Siemens Widerstandswerte Klangregler? Was bedeutet 5W3, 5W4?

ID: 576111
? Siemens Widerstandswerte Klangregler? Was bedeutet 5W3, 5W4? 
07.Jun.22 07:24
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Hallo,

ich bin gerade am Durchmessen des Tonteils einer H42 Schatulle von Siemens. Im Schaltplan kann ich die Sollwerte der Klangregler nicht finden, dort steht nur 5W3 und 5W4. Auf den sonstigen Blättern der Servicunterlagen kann ich zu dieser Referenz nichts finden.

Auch bei anderen Schatullen fehlen die Werte, aber nicht bei allen - manchmal steht der Widestandswert hinter der ominösen xWy Bezeichnung.

In meiner H42 messe ich beim Bassregler 800k, unausgebaut. In der H52 sind 1M angegeben, bei gleich aussehender Schaltung. Könnten Toleranzen sein, aber vielleicht auch ein Leckstrom über den 2,5n oder den 25n Kondensator. Oder ist 800k der Sollwert in der H42?

Weiss jemand mehr darüber, insbesondere was diese 5W3 und 5W4 bedeuten? Sind das Codes für Widerstandswerte?

Gruss
Martin

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Siemens Widerstandswerte Klangregler? Was bedeutet 5W3, 5W4? 
07.Jun.22 17:47
93 from 1035


Ich habe das Chassis inzwischen ausgebaut und in ein handgezimmertes Gestell geschraubt. Man sieht nun dass es sich bei den Klangreglern um 1MOhm bzw. 250kOhm handelt, so bei dem Schwestergerät H52.

Dann werde ich mal schauen wo der Fehlerstrom entlangfliesst.

Auf beiden Potis steht "5K11". Wenn da 5W3 oder 5W4 gestanden hätte wäre ich ja jetzt schlauer, aber so...

Gruss
Martin

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Siemens H42 Untersuchung NF-Teil 
10.Jun.22 12:26
255 from 1035

Martin Krüger (D)
Beiträge: 38
Anzahl Danke: 2

Hallo mal wieder,

der eigentliche Grund warum die H42 auf der Werkbank ist sind die Wackelkontakte in den Bereichsschaltern. Aber bei der Gelegenheit will ich natürlich das Gerät auch sonst durchchecken, in der Annahme dass es das eine oder andere Bauteil gibt das nach langjährigem Betrieb ausgetauscht gehört.

Mit dem NF-Teil fieng ich nun an, daher auch das ursprüngliche Thema wegen der kuriosen Bezeichnung der Widerstandswerte der Klangregler im Schaltplan des H42. Meine Regler haben tatsächlich nur 800k bzw. 200k, anstatt 1M und 250k. Da diese aber logarithmisch sind liegt der Löwenanteil des Widerstands auf einem sehr kurzen Bereich der Widerstandsbahn, und ist inzwischen möglicherweise verschmutzt oder anderweitig angegriffen. Also letztlich nicht so relevant, denke ich. Auch der Gitterableitwiderstand der EABC80 hatte einen etwas geringeren Wert (8M statt 10M), das sollte noch im tolerierbaren Bereich liegen.

Ansonsten konnte ich, zu meiner Überraschung, kein einziges defektes Bauteil finden. Weder die Papierkondensatoren noch die Elektrolyten fielen aus der Reihe. Die Kapazität war ausgezeichnet, und auch ein Test mit Nenn-Gleichspannung ergab keine nennenswerten Leckströme. Also lasse ich alles drin wie es war.

Da mich das aber dennoch etwas wunderte habe ich den NF-Teil mit meinem Audioanalysator durchgemessen. Der Kanal 1 des Analysators lag mit einem Spannungsteiler am Ausgang des Übertragers, dieser wurde mit einer Last von 4 Ohm beaufschlagt (Lautsprecher abgelötet). Der Kanal 2 war über einen 10:1 Tastkopf an das Gitter der EL84 angeschlossen. Für beide Kanäle wurde Pegel und Gesamtverzerrung gemessen.

Anbei die kommentierten Ergebnisse. Wer viel misst, misst bekanntlich auch viel Mist, aber vielleicht kann jemand etwas damit anfangen oder gar kommentieren. Würde mich freuen...

Gruss
Martin


Die erste Messung:
zeigt die Kurven für ein Eingangssignal (am Tonbandanschluss) von 100-100mV, bei voll aufgedrehtem Lauststärkeregler und Klangregler annähernd in Mittelstellung. Die Kurve bei 400mV ergibt eine Leistung am Ausgag von ca. 2W bei 1000Hz. Maximal erzielbar sind ca. 4W, die Verzerrungen liegen dann aber bei 20%.
Der Frequenzgang sieht ganz gut aus. Der Abfall der Kurve unterhalb 100Hz dürfte am Übertrager liegen, die Vorstufe ist bis zur EL84 einigermassen linear. Der Höhenabfall reagiert empfindlich auf die Stellung des Höhenreglers, der ist sehr effizient und kann die Kurve stark nach oben und unten drücken. Der Tiefenregler ist nicht so effizient, allerdings entsteht bei normaler Zimmerlaustärke-Stellung des Lautstärkereglers eine starke Überhöhung der tiefen Frequenzen.
 

 

Zweite Messung:
Die Prüfung der Röhren ergab für den Triodenteil der EABC80 und die EL84 je 75%. Daher war ich neugierig wie die Messwerte auf den Austausch der Röhren reagieren. Ergebnis: ein Austausch der EABC80 ergab keinerlei messbare Änderung. Ein Austausch der EL84 ergab eine minimal höhere Ausgangsleistung (1-2dB), aber auch eine höhere Verzerrung (ca. 2%). Die Kurven zeigen die Messwerte bei 100mV Eingangsspannung jeweils für die Originale Siemens-EL84 und eine mit 110% getestete EL84 der mir unbekannten Marke "Toran".

 

Dritte Messung:
Die Prüfung der Anodenspannung ergab etwas zu geringe werte (230V statt 257V). Möglicherweise wegen Alterung des Selengleichrichters? Um zu sehen wie sich eine korrekte Anodenspannung auf die Messergebnisse auswirkt habe ich die Anodenspannung am Ladekondensator durch ein externes Netzgerät unterstützt und dadurch auf Nennwert gebracht. Die Kurven zeigen die Messwerte einmal bei originaler Spannung, einmal bei Nennspannung, mit der Toran-EL84 (Eingangspegel 300mV). Der etwas höhere Ausgangspegel bei Nennspannung geht auch hier mit einer höheren Verzerrung einher, die Messwerte am Gitter sind identisch.

 

Vierte Messung:
ist identisch zur dritten Messung, jedoch mit der originalen Siemens-EL84. Hier ist das Ergebnis umgekehrt, der etwas höhere Ausgangspegel bei Nennspannung geht mit etwas geringeren Verzerrungen einher. Kurioserweise hat die Nennspannung bei dieser Konfiguration Einfluss auf die Messwerte am Gitter der EL84.

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Siemens H42 Untersuchung FM-Teil 
14.Jun.22 07:29
378 from 1035

Martin Krüger (D)
Beiträge: 38
Anzahl Danke: 1

Hallo wieder,

das ganze wird nun eher ein Reparatur / Untersuchungsbericht, daher ist der Titel des ersten Posts etwas irreführend. Kann man das korrigieren?

Der Grund für den Werkbankaufenthalt der Schatulle waren ja die Kontaktprobleme an den Wellenschaltern. Ich habe einen ca. 1mm starken, aufgerauhten Plastikstreifen durch die Kontakte gezogen. Der kam jedesmal mit dunkler Schmiere wieder raus... am Ende funktionierten die Wellenschalter wieder sehr gut, auf weitergehende chemische Aktionen habe ich daher verzichtet.

Der FM-Teil der Schatulle wurde als nächstes geprüft, Kondensatoren und Widerstände durchgemessen, wieder mit dem Ergebnis: messtechnisch alle in Ordnung. Probehalber habe ich kritische Kondensatoren, insbesondere den Ratioelko, durch einen passenden MKT ersetzt, was aber messtechnisch keinerlei Änderungen brachte. Daher ersparte ich mir den Austausch...

Die Prüfung der Röhren ergab ein stark verbrauchte Triode in der ECH81, was wohl typisch ist da dessen Anodenspannung bei FM abgeschaltet ist und daher die dazugehörige Kathode vorschnell altert. Die Heptode hatte 100%. Die Dioden der EABC80 ebenfalls. Die EF98 und die EF80 im Eingangsteil lagen bei 70%, die EC92 nur noch bei 50%. Ein probehalber Austausch der EF80 erbrachte keine Änderungen, bei der EF89 genausowenig, während ein Austausch der EC92  eine spürbare Zunahme der Empfindlichkeit ergab.

Nach dem Abgleich mit Wobbler habe ich alle Filter bei 1kHz Audio vorsichtig auf minimale Verzerrung abgeglichen (Messsender mit 70kHz FM-Moduation, 50uV HF-Pegel). Im Bestfall kam ich bis ca 0,3% herunter. Allerdings steigt diese Verzerrung auf 1-1,5% wenn der Pegel am Antenneneingang erhöht wird, wobei auch die Lautstärke deutlich ansteigt. Ein Abgleich auf minimale Verzerrung bei z.B. 500uV ergab Bestwerte von ca. 0,9%, dann aber mit ansteigender Tendenz bei kleineren Pegeln. Die gesamte Durchlasskurve ist bei kleinen und grossen Pegel recht unterschiedlich, je nach Filterstellung beobachtete ich bei hohen Pegeln auch eine Einschnürung in der Nähe von 10,7MHz.

Was die Lautstärke bei starken Sendern betrifft: generell scheint die Regelung zwar zu funktionieren, setzt aber nur langsam  ein. Ab ca. 200uV (am Messsender) beträgt Regelspannung ca. 26V, ab da bleibt die Lautstärke konstant. So wie ich die Schaltung verstehe arbeitet die Regelung nur auf die EF89. Arbeitet diese dann als Begrenzer? Falls ja, könnte man diese Begrenzung auch früher erhalten?

Das Gerät steht nun jedenfalls wieder im Regal und spielt artig vor sich hin...

Gruss
Martin

 

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