saba: 100-Stereo; Freiburg Automatic

ID: 153236
Dieser Artikel betrifft das Modell: Freiburg Automatic 100-Stereo (SABA; Villingen)

saba: 100-Stereo; Freiburg Automatic 
18.Nov.07 21:23
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Michael Ritter (D)
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Michael Ritter

Sanierung eines Freiburg 100

Ich bekam dieses Radio über Ebay in einem Zustand, der äußerem Augenschein nach kein größeres Reparaturproblem darstellen sollte.
Der erste Eindruck im Inneren brachte jedoch Ernüchterung. Flugrost, erkennbare Basteleien wie knallgelbe C´s gaben einen ersten Eindruck auf die folgende Funktionsprobe.

Das Gerät spielte zwar auf allen Bereichen, aber ohne erkennbare Leistung, die Automatik schaltete nicht ab , auch nicht an den Endabschaltern. Der Motor drehte sehr zäh und ohne Kraft.

Da die Anodenspannung nicht dem geforderten Wert ( ca. 20% zu niedrig ) entsprach, baute ich einen Gleichrichter aus dem Freiburg 12 mit 250mA ein, anschließend lag eine Spannung von 290 V am Ladeelko an.

Nach einer gründlichen Reinigung des Chassis, der Kontakte des Wellenschalters und des Steuerschalters überprüfte ich noch die Regler für die Lautstärke und Klangbeeinflussung und machte sie mit Reiniger und Kriechöl wieder flott.

Einige der nachgerüsteten C´s waren leider auch entweder falsch dimensioniert oder schlicht an den falschen Ösen angelötet, was die Reparatur zusätzlich erschwert hat.

Das Skalenseil für AM war nachträglich ( gerissen? )zu kurz und völlig falsch auf dem Antriebsrad des Drehkos aufgezogen worden, so dass die Automatiksteuerung die Endabschaltung niemals betätigen konnte. Ein neues Seil inkl. Zeiger, nach dem Skalenschema verlegt, löste dieses Problem.

Die Beleuchtung der Schalter für Automatik, Mono-Stereo und Peilantenne war ok, defekt war dagegen der Bereich Sprache-Musik und mehrere Tastenlämpchen.

Ich habe für die Tasten Modellbahnlämpchen mit 6V E 5,5 eingebaut und über einen Vorwiderstand an die vorgegebene Spannung von 8,5 V angepasst.

Nun stellte sich heraus, das der Abstimmmotor ebenfalls verschmutzt war, auch war eine Wicklung nach Schluss nahezu defekt. Aus einem zweiten Chassis baute ich einen noch tadellosen Motor an dessen Stelle ein. Die Automatik funktionierte nach wie vor nicht, obwohl sowohl die EABC 80 und ECL 82 gewechselt wurden, die Motorkondensatoren die vorgegebenen Werte einhielten und alle relevanten Spannungen in Ordnung waren.

Aufschluss gab an dieser Stelle der sich nun doch ebenfalls als unbrauchbar herausstellende Steuerschalter, wie man auf dem Foto sehen kann.

Auch dieser wurde aus dem 2. Chassis gewonnen wie noch reichlich mehr andere Teile.

Nach dem Wechsel erwies sich, dass das Steuerfilter V auf FM durch einen durch Bruch am Einstellgewinde des L 705- Spulenkerns nicht mehr einstellbar war, der Kern lag förmlich in der Spule. Ein Austausch ergab ein besseres, aber noch nicht optimales Verhalten des Suchlaufes.

Als nächstes wurde die Duplex-Kupplung untersucht und festgestellt, dass 3 der 4 Mitnehmernasen der Trommel abgebrochen waren, der Mitnehmer ebenfalls durch falsch in die Trommel eingesetzte Schrauben beschädigt war und die beiden Federn fehlten. Auf den Fotos gut zu sehen sind die Abnutzungen der Beläge, welche keine Reibung mehr hatten, die Belagschicht löste sich bei Berührung stückweise auf.

Die komplette Duplexkupplung wurde nach einer Anleitung im RM gegen die aus dem anderen Chassis gewechselt, ich habe nun aber die Erfahrung gemacht, dass es einfacher zum Nachschieben des Schraubendrehers ist, wenn ich das entsprechende Seil durch Spannen der Feder am Skalenrad entlaste.

Dazu steckte ich einen Schraubendreher durch das Ende der Feder und in ein passendes der zahlreichen Löcher in den Antriebsrädern des AM-Drehkos bzw. FM-Variometers, spannte die Feder und klebte den Schraubendreher dann am jeweiligen Radrand mit Klebeband ab.

Dadurch wurde das Skalenseil soweit entspannt, dass ein Wechsel über die Antriebswelle nun problemlos möglich wurde.

Die neue Kupplung schaltet nun mit dem sprichwörtlichen „Plopp“ sauber um.

Nach all diesen Aktivitäten spielte der Freiburg 100 zwar, auch die Automatik schaltete außer an den Endlagenschaltern auch gelegentlich bei dem einen oder anderen Sender ab, aber das war noch viel zu wenig, der Klang war einfach noch viel zu kraftlos.

Die Vermutung lag nahe, das der Empfänger, möglicherweise auch durch den Röhrenwechsel bedingt, nicht richtig abgestimmt war.

Da ich zwar das Equipment und etwas Erfahrung in diesem Bereich habe, mir aber dann doch nach der Lektüre des Abstimmplanes von SABA nicht ganz geheuer war, bat ich im RM um Rat, und das mit Erfolg.

An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an Henning Oelkers !

Es ist gut zu wissen, das hier im RM Spezialisten mit Rat und Tat helfen können!

Es stellte sich zunächst heraus, dass die ZF im FM- Bereich statt auf 10.7 MHz auf allen Kreisen auf 10,8 MHz lag.

Die ECL 82 wurde nun doch gegen eine etwas ältere getauscht, mit dem Ergebnis, das der Motor bei der Sendersuchwahl nicht nur bei starken Sendern hält.

Das Filter V ließ sich auf L 707 gut auf Diskriminatornulldurchgang einstellen und lässt bei entsprechendem Einstellpunkt von L 705 so starke Kraftmomente am Motor entstehen, dass der Motor nicht in der Lage ist, über den Steuerschalter vom Sender weg weiterzudrehen.

Feinfühlige Einstellung ist in diesem Bereich angesagt !

Letztendlich wurde noch die Skala abgeglichen.

Abschließend kann ich sagen, dass sich trotz des enormen Aufwandes eine Restauration auch eines im ersten Moment als sinnlos erscheinenden „Falles“ lohnt.

Beim dargestellten SABA Freiburg 100 war die Restauration nur erfolgreich durch ein 2. Chassis zur Gewinnung von nicht mehr reparablen Teilen und vor allem durch die Hilfe eines professionellen RM- Mitgliedes

Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.