Projektions-Fernsehgeräte

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Projektions-Fernsehgeräte 
29.Dec.07 21:22
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Franz Born † (D)
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Franz Born †


Teil 1 Projektionstruhen


In den frühen 50er Jahren steckte die Bildrörentechnik noch in den Kinderschuhen.
So verfügte man bei dem Start des Fernsehens nach dem Krieg als Standart über eine 70° Direktsichtröhre mit 36cm Schirmdiagonale.
In den nächsten Jahren folgten 70° Bildröhren mit 43- und 53cm Schirmdiagonale.
Bei Geräten, vor allem die mit der größeren Röhre ausgestattet waren, führte dies zu ziemlich unförmigen Gehäusen. Abhilfe schafften 1957 schon etwas die 90°- und ab 1959 die 110°-Bildröhren.

 
                   TD 1419                                 MW 6-2 (Maske entspricht Bildgröße)

Philips
hat ab 1952 mit der Serienproduktion von TV-Geräten mit der CCIR-Norm begonnen.
Es entstanden z.B. der TD1410 (Starenkasten) und TD 1419 mit der besagten 36cm Direktsichtröhre, und einem sichtbaren Bild von ca. 29x22cm. Aber auch der TD 2312 wurde schon im Jahr 1952 gefertigt. Beim letzteren Modell handelt es sich um eine Projektions- Truhe! Dieses Gerät lieferte immerhin ein fast rechteckiges Bild mit einer sichtbaren Bildgröße von ca. 46x34 cm auf einer planen Fläche! Die eigentliche Bildröhre bei diesem Modell ist eine Rundröhre mit 6cm Durchmesser (MW 6-2) !

        
                    TD 2312                                                        Schmidt-Optik

Das Herzstück dieses Gerätes ist eine Schmidt-Optik, darin ist die Bildröhre integriert. Nach passieren der Korrekturlinse verläuft der Strahlenweg zu einem 45° Spiegel im oberen Gehäuseteil und von dort aus von hinten auf den Projektionsschirm. Zwischen Trennwand zum oberen Gehäuseteil und der Schmidt-Optik verhindert eine schwarze Stoffhose störenden Fremdlichteinfall. Der Projektionsschirm besteht aus einem mattierten, unzerbrechlichen (Plastik-) Material, das auf beiden Seiten mit einem besonderen Raster versehen ist.

 
             Hochspannungsteil                                   Strahlenverlauf

Die weitere Besonderheit dieses Gerätes ist eine separate Hochspannungseinheit.
Für die notwendige Helligkeit des ca. 4,8 x 3,6 cm Bildes auf der MW 6-2 ist eine Anodenspannung von 25 kV erforderlich!
Das in einem 1 kHz – Sperrschwinger erzeugte Signal wird nach Umwandlung in eine Sägezahnspannung zwei parallelgeschaltete Endröhren (UL 44) zugeführt. Die zugeführten ca. 30 kHz Sägezahnrückläufe gelangen zu einem geschlossenen Öltrafo. Hierin befinden sich div. Kondensatoren und
3 Gleichrichterröhren (EY 51), die in einer Kaskadenschaltung die Hochspannung erzeugen. Eine Regelschaltung stabilisiert die 25 kV belastungsabhängig.
Ebenfalls in der Hochspannungseinheit werden in weiteren Schaltungen einmal der Gleichstrom für die Fokussierspule und die negative Sperrspannung für die Schutzschaltung erzeugt. Diese Schutzschaltung mit einer DAF 41 ist erforderlich, da beim Ausfall eines Kippteils wegen der riesigen Helligkeit auf dem kleinen Schirm sofort Einbrenner entstehen.
Bis auf diese Besonderheiten ist das Gerät mit dem normalen Stockholm-Chassis der Jahrgangs –Serie bestückt. Lediglich modifiziert in den abweichenden Stufen ,Zeilenendstufe wegen anderem Ablenkwinkel und nicht benötigter Hochspannungserzeugung. In den meisten Geräten war ein Tuner eingebaut für die Kanäle 5 – 10, für das fehlende Band 1 war ein durchstimmbarer UKW-Bereich vorhanden. Für die damalige Zeit eine willkommene Lösung, da die meisten UKW-Empfangsgeräte noch einfache Pendler ect.waren, während der TD 2312 über einen aufwendigen Tonteil verfügte. Zu diesem Zweck verfügte das Gerät über einen Schalter mit dem die nicht benötigten Stufen beim Radioempfang abgeschaltet werden konnten.
Fernsehen mit der Projektionstruhe ist etwas besonderes. In einer dezent beleuchteter Umgebung kann man sich an einem besonders weichem Bild erfreuen. Dabei sollte man ungefähr auf Augenhöhe mit dem Projektionsschirm sein und dabei auch seitlich nicht zu weit platziert sein, da hier der beste Wirkungsgrad erzielt wird.
Unter Anwendung der Schmidt-Optik wurden in den 50er-Jahren noch weitere Geräte auf den Markt gebracht. So unter anderem Fernseh-Wandprojektoren, doch dies ist eine weitere Geschichte.
Anlagen:

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Projektions - Fernsehgeräte Teil 2 
12.Jan.08 22:52

Franz Born † (D)
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Franz Born †


Beamer der 50er - Jahre


Mitte der 50er-Jahre verfügten nur wenige Haushalte über ein Fernsehgerät. Das führte dazu, das sich vor den kleinen Bildschirmen in den Wohnzimmern oder vor den Schaufenstern der Radio-Geschäfte, nicht selten Menschenansammlungen einfanden. Ich erinnere z.B. an die Übertragung der Krönungsfeierlichkeiten der englischen Königin. In dieser Zeit, eine der ersten Großübertragung. Fußballübertragungen wurden auch damals schon gerne von den Männern gemeinsam bei einem Bierchen angesehen. Da war es schlecht, wenn der Wirt nichts besseres als eine kleine „Glotze“ zu bieten hatte.
Schnell war die Industrie dabei, diese Lücke mit der damaligen Technik, zu schließen.
Philips brachte 1956 mit dem Typ VE 2600  einen 30 Röhren Fernseh-Projektor auf den Markt.

 
   
        Innenansichten des VE 2600 beim rechten Bild ist die Schallwand abgenommen

Es handelt sich um einen modifizierten 53cm Tischempfänger. Im gleichen Gehäuse ist an Stelle der Bildröhre an einem Holzaufbau oberhalb des Chassis eine Schmidt-Optik und eine separate Hochspannungseinheit montiert. Beide Teile hatten sich über Jahre in den Projektionstruhen bewährt. Eine andere Korrekturlinse als bei den Truhen ermöglichte bei einem Abstand zur Leinwand von 3 Meter eine Bildgröße von 1,6 x 1,2 Meter. Allerdings musste der Raum ziemlich dunkel sein, da, ähnlich wie beim Diavortrag, sonst die Helligkeit erheblich abnimmt.
Die Technik entsprach weitestgehend die der Direksichtgeräte mit C 2 Chassis. Die ZF-Stufen sind nach dem Stand der Technik auf Intercarrier – Verfahren mit der höheren ZF aufgebaut.
Die Leistungsgrenzen ( Schärfeschwankungen bei unterschiedlichem Strahlstrom), bei den Truhen noch nicht so kritisch, spielt hier schon eine deutliche Rolle.


    
                Ein Kölner Händler nutzte seinen VE 2600 auch als Werbefläche

Da der Bedarf an TV - Projektoren auch Anfang der 60er-Jahre weiterbestand,
brachte Philips 1961 mit der Type VE 2609 ein Gerät mit erheblichen Verbesserungen auf den Markt.
Die auffälligste Veränderung war das Gehäuse. Es besteht aus Metall, ähnlich einem großen Oszillograph. Mit Transportgriffen wurde er der Zweckbestimmung für portablen Einsatz schon eher gerecht. Aber auch technisch gab es einige Veränderungen. Zwei senkrechte Chassisteile mit gedruckter Schaltung, VHF und UHF-Tuner und vor allem eine verbesserte Schärfe-Regelung.

 

            Die Bilder des VE 2609 lassen deutlich die kompakte Bauform erkennen


Auch von anderen Herstellern waren zu dieser Zeit TV-Projektoren mit der Schmidt-Optik auf dem Markt.



                            Die Bilder zeigen den Saba Telerama P 716



        Auch Stern-Radio Berlin brachte mit dem hier gezeigten Modell Panke
                        einen kompakten Beamer auf den Markt.
 
Sammlerkollege Mario Spitzer hat diesem Gerät einen ausführlichen Bericht gewidmet.

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