RTI: Rundfunk-Technisches Institut

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RTI: Rundfunk-Technisches Institut 
24.Apr.20 11:56
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

Einen etwas flauen "Stammbaum " aus welchen Vorgänger und Nachfolger des Rundfunk-Technischen Institut ersichtlich sind ist auf der Website des IRT (Institut für Rundfunktechnik,) versteckt, hier RM-tauglich konvertiert:

Anmerkung: Dem IRT doht gemäss diesem Beitrag die Schliessung.

In der Funk-Technik Nr.4/1954 ist auf Seite 87 der Leitaufsatz von "d" [vermutlich Werner W. Diefenbach],  die Pressebesichtigung (Seiten 90, 91 und 101) folgt im Anschluss.

 

Rundfunktechnische Gemeinschaftsleistungen

Initiative, Ideenreichtum und ein für den Anfang bescheidenes Materiallager bildeten Anfang 1945 die Grundlagen für den schnell improvisierten Neuaufbau des deutschen Sendebetriebes in allen Besatzungszonen. Die Aufgaben waren gegenüber der früheren Regelung noch umfangreicher und verantwortungsvoller geworden, denn außer dem üblichen Studiobetrieb in den Funkhäusern hatten die neuen Rundfunkanstalten auch die Strahleranlagen zu betreuen, ein bis Kriegsende der ehemaligen Reichspost vorbehaltener Dienst. Ebenso wie die Neugliederung der Sendegesellschaften mußte auch der Aufbau der Technik nach Besatzungszonen erfolgen. So erstellte beispielsweise der NWDR eine ausgezeichnete Zentraltechnik in Hamburg, Die süddeutschen und südwestdeutschen Rundfunkanstalten gingen ähnliche Wege. Auch im ostdeutschen Raum konnte bald die technische Betreuung der Sender zusammengefaßt werden.

Obwohl heute die Entwicklung an mehreren Stellen betrieben wird, gelang es durch Absprachen zwischen den Rundfunkanstalten, eine gewisse einheitliche Linie der deutschen Sendetechnik zu wahren und Doppelentwicklungen zu vermeiden. Der moderne, organische Ausbau des Rundfunk- und Fernsehnetzes erscheint vielen heute selbstverständlich. Aufopferungsvolle Arbeit aller war notwendig, um (unabhängig von Prestigefragen) diesen Stand zu erreichen. Zusätzlich zur Mittelwellenversorgung wurden dabei u.a. über 100 UKW-Sender neu aufgebaut. Sie brachten nicht nur einen Ausweg aus der Wellennot, sondern steigerten (gemeinsam mit den von der Industrie hergestellten Empfängern) ganz erheblich die Qualität des Empfanges. Für den Sendertechniker ergaben sich dadurch manche Anforderungen, die erst in mühseliger Forschung bewältigt werden konnten. Die technischen Zentralstellen der Sendegesellschaften tragen hieran einen erheblichen Anteil, ebenso wie an der Verbesserung der Studiotechnik. Aber auch die Probleme des Fernsehens werden besonders sorgfältig studiert. Manche Anregung und manche Verbesserung ist den Entwicklungsstellen der Sendegesellschaften zu danken.

Bei einer kürzlichen Pressebesichtigung des RTI in Nürnberg ergab sich eine besonders gute Gelegenheit, einmal Einblick in das Schaffen der beratenden und mithelfenden Techniker zu nehmen. Die zwingende Notwendigkeit, den Neuaufbau der Rundfunkanlagen zu beschleunigen, führte 1945 in Bad Homburg v.d.H. unter Leitung der dort zuständigen Besatzungsmacht zur Einrichtung der "Rundfunktechnischen Zentralstelle". Bald brachte die Erweiterung des Tätigkeitsbereiches und des Personalbestandes eine spürbare Raumnot. In einer leerstehenden Kaserne in Nürnberg-Schweinau fand man schließlich eine geeignete Unterkunft.

Mit dem Zeitpunkt des Umzugs war auch die Übergabe dieser Dienststelle in deutsche Hände verknüpft. Das "Rundfunktechnische Institut GmbH (RTI)" wurde gegründet, wobei als Gesellschafter der Bayerische Rundfunk, der Hessische Rundfunk, der Süddeutsche Rundfunk und Radio-Bremen fungierten. Die jährlichen Zuwendungen dieser Rundfunkanstalten für das RTI sind anteilmäßig entsprechend den jeweiligen Hörerzahlen festsetzt worden. Im Augenblick werden sie im Verhältnis Bayerischer Rundfunk zu Hessischem Rundfunk zu Süddeutschem Rundfunk wie 2:1:1 übernommen. Die Beteiligung von Radio Bremen wurde mit Rücksicht auf die geringe Hörerzahl mit 12000DM festgelegt.

Es besteht kein Zweifel, daß die genannten Rundfunkanstalten mit der Gründung des RTI den Vorteil einer einheitlichen technischen Entwicklung anerkannten. Die große Bedeutung des RTI wird besonders deutlich, wenn wir die gegenwärtige Aufgabenstellung (die, im großen gesehen, wohl für alle technischen Zentralstellen der Sender gilt) betrachten. So steht an erster Stelle die Beratung der angeschlossenen Rundfunkanstalten in technischen Fragen, die von den Funkhäusern nicht bearbeitet werden können. Sehr wichtig für den Studiobetrieb ist ferner die Entwicklung von Spezialgeräten außerhalb der üblichen Industriefertigung. Wertvolle Hilfe leistet das RTI außerdem bei gemeinsamen, betrieblichen Aufgaben, wie z.B. bei der Prüfung und Abnahme von Geräten und Einzelteilen oder bei der Frequenzkontrolle, um nur einige interessante Gebiete herauszugreifen. Auch die Heranbildung des technischen Nachwuchses zu Tontechnikern und Tonmeistern sowie neuerdings auch zu Fernseh-Technikern gehört zu den Sonderaufgaben des Instituts.

Nach einer Mitteilung des Intendanten des Süddeutschen Rundfunks, Herrn Dr.Fritz Eberhard, beschäftigt das von Herrn Direktor Dr.Hoffmann geleitete Institut gegenwärtig 117 Angestellte. Wie umfangreich, vielseitig und oft kompliziert die einzelnen Aufgaben in Wirklichkeit sein können, zeigte die Besichtigung der Laboratorien, über Einzelheiten wird weitgehender auf den Seiten 90, 91 und 101 dieses Heftes berichtet.

Das Labor für Schallaufzeichnung und Akustik untersucht u.a. Schallschluckstoffe, Mikrofone und Lautsprecher. Jedes vom Rundfunk bestellte Mikrofon wird beispielsweise erst hier geprüft, bevor man es im Studio einer Rundfunkanstalt verwendet. Messungen können im kleinen Hallraum und in einem schalltoten Raum durchgeführt werden.

Das Prüffeld fertigt von allen Studiogeräten ausführliche Prüfprotokolle an. Man arbeitet hier mit peinlicher Sorgfalt und Genauigkeit, um die Gewißheit der höchsten Betriebssicherheit zu haben, die der Rundfunk nun einmal verlangen muß. Alle Meßplätze sind modern und sehr übersichtlich aufgebaut. In einem anderen Labor für betriebliche Aufgaben werden Meßgeräte der Industrie abgenommen und vor der Weiterleitung an die Rundfunkanstalten genauestens durchgemessen.

Viele Sorgen nimmt der Tonband-Prüfraum den Rundfunkstudios ab. Hier prüft man sämtliche, in den einzelnen Studios benutzten Tonbänder, bevor sie im praktischen Rundfunkbetrieb verwendet werden. Die Prüfungen erstrecken sich auf mechanische und magnetische Eigenschaften; die Prüfungsmethoden selbst sind mit den Herstellern verabredet. Eine Prüfung der Bänder auf mechanische Fehler erfolgt dabei z.B. mit Hilfe einer Fotozelle, die bei Auftreten eines Fehlers belichtet wird und einen Impuls auslöst. Lautstärkesprünge infolge unterschiedlicher Empfindlichkeit innerhalb eines Bandes sind durch vorherige Empfindlichkeitsmessungen aller Bänder und Ausscheidung der unregelmäßigen Bandlängen vermeidbar. In der Öffentlichkeit wissen nur wenige, daß das RTI auch eine Frequenzmeßstelle unterhält. Ihre Tätigkeit begann im Frühjahr 1951 und erstreckt sich auf Messungen im gesamten Wellenbereich. Diese Meßstelle im Raum Nürnberg liegt für UKW-Überwachungen besonders günstig. Von den UKW-Sendern können sogar Bremen und Berlin direkt ohne Relaisstelle erfaßt werden. Die Meßeinrichtung ist so eingerichtet, daß selbst mit Lautsprecher oder Kopfhörer nicht mehr zu empfangende Sender noch meßbar sind. Überschreitet ein Sender die von den einzelnen Rundfunkanstalten angegebenen Toleranzen, so wird er telefonisch benachrichtigt und auf seinen Sollwert getrimmt. Die Meßstelle beteiligt sich ferner an der Beobachtung und Ermittlung von Störsendern sowie jährlich zwei Monate lang an den KW-Beobachtungen der UER in Brüssel.    d.


Entwicklung und Forschung für Rundfunk und Fernsehen


Auf Einladung des Süddeutschen Rundfunks, in dessen Händen gegenwärtig die Federführung für die am Rundfunktechnischen Institut (RTI) beteiligten Rundfunkanstalten liegt, wurde der Presse anläßlich einer Besichtigung ein Einblick in die neuesten Entwicklungsarbeiten auf dem Rundfunk-und Fernsehgebiet gewährt (s. auch Leitaufsatz dieses Heftes).

Die Arbeit des RTI, dem namhafte Fachleute angehören, ist in die Fachgebiete Hochfrequenztechnik, Niederfrequenztechnik, Fernsehen und allgemeine Angaben [soll vermutlich "Aufgaben" heissen] gegliedert. Diese Aufteilung entspricht dem umfangreichen Aufgabengebiet, das dem RTI von den beteiligten Rundfunkgesellschaften zugewiesen ist.

Senderantennen und Ausbreitungsfragen
Die von Herrn Dr.Gutzmann geleitete Hochfrequenzabteilung überprüft u. a. die von den Sendegesellschaften für neue Sender ausgewählten Standorte. Im Augenblick ist die Untersuchung der Aufstellungsorte für Fernsehsender besonders aktuell. Eine solche Uberprüfung ist bei der Errichtung eines Fernsehsendernetzes außerordentlich wichtig. Es hat sich gezeigt, daß beim MW-Rundfunk und auch noch beim UKW-Tonrundfunk reflektierte Strahlen erst dann störend auf den Empfang wirken, wenn Gangunterschiede zwischen direktem und reflektiertem Strahl in der Größenordnung von einigen km auftreten. Bei Fernsehsendungen genügen jedoch schon Bruchteile dieser Umwegentfernung, um das Bild erheblich zu stören. Die dann neben dem Hauptbild auftretenden Geisterbilder können je nach Standort der Empfangsantenne mit dem richtigen oder einem falschen Helligkeitswert erscheinen. Weiße Streifen oder weiße Punkte in einer schwarzen Umgebung kehren nach einer bestimmten Umwegentfernung entweder als weiße Streifen und weiße Punkte wieder oder als schwarze Punkte und schwarze Streifen in einer hellen Umgebung. Es treten also sogenannte positive und negative Geister auf. Diese Erscheinung ist darauf zurückzuführen, daß die Phase der Hochfrequenz je nach Umweglänge erhalten bleibt oder sich umkehrt. Der reflektierte Strahl bewirkt dabei eine Verstärkung oder Schwächung des Hauptsignals; ebenso ist jedes Ubergangsstadium möglich.

Um einen Fernsehantennen-Standort richtig untersuchen zu können, müssen sehr kurze Wellenzüge ausgesandt werden. Der am Empfangsort eintreffende direkte Wellenzug soll bereits erloschen sein, ehe der reflektierte Wellenzug eintrifft. Für diese Untersuchungen wurde ein Impulssender mit einer mittleren Impulsdauer von 0,1µs für eine Leistung von 1kW entwickelt. Die Impulsanlage wirkt ähnlich wie ein Radargerät, hat jedoch ein wesentlich geringeres Auflösungsvermögen.

Mit einer solchen Anlage sind z.B. die Aufstellungsorte für die Fernsehsender Wendelstein und Stuttgart untersucht worden. Bei sorgfältiger Auswahl des Antennenstandpunktes gelingt es, auch in bergigem Gelände sämtliche Reflexionen aus der Umgebung der Sendeantennen so klein zu halten, daß sie nicht mehr als 1% des Hauptstrahles ausmachen. Dieser Wert ist sehr kritisch, weil bei ungünstigem Sendeantennen-Standort keinerlei Maßnahmen auf der Empfängerseite ein gutes Bild liefern können.

Praktischer Feldstärke-Meßwagen
Auf Wunsch der Sendegesellschaften werden Feldstärkemessungen von Sendern durchgeführt. Für die Durchführung derartiger Messungen ist ein Meßwagen zusammengestellt worden, der alle erforderlichen Geräte enthält und einen aus dem Hauptlager, dem Trägergestell, dem Gittermast und dem Rohrmast bestehenden schwenkbaren Antennenmast benutzt. Innerhalb des Gittermastes ist der ausfahrbare und drehbare Rohrmast angeordnet, der durch eine Kette aus- und eingefahren wird. Die Kette wird über ein Getriebe von einem Motor angetrieben. Mit Hilfe einer sinnreichen Drehvorrichtung ist der Mast um 360 drehbar.
Für den Betrieb des Antennenmotors enthält der Wagen zwei 6-V-Starterbatterien?; eine weitere 12-V-Batterie versorgt einen Umformer zur Speisung von Geräten für 220 V Wechselstrom.

Feldstärke-Meßwagen des RTI mit Antennenmast

Weitere Aufgaben der HF-Abteilung
Zu den Aufgaben der HF-Abteilung des RTI gehören ferner die Berechnung besonderer Antennenanlagen sowie die Festsetzung von Prüf- und Abnahmebedingungen für Sendeanlagen und HF-Geräte. Für den weiteren Ausbau des UKW-Tonrundfunknetzes sind Untersuchungen von ganz besonderer Bedeutung, die die Möglichkeiten für einen UKW-Gleichwellenbetrieb prüfen. Das Insitut beschäftigt sich u. a. auch mit der Berechnung Bandbreite sparender Modulationsarten, mit der Verbesserung der Übertragungsgüte im Rundfunk-und Fernsehbereich unter Berücksichtigung der internationalen Normung sowie mit der Beratung bei der Beschaffung von Sende- und Empfangsgeräten.


Elektroakustische Probleme
Die von Herrn Dr.Schießer geleitete Abteilung Niederfrequenztechnik untersucht Fragen der Raum- und Bauakustik, der Schallaufzeichnung und der Tonstudio-Technik. In der Raum- und Bauakustik ist besonders die Schalldämmung von Räumen von Interesse, um Störungen von außen und aus benachbarten Studioräumen zu vermeiden. Die schalldämmend Stoffe sind schon beim Bau der Funkhäuser einzuplanen.

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, daß nicht allein die Nachhallzeit der Aufnahmeräume die akustische Brauchbarkeit maßgebend ist, sondern daß die Diffusität des Studios mindestens ebenso wichtig ist.

Es gehört zu den weiteren Aufgaben des Instituts, durch Schallaufnahmen in verschiedenen Musiksälen die bisher als günstig betrachteten Werte die Nachhallzeit zu überprüfen und die psychologisch günstigsten Werte zu ermitteln. Die Auswertung dieser Versuchsreihen ermöglicht es die Hilfsmittel anzugeben, mit denen auf wirtschaftlich tragbare Weise optimale raumakustische Eigenschaften erreicht weiden können.

Künstlicher Nachhall mit Hilfe des Magnettonverfahrens
Die Einführung des Fernsehens hat neue raumakustische Probleme aufgeworfen. Für den guten Gesamteindruck einer Fernsehsendung ist es unbedingt wichtig, daß der akustische Eindruck mit dem durch das Bild vorgegebenen Raumeindruck übereinstimmt. Es treten hiermit in der Fernseh-Studiotechnik ähnliche Probleme auf, wie sie beim Tonfilm bereits seit längerem bekannt sind. Aus technischen Gründen können die raumakustischen Forderungen beim Aufbau der Dekoration im Studio nicht immer berücksichtigt werden. In vielen Fällen ist man darauf angewiesen, das Fernseh-Studio akustisch stark zu dämpfen, um Kulissengeräusche usw. zu unterdrücken. Es wird deshalb notwendig, den Nachhall künstlich zu erzeugen. Das Magnettonverfahren ist in der Elektroakustik schon in zahlreichen Fällen für Spezialaufgaben herangezogen worden, wie z. B. bei der von Telefunken gebauten Schallverzögerungsanlage im Berliner Olympiastadion (vgl. FUNK-TECHNIK, Bd.9 [1954], H.1, S.24). Die von Herrn Dipl.-Ing. 0.Schmidbauer (RTI) durchgeführten Entwicklungsarbeiten haben zu einem Gerät geführt, das die Erzeugung von künstlichem Nachhall mit Zeitdauer von. 0,5 ... 4s ermöglicht. Das Schallereignis wird auf Magnetband aufgezeichnet. Mit mehreren räumlich versetzten Hörköpfen tastet man dann dieses Schallereignis ab. Werden die Ausgänge der einzelnen Verstärker zusammengeschaltet und dem Originalklangbild zugemischt, stellen bei richtiger Wahl der Verstärkung die in den einzelnen Köpfen entstehenden Spannungen ein getreues Abbild der Einzelechos dar, aus denen sich der Nachhall zusammensetzt. Durch Rückkopplung des letzten Verstärkerausgangs auf den Sprechkopf läßt sich der gewünschte gleichmäßige Abfall der Echostärke erreichen. Bei dem im RTI entwickelten Gerät ist das Tonband auf einer umlaufenden Scheibe als in sich geschlossene Schleife angebracht. Mit Hilfe eines polumschaltbaren Motors kann die Scheibe mit drei Geschwindigkeiten laufen. Um einen Verschleiß des Bandes und einen Abschliff der Köpfe zu vermeiden, liegt das Magnetband nicht direkt am Kopf auf, sondern wird mit einem Abstand von 1/50 mm an den Köpfen vorbeigeführt. Bei der endgültigen Ausführung des Gerätes sind insgesamt neun Hörköpfe vorgesehen. Durch Fernsteuerung vom Misch- oder Regiepult aus können die gewünschten Nachhallzeiten in drei Grobstufen durch Geschwindigkeitsumschaltung des Motors und in sechs Feinstufen durch Umschaltung des Verstärkungsgrades eingestellt werden.

[Titelbild Funk-Technik Nr.4/1954] Messung im RTI an einem Magnettongeträt zur künstlichen Nachhallerzeugung (dpa)

Mikrofon- und Lautsprecher-Untersuchungen
Alle im Bereich der vom RTI technisch betreuten Sendegesellschaften benutzten Mikrofone und Lautsprecher werden vor Auslieferung an die Studios im RTI genauestens auf Frequenzgang, Empfindlichkeit und auf ihre sonstigen Betriebseigenschaften untersucht. Für die speziellen Bedürfnisse des Fernsehens, aber auch für aktuelle Übertragungen sind die räumlichen Abmessungen der Kondensatormikrofone immer kleiner geworden. An Stelle der früher meist benutzten „Flasche" sind heute neue Typen in Gebrauch, die nur noch unwesentlich größer sind als ein Füllfederhalter. Besonders interessant ist in dieser Richtung ein von der Firma Georg Neumann neu entwickeltes Kondensatormikrofon.


Hilfsgeräte für Rundfunk-Studios
Im RTI werden insbesondere solche Geräte für den Studiobetrieb entwickelt, die Spezialanforderungen entsprechen und für Sonderaufgaben geeignet sind. Eine solche Spezialkonstruktion, die Übertragungsapparatur „V65a", ist als vollständige, tragbare Rundfunkverstärkereinrichtung für Außenübertragungen sowie als feste Verstärkereinrichtung für kleine Aufnahmeräume gedacht. Dieser Verstärker ersetzt für Sonderfälle ein vollständiges Misch-und Regiepult mit 4 Kanälen.

RTI-Blick in das Prüffeld des RTI. Im Vordergrund zwei tragbare Verstärkergeräte "V65a". Hier werden sämtliche für die verschiedenen Rundfunkanstalten bestimmten Geräte sorgfältig geprüft    (dpa)


Eine andere Entwicklung, die Pausenzeichenmaschine "R79", dient zur Wiedergabe des auf Magnettonband aufgezeichneten Pausenzeichens.

Pausenzeichengerät des RTL Das Magnettonband ist spiralenförmig auf einen Zylinder aufgewicke! Der Hörkopf gleitet in einem fahrstühlartige Schlitten während der Umdrehungen des Teller mit dem Magnettonband auf und ab (Aufn. dpa)

Auch hier erfolgt die Abtastung "per distance" wie bei dem Nachhallgerät. Zu den weiteren Konstruktionen des RTI gehört das Universal-Plattenabspielgerät "R 80", das für die Wiedergabe von Schallplatten bis zu 40 cm Durchmesser für 78, 45 und 33 1/3 U/min bestimmt ist.

Es sei noch erwähnt, daß sich das RTI auch mit der Entwicklung von Spezial-Einzelteilen befaßt. Eine sehr gelungene Konstruktion ist z.B. der Flachbahnregler "W66", der als Aussteuerungsregler verwendet wird. Die maximal einstellbare Dämpfung ist 90db. Es handelt sich um einen symmetrischen Dämpfungsregler, der aus zwei unsymmetrisch, spiegelbildlich angeordneten Kohleschichtwiderständen besteht und frei von Regelgeräuschen ist.

Daneben werden laufend weitere Untersuchungen durchgeführt und z. B. die Neuentwicklung der Transistoren aufmerksam verfolgt. Für die Magnettontechnik ist von Bedeutung, daß in Zukunft die deutschen Studios in zunehmendem Maße auf eine Bandgeschwindigkeit von 38cm/s übergehen werden, um den internationalen Bandaustausch zu erleichtern. Die in den letzten Jahren in der Magnettontechnik erreichten Fortschritte ermöglichen heute bei dieser Bandgeschwindigkeit eine Qualität, die der bei 76cm/s praktisch nicht nachsteht.

Fernsehtechnik

Im Rahmen des Neuaufbaues des deutschen Fernsehens kommt dem RTI eine besondere Bedeutung zu, denn hier werden unter der Leitung von Herrn Dr.Theile Verfahren entwickelt, die die Technik von morgen maßgeblich beeinflussen werden. Gerade zur Qualitätsfrage des Fernsehbildes sind Untersuchungen notwendig, die einen verhältnismäßig großen Aufwand an Mitteln und Zeit voraussetzen.

Qualitätssteigerung des Fernsehbildes
Beim Fernsehen ist es besonders schwierig, die Güte der Übertragung zu verbessern, weil hier weit mehr Faktoren als beim Tonrundfunk maßgebend sind. Die Bildgüte hängt von der Eigenart und Einstellung der jeweiligen Abtasteinrichtung und von den Verzerrungen des Übertragungssystems ab.

Zu den Aufgaben des RTI gehört es, die verschiedenen für das Fernsehen in Frage kommenden Systeme kritisch zu untersuchen und die Lösung auszuwählen, die am zweckmäßigsten und wirtschaftlichsten ist. Es werden Methoden entwickelt und untersucht, die zur Beseitigung grundsätzlicher Mängel in den Abtastgeräten führen können. Durch neuartige schaltungstechnische Maßnahmen auf der Senderseite ist es z.B. möglich, den geringeren Kontrast in feinen Bildeinzelheiten durch phasenkorrigierte Amplitudenanhebung der hohen Frequenzkomponenten im Verstärker zu verbessern. Mit Hilfe von Differenzierentzerrern ist dieses Problem einfach und elegant zu lösen. Eingehende Untersuchungen zur Verbesserung der Bildqualität haben im RTI zu beachtlichen Erfolgen geführt.

Blockschema der Versuchsapparatur zum Studium der Qualität von FS-Bildern.
[Grösseres Bild siehe Anlage]

Mit Gradationsentzerrer und Differenzierentzerrer lassen sich erhebliche Qualitätsverbesserungen erzielen.Der erwähnte Differenzierentzerrer in Verbindung mit einer ebenfalls neuartigen Gradationsentzerrung erlaubt es, Fernsehbilder in einer Qualität zu erreichen, die der eines guten Diapositivs nahekommt.

Foto eines Fernsehbildes mit 625 Zeilen, 25 Bildwechseln je Sekunde, aufgenommen mit einem Punktlichtabtaster, der zum Studium der Qualität von FS-Bildern aufgebaut wurde (unretuschiert)

Fernseh-Versuchsapparatur im RTI zur Erzeugung von Bildern höchster Qualität. Das auf dem Bildschirm sichtbare Bild ist nicht einkopiert, sondern bei einer Blitzlichtaufnahme entstanden (dpa)

Fernsehübertragung von Kinofilmen
Die Filmabtastung ist für den Fernseh-Programmbetrieb von besonderer Wichtigkeit. In der Praxis haben sich bisher der Punktlichtabtaster mit Doppeloptik und kontinuierlichem Filmlauf sowie Bildabtaströhren mit Ladungsspeicherung bei ruckweisem Filmtransport bewährt. Das benutzte Zeilensprungverfahren stellt allerdings bei Abtastern mit kontinuierlichem Filmlauf sehr hohe Anforderungen an die Präzision der Optik und Mechanik.

Aufzeichnung von Fernsehbildern auf Kinofilm
Eine besondere Rolle spielt im Fernsehen die Aufzeichnung von Fernsehbildern auf Kinofilm. Hierfür stehen Verfahren mit kontinuierlichem Filmlauf und optischem Ausgleich oder Doppeloptik und Verfahren mit ruckweisem Filmtransport zur Auswahl. Besonders interessant war ein neues Verfahren, bei welchem jeweils nur ein Halbbild aufgezeichnet wird. Während der Aufzeichnungszeit des zweiten Halbbildes wird der Film der Aufnahmekamera weitergeschaltet. Um die Zeilenstruktur, die durch das Fehlen des zweiten Halbbildes besonders stören könnte, zu unterdrücken, wird bei der Aufzeichnung der Katodenstrahl gewobbelt.

Zeitplan der Aufzeichnung von Fernsehbildern nach dem Halbbildverfahren; [1]Bildsignal (50 Halbbilder je Sekunde), [2])Ausblendsignal, [3]Schirmbildmodulation, [4]Filmlaufdiagramm

Vorgeführte Filme, die nach diesem Verfahren direkt vom Schirm der Bildröhre aufgenommen wurden, zeigten, daß sie den normalen Ansprüchen an eine gespeicherte Fernsehsendung durchaus genügen.


Aufzeichnung von FS-Bildern von 16-mm-Film nach dem Halbbildverfahren (nicht retuschierte Vergrößerung eines Teilbildes aus einem 16-mm-Film)

Für Archivzwecke ist eine ähnlich arbeitende Apparatur entwickelt worden, die unter Benutzung einer handelsüblichen 8-mm-Kamera das Fernsehbild aufzeichnet. Die hierbei erreichte Qualität ist naturgemäß nicht für eine Wiederholung der Sendung ausreichend, entspricht jedoch den Anforderungen, die man für die Speicherung einer Aufnahme für Archivzwecke stellen kann. Für die laufende Überprüfung von Sendern und Empfängern ist im RTI eine neue Reihe von Fernseh-Testbildern zusammengestellt worden, die z.B. zur Prüfung der Auflösung bei 5MHz, zur Prüfung der Übertragung der einzelnen Frequenzgebiete und zur Prüfung der Linearität und Geometrie des Fernsehrasters bestimmt sind. Daneben ist an die Herstellung von Fernseh-Testfilmen gedacht, um auch Filmwiedergabegeräte in die Prüfung einbeziehen zu können.

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Dieser Einblick in die Tätigkeit des RTI zeigt, daß auf allen Gebieten noch viele Probleme zu lösen sind. Durch eine gut abgestimmte Zusammenarbeit mit den technischen Entwicklungsstellen anderer Sendegesellschaften wird Doppelarbeit vermieden. Die hier gewonnenen Erkenntnisse versetzen die deutsche Technik in die Lage, sofort die praktische Auswertung in Angriff zu nehmen, ein Vorzug, der den RTI-Arbeiten, die internationale Bedeutung erlangt haben, ein hohes Maß von Aktualität verleiht.    Werner W. Diefenbach

Anlagen:

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