siemens: Siemens G51, Umbau Edelbastler

ID: 366085
siemens: Siemens G51, Umbau Edelbastler 
26.Dec.14 11:22
1846

Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Wohl jeder Radiobastler hat in seiner jugendlichen Sturm- und Drangzeit mit dem kompletten Zerlegen von Radios begonnen. Die Erkenntnis, daß ein Radio mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, hat sich dann aber bei mir zum Glück recht bald durchgesetzt. Diese Phase begann mit 13 Jahren und endete mit 15.

Aus diesem Grund sind etliche Radios aus meiner frühen Jugend, die sich heute noch in meiner Sammlung befinden, übrig geblieben. Dazu gehört auch der Siemens G51 meines Großvaters, über den ich schon an anderer Stelle berichtet hatte:       hier

Nun hatte das gute Gerät durch den leichtsinnigen Ausbau der Hochtöner, deren Verbleib übrigens ungeklärt ist, schon technisch stark gelitten.

Vor einem Jahr entdeckte ich beim Stöbern zum Zweck des Preisesammelns für RMorg auf ebay einen G51, der auf den Fotos einen recht passablen Eindruck machte. Dummerweise befand ich mich damals gerade im Urlaub auf Gran Canaria, mußte aber zu meiner freudigen Überraschung feststellen, daß der Anbieter auf Selbstabholung im Raum Hannover für das als nicht funktionsfähig deklarierte Radio bestand. Das drückt immer die Preise, wenn kein Versand angeboten wird, weil es den potentiellen Käuferkreis doch erheblich einengt.

Erfreulich war dies deshalb, weil mein Flug über Hannover ging und mein Auto eben dortselbst stand. Ein weiterer Glücksfall war, daß die Ankunftszeit des Fliegers einige Tage nach Ersteigerungsende gegen 19.00 Uhr war und sich der Verkäufer darauf einließ, das Gerät auch abends bis 22.00 Uhr noch abholen zu können.

Für schlappe 20.- € wurde ich der neue Besitzer des Siemens-Gerätes mit der Aussicht an zwei gute Hochtöner zu kommen.

Erwartungsgemäß war meine durch meine Radioleidenschaft schon arg geplagte Ehefrau darüber doppelt ungehalten. Einmal, weil sich die Ankunft zuhause, immerhin nach zwei Fahrstunden, durch den Umweg erheblich verzögerte. Zum anderen dadurch, daß die Gerätesammlung eigentlich nicht mehr ausgeweitet werden sollte. Sie wissen ja, in unkontrollierten Momenten verspricht man Dinge, die man hinterher bereut.

Der Siemens G51 stellte sich als im Gehäuse prima erhalten heraus, was mich den Zorn der Gattin vergessen ließ.

Am nächsten Tag, noch vor dem Auspacken der Koffer, wurde erwartungsvoll die Rückwand geöffnet und mein zunächst etwas fassungsloser Blick fiel auf zwei leere Röhrensockel, in denen sich eigentlich die beiden EC92 des UKW-Empfangsteils befinden sollten. Nachdem ich mich vom ersten Schreck erholt hatte, entdeckte ich links im Gerät montiert einen volltransistorisierten UKW-Tuner. Von Neugier geplagt konnte ich das Einschalten des Gerätes nicht lassen und mußte zu meiner Überraschung feststellen, daß UKW-Empfang möglich war. Das allerdings nur in der rechten Hälfte der Skala, weil die nachgerüstete Antriebsmechanik es nicht anders zuließ. Dafür ging der Empfang der dichtgedrängt nebeneinander liegenden Sender bis 104 MHz.

Eine Inspektion der Unterseite ergab, daß die Umschaltkontakte AM/FM einfach umgangen worden waren, bzw. der neue Tuner direkt am Gitter der ECH81 angeschlossen wurde. So entfiel der AM-Empfang völlig. Der Edelbastler, der hier am Werk war, bzw. dessen Kunde, legte darauf wohl keinen Wert mehr.

Allerdings waren sämtliche Bauteile des UKW-Tuners, der übrigens genauso aufgebaut ist wie der im H53, noch vorhanden. Nach der Fehleranalyse im H53 mit dem kapazitätslosen Störstrahlungstrimmer habe ich, neugierig geworden, den noch vorhandenen im pietätlos umgerüsteten G51 untersucht. Und siehe da: Null Kapazität!

So beschleicht mich die Vermutung, daß ein unbekannter Techniker versucht hat, den ausgefallenen UKW-Empfang wieder zum Laufen zu bringen. Nachdem dies wohl nicht erfolgreich war, wurde der Weg beschritten, mit dem transistorisierten Tuner den am wenigsten naheliegenden, allerdings gelungenen, Versuch der „Reparatur“ zu beschreiten! Auf der Rückseite ist ein Aufkleber einer Radiowerkstatt in Hannover. An der noch alten PLZ zu erkennen, könnten die eventuell den Umbau vor mehr als 20 Jahren bewerkstelligt haben....

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.