Richtverbindungsgerät RVG 904 vom Sachsenwerk Radeberg

ID: 704133
Richtverbindungsgerät RVG 904 vom Sachsenwerk Radeberg 
05.Oct.25 13:47
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Die Richtverbindungsgerät-Anlage war bereits zwischen1949 und 1952 entwickelt worden. Diese wurde in drei Bauschränken angeboten.

Das Richtverbindungsgerät - Sender - 

Das Gerät dient zur drahtlosen Verbindung vom Studio zum Fernsehsender oder auch zwischen mehreren Fernsehsendern untereinander. Hierdurch ist eine völlige Einsparung von Breitbandkabeln gewährleistet. Das Gerät RVG 904 überträgt den Bildanteil des Fernsehsenders. Eine Fernsehübertragungsstrecke besteht aus diesem Sender , dem Sender-Netzgerät und dem Empfänger. 

 

RVG 904 Empfänger Bild

Netzteil

Parabel-Antenne ( 4m Antennendurchmesser für Plattform)

Auf der Senderseite wurde das Modulations- und Sendegerät eingesetzt. Dazu gehörte das Stromversorgungsgerät und auf der Gegenstelle das Empfangsgerät ebenfalls wieder mit dem Netzteil.

Der vierstufige Dezimetersender arbeitete in einem Wellenbereich zwischen 18 und 20 cm ( entspricht 1668 und 1500 MHz und gibt an die Parabelantenne  von 4,0 m ( hier im Bild) oder 1,5 m  Durchmesser eine Leistung von mehr als 8 Watt ab (Leistungsgewinn 31  bzw. 23 db).

Er wird mit Hilfe einer Modulationszwischenfrequenz von 60MHz durch Reaktanzröhren frequenzmoduliert und arbeitet mit einem Frequenzhub von +/- 5MHz .

Der Empfänger besitzt eine Bandbreite von 20 MHz bei einer mittleren Zwischenfrequenz von 60 MHz. 

Eine solche Richtfunkverbindung ist in der Lage, eine Entfernung von etwa 50 Km zwischen Sender und Empfänger bei quasi-optischer Sicht zwischen beiden Antennen zu überbrücken.

Mit solchen Grafiken konnte man die Funktionsweise des Fernsehens einfach erklären

Das übertragene Band (Video-Band) umfasst den Bereich 30 Hz bis 5 MHz und muß mit 1,5 Vss angeliefert werden. Der Rauschabstand am Empfängerausgang betrug bei 2 mVeff HF-Spannung m Mischkreis mindestens 1: 100 bei 4 mV eff 1:200.

Gefertigt wurden diese Geräte zwischen 1952 und 1957, insgesamt 60 Anlagen. 

Interessant sind auch die Abmessungen und die Einzelgewichte dieser Technik:

Sender          Breite 950mm , Höhe 2120mm, Tiefe 780mm,  Gewicht ca 315 Kg ​                       Empfänger   Breite 950 mm, Höhe 2120 mm, Tiefe 780 mm, Gewicht ca 350 Kg                                   Netzgerät     Breite 750 mm, Höhe 2000 mm, Tiefe 820 mm , Gewicht ca 490 Kg                                   Parabelant   Breite 4000 mm, Höhe 4500 mm , Tiefe 3000 mm  Gewicht ca 600 Kg

Der Ton war hier nicht dabei. Ich glaube man hat das getrennt gebaut, weil man noch nicht genau wußte wie es mit dem Ton funktionieren wird. 

Um den Ton zu übertragen  wurde das RVG 905 angeboten. 

Dieses Gerät hatte einen Sender und einen Empfänger für Dezimeterwellen im Bereich 26,2 bis 27,9 cm Wellenlänge  (entspricht 1145 bis 1075 MHz).Die Entfernung zwischen Sender und Empfänger  beider Geräte darf im Mittel bei direkter Sicht zwischen beiden Antennen 50...75 km betragen.

Antenne 19 B für Plattform ( Werksfotos)

Die an die Antenne abgegebene Leistung  des Senders beträgt mehr als 2 Watt, der Leistungsgewinn jeder Antenne (Parabel 1,5 m  Durchmesser) etwa 19 db, die  Empfindlichkeit des Empfängers weniger als 70 KT. 

Die Senderöhre wird durch Anodenspannungsmodulation in der Frequenz moduliert, wobei ein Frequenzhub von +/- 50 kHz nicht überschritten wird. 

Der Empfänger arbeitet nach dem Überlagerungsprinzip mit einer Zwischenfrequenz von 3 MHz  und einer Bandbreite von 300 kHz. Für Übertragungen in nur einer Richtung ist auf einer Relaisstelle nur ein Gerät RVG 905 erforderlich. 

Auch hier noch etwas zu den Gerätedaten:

RVG 905     Breite 750 mm     Höhe  950 mm   Tiefe 750 mm  Gewicht; 180 Kg

Spiegel 1,5 m  Breite 1520 mm   Höhe 1620 mm, Tiefe 1550 mm Gewicht ca. 70 Kg

Von der RVG 905 wurden von 1952 bis 1957  105 Geräte gebaut, diese wurden auch für UKW-Übertragungen eingesetzt. 

Nun habe ich erstmal die Geräte  aus den 50iger Jahren beschrieben, die das Fernsehen und den Ton bis zum Sender transportierten. Jetzt musste ein Fernsehsender vor Ort die Sendungen ausstrahlen, damit diese mittels Fernsehgerät zu  empfangen waren. Aber auch hier blieben die Radeberger nicht untätig. 

Fernsehsender FS 873 

Der Fernsehsender ist so ausgelegt,daß er ein Signal entsprechend der (damals in der DDR noch geltenden) OIR-Fernsehnorm in Band 1 ausstrahlt. Seine Leistung beträgt 3 kW im Bild und 0,6 kW im Tonträger. Er besteht aus folgenden Baueinheiten:

1. Steuersender und 1 kW Stufe Bild

2. Endstufe, Modulator und Kontrollteil-Bild

3. Einseitenbandfilter

4. Steuersender, Modulator und Endstufe-Ton.

5. Netzgerät für Endstufen

6. Antenne für Bild- und Tonsender in diplexer Schaltung

Die mit Quarz ausgerüsteten Steuersender für Bild und Ton haben eine Frequenzkonstanz von +/- 1 kHz. Durch die Verwendung moderner Tetroden sind die benötigten Steuerleistungen und damit der Aufwand sehr klein gehalten.

Die Modulation des Bildteiles geschieht in der Endstufe. Eine eingebaute getastete Schwarzpegelhaltung sichert eine hohe Konstanz der Modulationsebenen und bewirkt außerdem einen  Ausgleich von Phasenfehlern bei tiefen Frequenzen. Der Kontrollteil  ist mit einer Null-Tasteinrichtung zur Festlegung der Modulationsebenen ausgerüstet.

Der Tonsender besitzt einen frequenzmodulierten  Oszillator, dessen Eigenfrequenz mit einem Quarzgenerator verglichen  und automatisch nachgeregelt wird.  Die beiden 1 kW-Stufen sind strahlungs- und die 3 kW Endstufe luftgekühlt.

Die zur Kühlung notwendigen Gebläse sind in den Schränken eingebaut.

Wieder etwas zu Gewichten und Abmessungen dieser Senderanlage:

3 Schränke  je 2400 mm breit,  2000 mm hoch und 650 mm tief.  Gewicht zusammen etwa 1,8 Tonnen.

Etwas mehr über diese Sender erfahren sie unter anderem in meinem Beitrag Leipzig

Zum Schluß fehlen noch aktuelle Fernsehempfänger. Radeberg war 1953 noch der einzigste Hersteller in der DDR, man hatte bereits schicke Geräte entwickelt, die damals aber in erster Linie noch ein Möbelstück waren...

Hier sind die ersten drei Erfolgsmodelle aus dem Sachsenwerk Radeberg.

Der Leningrad T 2 wurde in Großserie als Reparationsleistung an die Sowjetunion gefertigt, aber auch für DDR -Kunden gab es einige Exemplare.

Das Gerät war vorgesehen für drei Fernsehprogramme  im OIR Band I:

TV1    Bild 49,75 MHz    Ton 56,25 MHz

TV2   Bild 59,25 MHz    Ton 65,75 MHz

TV3   Bild 77,25 MHz    Ton 83,75 MHz

sowie UKW 66,00- 67,75 MHz  abstimmbar. 

Einige Geräte wurden auch mit dem Empfängerteil L, M,K und UKW 88-100 MHz  gefertigt. 

Der Bildschirm war 18 x 13,5 cm !  Abmessungen Breite 770 mm , Höhe 470 mm, Tiefe 490 mm  Gewicht ca 50 Kg.

FE 852 Diese Neuentwicklung gestattet den wahlweisen Empfang von Fernsehsendungen auf drei Kanälen  und von verschiedenen UKW-Sendern . Das Gerät konnte auf beliebige Frequenzen zwischen 40 und 220 MHz eingestellt werden ! Dazu wurde im Eingangsteil EF80 und die ECC81 eingesetzt. Die Bildgröße  180 x 240mm.

FE 854..und jetzt der abgespeckte ! Mit diesem konnte man 1 Fernsehsender mit Tonbegleitung empfangen und 1 UKW-Sender, ab 1953 im Verkauf, den Preis habe ich bis jetzt noch nicht erfahren. 

Die Bildgröße 150 x 200mm, das Gerätegewicht nur 18 Kg !

 

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Parabelantenne? Parabolantenne MessebuchSachsenwerk Radeberg 
07.Oct.25 18:05
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Parabelantenne oder Parabolantenne.

In dem Buch, was wohl im August 1953 für die Leipziger Herbstmesse angefertigt wurde, ist durchgängig von Parabelantennen zu lesen. Der Duden schreibt jedoch Parabolantenne vor.

Ich kann mir jedoch nicht vorstellen,daß eine 55-seitige Messeunterlage durchgängig einen Schreibfehler hat. 

 

Hier ist die Einleitung:

 

Plüschmappe mit Goldschrift   und das schon 1953 !

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