Die Amplitude ändert sich deutlich, die Mittenfrequenz verschiebt sich leicht nach links (zu tieferen Frequenzen). Wenn man aber jeweils das Maximum auf die gleiche Höhe einstellt, so ist keine Verkleinerung der Bandbreite feststellbar. Das hat mich überrascht, das hätte ich anders erwartet.

Der MW-Abgleich liess sich jetzt gut nach Anleitung durchführen, der LO schwingt oberhalb. Der Abgleich war nach dem Ausbau der Filter auch dringend nötig. Hier die Kurve vor dem Abgleich:

MW vor Abgleich

und hier nach dem Abgleich:

Gleiches Bild bei LW, LO schwingt oberhalb, vor Abgleich:

LW vor Abgleich

und nach dem Abgleich:

LW nach Abgleich

Bei KW2 schwingt der LO unterhalb.

Bei KW1 schwingt er oberhalb.

 

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15.May.21 20:42
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

So, jetzt habe ich noch den Geradeausempfang repariert: das Seil für einen der Umschalter war zu lang und so hat er nicht umgeschaltet. Jetzt schaltet er und der Geradeausempfang geht tatsächlich auch in allen Wellenbereichen! Nun fehlen nur noch die starken Ortssender wie früher... ;-)

hh

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17.May.21 08:12
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Helmut Heller (D)
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Helmut Heller

Ich habe gestern von 11h bis 12h Radio DARC auf 6070kHz gehört. Phantastisch! Als um 11h der Sender in Wien mit 100kW zu senden begann hat es mich fast vom Hocker geblasen, so stark war das Signal. Sogar in Geradeaus-Empfänger-Stellung war das Signal zu hören, aber nur ganz leise, dafür war es dann doch zu schwach. Auf alle Fälle deutlich stärker als früher (wobei das natürlich auch an den Ausbreitungsbedingungen liegen kann). Ich konnte auch nur eine sehr geringe Frequenzdrift über die eine Stunde feststellen. Toll!

Ich möchte mich hier ganz herzlich für die nette Unterstützung bei allen bedanken, die so toll geholfen haben. Auch wenn es letzendlich wohl eher ein Artefakt des Messsenders war, so war das gangbar-machen der diversen Trimmer und Spulenkerne sowieso unvermeidbar und ich habe beim Ausbau der Filter viel gelernt. Na ja, einige Tage oder Wochen Sucherei hätte ich mir sparen können, wenn der Messsender ein stabilies Signal geliefert hätte...oh well.

hh

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korting: Prasseln bzw. ungleichmässiges Rauschen 
24.Jun.21 00:24
1127 from 2358


Das hat mir dann doch keine Ruhe gelassen und ich konnte auf EBay einen Heathkit RF-1 Prüfsender  erstehen. Der Aufbau war vom Vorbesitzer sehr schön nach Anleitung durchgeführt worden. Nur C13 und C21 zeigten Leckstrom und wurden ersetzt. C18A und C18B zeigten je 22µF und ein ESR von 0.68 Ohm, sodass dieser Sieb-Elko nicht gewechselt werden musste. Das Lämpchen für die Betriebsanzeige (jewel light) war durchgebrannt und wurde ersetzt.

Die Genauigkeit der Anzeige war zwar nicht schlecht, aber da mein Funktionsgenerator MFG9000M auch als Frequenzzähler verwendet werden kann, wollte ich ihn gerne an den RF-1 anschliessen. Leider hat der RF-1 keinen separaten Ausgang für einen Frequenzzähler; den RF-Ausgang konnte ich nicht verwenden, da hier beim Abgleich des Radios eine viel zu kleine Amplitude anliegt (man muss ja fast ganz herunterregeln, damit das Radio nicht übersteuert wird) und der Frequenzzähler mindestens 0.5Vss sehen will.

 

Der Zähler hat zwar einen Eingangswiderstand von 1 MOhm, jedoch schlägt ein ausreichend langes Koax-Kabel mit 140pF zu Buche, was bei 30MHz nur noch 37 Ohm sind. Es muss also eine Pufferstufe her, die auf einen niedrigen Ausgangswiderstand arbeitet. Ich habe mich für eine EF95 entscheiden, weil ich davon noch einige hier habe und sie nur ca. 150mA Heizstrom braucht, was der Trafo im RF-1 schon noch verkraften wird. Sie arbeitet als Kathodenfolger, um den nötigen Strom liefern zu können. Im Schaltplan ist das der rot hinterlegte Teil. Ich hatte auch versucht, an der Kathode der EC(C)81 anzukoppeln, jedoch ist dort die Amplitude zu klein und der Frequenzzähler steigt dann bei einigen Frequenzen aus und zeigt nichts mehr an.

Um ausreichend Anoden-Betriebsstrom zur Verfügung zu haben, habe ich die Einweggleichrichtung durch einen Brückengleichrichter ersetzt. Damit steigt die Spannung auf 170V, sodass eine weitere RC-Siebstufe möglich (und nötig) wurde. Das ist im Schaltplan der blaue Teil. Diese 170V passen auch gut zur EF95 als Betriebsspannung.

Die Ausgangsbuchse ist auf der Rückseite als BNC-Buchse ausgeführt. Dazu wurde in die Rückwand ein passendes Loch gebohrt, sodass die Buchse herausschaut. Man kann die Rückwand nach wie vor ohne Behinderung durch Kabel abnehmen (da die BNC-Buchse auf dem Chassis-Blech verschraubt ist und nicht in der Rückwand).

Damit ist jetzt auf den Frequenzbereichen bis 30MHz ein ausreichend starkes Signal für den Frequenzzähler vorhanden, das unabhängig von der Stellung des Abschwächers auf der Frontseite ist.

Beschreibung siehe auch hier.

Anlagen:

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