Telefunken Gedenktafel Sacrower Heilandskirche

ID: 148029
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Telefunken Gedenktafel Sacrower Heilandskirche 
28.Aug.07 17:27
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In Erinnerung an die Funkversuche von Prof. Slaby und Graf Arco im Jahre 1897 von der Heilandskirche in Sacrow zur Matrosenstation an der Glienicker Brücke wurde am Glockenturm der Heilandskriche eine Gedenktafel angebracht.

Das Bild stammt aus dem Erinnerungsbuch "25 Jahre Telefunken".
(Gemäß dem "Rundfunkjahrbuch 1929" wurde die Gedenktafel dagegen am 28. Juni 1928 angebracht.)


Zu diesem Jubiläum gab es auch eine entsprechende (kleine) Nachbildung dieser Gedenktafel.

Das Bild stammt von einem (originalgetreuen) Abguß einer solchen Plakette.


MfG DR

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Slabys Funkversuche 1897 und Gedenkversuche 1997 
31.Aug.07 20:25

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Nach der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz 1887 beschäftigten sich zahlreiche Forscher mit diesem neuen Phänomen. Die technische Anwendung der Hertz'schen Wellen für die Übertragung von Nachrichten wurde jedoch von einem jungen Mann (Marconi) vorangetrieben, der infolge fehlender (formaler) Hochschulreife nur aufgrund persönlicher Beziehungen an den Vorlesungen von Prof. Righi teilnehmen durfte, welcher sich mit sehr kurzen (hochfrequenten) elektromagnetischen Wellen beschäftigte.
Die Erzeugung dieser Wellen wurde, wie von Hertz vorgemacht, damals mit Hilfe von Funkenentladungen bewerkstelligt. (Daher der Name: Funk) Diese Funkenentladung erfolgte zwischen 2 Kugeln, die in der Mitte eines (wie er später genannt wurde) Hetz'schen Dipols sich auf kurzem Abstand gegenüberstanden. Sein erster Dipol erzeugte Wellen von ca. 7,5m Wellenlänge (ca. 40 MHz), während sein zweiter Dipol sehr viel kürzer war und Wellen von ca. 67cm Wellenlänge (ca. 450 MHz) erzeugte. Damit konnte Hertz die quasi-optischen Eigenschaften dieser Wellen nachweisen.
Das Interesse der Forscher galt damals den sehr kurzen Wellenlängen. Righi konstruierte deshalb eine Funkenstrecke, die die Eigenschwingungen von 2 (größeren) Kugeln ausnutzte, wodurch er zu sehr kurzen Wellenlängen kam.

Die zu Eigenschwingungen anzuregenden Kugeln sind die beiden größeren in der Mitte, die sich in einer isolierenden Hülle befinden, welche mit Öl gefüllt wurde. Durch die Ölfüllung waren sie besser gegeneinander isoliert, weshalb es einer größeren Spannung bedurfte, bis ein Überschlag (im Öl) erfolgte und ein Oszillieren dieses "Dipols" erfolgte. Durch die größere Spannung aber wurde die entstehende Schwingung kräftiger. Damit die Kugeln mit ihrer (hohen) Eigenfrequenz (frei) schwingen konnten, mußte die Zuführung der "Versorgungsspannung" in diesem Fall immer unterbrochen werden. Dies wurde ganz elegant dadurch gelöst, daß die größeren Kugeln über je eine zusätzliche Funkenstrecke von kleineren Kugeln geladen wurden.

Diese Righi-Funkestrecke hat nun Marconi praktisch übernommen und die Zuführungen zu den äußeren Kugeln durch eine Antennen-Leitung und eine Erd-Leitung ergänzt. Die Erd-Leitung war Marconis erster wichtiger Beitrag, der die Reichweite vergrößert hat. Entsprechende Auswirkungen auf die Reichweite hatte auch eine Verlängerung des "Luftleiters" (Antenne). Damit kam man schließlich zu Wellenlängen in der Größenordnung von mehreren Kilometern z.B. für den Transatlantik-Verkehr.
Für größere Wellenlängen war natürlich die Righi-Funkenstrecke eigentlich unnötig/unnütz. Aber damals wußte man die Zusammenhänge nicht so genau. Schließlich war das Beeindruckenste an einem solchen "Sender", daß es in der Funkenstrecke geblitzt und gekracht hat. Daß es eigentlich die an die Funkenstrecke angeschlossenen Drähte waren, die die Ausstrahlung bewirkten, ist damals eigentlich noch nicht so richtig aufgefallen.

Damit ein Funke überspringen konnte, war eine sehr hohe Spannung erforderlich. Diese wurde mit Hilfe eines Ruhmkorff'schen Funkeninduktors gewonnen. Dieser arbeitet im Prinzip wie eine elektrische Klingel, bei der ein Elektromagnet einen Anker anzieht, wodurch der Stromkreis unterbrochen wird. Durch die Unterbrechung des Stromes entsteht eine hohe Induktionsspannung (Lentz'sche Regel). Auf entsprechende Weise werden auch die Zündfunken im Automobil erzeugt. Im nächsten Bild sieht man die Nachbildung des von Slaby benutzten Funkeninduktors und die angeschlossenen Righi'sche Funkenstrecke, wie sie 1997 zum hundertjährigen Jubiläum der Versuche von Slaby verwendet wurden.

Auf diesem Foto fehlt noch die ölgefüllte Hülle um die beiden mittleren großen Kugeln. Die Kupferfolie rechts ist das Erdungsband und links sieht man den Antennendraht.

Slabys Funkexperimente waren zuvor in eine Sackgasse geraten. Als er von den Erfolgen Marconis erfuhr, erreichte er durch gute Beziehungen, daß er an den Marconi-Experimenten teilhaben und diese beobachten konnte. Und das wollte er nun umsetzen und die (damals noch) geringen überbrückten Entfernungen überbieten. Aufgrund der Aufgeschlossenheit des letzten Deutschen Kaisers für moderne Technik, durfte er seine Experimente in den zum Potsdamer Schloß gehörenden Anlagen durchführen.
In dem Kartenausschnitt sind die Orte für den Sender (Pfaueninsel & Sacrower Heilandskirche) und für den Empfänger (Matrosenstation) eingetragen.

Wie man sieht, gibt es von der Pfaueninsel keine direkte Sichtlinie zur Matrosenstation, weil die Landspitze beim "Jägerhof" dazwischen liegt. Anders bei der Heilandskirche; hier besteht direkte Sichtverbindung.

Die ersten Versuche von der Pfaueninsel aus waren nicht erfolgreich. Die gewählte Konfiguration für den "Luftleiter" des Senders ist im nächsten Bild gezeigt.


Da eine Vorführung für den Kaiser und die Kaiserin geplant war, wurde der Sendeapparat nun an der Heilandkirche aufgestellt, von wo aus eine dirkte Sichtverbindung zur Matrosenstation besteht.

Die Matrosenstation bestand aus mehreren Häusern, von denen heute noch eines erhalten ist. Die damalige Station zeigt das nächste Bild.

Hier wurde ebenfalls ein "Luftleiter" oben an einem eisernen Fahnenmasten befestigt. Empfang hatte man aber erst, als dieser Luftleiter außerhalb der Abspanndrähte des Mastens heruntergeführt wurde.

Daß die "Luftleiter" von Sender und Empfänger mit einander in Resonanz zu sein hatten (ungefähr gleiche Länge), war damals schon so in etwa bekannt und ansonsten gab es keine weiteren resonanzfähigen Gebilde in den damalgen "Funkanlagen". Marconis und Slabys frühe Funkanlagen waren also recht primitiv.


Der Sender bestand nur aus der Funkenstrecke, dem "Luftleiter" und dem Erdungsdraht. Die Funkenstrecke wurde mit einem Induktor (die beiden gekoppelten Spulen) und einem Unterbrecher aus einer Batterie gespeist.
Der Empfänger hatte statt der Funkenstrecke einen "Cohärer", welcher aus zwei Elektroden bestand in deren Zwischenrum Feilicht von Nickel gefüllt war.

Im Bild von Slabys Cohärer ist nur der obere Teil mit den Drahtenden der eigentliche Cohärer. Zur Verdeutlichung ist darunter der von Marconi verwendete Cohärer abgebildet. Marconi hat sein Cohärer Glasgefäß evakuiert (soweit es damals möglich war). Hingegen war Slaby der Ansicht, daß ein Evakuieren unnötig sei, aber die Einschmelzung vorteilhaft, weil dadurch die Lage der Elektroden fixiert wird.

Obwohl die Nickelkörner im Prinzip die beiden Elektroden berühren, fließt kein Strom durch den Cohärer (Anschluß-Drähte im vorigen Bild als Drosseln dargestellt). Trifft aber eine genügend starke HF-Schwingung auf die Antenne, "verbacken" die Nickelkörner und der Cohärer [oder Fritter] wird leitend (und bleibt es). Dann muß man (vorsichtig) dagenen klopfen und die Nickelköner wieder in den nichtleitenden Zustand bringen.
Entsprechende Schaltungen wurden von Popoff und Marconi verwendet. Die Cohärer-"Röhre" ist mit C bezeichnet.

Man beachte den HF-Signalweg von der Antenne A duch den Cohärer C zur Erde E. Hochfrequenzmäßig durch Drosseln getrennt ist der Weg für das "demodulierte" Signal, eigentlich ein Gleichstrom-Weg. In beiden Schaltungen erkennt man den Klöppel, der durch den Magneten L betätigt wird und den Cohärer dadurch "entfrittet", d.h. wieder empfangsbereit macht.
Die Apparate der Funkentelegraphie bestanden damals aus nur wenigen Komponenten.


Slabys erste Funkversuche 1897 wurden zu ihrem 100jährigen Jubiläum am 30.08.1997 mit originalgetreuen Rekonstruktionen nachempfunden. Dazu wurde am Campanile der Heilandskirche ein "Luftleiter" mit Hilfe einer Stange befestigt.

Im Arkadengang der Kirche war der "Strahlapparat" (Sender) aufgebaut.

(Das Vielfachmeßgerät gehört eigentlich nicht dazu.)
Bei dem heute noch vorhandenen Haus der Matrosenstation war die Nachbildung des Empfängers aufgestellt, dessen Bild hier zu sehen ist.

Rechts sind die Anschlüsse für Antenne und Erde zu sehen, dahinter erhöht angebracht der Cohärer. Die Signalglocke ist links unten zu erkennen. Praktisch nicht zu erkennen ist auf dem Foto die Einrichtung zur Entfrittung des Cohärers, dagegen sieht man die beiden Drosselspulen an beiden Seiten des Cohärers.

Wie hundert Jahre zuvor, war es auch hier spannend bis die Versuche erfolgreich waren.

Mein Dank gilt Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard Mönich, TU Berlin, Institut für Hochfrequenz- und Halbleitersystemtechnologien, der die Bilder zu den von ihm rekonstruierten Geräten zur Verfügung stellte.

MfG DR

Ergänzende Informationen finden sich in "E. Erb: Radios von gestern", Seite 275; hier sehr schöne Bilder eines Funkeninduktors (Ducretet) und von Modellen eines Funkensenders und Funkenempfängers, beide "System Prof. Braun". Von Prof. Braun stammt die Verbesserung von Sender und Empfänger durch einen (zusätzlichen) LC-Schwingkreis, so daß nicht mehr nur die Antennen alleine frequenzbestimmend waren.

Weitere Informationen (nicht nur zu Sacrow) finden sich in "G. Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland, Bd. 1, Funksendestellen rund um Berlin, 2.A. 2004, Funkverlag Bernhard Hein, ISBN 3-936124-65-5"

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