saba: E16 US16 EI16 UI16; Stereo-Decoder suche Reparat

ID: 118098
Dieser Artikel betrifft das Modell: Stereo-Decoder E16 US16 EI16 UI16 (SABA; Villingen)

saba: E16 US16 EI16 UI16; Stereo-Decoder suche Reparat 
10.Aug.06 12:33
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Olaf Dannath (D)
Beiträge: 21
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Hallo,

ich habe hier ein Saba Hifi Studio Freiburg. Jetzt tut soweit alles wieder, bis auf den UKW-Stereo Empfang (Stereo-Anzeige leuchtet nie - Birne selbstverständlich überprüft)- klingt auch eher nach Mono. Ich vermute also einen Defekt in dem Stereo-Decoder . Hat jemand für die Reparatur irgendwelche Tipps? Was sind vielleicht anfällige Bauteile? Wo fängt man am besten an? Wenn möglich möchte ich nicht das ganze Ding neu Abgleichen müssen.

Vielen Dank schon im Voraus und Grüße

Olaf Dannath

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Stereodecoder 
10.Aug.06 14:28

Urs Gloor (CH)
Beiträge: 35
Anzahl Danke: 10

Hallo Herr Dannath

Nun, es gibt drei Möglichkeiten; Stereoempfang aber keine Anzeige, Stereoanzeige aber kein Stereoempfang oder keines von beiden. Ich will damit sagen, dass die Stereoanzeige nur das Vorhanden sein des 19kHz-Pilottones anzeigt. Und das sollten Sie als erstes überprüfen.
So als Erinnerung: Das gesamte Stereosignal besteht aus dem NF-Summensignal (L+R) und dem Amplitudenmodulierten Differenzsignal (L-R), wobei der AM-Träger bei 38kHz liegt und unterdrückt gesendetet wird. Anstelle der 38kHz wird ein phasenstarrer 19kHz-Pilot mitgesendet, der im Decoder mit einer Frequenzverdoppler-Schaltung "zurück verwandelt" wird.
Als Erstes überprüfen Sie den Anzeigeverstärker T306/T307, Sie können an der Basis des T306 ein Strom einspeisen (der Decoder ist dabei entfernt) z.B. -10V über 22k (wir haben hier Plus an Masse), dann sollte die Lampe leuchten - iO?
Auf Grund der höheren Empfangsbandbreite und des höheren benötigten Signal-/Rauschabstandes muss der Antennenpegel am Empfänger höher sein, viel höher.
Also stellen Sie den Empfänger auf den Ortssender ein.
T361 erfüllt zwei Aufgaben: 1. buffert er das vollständige Stereosignal und liefert es an die Schaltdioden ab, 2. verstärkt er den 19kHz-Pilot über L362. T362 übernimmt und verdoppelt über L364 und die Dioden Gr361/362 auf 38kHz. Diese verstärkt T363 über L366, von wo auch das Signal an den Anzeigeverstärker geliefert wird. In dieser Reihenfolge sollten Sie die Signale mit dem Oszilloskop messen können. Beachten Sie aber auch die Funktion des Regelverstärkers über T181/182/L183 auf P301 und weiter über T303/304. Also bevor nicht ein sauberes 38kHz-Signal am L367-Gegentakttrafo anliegt (und somit die Lampe leuchtet), müssen Sie nicht weiter suchen.
Der ganze Thread sollte über das Modell laufen, weil der Decoder nur in der Gesamtschaltung sinnvoll beurteilt werden kann.

Mit freundlichen Grüssen

Urs Gloor

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20.Aug.06 11:45

Olaf Dannath (D)
Beiträge: 21
Anzahl Danke: 12

Hallo Herr Gloor,

vielen, vielen Dank für diese genaue Analyse und Erklärung. Wie sie schon völlig richtig erkannt hatten, muss man hier tatsächlich, die gesamte Schaltung der Receivers betrachten. So ganz habe ich die Funktion des Regelverstärkers noch nicht verstanden, konnte aber einen Defekt am Poti 301 festellen. Nachdem ich das getauscht hatte, lies sich darüber auch wieder das Signal einstellen und der Decoder dekodiert wieder und die Stereoanzeige leuchtet. Habe das Radio an meine Hausantenne angeschlossen (Kabelanschluss). Auch der Sendersuchlauf funktioniert, nachdem etwas verharztes Fett an den Wippen entfernt hatte wieder einwandfrei. Einzig bei einigen wenigen Sendern hört man im Stereobetrieb so ein zwitschern, das ist etwas störend. Bei Mono ist das weg. Woran könnte das liegen? Kann man da noch etwas tun?

Ein defektes Bauteil habe ich dann doch noch, das eine Anzeigeinstrument tut nicht.  Kann man so etwas reparieren? Ich habe es mal geöfftet, dabei hatt sich dann auch gleich aus Aalterungsgründen des Klebstoffes die Skala gelöst und so ein winziges Teil das den Zeigeranschlag links und rechts verhindert ist auch heruntergefallen. Die Instrument zeigt leider keinen Widerstand. Ich habe vielleicht die Hoffnung, dass es nur an den Zuführungsdrähten liegt, aber das inner kann man wohl kaum unbeschadet zerlegen,oder?

Nun bin ich dem Radioteil soweit eigentlich ganz zufrieden, bis auf das oben erwähnte zwitschern unter Stereo. Allerdings klingt, zumindest eine Endstufe noch etwas verzerrt gerade bei größeren Lautstärken. Da bin ich bislang noch nicht dahintergekommen. Auch warum die Amplitude des einen Kanals dopplt so gross ist wie die des anderen erschließt sich mir momentan auch noch nicht. Vielleicht hatt ja hier noch jemand einen hilfreichen Tipp.

Ich habe auch mal bei dem Radio das Problem geschildert. Vielleicht kann ja ein Moderator das ganze Zusammenfassen.

Nochmals vielen, vielen Dank und Grüße aus Freiburg

Olaf Dannath

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UKW-Stereo-Empfang 
20.Aug.06 14:28

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
Beiträge: 506
Anzahl Danke: 14

Hallo Herr Dannath,

das Zwitschern bei Stereo kommt meistens von der höheren Bandbreite bei Stereoempfang.

Es ist eine komplexe Aufgabe der Hersteller, Tuner, ZF-Verstärker und Demodulatoren für Stereo-FM zu entwickeln, die einerseits eine möglichst hohe Bandbreite bei gleichzeitiger guter Trennschärfe/ Nachbarkanalselektion erzielen.

Bei normalem Antennenempfang wurden sogar voluminöse Richtantennen empfohlen, die mit einem Rotor auf die gewünschen Sender ausgerichtet werden sollten, um in dem in Deutschland sehr überfüllten UKW-Bereich mit nur einem Großsender hoher Leistung vor allem im Grenzbereich zwischen den Bundesländern noch einen einwandfreien Empfang zu realisieren, wovon man heute wieder etwas abgerückt ist durch Lokalradios geringerer Leistung und Reichweite.

Erinnert sei hier an den Frequenztausch von WDR 2 und WDR 3. Das Argument: WDR 2 sendete Verkehrshinweise und wurde somit unter unterschiedlichen mobilen Empfangsbedingungen empfangen, ein Umspringen der Autoradio-AFC bei der Fahrt durch die City auf Südwestfunk war oft zwangsläufig, die WDR 3 Hörerschaft hingegen könnte sich aufwendigere Antennen leisten, da sie hauptsächlich stationär zu Hause empfängt. Ab der Zeit zwitscherte es bei mir bei WDR 3 auch gewaltig, wie viele Tonbandaufnahmen beweisen, da ich mir keine Richtantenne leisten konnte. (WDR 2 damals Hochhaus/Hansaring 10kW PeP, WDR 3 100 kW Langenberg.)

Da Sie mit Kabelanschluß arbeiten, fällt diese zu dichte (Nachbar-)kanalbelegung eigentlich weg. Es gibt hier nur die Störungsmöglichkeit durch zu hohe Eingangspegel, die Sie mit entsprechenden Dämpfungsgliedern in der Antennenanschlußleitung den Erfordernissen entsprechend absenken können, damit der Tuner nicht übersteuert wird. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Frage: Ist das Zwitschern vom Nachbarkanalsender verursacht oder auch beim Ortssenderempfang als "Intermodulation" zu hören?

Die Matrix-Dekoder liefern leider auch unerwünschte Mischprodukte, die in den Hörbereich heruntermoduliert werden, im einfachsten Falle das typische Rauschen bei Stereo. Es ist die NF-Bandbreite praktisch verdreifacht, insofern auch das Rauschen etwa dreimal so hoch gegenüber dem Mono-Empfang.

Hier ist ein Multiplex-Signal-Filter hinter dem Dekoder geschaltet, um diese Mischprodukte, Reste des 38-kHz- Hilfsträgers und der Seitenbänder zwischen 23 kHz und 57 kHz zu unterdrücken. Eventuell hilft noch eine kleine RC-Kombination, um den Effekt weiter zu unterdrücken.

Dann gibt es noch Mißverständnisse bei der sogenannten Monokompatibilität, das heißt, Empfänger, die nur Mono, das L+R-Summen-Signal empfangen können, also das Signal zwischen 20 Hz und 20 kHz, besitzen eine sog. Deemphasis, um die bei reinen Mono-Sendern vorher als Preemphasis spiegelbildliche Höhenanhebung zu kompensieren. Das war eine Art starres "Dolby" damals schon, um das Empfängerrauschen abzusenken, und um damit eine quasi Reichweitenerhöhung zu erzielen. Eine Einteilung in 50 und 75 Mikrosekunden Pre-/Deemphasis war damals ein Unterscheidungsmerkmal zwischen europäischen und amerikanischen Standards.

Soweit ich weiß, galt in Deutschland die 75-er Deemphasis noch eine Zeit lang nach Einführung der UKW-Stereophonie. Es wurde auch nicht kontinuierlich in Stereo gesendet bzw. encodiert beim Sender. Dieser schaltete Sendungen in Stereo oder Mono, genauso wie es im Programmheft durch Symbol angegeben war (oder auch nicht!).

Diese Preemphasis wird heute bei Stereo-Sendungen senderseitig nun nicht mehr verwendet, abgeschaltet, um die höheren Moduationsfrequenzen möglichst ohne Phasengang zu übertragen. Bei älteren Empfängern macht sich dies bemerkbar durch etwas dumpfere Qualität. Die Deemphasisglieder liegen bei Monogeräten hinter dem Ratiodetektor direkt. Bei Stereo wäre dies unmöglich, weil die Frequenzgangkorrektur die Multiplexsignale am oberen Frequenzrand ja verfälschte, die der nachfolgende Dekoder ja braucht. Um eine Frequenzgangkorrektur  zu ermöglichen, läge diese nun hinter dem Dekoder. Diese ist aber keine übliche Deemphasis im strengeren Sinne, sondern dient zur Herausfilterung der Störfrequenzen 19 kHz und weiter oberhalb. Dies ist begriffsbestimmungsmäßig ein wenig durcheinandergeraten in der Stereo-Diskussion. Monogeräte haben aber noch direkt hinter dem Ratio die Höhenabsenkung, so daß es dumpfer klingt.

Es ist auch ein weit verbreiteter Irrtum, daß bei UKW-Stereo tatsächlich bis 20 kHz linear übertragen wird. Die 3-dB-Absenkung beginnt bei Stereo bereits bei 13 kHz, verständlich, wir würden sonst mit dem 19-kHz-Pilotton eine Interferenz von 1 kHz bekommen.

Auch liefert der Stereodekoder ein doppelt so hohes NF-Signal, bedingt durch die Theorie der Dekodierung (L+R)+(L-R)=2L  und

(L+R)-(L-R)=2R was durch Spannungsteiler oder Potis am Dekoderausgang korrigiert werden muß.

Daher wohl der doppelte Pegel an einem der Ausgänge bei Ihnen.  

Es wurde das System mit dem "Rasen" zwischen 13 kHz und 23 kHz gewählt, um dort den 19-kHz- Synchronisations-Pilotton unterbringen zu können, aus dem man dann viel einfacher im Dekoder durch Verdopplung oder bewußter Verzerrung die erste Harmonische, also 38 kHz wiedergewinnen kann. Würde man den 38-kHz-Träger wie bei normaler Amplitudenmodulation so belassen, gäbe es u.U. eher Interferenzen mit dem Summensignal und Asymmetrien, bedingt durch leichter auftretende Phasenfehler am oberen Rand des Übertragungsbereiches, die man mit der Absenkung des 38-kHz-Hilfstträgers in der Art eines DSB-Senders und Versatz auf 19-kHz-Synchronisations- Sinus mit konstanter Amplitude in den idealeren Bereich der Übertragungskurve vermeiden hilft. Andererseits wäre es auch schwieriger den Trägerrest auf 38 kHz wieder herauszufiltern und stabil hochzuverstärken.

Damit das Stereosignal sauber dekodiert werden kann, reichte eigentlich das Summensignal von 20 Hz bis ca. 15 kHz und ein Seitenband des Differenzsignals von 23 kHz bis 38 kHz aus, es sind aber trotzdem die Anforderungen an die Linearität der Demodulatorkurve sehr hoch. Sie sollte etwa eine Bandbreite 600 kHz, also etwa doppelt so groß wie bei Mono besitzen. Das ist deswegen notwendig, weil der Matrix-Dekoder eine weitere "Modulation" durchführt, dazu sind bei dieser Dekoderart beide Seitenbänder des (L-R)- Signals in möglichst symmetrischer Form, exakt spiegelbildlich
um die 38 kHz angeordnet, vonnöten. Der Hilfsträger muß - mit der
ansteigenden Sinusflanke des Pilottones synchron -
die Dioden so durchschalten, daß sich nochmal eine Subtraktion und Addition des Summen- und Differenzsignals ergibt. Die Verdopplung des 19-kHz-Pilottones mithilfe einer Zweiweggleichrichtung ergibt dabei die doppelte Frequenz sehr schön
in der geforderten Phasenbedingung für das Hilfsträgerzusetzen.

Ja, in Amerika verwendet man noch den SCA-Kanal (Subsidary Channel Authorisation) bei 57 kHz, um Werbesendungen dort schmalbandig zu plazieren. Deswegen sehen Sie oft in Datenblättern von Stereodekodern den Terminus SCA-Kanal-Unterdrückung 60 dB oder so. Später besann man sich in Europa und verwendete diese Option zur ARI-Verkehrsfunk-Bereichskennung.

Ebenso gelten auch heute erhöhte Anforderungen an den Sterodekoder. Dieser muß sauber abgeglichen werden. Trotzdem sind Verzerrungen im Matrix-Dekoder bis zu einem gewissen Grade unvermeidlich, trotz Verwendung von Germaniumdioden, um die Knicke in den Kennlinien und damit zusätzliche Verzerrungen möglichst gering zu halten.

Um festzustellen, ob Ihr Gerät ein wirksames Multiplexfilter besitzt, schließen Sie mal ein Tonbandgerät älterer Bauart an die Diodenbuchse an und machen eine Aufnahme. Übrigens, gerade Studiotonbandgeräte, die mit einer möglichst hohen Grenzfrequenz im Übertragungsbereich als Qualitätsmerkmal warben, reagierten da sehr sauer mit deutlich hörbaren Intermodulationen beim Umschalten auf FM-Stereo, wenn kein Multiplexfilter verwendet wurde, bzw. dieses unzureichend war. Da mischte sich die HF-Vormagnetisierung bzw. Löschfrequenz mit dem Pilotton bzw. den Multiplexsignalen. Man hörte dann einen konstanten Pfeifton, oder elektronische Musik a la Stockhausen oder zumindest eine eigenartig verzerrte Höhenwiedergabe in lauteren Passagen. Daher auch die Verwendung von möglichst hohen Löschfrequenzen bei den moderneren Tonbandgeräten. Siehe auch Links mit Oszillogrammen.

http://www.radiomuseum.org/forum/auswirkung_von_phasenfehlern_in_stereodekodern.html

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

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UKW-Stereophonie 
21.Aug.06 16:58

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
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Hallo,

wie mir gemailt wurde, ist ein Fehler im Text.

Es muß natürlich statt 100 Mikrosekunden-Deemphasis 50 Mikrosekunden heißen.

Hier ist der Kehrwert einzusetzen und man erhält die Frequenz:

Also 1 durch 75 = 13,333  , bzw. 1 durch 50 = 20 , und  in den richtigen Dimensionen:

bei 75 Mikrosekunden Deemphasis also 13,33 kHz Grenzfrequenz, entsprechend bei 50 Mikrosekunden 20 kHz.

bei 100 Mikrosekunden hätten wir ja nur 10 kHz Grenzfrequenz. So schlecht ist UKW nun doch nicht.

Wie mir Herr Gianella noch weiter mitteilte, wäre die beste Lösung, den ZF-Verstärker und den Dekoder nochmals abzugleichen.

Das Kabelsystem böte auch noch Nachbarkanalstörungen und Verzerrungsmöglichkeiten durch Fehlanpassungen, Reflexionen, stehende Wellen etc durch Knicke in den Kabeln etc. Hier hilft am besten eine erhöhte Selektion, wie ich eingangs schon betonte.

Es grüßt,

Ihr K.-H. B.

 

Lieber Herr Bradtmöller

 

Ist o.k. - Besten Dank auch für Ihre Mühe.

 

freundliche Grüsse, Marc Gianella


-----Original Nachricht-----

> Hallo Herr Gianella, danke für die Mail, ich habe - Ihre Erlaubnis
> vorausgesetzt - Ihre Vorschläge ins Forum gesetzt.
> Danke nochmals dafür.
> Beste Grüße, Ihr Karl-Heinz Bradtmöller

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Korrektur 
29.Sep.06 17:59

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Sorry, aber da stimmt etwas nicht:

Man darf 2π nicht vergessen. Der Reziprokwert der Zeitkonstante ergibt die Kreisfrequenz ω=2πf 

Und die Zeitkonstante τ ist definiert als die Zeit, in der z.B. eine Entladung von 1 (=100%) auf den Reziprokwert von e erfolgt (=36,787%) ...

da wäre die Grenzfrequenz bei 50µs nur 3,2kHz?  Bei Deemphasis handelt es sich um definierte Frequenzgänge zur Verbesserung des Signal/Störspannungsabstandes im oberen Tonfrequenzbereich. Sie macht auch nur Sinn bei vorweggenommener Preemphasis, die ja wieder zu kompensieren ist.
Im Idealfall wird die Übertragungsfrequenzkurve linear bei verbessertem Rauschabstand, um den Preis verringerter Maximalaussteuerung (Höhenamplituden sind ohnehin geringer als diejenigen der tiefen Töne).

Bitte sehr, keine Ursache,

mfG.

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Pre-/Deemphasis 
29.Sep.06 21:31

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
Beiträge: 506
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Hallo Herr Birkner,

da haben Sie völlig recht. Die herkömmliche UKW-FM-Modulation, wie von E. Armstrong eingeführt, arbeitet zur Rauschunterdrückung mit einer Frequenzgangkorrektur im oberen Hörbereich, die im Empfänger wieder durch die Deemphasis "linearisiert" wird.

Diese Pre-/Deemphasis liegt seit Beginn der UKW-Stereophonie-Ausstrahlung nach dem Pilottonverfahren vor der Modulation, also bereits im NF-Zweig, im Empfänger hinter dem Decoder, hier kombiniert mit dem MPX-Filter, das neben den Resten des 19-kHz-Pilottones auch die 38-kHz-Hilfsträgerfrequenz zwingend herausfiltern muß, um Interferenzen zu vermeiden.

Ein herkömmliches Mono-Radio mit Deemphasis filtert direkt hinter dem Ratio-Detektor die NF.

Da kann dann kein Stereodekoder mehr angeschlossen werden. Die Deemphasisglieder müssten dann entfernt werden, sollte ein Stereodekoder hernach (testweise) arbeiten.

Da im Summensignal L+R NF-mäßig die Frequenzgangkorrektur vorliegt, ergibt sich rein theoretisch kein Unterschied zur reinen Mono-Deemphasis. In der Praxis sind aber L und R nicht völlig gleich, so daß sich doch noch Unterschiede im Frequenzgang bzw. der Lautstärke zwischen Mono und Stereo bei reinem Monoempfang ergeben können. Die Ausführungen müssen dahingehend korrigiert werden.

Der übelste Fall liegt vor, wenn das gesamte Klanggeschehen im Differenzsignal liegt. Da hört der Mono-Empfänger nämlich (theoretisch) garnichts, bzw. nur Verzerrungen.

Ich könnte Ihnen Beispiele für Stereohörspiele des WDR 3 nennen, wo tatsächlich der Monoempfang dadurch stark beeinträchtigt war. Zum Beispiel "Marion darf nicht Hifsarbeiterin werden" von Prodosch Aich. Hier lag die "Off"-Sprecher-Modulation völlig im L-R-Signal und war kaum zu hören. Dies teilte ich dem WDR auch in einem Hörerbrief mit. Es wurde in den Anfängen der UKW-Sterophonie noch viel experimentiert, nicht immer zur Freude der Zuhörer, die noch auf reinen Mono-Empfang angewiesen waren. Heute vermeidet man derartige Doppeldeutigkeiten durch bewußte Phasenkorrekturen meistens, die einerseits ein Raumklangbild bei Stereo herstellen, aber auch bei Mono nichts Wesentliches verschlucken.

Die Filtereinsatzfrequenzen - ein einfaches RC-Glied zugrundelegend - sind tatsächlich bei den vorgegebenen Zeitkonstanten wesentlich niedriger, als im Beitrag angegeben.

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

 P.S.: Zunächst die Darstellung der Berechnung der Größen bei der Ladung eines Kondensators über einen Widerstand und der Beweis, indem die Zeitkonstante Tau = R mal C gleich t und darüber hinaus der Ladezustand von 1 minus e-ter Teil zu dem Zeitpunkt in die Formel eingesetzt wird. Beim (Ent-)Logarithmieren ist der Trick, daß ln e = 1 ist, die Exponenten als Faktor vor die Logarithmen zu setzen sind, anzuwenden. Sonst kriegt man keinen Kopf dran und dreht sich im Kreis.

Anschließend setzt man Omega (=>2 mal Pi mal f) als konstanten Faktor vor R mal C und erhält die Zusammenhänge beim Tiefpaßfilter sinngemäß.

Zu bemerken ist noch, daß hierbei der Logarithmus naturalis und nicht der Briggsche Zehner-Logarithmus, wie wir ihn von der Dezibel-Berechnung her kennen, anzuwenden ist.

Anschließend noch ein paar Vorverzerrungs-Normen,  wie sie auch bei Schallplatte und Tonband angewendet werden:

 

Zeitkonstante Tau
Mikrosekunden
Norm
Übergangsfrequenz
(3 dB) Hertz
7958
RIAA
20
3183
RIAA, NAB
50
1592
n/a
100
318
RIAA
500
200
n/a
796
140
n/a
1137
120
MC
1326
100
n/a
1592
90
MC
1768
75
RIAA, UKW
2122
70
n/a
2274
50
PCM, UKW, NAB
3183
35
DIN
4547
25
n/a
6366
17,5
AES
9095
15
PCM
10610
12,5
n/a
12732
10
n/a
15915
     

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 8
 
30.Sep.06 17:42

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
Beiträge: 2333
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Ich bekam diesen Beitrag von Darius mit der Bitte um Veröffentlichung:

Die geringere Aussteuerbarkeit der hohen Frequenzen hat sich bei 75us (entspricht ca. 2KHz)
als Problem erwiesen und man hat bei uns deshalb den Wert 50us gewählt.
Für klassische Musik ist das noch nicht ausreichend und man verringert den Pegel
insgesamt um dann mehr Reserve für die Höhen zu haben. Deshalb sind solche
Programme (WDR 3) etwas "leiser".

Wichtig ist, und das wissen viele nicht, den Aussteuerungsanzeiger hinter der Deemphasis
anzubringen. Nur so können Verzerrungen durch übermässigen Hub vermieden werden.

Der von K.H.B beschriebene Effekt mit dem Intermodulationsmischprodukt aus dem
Pilotton tritt eben deshalb auf weil er mit zu hohem Pegel auf den Sender geht.
Wenn der Hub nicht überschritten wird, tritt diese Intermodulation auch nicht in Erscheinung.

Übrigens werden beim UKW- FM Rundfunk 40 Hz bis 16 KHz übertragen. Auch Hifi Mehrwege Lautsprechersysteme sind an diese Pegelverhältnisse angepasst.

Das Aufkommen von CDs die von 20Hz bis 20KHz "alles" mit vollem Pegel wiedergeben
können,  hat so manchen Hochtöner das Leben gekostet!

Normalerweise wird die "Basisbreite" im Sender überwacht. Dabei wird ein Oszilloskop
auf der Zeitachse vom linken und auf der Messachse vom rechten Kanal angesteuert.
Man kann dann an der Form der Lissajousfigur sehen ob das Signal zu viel Basisbreite
hat, also inkompatibel zu Mono-Empfängern wird. Gute Hifi Tuner mit Basisbreiteneinstellung
haben so ein Stereoscope (Bild DN 7-2) eingebaut.

Die "verbotene" (eigentlich unmögliche) Situation, in der ein Differenzsignal (L-R) ohne
Summensignal (L+R) auftritt, ist auf Aufnahmetechniken (Mikrofone sehr weit auseinander) oder auch häufig auf Schaltfehler zurückzuführen.

Da in der Studiotechnik symmetrisch gearbeitet wird, kommt es schnell vor, dass z.B. Pin
2 und 3 am XLR Stecker verdreht werden. Dann wird L+R zu L-R und in einem Musikstück
hört sich der Sänger zu leise und hallig an.
Dieses macht sich "Dolby Sorround" zu nutze und bringt Differenzsignale ohne zugehöriges Summensignal auf die rückwärtigen Lautsprecher.

 Bei dem Empfänger im Bild ist der Mischer für das Differenzsignal mit zwei Hexoden (2 x ECH81) aufgebaut. Ein Umschalter ermöglicht es, die Gittervorspannung von fest auf automatisch (Gittergleichrichtung) also pegelabhängig umzuschalten. So ist es möglich eine vergrösserte Basisbreite zu erhalten, ohne in den "verbotenen Bereich" zu kommen.

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Pflichtenheft 
01.Oct.06 15:28

Karl-Heinz Bradtmöller (D)
Beiträge: 506
Anzahl Danke: 10

Hallo Herr Birkner,

vielen Dank für den aufschlußreichen Beitrag Ihres Informanten "Darius", der ja stark aus der Schule plaudert.

Trotzdem möchte ich kurz noch einmal auf "Pflichtenheftwerte" eingehen und hier einkopieren:

1.) Der 38-kHz-Hilfsträger wird soweit unterdrückt,
daß die durch ihn erzeugte Modulation des Hauptträgers
kleiner als 1% ist (gemessen bei 400 Hz L=R ohne Pilotton).

2.) Ist nur ein rechtes oder linkes Signal vorhanden,
dann soll der durch den Hauptkanal erzeugte Frequenzhub
des Hauptträgers 45% des gesamten Hubes nicht überschreiten.

3.) Ist nur ein rechtes oder linkes Signal vorhanden,
dann soll der durch die Summe der Seitenbänder
des Hilfsträgerkanals verursachte Frequenzhub
des Hauptträgers 45% des gesamten Hubes nicht überschreiten.

4.) Der Maximalhub des Pilottones soll 10% des Hauptträgerhubes
nicht überschreiten.

Somit wird der Maximalhub 100% bei Berücksichtigung
aller Modulationskomponenten nicht überschritten.

5.) Da der Monoempfänger nur das Summensignal L+R (Basisband) empfängt,
die Signalanteile des Hilfsträgerbandes dagegen ungenutzt bleiben,
ist die Verschlechterung des Signal-Rauschabstandes
bei L ungleich R durch die Formel (L+R)/2 bestimmt.
Dieser Verlust beträgt aber nur ca. 2 dB.
Hinzuzurechnen ist 10% Nutzhubverlust durch den
Pilottonhub.
Dadurch ist insgesamt ca. 3 dB Verschlechterung des S/N-Abstandes
vom Übergang von Mono- auf Stereobetrieb bei Monoempfang gegeben.

6.) Ist dagegen (L+R)=0, bzw. L-R der Haupt-Modulationsanteil,
ist im Monoempfänger nichts zu hören, da der Monoempfänger nur
L+R (Basisband) empfängt, die Signalanteile des Hilfstägerbandes
dagegen ungenutzt bleiben.
Dieser Extremfall sollte vermieden werden.

7.) Die Frequenzgangkorrekturen (Preemphasis) sollen im NF-Zweig vor
der Summen- und Differenzbildung im Modulator erfolgen.

Herzlichst, Ihr K.-H. B.

 

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