tonfunk-er: SD1 (SD 1); Stereo-Decoder

ID: 185921
Dieser Artikel betrifft das Modell: Stereodecoder SD1 (Tonfunk; Ermsleben/Harz; PGH (Ostd))

tonfunk-er: SD1 (SD 1); Stereo-Decoder 
18.Mar.09 14:00
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Hans M. Knoll (D)
Redakteur
Beiträge: 2163
Anzahl Danke: 8
Hans M. Knoll

Hallo Herr Dehne,

Leser des Forum.

In der Zeitschrift der ex DDR, radio fernsehen elektronik Jahrg. 19 von 1970,  Heft 18,  findet man auf den Seiten 605 einschl. 609, einen umfassenden Bericht mit Schaltbild etc, sehr ausfuehrlich. 

Hinweis:    Dort ist auch zu ersehen, dass der SD1 fuer Volltransistor- Geraete als Standardteil des Industriezweigstandard RuF 0000- 101.000 "Elektronische Heimgeraete"  als Nachfolger des fuer Roehrengeraete entwickelten St-D4 anzusehen sei.
Mit etwas Anpassung kann der neue Standard SD1 auch dafuer verwendet werden.

Text aus der Zeitschrift entnommen.
 

Leider kann ich den Text aus dem "Raupenhaus" eine private Site,  nicht hier einstellen. 

Das ist eine Quelle die wie das RMorg, vom Geben und Nehmen lebt.

Hans M. Knoll

  

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"SD1" in der "radio fernsehen elektronik" 
18.Mar.09 17:15

Jens Dehne (D)
Redakteur
Beiträge: 659
Anzahl Danke: 5

Danke Herr Knoll!

Leider habe ich die Zeitschriften der RFE nicht (mehr). Seinerzeit mit dem „Blick nach vorn“ und wesentlich weniger Platz als heute kam der „alte Kram“ zum Altpapier. Das „Neue“ war immer besser, es ging ja „vorwärts“…. Ich konnte mir „damals“ auch noch nicht vorstellen, dass mich mal „alte Radios“ interessieren.
 
Ich war gerade dabei eine Anfrage zu den ersten Stereo-Decodern von Graetz zu bearbeiten. So schaute ich, wann denn „damals bei uns“ der Stereo-Decoder aufkam und wie dieser aufgebaut war.
Ja, der St-D4 war der erste DDR Stereo-Decoder (halbleiterbestückt) und vorgesehen für Röhrenradios.
 
Falls hier im RMorg jemand das Heft der RFE (radio fernsehen elektronik) 19/1970 (Heft 18?) hat, die Seiten 605, 606, 607, 608 und 609 scannen kann und Hilfe zum Bearbeiten benötigt, erkläre ich mich hierzu gern bereit. Die Dateien dann bitte in *.png an meine Mailadresse; ich sende diese dann bearbeitet zum Hochladen zurück.
 
Grüße aus Erfurt!
Jens Dehne

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Vom SD1 zum SD2.x 
05.Jul.11 18:45
316 from 5004

Wolfgang Eckardt (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1915
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Wolfgang Eckardt

Der Stereodecoder SD1 von der PGH Tonfunk Ermsleben ist ja ausreichend dokumentiert durch den Artikel des Entwicklers, Herrn Hiller, in der Zeitschrift "radio fernsehen elektronik" Heft 18/1970.

Herr Hiller hat auf seiner interessanten Homepage (funkhiller.npage.de) außer der Chronik des Betriebes "Tonfunk Ermsleben" auch etwas zur Weiterentwicklung dieses Decoders zum Modell SD2 ausgesagt. Dieser verwendet nicht mehr Filter und Einzeltransistoren sondern den Schaltkreis A290D.

Ich hoffe, er wird es mir nicht verübeln, wenn ich seine Darstellung des von ihm entwickelten Stereodecoders im folgenden Bild mit verwendet habe.

Daraus geht eindeutig hervor, dass das Modell SD2 mit dem Schaltkreis A290D bestückt ist und in verschiedenen Varianten - je nach Einsatzmöglichkeit - existiert.

Der erste Stereodecoder in der DDR, der StD4, enthält noch Ge-Transistoren und wurde 1964 vom Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik Dresden (ZRF) entwickelt und 1965 in der PGH Tonfunk in die Produktion übergeleitet. 1969 entstand dann der SD1 mit Si-Transistoren, für den sogar zwei Patente erteilt wurden. Und 1979/80 konnte dann der von Herrn Hiller entwickelte SD2 in Serie gehen. Er musste in verschiedenen Varianten gebaut werden, um möglichst allen Ansprüchen der Gerätehersteller und dem Ersatz älterer Decoder gerecht zu werden.
Die Variante SD2.3 ist hier im RM angelegt. (Leider noch ohne Bild.)

Es gibt noch Weiterentwicklungen. Bis zum Modell SD2.7 habe ich in verschiedenen Schaltbildern von Firmen (Stern-Radio Sonneberg, REMA u.a.) gefunden. Diese sind allerdings nicht mehr in Ermsleben gefertigt, da 1977die Produktion zum Messgerätewerk Zwönitz verlagert wurde. (Dank an Herrn Tiedmann für den Hinweis.)  Hier ein SD2.5, wie er in REMA-Geräten eingebaut wurde und den A290D als Herzstück besitzt:

Ab hier ist der Beitrag verändert worden:

Leider gibt es nun mit den Schaltbildern Unklarheiten. Dort wird z.B. der Decoder SD2.1 benannt, obwohl es sich lediglich um eine verbesserte Ausführung des SD1 ohne A290D handelt. Auch wird in REMA-Geräten in Schaltbildern der SD2.3 benannt, hat aber auch keinen A290D. Hier besteht noch Klärungsbedarf!!
Es ist doch sehr fragwürdig, dass in so vielen Geräten im Schaltbild z.B. der SD2.3 aufgeführt ist, der aber mit dem SD2.3 von TONFUNK (s. Bild 1) nicht übereinstimmt. Hier tun sich Widersprüche auf.... 

Wolfgang Eckardt

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Widersprüche geklärt - Irrtum des Entwicklers 
10.Jul.11 22:37
508 from 5004

Wolfgang Eckardt (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1915
Anzahl Danke: 7
Wolfgang Eckardt

Auch nach umfangreichen Auswertungen von Schaltbildern ließen sich die in der vorigen Post benannten Widersprüche nicht erklären. So habe ich mich mit dem Entwickler dieser Stereodecoder, dem damaligen Technischen Leiter der Firma „Tonfunk Ermsleben“, Herrn Hiller, in Verbindung gesetzt. Er hat noch einmal seine ehemaligen Betriebsunterlagen durchgesehen und dabei festgestellt, dass ihm bedauerlicherweise nach über 40 Jahren ein Irrtum unterlaufen ist:

Die Aussage:
Alle Decoder der Baureihe 2, also SD2.1, SD2.2 .... tragen den Schaltkreis A290D ist falsch!

Nachdem der Decoder SD1 ab 1969 in Ermsleben vom Band lief, kamen Forderungen der Industrie nach verschiedenen Versionen bezüglich der Stromversorgung (Pluspol an Masse, Minuspol an Masse). So erhielt „Tonfunk Ermsleben“ den Auftrag, einen veränderten Stereodecoder zu entwickeln, noch mit diskreten Transistoren und Filtern. So entstand etwa 1975 die Baureihe SD2 mit den Varianten SD2.1 (- an Masse) und SD2.2 (+ an Masse) auf der gleichen Leiterplatte. Zusätzlich entstand noch der Typ SD2.3, der auch den Anforderungen der HiFi-Norm entsprach. Dazu entstand extra der Filter F303a, der gegenüber dem Filter F303 veränderte Sekundär- und Koppelwicklung besaß, um eine höhere Hilfsträgerspannung zu erreichen.
Die Produktion dieser drei Modelle wurde dann auch ab 1977 zum Messgerätewerk Zwönitz (MWZ) verlagert.
Der SD1 konnte ohne großen Aufwand problemlos durch den neuen SD2.1 ersetzt werden.

Als dann ab 1978 der Schaltkreis A290D vom Halbleiterwerk Frankfurt/O. zur Verfügung stand, erhielt Herr Hiller vom „Tonfunk Ermsleben“ den Auftrag durch das Kombinat Rundfunk und Fernsehen, einen neuen Stereodecoder mit diesem A290D zu entwickeln und zur Serienreife zu bringen. Die Entwicklungsmuster dieser drei Modelle sind in dem Bild meiner vorigen Post rechts und ebenso in dem neuen Bild (s. unten) zu sehen als Nachfolger der alten SD2.1, SD2.2 und SD2.3.

Ab Januar 1981 gingen sie nach Erprobungen in Empfängern von REMA und Stern-Radio Sonneberg im Messgerätewerk Zwönitz als SD2.5, SD2.6 und SD2.7 in Serienproduktion.

Der SD2.5 ersetzt den SD2.1 mit Minuspol an Masse, der SD2.6 ersetzt den SD2.2 mit Pluspol an Masse und der SD2.7 ist für Ansprüche der HiFi-Norm vorgesehen.

Ich hoffe nun, dass die aufgetretenen Widersprüche geklärt sind. Dank auch an den Entwickler dieser Decoder, Herrn Hiller, für die kooperative Unterstützung. 
Die einzelnen Decodermodelle werden demnächst im RM mit Schaltplan und möglichst auch mit Bild angelegt.

Wolfgang Eckardt

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