Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe

ID: 698414
? Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
30.Jul.25 07:47
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Hallo Zusammen,

ich habe eine Siemens Schatulle M47 restauriert. Das Gerät arbeitet mit gutem UKW - Empfang, zeigt aber aus meiner Sicht noch folgenden Fehler:
Das Gerät bringt zu wenig NF- Leistung, bezogen auf die Gegentakt Endstufe mit 2 mal EL 84.

Was ich schon gemacht habe:
Tausch sämtlicher Teerkondensatoren und Elkos, soweit notwendig. Den Siebkondensator habe ich belassen, weil er noch gute Werte zeigt und ein probeweiser Tausch keine Änderungen brachte.
Röhren geprüft und teilweise erneuert. Widerstände nachgemessen - keinen Defekten gefunden.
Die im Schaltplan angegebenen Spannungen passen, bis auf folgende Abweichungen an der NF- Vorstufe:

Röhre ECC 83 1: Anschluss 1: Soll: U = 120 V; Ist: 93 V
Röhre ECC 83 1: Anschluss 6: Soll: U = 95 V;   Ist: 72 V

Röhre ECC 83 2: Anschluss 1: Soll: U = 77 V;   Ist: 45 V
Röhre ECC 83 2: Anschluss 6: Soll: U = 154 V; Ist: 81 V

Was ansonsten noch auffällt ist, dass wenn ich den Höhenregler in auf dumpfer stelle, dann hört man einen Brumm, der bei voll aufgedrehtem Höhenregler komplett veschwindet. Irgendwie scheint da noch ertwas nicht in Ordnung, aber im Moment komme ich nicht mehr weiter.

Über eine Hilfestellung Ihrerseits würde ich mich freuen und danke schon mal im Voraus.

Viele Grüße, Andreas Martin

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
22.Aug.25 11:39
445 from 1292


Hallo Andreas,
Hast du schon mal die Heizspannung der ECC83 II gemessen. An PIN 4+5 müssen jeweils 6,3V~ gegen Masse anliegen. Fadenmitte liegt ja auf PIN 9.
Die 6,3V~ (Pkt.C am Trafo) geht an die ECH81. Von da aus geht es über eine Drossel und einen 1nF Blockkondensator an die Heizanschlüsse der ECC83 II.
Ich würde die Spannungen bei gezogener Röhre von oben an der Fassung messen.

Grüsse vom Westerwald
Klaus

 

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
22.Aug.25 16:12
466 from 1292


Ich würde einnmal versuchen eine Externe Tonquelle am Plattenspielereingang  anschliessen und schauen was danach geschied. aus meiner Erfahrung weis ich daß die geringeren Spannungunterschiede an den ECC Röhren nicht die Ursache sein können. Weitere unbedingt Kathodenelko und Kathodenwiderstände überbrüfen ob sich deren Wert stark verändert hat.Anodenspannung an den Endröhren soll bei 250-300 Volt liegen. Netzteil überbrüfen. am Ladeelko müsten mindestens 270 Volt Anodenspannung anliegen. Gleichrichter überbrüfen.--viel Spass!!

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
01.Sep.25 05:18
578 from 1292


Hallo Klaus,

entschuldige bitte, dass ich mich jetzt erst melde, aber ich war noch im Urlaub, als mich Deine
Nachricht erreichte. Vielen Dank dafür. 
Ich habe die Heizspannungen an den beiden ECC 83 überprüft. Wenn man das Gerät auf die Seite
legt und die untere Abdeckung abnimmt, geht das recht einfach. Die Heizspannung ist mit 6,3 V ~ in
Ordnung. 
Ich komme inzwischen sowohl bei stark einfallenden UKW Rundfunksendern, wie auch beim Anschluß eines Plattenspielers (DUAL 1001 von 1950) auf ordentliche Zimmerlautstärke und würde das Gerät ersteinmal so belassen wollen.
Nochmals vielen Dank und viele Grüße,

Andreas

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
01.Sep.25 05:26
579 from 1292


Hallo Herr Kleindienst,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich habe einen Plattenspieler - DUAL 1001 mit einem magnetischen Freischwingersystem - an den externen Eingang angeschlossen. Wie bei starken UKW Sendern komme ich auch hier auf eine ordentliche, bassstarke Lautstärke. 
Die Spannungen am Ladekondensator liegen bei ca. 270V - passt. Der Kondensator selbst habe ich überprüft und i.O. Auch beim Überprüfen der Widerstände konnte ich keine Aufälligkeiten feststellen.
Ich würde das Gerät erst einmal so belassen.
Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.

Viele Grüße, Andreas Martin

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
01.Sep.25 19:13
619 from 1292

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 289

Hallo Andreas,

ich wollte mich erstmal nicht dazwischendrängen, aber eine Chance sehe ich noch:

Eines drängt sich von deinen Meßwerten her auf: Beide Röhren haben um den gleichen Anteil verminderte Anodenspannungen. Das läßt doch stark vermuten, daß mit einem gemeinsamen Schaltungsteil, nämlich der Stromversorgung etwas nicht stimmt.
Da die ECC 83 II mit betroffen ist, kommen nur der Widerstand 5 k und der Elko 2 µF in der Schaltplanecke unter der ECC 83 I in Frage. An deren Verbindung sollten 235 V anliegen.

Falls der Elko leck ist, muß er (einseitig) abgeklemmt werden, bevor ein anderer zum Testen angeschlossen wird.

Wäre doch schade...

Steffen Thies

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
04.Sep.25 13:04
679 from 1292

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 751

Hallo zusammen,

ich kann mich hier derzeit nur sporadisch melden. Vielleicht hilft Folgendes weiter:

  1. Erfahrungsgemäß haben auch größere Abweichungen der Anodenspannung einer ECC83-Stufe kaum Auswirkungen auf die Verstärkung. Trotzdem sollte man zumindest überprüfen, woran die Abweichungen liegen. Deshalb meine Frage: Mit welchem Messgerät wurden die Spannungen gemessen? Welchen Innenwiderstand hat das Gerät?
    Im originalen Siemens-Schaltplan steht, dass die Referenzwerte mit einem sehr hochohmigen Messgerät gemessen wurden, Ri ca. 20 MOhm, also vmtl. mit einem Röhrenvoltmeter. Bei einem heute üblichen Digital-Multimeter mit 10 MOhm Eingangswiderstand wären die dadurch bedingten Messfehler minimal. Misst man allerdings mit einem analogen Messgerät von vielleicht nur 1 kOhm/Volt im 250V-Bereich, dann würde die sich ergebende Belastung von 250 kOhm erhebliche Messwertverfälschungen in Richtung zu geringer Anzeigen ergeben, in etwa so, wie es Herr Martin gemessen hat.
  2. Der Siemens-Schaltplan scheint rund um das erste System der zweiten ECC83 fehlerhaft zu sein: Entweder stimmt der Anodenwiderstand mit 500 kOhm nicht (ist ungewöhnlich hoch), oder der angegebene Arbeitspunkt (77 V / 0,8 mA) ist falsch.
    Eine einfache ohmsche Berechnung zeigt, dass die Angaben nicht zusammenpassen: 0,8 mA würden an 500 kOhm einen Spannungsabfall von 400V bewirken! Auch der Abfall an den Kathodenwiderständen (2,05 kOhm) müsste bei 1,64 V liegen und nicht bei den angegebenen 0,5 V (auch das Minuszeichen ist falsch)!

  3. Wenn alles Andere fehlerfrei ist, dann kann es sein, dass der Ausgangstrafo einen teilweisen Windunsgschluss hat. Mit dem Ohmmeter lässt sich so etwas kaum nachmessen, da müsste man am besten die Primärinduktivität messen. Schon ein Schluss zwischen ein, zwei Windungen kann verheerende Auswirkungen auf das Ausgangssignal haben und bei höherer Aussteuerung sogar die Endröhren und das Netzteil überlasten. Häufig weden solche Fehler durch Überschläge infolge von Unterberechungen im Lautsprecherkreis hervorgerufen.

     

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
05.Sep.25 08:33
734 from 1292


Hallo Steffen,

vielen Dank für Deine Nachricht. Ich hatte die Elkos gemessen und wo erforderlich ausgewechselt.
Nachdem ich mir den von Dir erwähnten Schaltungsteil nochmals genau angesehen habe, ist mir 
allerdings folgendes aufgefallen:

Der 5 kOhm Widerstand ist laut Aufdruck ein 15 kOhm Widerstand. Sein Meßwert beträgt 15,3 kOhm.
Da es sich um einen roten Siemens Widerstand handelt, von deren Sorte viele im Gerät sind, nehme
ich an, dass sich dieser Widerstand von Anfang an im Gerät befand, zudem das Radio keinen verbastelten Eindruck macht. 

Jetzt frage ich mich halt, ist hier ein Fehler im Schaltplan oder handelt es sich um einen Fertigungs-
fehler. Ich kann den Widerstand mal gegen einen 5kOhm Typ ersetzen und schauen, wie sich die Spannungen verändern.
 

Ich melde mich mit den Ergebnissen.

Viele Grüße,
Andreas Martin

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
05.Sep.25 08:53
735 from 1292


Hallo Herr Steinmetz,

vielen Dank für Ihre Stellungnahme.
Zunächst zu Ihrer Frage: Bei dem verwendeten Meßgerät handelt es sich um eine neueres Tischmultimeter GW-Instek GDM 8351. Dieses Meßgerät hat einen Innenwiderstnd von 10 MOhm. 
Damit sollten die Spannungsmessungén eigentlich plausibel sein.
 

In meinem Antwortschreiben an Steffen Thies, erwähnte ich eine Diskrepanz zwischen Schaltplan und einem im Gerät verbauten Widerstand.

Ich verfüge über ein Gerät um Induktivitäten zu messen. Nur dazu müsste ich den Sollwert der 
Induktivität des Primäkreises vom Übertrager Wissen. Hinzu kommt die Meßfrequenz, die am Indiktivitäsmeßgerät einzustellen ist, die ja entscheidend für das Meßergebnis ist.

Die Stromaufnähme des Gerätes im Betrieb liegt etwas unter dem Nennwert, der hinten aufgedruckt
ist. Ich habe die Stromaufnahme allerdings nur grob mit einem Prüfgerät gemessen, mit dem ich die 
VDE 0701/0702 Prüfung durchführte. Dort sind die beiden Enstörkondenstoren mit jeweil 5000 pF
negativ aufgefallen. Der Wert des Isolationwiderstandes (gemessen mit 500 V DC gegen Masse) lag bei 
ca. 6 MOhm, obwohl die Kapazitätswerte der beiden Kondensatoren noch stimmte. Nachdem diese ersetzt waren, liegt der Isolationswiderstand wieder im nicht meßbaren Bereich.


Viele Grüße,
Andreas Martin

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
05.Sep.25 09:53
744 from 1292


Hallo Zusammen,

ich habe den 15kOhm Widerstand gegen einen 4,7 kOhm Widerstand ersetzt. Die Lautstärke ist besser geworden. Die Anodenspannungen an den beiden ECC 83 Röhren haben sich nur geringfügig um jeweils ca.  3 - 5 V nach oben verändert.
An dem von Steffen Thies erwähnten Knotenpunkt - 5 KOhm Widerstand und 2 µF Kondensator - lag vor er Widerstandsänderung von 15 kOhm auf 4,7 kOhm eine Spannung von 200 V an. Diese Spannung beträgt jetzt, nach dem Umbau 222 V. Das würde ich so belassen wollen.

Abschließend habe ich nochmals die Stromaufnahme überprüft. Bei eingestellten 220 V (Regeltrenntrafo) fließen 320 mA. Daraus ergibt sich eine Leistungsaufnahme von 70 W. Dieser Wert entspricht genau der auf der Geräterückwand aufgedruckten Angabe.

Das Gerät arbeitet einwandfrei, weshalb ich die Reparatur jetzt abschließen möchte. 

Nochmals vielen Dank Euch Allen,

viele Grüße,

Andreas Martin

 

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Siemens Schatulle M47 - NF - Vorstufe 
06.Sep.25 13:18
798 from 1292

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 751

Schön, dass die Reparatur jetzt als abgeschlossen betrachtet werden kann.

Für weiter Interessierte hier noch ein paar Dinge:

  1. Systematische Messfehler können wir angesichts eines DMMs mit Ri = 10 MOhm ausschließen.
     
  2. Mich würde immer noch interessieren, wo der Schaltplanfehler im Bereich des ersten Systems der zweiten ECC83 liegt.
     
  3. Die offensichtlich über Nennwert liegenden Ströme der ECC83-Systeme könnten auch durch nicht mehr ganz so gutes Vakuum verursacht werden. Auf Röhrenmessgeräten habe ich oft ECC83 mit relativ schlechtem Vakuum gesehen. Aber lassen wir das, das würde in diesem Rahmen zu weit führen, zumal die ECC83 trotzdem noch lange ihren Dienst tun werden.
     
  4. Mit der beobachteten Verdreifachung des Siebwiderstands von 5 auf 15 kOhm könnten die Siemens-Entwickler eine bessere Brummsiebung beabsichtigt haben. Eine Verdreifachung der Kapazität des Siebelkos hätte zwar eine vergleichbare Verbesserung hinsichtlich des Brummens gebracht und zudem keine Spannungsverluste bewirkt, aber eben auch höhere Kosten.
     
  5. Zum Ausgangstrafo gilt näherungsweise folgendes Rechenbeispiel (genauere Herleitung und sauberere Schreibweise ggf. auf Anfrage): Parallel zum Raa (8 kOhm) liegt die Reihenschaltung der Innenwiderstände der beiden EL84 (je 40 kOhm), so dass sich insgesamt ein R = 7,3 kOhm ergibt. Parallel dazu liegt die Trafo-Induktivität L. Bei der unteren 3dB-Eckfrequenz (Phasenwinkel 45 Grad) sind R und Xl = 2 pi f L gleich zu setzen, woraus sich ergibt: L = R / (2 pi f). Problem: f ist unbekannt. Nehmen wir mal an, f liege bei 25 Hz, dann ergäbe sich ein L = 46,5 H.
     
  6. Zur Messung der (primären) Induktivität des Ausgangstrafos muss dieser zunächst von allen Schaltelementen jeder Teilwicklung zumindest einseitig abgeklemmt werden. Das Induktivitätsmessgerät ist dann zwischen beiden Anodenanschlüssen anzuklemmen, als Messfrequenz sollte man den typischen Wert von 1 kHz nehmen. Auf diese Weise habe ich mit einem Philips PM6303 gerade eben einen Nordmende-Gegentakt-Ausgangstrafo mit ca. 45 H nachgemessen. Der genaue Induktivitätswert ist bei Einzelmessungen nicht so sehr entscheidend, unterliegt auch einer gewissen Steuung und ist von mehreren Faktoren wie z.B. vom Restmagnetismus abhängig. Aber wenn ein Windungsschluss vorliegt, dann sinkt er drastisch.
     
  7. Bei den Messungen ist besonders darauf zu achten, ob beide Teilwicklungen eines Gegentaktrafos identische Werte liefern, denn ein Fehler in einer Teilwicklung hat meistens eine auffällige Unsymmetrie zur Folge! Entscheidend sind die Teil-Induktivitäten, die je bei einem Viertel der Geamtinduktivität liegen müssen (L ist proportional zum Windungszahlen-Quadrat!). Die ohmschen Wicklungswiderstände (in der Regel in paar hundert Ohm) weichen allerdings mitunter sehr von einander ab, ohne dass ein Fehler vorliegt. Das liegt an einer einfachen, preiswerten, aber unsymmetrischen Wickeltechnik (die äußere Wicklung hat dabei viel längere Drähte als die innere), die erst bei hochwertigeren Trafos vermieden wurde.
     
  8. Wer kein Induktivitätsmessgerät hat, der könnte die Primärwicklung auch an 230 V Wechselspannung legen, aber bitte über einen Stelltrenntrafo! Den Trafo langsam hochdrehen und den fließenden Strom messen. Der sollte deutlich unter z.B. 20 mA liegen. Auf Erwärmung, Geruchsentwicklung und Knistern im Wickel achten!
     
  9. Am besten sind natürlich Vergleichsmessungen zwischen einem intakten und dem fraglichen Ausgangstrafo. Aber wer hat schon so etwas herumliegen...
     
  10. Zur Bestimmung der Leistungsaufnahme ist eigentlich ein Leistungsmessgerät erforderlich. Erstaunlich, aber in der Praxis zur Abschätzung doch wohl geeignet, ist, dass die einfache Multiplikation von Spannung und Stromaufnahme (mit hoffentlich einem Echt-Effektivwert-Messgerät gemessen) auch zur (anscheinend) richtigen Leistungsaufnahme führt. Das Problem: Der Stromverlauf ist alles Andere als sinusförmig *) und auch gegenüber der Spannung phasenverschoben.

    *) Ich suche noch nach der entsprechenden Stelle, wo u.a. Herr Rudolph das mal genauer untersucht hatte.

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Falsche Fährte 
07.Sep.25 20:22
868 from 1292

Steffen Thies (A)
Redakteur
Beiträge: 289

Mit Ferndiagnosen ist das immer so eine Sache - man kann nicht alles vorab wissen. Ich habe an besagter Stelle ein richtig defektes Bauteil vermutet. Aber ich neige mittlerweile zur Ansicht, daß der 15 kΩ-Widerstand wohl eine der kleinen Änderungen ist, die im Laufe der Produktion vorgenommen wurden und naturgemäß in älteren Schaltplänen nicht enthalten ist.
Die geringe Änderung und die Bemerkung 1 von Herrn Steinmetz in Post 7 machen das wahrscheinlich.

Und Bemerkung 2: Ja, das ist mir auch aufgefallen, da stimmt aber wohl nur der Strom nicht. Es müssen knapp 0,3 mA sein. Trotzdem, da ist noch mehr... An den Kathoden der zweiten Röhre liegen auf jeden Fall positive Spannungen. Die Werte stimmen (mit 0,25 mA). Wichtig ist aber vor allem, daß das zweite System der ECC 83 II mit der Differenz der Spannung zur ersten Stufe arbeitet. Das Gitter ist ja mit der vorigen Anode direkt verbunden, also sollen dort 77 V anliegen (= -1 V gegen Kathode). Bleiben noch einmal 77 V zur Anode.
Laut den Meßwerten von Herrn Martin bleiben ihr aber nur 36 V. Das ist sicher nicht richtig.

Ich komme aber nicht drauf, wo es zwicken müßte. Herr Steinmetz, haben Sie eine Idee? Es würde mich freuen, wenn wir gemeinsam eine Lösung fänden.

Und, Herr Martin, eine falscher Gedanke brachte mich darauf, im RM nach "Anlaufstrom" zu suchen. Tun Sie's auch, es führt u. a. zur Brummkompensation wie sie hier angewandt wird. Es könnte hilfreich sein, diese ausgefeilte Schaltung besser zu verstehen.

Herzliche Grüße,

Steffen Thies

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 14
Falsche Fährte 
08.Sep.25 09:04
898 from 1292


Ganz einfach. Die Anodenspannungswicklung am Geichrichter  abklemmen und  Die reine AC Spannung messen. Hatte einmal einen Netztrafo der annstatt der 240 volt nur 185  Volt auf Die Reihe brachte.  kann durchaus durch Jahrelange Unsachgemäße Lagerung verursacht werden. Im überigen erscheint mir die Gleichrichterspannung von 270 Volt am Ladeelko für eine Gegentackt Endstufe etwas zu wenig  zu sein MFG. josef

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 15
Neue Einschätzungen? 
08.Sep.25 14:31
920 from 1292

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 751

@ Herrn Thies:

  1. Zu der Dimensionierungsänderung seitens Siemens von 5 kOhm auf 15 kOhm ist mir noch ein neuer Gedanke gekommen: Vielleicht hatten sich im Laufe der Serie unter bestimmten Betriebszuständen Instabilitäten (Motorboating/Blubbern?) des NF-Verstärkers infolge von Verkopplungen über die Betriebsspannung gezeigt, worauf man den Siebwiderstand vergrößerte. Eine Erhöhung der Kapazität des Siebelkos hätte die Verkopplung prinzipiell nicht verringert, nur die Frequenz erniedrigt. Aber das wird man heute wohl kaum noch in Erfahrung bringen können.
     
  2. Ich hatte eigentlich auch keine zündende Idee mehr, wo es zwicken könnte. Aber dann habe ich mal die Phasenumkehstufe inkl. der davorliegenden Stufe von den Siemens-Schatullen M47, P48 und M57 verglichen: Alle Versionen arbeiten mit quasi derselben Schaltung, vor allem mit quasi denselben Widerstandswerten. Daraus lässt sich z.B. folgern, dass der Anodenwiderstand der ersten Stufe tatsächlich bei 500 kOhm liegt. Und: Dieselbe Schaltung wird einmal mit ca. 235 V betrieben (M47), einmal mit rund 300 V (P48), und einmal sogar mit nur ca. 175 V (M57). Also spielen die Speisespannung und damit auch die Anodenspannungen und sogar die Anodenströme der beiden ECC83-Systeme wohl eine eher untergeordnete Rolle. Auch ich halte einen Kathodenstrom des ersten Systems der ECC83 von ca. 0,25 bis 0,3 mA für realistischer als die angegebenen 0,8 mA. Warum die Messwerte von Herrn Martin (auch die hinter dem Siebwiderstand) so niedrig liegen, ist allerdings immer noch offen.


@ Herrn Kleindienst:

Im Prinzip würden 270 V als Betriebsspannung für eine Gegentaktendstufe mit 2x EL84 ja schon ausreichen; das wäre dann in etwa die in vielen EL84-Datenblättern angegebene Einstellung mit netto 250 V Betriebsspannung und einer Ausgangsleistung von 11W an Raa = 8 kOhm. Was die M47 angeht, da stimme ich Ihnen auf jeden Fall zu, denn dort sind im Schaltplan ja 280 V angegeben, und als Ausgangsleistung immerhin 14 W. Das Maximum an Ausgangsleistung wird bei der P48 aus den beiden EL84 herausgekitzelt: 17 W bei 300 V Betriebsspannung! Übrigens dimensioniert Siemens wohl zur Röhrenschonung die Kathodenwiderstände mit je 300 Ohm (bzw. 150 Ohm für beide EL84 gemeinsam) viel hochohmiger als im EL84-Datenblatt (je 130 Ohm).

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 16
Neue Einschätzungen? 
09.Sep.25 12:49
970 from 1292


Hallo, entschuldigt, das ich mich hier einmische,
genau diese Schaltungsvariante hatte ich bei meinem Selbstbau-Röhrenverstärker verworfen. Ich mag prinzipiell keine Anodenspannung am Steuergitter. Also würde mein Augenmerk zunächst auf die Phasenumkehrstufe gerichtet sein.

Ferner fehlen Justagemöglichkeiten in Form von (negativer) Gitterspannungserzeugung mit entsprechenden Potenziometern. Auch bei "automatic biasing" - wie hier über den gemeinsamen Katodenwiderstand (für 2 Röhren) bewirkt - verbietet nicht eine Kombination mit "fixed biasing".

Ferner ist auch noch ein negatives Feedback bei der hier zur Diskussion stehenden Schaltung vorgesehen. Darauf habe ich bei meiner Schaltung vorerst verzichtet. So können bei Verpolung des Ausgangstrafos auch kein Pfeifton oder unerwünschte Effekte entstehen.

Die Spannbreite an Bauteilewerten und Auswahl ist meiner Meinung nach bei den Röhrenendverstärkern bei weitem nicht so extrem kritisch wie zum Beispiel bei Transistor-Leistungsverstärkern.

So kann ich die Endstufe im B- und im A/B-Betrieb mit bis zu 450 V Anodenspannung betreiben, ohne, dass irgendwelche Störgeräusche auftreten. Mit "nur" 250 V Anodenpannung funktioniert die Schaltung auch. 

Zusammenfassend möchte ich behaupten, dass neben den beschriebenen Designbesonderheiten Fehler wahrscheinlich in den Röhren oder deren Kontaktierung selber zu suchen sind. Wurden diese testweise einmal getauscht? 

Auch nehme ich lieber eine ECC82 in der Phasenumkehrstufe und eine ganz andere Schaltung dort, die das Signal von den Anoden über Kondensatoren abgreift. Über Potis in der Anodenzuführung kann ich zusätzlich zu oben genannter Methode "symmetrieren".

Und noch etwas: Oft wird behauptet, dass ECC83 dieselben Eigenschaften hätte wie die ECC82, das hängt aber deutlich vom jeweiligen Hersteller ab.

Gruß
K.-H. B.


 

 

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 17
leider etwas Off-Topic 
09.Sep.25 14:01
981 from 1292

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 751

Ohne zu weit vom eigentlichen Thema abzugleiten, möchte ich jetzt dennoch mal mit ein paar Ungereimtheiten, die sich vor allem in High-End-Kreisen hartnäckig halten, aufräumen:

  1. Die Kathodyn-Schaltung zur Phasenumkehr ergibt zwar im Leerlauf gleich große, gegenphasige Ausgangsspannungen, aber in der Praxis eben nicht: Trotz gleicher Belastungen durch die nachfolgenden Endröhren (Gitterableitwiderstände) ist die obere Ausgangsspannung kleiner als die untere, weil der Innenwiderstand des Anodenkreises höher ist als der des Kathodenkreises. Auch sind die Auswirkungen einer Belastung im Kathodenkreis auf den Anodenkreis, verglichen mit dem umgekehrten Fall, unterschiedlich. Die oft zu lesende Forderung, unbedingt Arbeitswiderstände mit max. 1% Toleranz zu verwenden, halte ich für übertrieben.
     
  2. Die galvanische Kopplung der Kathodyn-Schaltung an die vorherige Stufe (Anodenspannung am Gitter) ist zwar gut für die untere Grenzfrequenz, und so lassen sich auch Bauteilekosten sparen, aber die Kathode der Kathodyn-Röhre wird während der Aufheizzeit überlastet. Eine Halbleiterdiode vom Gitter zur Kathode kann das Problem beseitigen.
     
  3. Innerhalb der ECC-Familie sind sich gerade ECC83 und ECC82 überhaupt nicht ähnlich, jedenfalls wenn sie korrekt gestempelt sind. Mag sein, dass da einige Hersteller "mogeln". ECC83 und ECC82  sind völlig verschieden ausgelegte Trioden. Etwa in der Mitte zwischen beiden dürfte die ECC81 liegen. Setzt man eine ECC82 anstelle einer ECC83 in üblichen Schaltungen mit Kathodenwiderstand oder fester Vorspannung ein, dann ergeben sich völlig unterschiedliche Arbeitspunkte. Einzig die Kathodyn-Schaltung mit galvanischer Kopplung an die Vorröhre funktioniert mit fast jeder Triode gleich.

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 18
leider etwas Off-Topic 
15.Sep.25 20:36
1052 from 1292

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 751

Ich habe noch einmal nachgedacht und möchte zum obigen Punkt 1. noch etwas ergänzen:

Nehmen wir mal an, wir belasten nur die obere Spannung z.B. mit 500 kOhm, dann wird die Ausgangsspannung aufgrund ihres relativ hohen Innenwiderstandes deutlich kleiner. Auswirkungen auf die untere Spannung hat das quasi nicht.

Nehmen wir jetzt an, wir belasten nur die untere Spannung mit 500 kOhm, dann bricht diese quasi nicht ein, bleibt stabil. Aber: Die jetzt höheren fließenden Kathodenströme fließen ja auch im Anodenkreis und erhöhen dort die Ausgangsspannung!
Alternativ kann man argumentieren, dass sich durch die Belastung im Kathodenkreis der Kathodenwiderstand verringert hat, damit auch die Gegenkopplung, was zu erhöhter Ausgangsspannung im Anodenkreis führt.

Nehmen wir nun an, beide Kreise seien mit je 500 kOhm belastet. Dann fällt die soeben festgestellte Spannungserhöhung im Anodenkreis nur so groß aus, dass der durch die Belastung verursachte, prinzipielle Spannungseinbruch exakt kompensiert wird, sprich, dass beide Spannungen wieder identisch sind. Müssen sie auch, weil andererseits die Parallelschaltung von Arbeitswiderstand und Belastung im Kathodenkreis dieselben Werte ergeben wie im Anodenkreis.

Die Kathodyn-Schaltung ist also selbst-symmetrierend, sofern die Belastung in beiden Zweigen identisch ist. Deshalb würde ich nun doch empfehlen, 1%-Widerstände zu verwenden, und zwar nicht nur für die Arbeitswiderstände, sondern auch für die Ableitwiderstände der Endröhren.
 

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verschoben von Board »* TALK, talk, talk - nur für Mitglieder sichtbar« am 15.Sep.25 22:33 von Bernhard Nagel