siemens: 1236W; Spitzensuper 54: Brummen leicht erhöht ? !

ID: 312606
siemens: 1236W; Spitzensuper 54: Brummen leicht erhöht ? ! 
23.Feb.13 12:04
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das Gerät hat eine Gegentaktendstufe mit 2*EL84.

Wie man erkennt, arbeiten die beiden EL84 im "Schongang" mit 33,1mA bei 285V (statt mit 48mA bei 250V, wie normal im A-Betrieb).

Ein leicht erhöhtes Brummen kann viele Ursachen haben. Alte Radios sind da bekanntlich "erfinderisch", was Fehler angeht.
Brummen entsteht z.B., wenn ein Elko seine Kapazität verliert. Und wie sonst noch?

Jedenfalls muß man mal die Rückwand abnehmen, das Gerät inspizieren und die Brummspannung mit dem Oszilloskop messen.

Nun kam aber die Überraschung: Eine der Endröhren hatte voll Luft gezogen und der Kolben war kurz über dem Sockel geplatzt.

 

Die Endstufe arbeitete also nur noch im Eintakt-Betrieb. Bei Zimmerlautstärke war jedoch außer einem leicht erhöhten Brummen nichts aufgefallen.

Wie kann das sein?
Gemäß der Schaltung ist der (gemeinsame) Kathodenwiderstand 120Ω. Das ist fast der Wert von 140Ω wie im A-Betrieb. Die verbliebene EL84 wird folglich nur leicht überlastet, was sie eine gewisse Zeit überlebt. (Ähnlich zu dem Fall eines g1 Koppel-Kondensators mit Leckstrom, was auch zu einer Überlastung der Endröhre führt.) 

Warum steigt das Brummen an?
Die Gegentakt-Schaltung zeichnet sich dadurch aus, daß sie eine (gewisse) Restwelligkeit der Anodenspannung unterdrückt, weil diese Brummkomponente ja im "Gleichtakt" an beiden Anoden anliegt, der Gegentakt-Übertrager aber nur die Unterschiede zwischen beiden Anoden, nämlich das Audiosignal, transformiert. 
Fällt nun aber eine der beiden Röhren aus, bleibt nur noch eine Eintakt-Endstufe übrig, die aber jetzt auch nicht mehr an den Lastwiderstand angepaßt ist. Und diese unterdrückt das Brummen nur noch im Verhältnis vom Innenwiderstand der Röhre zum (transformierten) Lastwiderstand.
Das hörbare Brummen steigt also an. Etwas abgemildert wird die Brummkomponente auf der Anodenspannung dadurch, daß beim Ausfall einer Endröhre der Anodenstrom sinkt und dadurch die Welligkeit am Lade- und Sieb-Elko abnimmt.

Ist außer einem leichten Brummanstieg nichts zu merken?
Bei mäßger Lautstärke fällt tatsächlich nur ein leicht erhöhtes Brummen auf. Bei großer Lautstärke ist das Audiosignal verzerrt. Die maximale Lautstärke ist ebenfalls nicht mehr erreichbar - aber wann braucht man die schon? Nachdem beide Röhren ersetzt sind, fällt allerdings (im direkten Vergleich) auf, daß die Bässe wieder deutlich stärker kommen.

Wenn also bei einem Gerät mit Gegentakt-Endstufe erhöhtes Brummen auffällt, sollte man vorsichtshalber doch mal einen Blick auf das "Innenleben" werfen.

MfG DR

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