Schmortrafo
Schmortrafo
Liebe Radiofreunde,
gerade durfte ich wieder einmal das Ergebnis laienhaft dummer Experimente bestaunen und will davon berichten.
NICHT ZUR NACHAHMUNG GEEIGNET!!!
Vor etwa 10 Jahren erbte eine Arbeitskollegin ihr Elternhaus, in dem eine KUBA-Truhe von 1955 mit Nordmende-Radio Tannhäuser 55 drinstand. Das Haus war eine üble, feuchte Müffel- und Moderbude und die Musiktruhe schon jahrzehntelang ausser Betrieb.
Vor drei Jahren holte sie sie dann in ihre eigene Garage, noch nässer aufgrund der direkt dahinter befindlichen Felswand, von der ständig Wasser tropft (so etwas gibt es im Alpenvorland). Zwar hatte ich ihr ausdrücklich geraten *steck das Ding keinesfalls in die Steckdose, bevor ich es nicht gründlich durchgesehen habe*, doch sie hatte Angst, dass ich was Kaputtes finden würde und die Truhe auseinanderbauen müsste, *da dran kann nichts sein, als ich ein Kind war, hat sie doch noch einwandfrei funktioniert* und so kam es, wie es kommen musste.
Irgendwann letzten Herbst war es soweit und sie wollte es wissen. Zuerst gab das Radio Töne von sich, doch dann klingelte das Telefon und sie ging weg. In der Zwischenzeit schmorte dank eines kaputten Entstörkondensators, der dabei restlos abgebrannt ist, der Netztrafo kaputt und hinten drin war kreative Innenbeleuchtung durch Feuer und die Garage voller Rauch.
Zum Glück war es ein Regentag und alles so pappfeucht, dass das Feuer von selbst wieder ausging, bevor das ganze restliche Gerümpel in der Garage auch noch in Flammen stand. Das Krönchen obendrauf war natürlich die durch einen soliden Zimmermannsnagel ersetzte Netz-Sicherung.
Und jetzt weint sie mich voll *machs doch bitte wieder ganz, Du kannst das doch, oder?* , man hat es nicht leicht mit den Arbeitskolleginnen...hätte sie mich doch besser vorher drangelassen, dann bräuchte ich jetzt nicht nach einem geeigneten Ersatztrafo suchen, und eine Radio-Kondensator-Komplettkur muss jetzt natürlich auch noch sein. Einmal fast abgebrannt muss genügen.
Also: Wer in eine ähnliche Situation kommt, dass jemand aus dem persönlichen Umfeld mit einem alten Radio daherkommt, geerbt, vom Speicher oder Flohmarkt oder sonstwoher, darf energischst versuchen, derlei dumme Experimente "jetzt stecke ichs mal ein, mal schauen, was passiert" zu verhindern.
Viele Grüsse
Stefan
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Schmortrafo
Sicher eine unverantwortliche Vorgangsweise. Nach langerer feuchten Lagerung sollte man das Gerät erst mal in einem trockenen Raum stellen und -mehere Tage austrocknen lassen und selbst dann mit einen Regeltrenntrafo vorsichtig hochfahren-um so die kritischen Bauteile zu beobachten.
Ich selbst habe schon des öfteren die Erfahrung gemacht daß Neztrafo die länger in einem feuchten Raum standen sofort nachdem Einschalten den Geist aufgeben und heiss werden.-mann kann es auch noch versuchen wie gesagt ausdrocknen-das aber vor dem 1. Einschalten .ES Ist alte Technick die über 60 Jahre ist mit gefährlichen Spannungen. (Schuster bleibe bei deinen Leisten) und Ich schließe mich voll Der Meinung des Verfassers an MFG.
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Schmortrafo
lieber Herr Kleindienst,
gemäss dem Motto "schlimmer geht immer" habe ich da schon ganz andere Sachen erlebt.
Vor zwei Jahren hatte ich mal bei ebay einige französische Radios mit Spiegelskala erworben. Eines, ein Allstromer, war ausschliesslich für 110 Volt, was auch dick und fett auf der Rückwand stand. "Seulement 110 Volt". Da der Verkäufer nicht wusste, was "seulement" heisst und die Zahl 110 wohl auch noch übersehen hat, führte zu einem Steckdosen k.o.-Versuch der besonderen Art, bis auf eine waren hinterher alle Röhren tot und diverse andere Bauteile waren auch noch hin, na super.
Bei einem anderen stand in der Beschreibung *zuerst haben alle Röhren sehr hell geleuchtet, dann gingen sie nacheinander aus. Töne waren nicht zu hören, dafür hat es geraucht und komisch gerochen*, was war los? Der Spannungswähler war auf 125 Volt eingestellt und die Sicherung mit drei Einzeladern eines Kupferkabels überbrückt. So macht man das wohl als wagemutiger Hobby-Kurzschlusselektriker, eine Ader = 1 Ampère, und mit drei Ampère sollte die Sicherung wohl eine Weile halten. Nichts ist wohl so unendlich wie menschlicher Leichtsinn kombiniert mit Blödheit, denke ich mir manchmal, wenn ich solche Radios reparieren möchte.
Zum Glück ist mir bisher noch immer gelungen, auch derartig zusätzlich ruinierte Radios trotzdem erfolgreich zu reanimireren.
Schlussansage: Heute konnte ich einen Trafo eines Saba Freiburg 100 ergattern, der sollte leistungsmässig den Schmortrafo ersetzen können, die Kuba-Truhe der lieben Clarissa hat also gute Chancen, künftig ihren erhofften Zweck als Party-Gute-Laune-Gerät zu erfüllen..
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Schmortrafo
Ich fühle mit Ihnen, liebe Kollegen!
Den Trafo meines (wissentlich in diesem Zustand gekauften) Funke hat der Vorbesitzer auch auf diese Art hingerafft, zum Glück habe ich einen der neu gewickelten Trafos ergattert.
Aktuell brauche ich einen Netztrafo für ein Ondes Martenot, gleiches Schicksal. In dem Teil ist quasi keiner Papierkondensatoren (Wickel mit Teerverschluss in Glasrohr) intakt, so auch die parallel zu den Trafwowicklungen...
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Schmortrafo
Guten Morgen,
Schlussansage: Der Freiburg 100-Netztrafo tut seit dem Frühjahr allerbeste Dienste in der Kuba-Truhe und hat schon etliche sommerliche Grillfeiern mit Musik versorgt. Ende gut, alles gut. Arbeitskollegin Clarissa ist glücklich und zufrieden und ihre Grillfeier-Gäste staunen, wie gut diese alte Kiste klingt...
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Und hier ein guter Trafo und Apparat
Mir wurde vor etwa 20 Jahren ein Philips 2514 (ohne Lautsprecher) angeboten. Der Verkaufsvermittler war ein Betriebs –elektriker und hatte es vorher „geprüft „, also an 220 V angeschlossen. Der Inhaber hat ihm nämlich gesagt “ es hatte doch zu Hause Gespielt“ . Dabei hat er festgestellt, dass es stark brummt oder vibriert, ist also kaputt. (Ob er auch irgendeinen Lautsprecher angeschlossen hat, fragte ich lieber nicht).
Darum konnte ich es relativ preiswert erwerben.
Das Radio trägt keine Spannungsangaben. Bei ersten Prüfungen habe ich es leider auch (aber sehr kurz) an 220 V angeschlossen, und es war wirklich laut. Ich dachte an einen Kurzschluss innen, aber bei weiterem Messen schien es nicht sehr wahrscheinlich zu sein. Dann habe ich es an etwa 100 V angeschlossen und die Heizspannung gemessen. Sie war bei 4 V. Sofort dachte ich an Möglichen Schaden im Apparat, aber es war alles in Ordnung, auch keine Röhre verbrannt.
Sofern ich mich erinnere, war dann der einzige Fehler sehr banal - kein Kontakt einer Niete an einem gewickelten, sehr gut „versteckten“ Drahtwiderstand. Die Reparatur brauchte darum ziemlich viel Zerlegung und Zeit. Natürlich wurden dann die Kondensatoren ersetzt, aber es konnte auch mit den alten spielen.
Also: mein Apparat ist nur für eine Spannung (110 V) ohne andere Möglichkeiten. Ich musste es an dem Stecker sichtbar notieren.
Spielt aber auch nach diesen Strapazen gut, der Trafo ist in Ordnung.
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