UKW- Rundfunk in der Tschechoslowakei

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UKW- Rundfunk in der Tschechoslowakei 
28.Jul.17 22:32
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Gastautor : Michael Strassmann, München

UKW und FM in der Tschechoslowakei

VORGESCHICHTE(N)

Fast überall in der Welt spielt sich der frequenzmodulierte Hörfunk auf ultrakurzen Wellen im Frequenzbereich von 88 bis 108 MHz ab. Dennoch gab und gibt es Ausnahmen. Die UKW-Sender Japans arbeiten zwischen 76 und 90 MHz. Die UKW-Sender in den allermeisten Staaten des ehemaligen „Ostblocks“ sendeten – und senden zum Teil noch heute – auf Frequenzen zwischen 65,9 und 73,1 MHz. Um es gleich klarzustellen: Die UKW-Sender der DDR und Jugoslawiens arbeiten von Anfang an im westeuropäischen UKW-Bereich von 87,5 bis 100 MHz. Auch die allerersten UKW-Sender der Tschechoslowakei, Polens (Warszawa-Fort Mokotów 97,6 MHz, Opole 95,0 MHz sowie Katowice bzw. damals Stalinogród 89,8 MHz) und Ungarns (Budapest 89,5 MHz) sind in diesem Bereich aktiv – ehe sie gezwungen werden, ins osteuropäische „Trotz-Band“ umzuziehen. Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen! – Das sollte auch auf dem Gebiet des UKW-Hörfunks gelten. Die verworrene und unglücklich verlaufende Geschichte des tschechoslowakischen UKW-Hörfunks hatte natürlich massive Auswirkungen auf die heimische Elektronikindustrie, auf die Programmgestaltung und auf das Hörverhalten des Publikums.

Erste Versuchsausstrahlungen auf ultrakurzen Wellen gelingen im Jahr 1925 dem Physiker und Hochfrequenztechniker Abraham Esau und seinen Mitarbeitern am Technisch-Physikalischen Institut der Universität Jena über einen etwa 100 Watt starken Sender auf 3,20 Meter (ca. 94 MHz). Als eigentlicher Erfinder der frequenzmodulierten Hörfunkübertragung gilt der US-Amerikaner Edwin Howard Armstrong. Armstrong schlägt im Jahre 1927 in einem Patent vor, für den Hörfunk statt der bis dahin üblichen Amplitudenmodulation (AM) die Frequenzmodulation (FM) zu nutzen – vorrangig, um atmosphärische Empfangsstörungen zu vermeiden. Später erkennt er, dass „very high frequencies“ (VHF) zwischen 30 und 300 MHz für den FM-Hörfunk bestens geeignet sind. Ab Dezember 1933 demonstriert Armstrong immer wieder öffentlich die Vorzüge seiner Frequenzmodulation. Inzwischen flammen in den USA Kontroversen auf um die Frage, auf welchen Frequenzen sich der UKW-Hörfunk abspielen soll. Erste Versuchssendungen laufen um 26 MHz, sowie in den Bändern von 41 bis 44 MHz und 117 bis 118 MHz. Zum 1.Januar 1939 hat die US-Fernmeldebehörde FCC (Federal Communications Commission) schon 46 Lizenzen für Versuchssender in diesen Frequenzbereichen ausgegeben. Diese arbeiten zunächst fast alle noch in der damals üblichen Amplitudenmodulation, wechseln aber bald über auf die neue Frequenzmodulation. Armstrongs Versuchssender auf dem Mount Alpine im Bundesstaat New Jersey beginnt am 18.Juli 1939 als erster UKW/FM-Sender der Welt mit regelmäßigen Sendungen: Er überträgt das Programm der New Yorker Station „W2XMN“ auf 42,8 MHz mit einer Strahlungsleistung von 35 kW (ERP). Am 20.Mai 1940 weitet die FCC das UKW-Band auf den Bereich von 42 bis 50 MHz aus. Mit Aufkommen des Fernsehens nach dem Krieg ordnet die FCC den Frequenzbereich von 44 bis 108 MHz allerdings neu: Am 27.Juni 1945 verordnet sie die Verlagerung des UKW-Hörfunks in den Bereich von 88 bis 108 MHz. In der Diskussion sind im Vorfeld drei Vorschläge: Einer sieht den Frequenzbereich von 50 bis 68 MHz vor, ein anderer wiederum den Bereich von 68 bis 86 MHz, der dritte den Bereich von 84 bis 102 MHz. Die Wahl des Bandes von 88 bis 108 MHz für den UKW/FM-Hörfunk in den USA entspringt eher einem Zusammenspiel strategisch-taktischer Interessen von Politik und Industrie als rein technischen Erwägungen. 

In der Tschechoslowakei gibt es vor Kriegsbeginn neben mehreren Amateur-Anlagen auch einen „amtlichen“ UKW-Sender. Er wird im Jahr 1938 von Mitarbeitern des Post- und Telegrafenministeriums in einem der beiden Türme der Telefonknotenamtes (Telefonzentrale) im Prager Stadtteil Žižkov (Veitsberg) installiert. Zunächst dient er zur Untersuchung der Ausbreitungseigenschaften ultrakurzer Wellen. Später sollen über ihn erste Fernsehversuche laufen. Doch während der deutschen Besatzung verschwindet dieser UKW-Sender und ist seit dem verschollen.

Foto: Wolfgang Lill : ehemalige Postverwaltung in der Fibichstraße Stadtteil Žižkov (Veitsberg)

Nach dem Krieg – auf der Internationalen Fernmeldekonferenz (International Telecommunications Conference) in Atlantic City (USA) im Jahr 1947 – werden für Europa (Region 1) für den Rundfunk (Hörfunk und Fernsehen) die UKW-Frequenzbereiche 41 bis 68 MHz, 87,5 bis 100 MHz, 174 bis 216 MHz und 940 bis 960 MHz vereinbart. Die Sowjetunion meldet für sich allerdings Ausnahmeregelungen an: Der Kreml will die zusätzlich die beiden Bereiche von 68 bis 72 MHz und von 76 bis 108 MHz für seinen Rundfunk nutzen. 

Den ersten regulären UKW/FM-Hörfunksender Europas nimmt der Bayerische Rundfunk (BR) am 28.Februar 1949 in München-Freimann in Betrieb – seine Frequenz: 90,1 MHz (0,25 kW ERP). In Europa spielt sich der UKW/FM-Hörfunk bis in die 1980er Jahre fast ausnahmslos im Bereich von 87,6 bis 100 MHz ab, erst nach der Internationalen Funkverwaltungskonferenz in Genf 1984 wird der Bereich zunächst auf 104 MHz ausgeweitet, ab 1995 kann auch der Abschnitt 104 bis 108 MHz benutzt werden. 

Die Tschechoslowakei gehört zu den ersten Ländern Europas mit UKW/FM-Hörfunksendern. Einzigartig ist wohl, dass in der Tschechoslowakei mit Hörfunk auf UKW gleich drei (!) Mal begonnen wurde.

FRÜHSTART MIT CCIR

Im Laufe des Jahres 1949 wird auf dem Dach des Prager Funkhauses an der Vinohradská třída eine UKW-Sendeanlage montiert, der Mitte Dezember 1949 seinen Versuchsbetrieb aufnimmt. Damals – konkret von 1948 bis 1962 – hieß dieser Boulevard im Prager Stadtteil Královské Vinohrady/Königliche Weinberge freilich anders: Stalinova třída/Stalin-Boulevard! Die Sendeanlage wurde schon im Jahr 1947 in den USA gekauft, mehrere kurze Presseartikel erwähnen ihn. 1947 – das heißt: im Jahr vor dem Staatsstreich der Kommunisten! Nach dem Putsch Ende Februar 1948 wäre der Kauf von Industriegütern in den USA wohl kaum mehr möglich gewesen…

Hinweis von mir; es könnte sein, das dieser Sender umgesetzt wurde von Pilsen nach Prag , wo er damals von US-Truppen als Geschenk übergeben war.

Vielleicht hat UKW und FM in der Tschechoslowakei deswegen so schnell Einzug gehalten, weil Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre der Tschechoslowakische Rundfunk (Československý rozhlas/ČR) für die Ausstrahlung seiner Programme ausnahmsweise selbst verantwortlich war. Das heißt: Um Bau, Betrieb und Unterhalt hat sich der Rundfunk selbst gekümmert. Ab 1952 dann war – wie schon vor dem Krieg – wieder die staatliche Post- und Fernmeldeverwaltung für die Sendeanlagen von Hörfunk und Fernsehen zuständig. 

Die UKW-Sendeantenne auf dem Dach des Prager Funkhauses 1949-1952.

„Frequenzmodulation in der ČSR“. 

Die erste Erwähnung des tschechoslowakischen UKW-Senders in der Fachzeitschrift „Elektronik“ (2/1950). 

Demnach hat ihn am Freitag, den 13.Januar 1950, um 11:55 Uhr erste Radioamateur mit seinem selbstgebastelten UKW-Empfänger gehört.

 

Am 15.März 1950 wird der Prager UKW-Sender auf 89,5 MHz mit einer Ausgangsleistung von etwa 250 Watt offiziell eröffnet. Er überträgt täglich von 17 bis 20 Uhr, dienstags und donnerstags zusätzlich von 11 bis 12 Uhr das tschechische Nationalprogramm „Praha“. Hörfunkempfänger mit UKW-Bereich stellt die heimische Industrie, spricht der Staatskonzern TESLA, allerdings nicht her – hier waren Improvisationstalent und Elektronikbastler gefordert.

Über diesen ersten tschechoslowakischen UKW-Sender wird selbst in der Fachpresse nur sehr wenig geschrieben und die Freude über den ungewohnten Hörgenuss währt denn auch nicht lange: Der Sender wird im Laufe des Jahres 1952 abgeschaltet, abgebaut und der Tschechischen Technischen Universität (České vysoké učení technické/ČVUT) übergeben. Die Partei- und Staatsorgane halten den UKW/FM-Hörfunk offenbar für bedeutungslos. Weder die Produktion von UKW-Sendern noch die Produktion von UKW-Empfängern wird in den Fünfjahresplan der Wirtschaft („pětiletka“) aufgenommen. 

Die Zeitschrift „Elektronik“(4/1950) berichtet, dass der Tschechoslowakische Rundfunk seit dem 15.März 1950 regelmäßig auf UKW 89,5 MHz sein Programm „Praha“ sendet.

In der Folge werden im Einflussbereich der UdSSR immer wieder Anläufe einer eigenen Frequenzverteilung und der Durchsetzung eigener Normen für UKW-Hörfunk und Fernsehen unternommen. So weist ein Frequenzplan aus dem Jahr 1952 für den Standort Prag die drei UKW-Frequenzen 57,3 MHz, 66,5 MHz und 67,7 MHz aus.  Konkret geschehen ist in der Tschechoslowakei in dieser Richtung allerdings nichts. Rein gar nichts. Die gesamte Elektronikindustrie hatte sich den Erfordernissen des Militärs unterzuordnen.  

In der Nacht vom 30.Juni auf den 1.Juli 1952 tritt in Europa der „Stockholmer Wellenplan – ST52“ in Kraft. Erstmals wurden Frequenzen im Bereich von 40 bis 220 MHz international koordiniert und verteilt. Dazu haben sich vom 28.Mai bis 30.Mai 1952 in Schwedens Hauptstadt die Vertreter der Fernmeldeverwaltungen zu einer Europäischen Rundfunkkonferenz getroffen. Jedem Land wurden Frequenzpositionen (Kanäle) für ein landesweites Fernsehprogramm (VHF-I und VHF-III) und drei landesweite Hörfunkprogramme (VHF-II/UKW) zugestanden.  Im Plan sind auch für die Tschechoslowakei Frequenzen für den UKW-Hörfunk notiert. 

„Stockholmer Wellenplan – ST52“. Frequenzzuweisungen an die Tschechoslowakei:

Banská Bystrica

88,3 MHz – 30 kW – H

90,1 MHz – 30 kW – H

Bratislava

57,6 MHz – 60 kW – V/H

66,8 MHz – 60 kW – V/H

67,7 MHz – 60 kW – V/H

90,7 MHz – 60 kW – H

92,5 MHz – 60 kW – H

Brno 

57,0 MHz – 30 kW – V/H

57,9 MHz – 30 kW – V/H

67,1 MHz – 30 kW – V/H

96,7 MHz – 30 kW – H

98,5 MHz – 30 kW – H

České Budějovice

91,9 MHz – 30 kW – H

93,7 MHz – 30 kW – H

Gottwaldov (Zlín)

88,6 MHz – 5 kW – H

Hradec Králové

89,5 MHz – 30 kW – H

91,3 MHz – 30 kW – H

Košice

93,1 MHz – 30 kW – H

94,9 MHz – 30 kW – H

Liberec

88,9 MHz – 5 kW – H

Nitra

91,9 MHz – 5 kW – H

93,7 MHz – 5 kW – H

Olomouc

99,1 MHz – 5 kW – H

Ostrava

57,3 MHz – 30 kW – V/H

66,5 MHz – 30 kW – V/H

67,4 MHz – 30 kW – V/H

94,3 MHz – 30 kW – H

96,1 MHz – 30 kW – H

Plzeň

97,9 MHz – 30 kW – H

99,7 MHz – 30 kW – H

Praha

57,3 MHz – 60 kW – V/H

66,5 MHz – 60 kW – V/H

67,4 MHz – 60 kW – V/H

95,5 MHz – 60 kW – H

97,3 MHz – 60 kW – H

Ústí nad Labem

90,7 MHz – 5 kW - H

92,8 MHz – 5 kW – H

Genutzt werden die zugewiesenen Frequenzen von der Tschechoslowakei in Folge aber nicht: auf UKW nur Rauschen, nichts als Rauschen.

Es sei denn, man wohnt so günstig, dass man deutsche, österreichische oder polnische Sender empfangen kann. Zum Vergleich: In Deutschland schaltet am 20.Dezember 1953 der Südwestfunk (SWF) in Wolfsheim, südwestlich von Mainz –  an seinem „Rheinsender“ – den schon 100sten bundesdeutschen UKW-Sender auf (88,5 MHz; 10 kW ERP). Fünf Jahre nach dem bescheidenen Beginn der Hörfunkversorgung auf ultrakurzen Wellen gibt es in der Bundesrepublik also kaum noch Landstriche, in denen ein annehmbarer Radioempfang auf UKW nicht möglich wäre. In den meisten Gegenden ist der Empfang von zwei Radioprogrammen auf UKW üblich. Als am 24.Dezember 1954 der Norddeutsche Rundfunk mit seinem neuen dritten Hörfunkprogramm auf Sendung geht, haben im Norden Deutschlands die Radiohörer auf UKW sogar schon drei unterschiedliche Programme auf UKW zur Auswahl.

In der Tschechoslowakei jedoch tut sich in Sachen UKW-Hörfunk – abgesehen von ein paar Versuchssendungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – immer noch nichts. 

 

DER ZWEITE START: RADIO ÜBERS  FERNSEHEN

Am 1.Mai 1953 bricht in der Tschechoslowakei das Fernsehzeitalter an. Denn „Televise Praha“ beginnt mit seinem regelmäßigen Programm. Ausgestrahlt wird es von einem einzigen Sender. Es handelt sich um den Prototyp der Baureihe „TESLA TV5/FM3“, der auf dem Prager Laurenziberg (Petřín) steht und von den Technikern bald „dědeček“ (‚Großväterchen‘) getauft wird. Der erste tschechoslowakische Fernsehsender arbeitet im Kanal 1 der osteuropäischen OIRT-Fernsehnorm mit dem Bildträger auf 49,75 MHz und dem Tonträger auf 56,25 MHz.

Der erste TV- Sender (Prototyp) aus der Produktion von TESLA wurde in der Aussichtsplattform eingebaut.

Im Umkreis von etwa 30 bis 40 km rund um Prag ist der Empfang garantiert. Technisch möglich ist er natürlich weit darüber hinaus,

Decin ( Tetschen) Schneeberg 723 m, hier sah Prof M. Färber 1936 schon die Übertragungen der Olympiade aus Berlin. Nun wird dieser Aussichtsturm zu einer Beobachtungsstelle für die Ausbreitung der Ultrakurzen Fernsehwellen vom Prager Petrin (Laurenziberg).

Foto; Wolfgang Lill

stellenweise bis in den Böhmerwald, ins Erzgebirge, Isergebirge oder Riesengebirge.  

aktuelles Foto von Juli 2017 ( Wolfgang Lill)

Die Prager nennen ihn „Eiffelovka“ (‚kleiner Eiffelturm‘), amtlich heißt der 1891 gebaute Aussichtsturm „Petřínská rozhledna“ (‚Aussichtsturm auf dem Laurenziberg‘).  

Seit Anfang der 1950er Jahre trägt er Sendeantennen zuerst fürs Fernsehen, dann auch für den Hörfunk.

Am 17.Januar 1954 feiert das Prager Fernsehen seinen 100ten Sendetag.

Und der Versuchsbetrieb ist kurz darauf, nach knapp einem Jahr, beendet: Am 25.Februar 1954 wird das Programm des tschechoslowakischen Fernsehens  für „regelmäßig“ erklärt. Damals wird schon an vier Tagen in der Woche gesendet, jeweils für zwei bis drei Stunden.                               An die 200 000 Tschechen und Slowaken schauen sich das Programm mehr oder weniger regelmäßig an.

Foto Wolfgang Lill

Hier ein Bild vom ersten Tesla Fernseher Typ 4001A Geradeaus-Empf., fest auf 48,5MHz-56,5MHz (~CH 1) abgeglichen. Ton-ZF 6,5MHz (Intercarrier, OIRT-Norm). Direkte Synchronisierung auch für Hor.Abl. Zusatz-HF-Vorstufe m. 2x 6F32 optional. 1. FS-Gerät der Tschechoslowakei zum Fernsehstart 1.5.1953!

In den 1950er Jahren sind in den tschechischen und slowakischen Geschäften folgende Fernsehgeräte zu haben, die man auch als UKW-Hörfunkempfänger nutzen kann,                                  weil man bei ihnen den Empfangsteil für Bild ausschalten kann:

TESLA 4001A-c

EKRAN (UdSSR): UKW-Hörfunkempfang im Bereich 66 bis 67,5 MHz. 

TEMP 2 (UdSSR): UKW-Hörfunkempfang in drei Bändern 64 bis 67,5 MHz, 67 bis 70,5 MHz und 70 bis 73,5 MHz. 

REKORD (UdSSR): UKW-Hörfunkempfang in drei Bändern 64 bis 67,5 MHz, 67 bis 70,5 MHz und 70 bis 73,5 MHz. 

RUBIN (UdSSR): UKW-Hörfunkempfang im Bereich 64 bis 73 MHz. 

RUBIN 102 (UdSSR): UKW-Hörfunkempfang im Bereich 64 bis 73 MHz.

TEMP3 (UdSSR): UKW-Hörfunkempfang im Bereich 64 bis 73 MHz..


Ab Ende der 1950er Jahre wurden dann nur noch reine Fernsehempfänger gebaut.​

 

Aufbau des Drahtfunks

Im selben Jahr – also 1953 – wird mit dem Aufbau des Drahtfunks („rozhlas po drátě/RPD“ bzw. „drátový rozhlas/DR“) begonnen. Ein bewährtes Verfahren, über ein Leitungsnetz Radio-Programme in die Haushalte zu liefern. Sei es, dass das schon bestehende Telefon-Leitungsnetz mitbenutzt wird oder dass für den Drahtfunk ein ganz eigenes Leitungsnetz aufgebaut wird.

In der Tschechoslowakei hat kaum jemand einen Telefonanschluss, so entscheidet man sich für die zweite Möglichkeit.

Ein großer Vorteil des Drahtfunk liegt in einer deutlich besserer Tonqualität gegenüber des Radio-Empfangs über Lang-, Mittel- und Kurzwelle.

Der weitere Vorteil: Werden im Kriegsfall die Sendeanlagen zerstört, kann die Bevölkerung noch über den Drahtfunk erreicht werden. Das erste Drahtfunk-Netz geht am 1.Mai 1953 in der mittelböhmischen Stadt Unhošt (Unhoscht) bei Kladno (Kladen) in Betrieb, das zweite in der Siedlung Na Zelené lišce in Praha-Pankrác (Prag-Pankratz). Der Aufbau des Drahtfunks schreitet zügig voran. Ende 1958 fallen auf 1 000 Einwohner schon 19 Anmeldungen und zugleich auf          1 000 Einwohner 31 angeschlossene Drahtfunk-Geräte („reproduktory RPD“).

Einer der zahlreich angebotenen Drahtfunkempfänger von TESLA mit eingebautem Lautstärkeregler

Foto; Wolfgang Lill

Das im „RPD“ verbreitete Programm:  im tschechischen Landesteil „Praha 3“, im slowakischen Landesteil „Bratislava 3“. Beide bestehen im Wesentlichen aus Übernahmen populärer Sendungen aus den beiden drahtlos verbreiteten Hauptprogrammen („Praha 1“ oder „Praha 2“ in den Böhmischen Ländern bzw. „Bratislava 1“ oder „Bratislava 2“ in der Slowakei), regionalen Sendungen des örtlichen Drahtfunkstudios und einigen Eigensendungen. Von 8:30 bis 17 Uhr überwiegen im Drahtfunk Sendungen mit leichter Musik, abends überträgt man Unterhaltungssendungen, Operetten, Kabarett und Hörspiele. 

 

„Regelmäßige Fernsehsendungen – unser neuer Erfolg“. 

Die Fachzeitschrift „Amatérské radio“ (4/1954) jubelt über die Eröffnung des Prager Fernsehens und erwähnt, dass der Tschechoslowakische Rundfunk begonnen hat „pravidelné vysílání s kmitočtovou modulací na vlně 56,25 Mc/s“ zu veranstalten, also regelmäßigen Hörfunksendungen mit Frequenzmodulation auf Welle 56,25 MHz.

Auch in Sachen „UKW“ regt sich wieder was. Denn bei vielen Fernsehgeräten in tschechischen Wohnzimmern lässt sich der Empfangsteil fürs Fernsehbild ausschalten und der Apparat so als „Radio“ nutzen. Und so ist der Prager Fernsehsender ab dem 1.März 1954 täglich von 15 bis 23 Uhr in Betrieb. Wenn in dieser Zeit das Fernsehen nicht auf Sendung ist, überträgt er ganz einfach Hörfunksendungen. Auf der Frequenz des Tonträgers (56,25 MHz) läuft dann über den Fernsehsender das neue (Drahtfunk-) Programm „Praha 3“.

Immerhin: Ein neuer Anlauf zum frequenzmodulierten Hörfunk auf ultrakurzen Wellen!

„Adapter für den Empfang von FM“. 

Die Fachzeitschrift „Amatérské rádio“ (4/1954) bringt eine Anleitung, anhand der sich Radiobastler ein UKW-Vorsatzgerät zum Anschluss an ihr Radio zusammenbauen können. Auch hier wird die Ausstrahlung eines dritten Radio-Programms mit eigenen Musiksendungen auf 56,25 MHz zu fernsehfreien Zeit erwähnt.

„Konverter zum Fernsehgerät ‚Leningrad‘.

Die Fachzeitschrift „Amatérské rádio“ (4/1954) bringt eine Anleitung, wie der UKW-Hörfunk-Empfangsteil in den aus der UdSSR importierten Fernsehempfänger vom Typ „Leningrad“ so umgebaut werden kann, dass man damit das Radio-Programm „Praha III“ hören kann. Der „Leningrad“ hat ein UKW-Empfangsteil für das in der UdSSR längst eingesetzte OIRT-UKW-Band (hier „pásmo 67 Mc/s“ genannt, also „Band 67 MHz“), kann aber ohne größeren Aufwand so umgebaut werden, dass er auf 56,25 MHz (hier steht irrtümlicherweise 56,75 MHz!) empfängt. Hingewiesen wird auf den Stromverbrauch. Im Fernsehbetrieb verbraucht der „Leningrad“ 320 Watt, als UKW-Radio nur 120 Watt.

Irgendwann dämmert den Verantwortlichen in der Staats- und Parteiführung, dass sie da etwas böse verschlafen haben. In den Leitlinien zur Vorbereitung des zweiten Fünfjahresplanes, die von der Gesamtstaatlichen Konferenz der KPTsch („Celostátní konference KSČ“) im Juni 1956 verabschiedet werden, findet sich als ein Punkt explizit der Aufbau eines UKW-Sendernetzes. Diesmal müssen die Sender nach der sogenannten OIRT-UKW-Norm – d.h. zwischen 65,9 und 73,1 MHz – arbeiten. Bis 1965 soll das erste UKW-Sendernetz aufgebaut sein.

 

Die „OIR“ (ab 1959: „OIRT“ – Organisation Internationale de Radiodiffusion et de Télévision) ist die am 28.Juni 1946 in Brüssel gegründete Rundfunkorganisation der europäischen Staaten.

Nach Ausbruch des Kalten Krieges treten die Rundfunkanstalten Westeuropas aus der OIR aus und gründen am 12.Februar 1950 die UER/EBU (Union Européenne de Radiodiffusion/European Broadcasting Union). Die OIR wird damit zur Rundfunkorganisation vor allem der volksdemokratischen Staaten im sowjetischen Machtbereich und sie verlegt ihren Sitz nach Prag.

Die OIR bzw. OIRT tritt dem Medienkonsumenten ihrer Mitgliedsländer (UdSSR, volksdemokratische Staaten Europas, Finnland,Österreich, Süd-Jemen, Kambodscha, Mongolei, Laos, Vietnam, Afghanistan, Kuba) im Fernsehen in Gestalt der „Intervision“ entgegen. Die „Intervision“ (tschechisch „Intervize“, slowakisch „Intervízia“) wird am 28.Januar 1960 ins Leben gerufen, ihr technisches Koordinationszentrum und der Leitungssternpunkt befinden sich in Prag.

In den Hörfunkprogrammen der OIRT-Mitgliedsländer laufen regelmäßig Austauschprogramme: Im Rundfunk der DDR z.B. läuft das „OIRT-Journal“ und die Hörer des tschechoslowakischen Radioprogramms „Hvězda“ werden unter dem Titel „Hovoří Moskva / Sofie / Berlín / Bukurešť / Varšava...“ (‚Hier spricht Moskau / Sofia / Berlin / Bukarest / Warschau...“) fast täglich mit halbstündigen Magazinsendungen aus den Bruderländern beglückt. 

Im tschechischen und slowakischen Sprachgebrauch wird unterschieden zwischen VKV-OIRT (dem osteuropäischen UKW-Bereich) und VKV-CCIR (dem westeuropäischen UKW-Bereich). „VKV“ steht dabei für „velmi krátké vlny (‚sehr kurze Wellen‘) und „CCIR“ heißt der bei der Internationale Fernmeldeunion (UIT/ITU) in Genf angesiedelte Internationale Beratende Ausschuss für das Funkwesen (Comité Consultatif International des Radiocommunications). In der ČSSR spricht man daneben auch von „VKV-1“ und „VKV-2“ bzw. „FM-I.“ und „FM-II.“. 

Die tschechoslowakische OIRT-UKW-Norm ist mit der westeuropäischen CCIR-UKW-Norm voll kompatibel, der Unterschied liegt lediglich im verwendeten Frequenzbereich. Auffällig beim Empfang von UKW-Sendern der ČSSR war ihr geringer Frequenzhub bzw. ihre geringe Modulationstiefe von nur +/- 50 kHz. In Deutschland ist ein Frequenzhub von +/- 75 kHz gestattet. Deswegen klangen die tschechoslowakischen UKW-Sender relativ „leise“ – so musste im Vergleich zu deutschen UKW-Sendern der Lautstärkeregler wesentlich weiter aufgedreht werden. Erst nach der Wende wurde der Frequenzhub erhöht und westeuropäischen Gepflogenheiten angepasst. 

Ein Nachteil des OIRT-UKW-Bandes sind die wie im VHF-Fernsehband I (Kanäle 1 bis 4) relativ häufig auftretenden Überreichweiten, die den Empfang beträchtlich stören können. Bei besonderen meterologischen Bedingungen wie starken Luftdruck- oder Feuchtegegensätzen, Nebel etc. erhöht sich durch Beugung, Reflexion oder Streuung die Reichweite dieser Sender um ein Vielfaches. So waren im Spätsommer und Herbst oftmals OIRT-UKW-Sender der UdSSR im Raum Prag mit derart hoher Feldstärke zu empfangen, dass der Empfang der örtlichen Sender kein Spaß mehr war.

Aufgrund der niedrigeren Frequenzen bzw. längeren Wellen des OIRT-UKW-Bandes benötigt man zum Empfang auch größere Antennen. Ein Vorteil des OIRT-UKW-Bandes liegt in der deutlich höheren Reichweite der Sender, sie ist mit der Reichweite von Fernsehsendern im VHF-Band (Kanal 1 bis 4) vergleichbar.

 

DER DRITTE START: UKW IN OIRT

Nach jahrelanger Pause tut sich in der Tschechoslowakei  Ende der 1950er Jahre in Sachen Radio auf UKW und mit FM wieder etwas. Denn am Aussichtsturm auf dem Prager Laurenziberg (Petřín) wird neben dem dortigen Fernsehsender („TESLA TV5/FM3“) ein UKW/FM-Hörfunksender vom Typ „TESLA FM 1“ installiert. Im August 1958 wird diese Anlage versuchsweise eingeschaltet. Sie arbeitet auf 66,665 MHz bzw. 66,673 MHz. Die Sender der Baureihe „FM 1“ entstehen bei TESLA HLOUBĚTÍN in Praha-Hloubětín (Prag-Tiefenbach), sind in der Endstufe mit Röhren vom Typ „TESLA RE 400 F“ bestückt und haben eine Ausgangsleistung von etwa 800 Watt. Der Prager UKW-Sender wird noch vor der Genfer „Wellenkonferenz“ 1960 in Betrieb genommen – deswegen arbeitet er zunächst auf dieser ungewöhnlichen Frequenz. Im Umkreis von 50 km um Prag war damit ein guter UKW-Empfang sichergestellt.

Der offizielle Versuchsbetrieb des Prager UKW-Senders auf dem Petřín läuft dann zwischen dem 7.Mai und dem 30.August 1959.

Seine erste Ansage: „Posloucháte vysílání na velmi krátkých vlnách, které má umožnit velmi kvalitní poslech. Náš vysílač je umístěn na Petříně a prosíme posluchače, kteří naše vysílání zachytí, aby nám o tom podali zprávu.“ („Sie hören Sendungen auf sehr kurzen Wellen, die ein Zuhören in bester Qualität ermöglichen sollen. Unser Sender steht auf dem Laurenziberg und wir bitten die Hörer, die unsere Sendungen empfangen, uns darüber Meldung zu machen.“) 

Ab dem 31.August 1959 ist der Sender auf dem Petřín unter der Bezeichnung „VKV-vysílač Praha“ (‚UKW-Sender Prag’) täglich fünf Stunden lang in Betrieb. Zwei von diesen fünf Stunden UKW-Programm werden eigens für den „VKV-vysílač Praha“ gestaltet. Die restlichen drei Sendestunden bestehen aus Übernahmen von „Praha 1“. Im Raum Prag hat der Radiohörer also jetzt die Auswahl zwischen vier Programmen: „Praha 1“ (Mittelwelle), „Praha 2“ (Langwelle und Mittelwelle), „Praha 3“ (Drahtfunk) und „VKV-vysílač Praha“ (UKW).

Werbeaufkleber                                  :

„Ein Radioempfänger mit UKW + eine Antenne für UKW + das Programm auf UKW = ausgezeichnete Hörbarkeit und ausgezeichneter Klang“

„Ein Radioempfänger mit UKW - ein Radioempfänger mit Zukunft“

Das erste vom Staatsbetrieb TESLA gelieferte Radio mit eingebautem UKW-Empfangsteil ist der von TESLA BRATISLAVA in den Jahren 1958/59 gelieferte Typ „TESLA 525 A-Kvarteto“. Mehrere weitere Typen folgen. Mit oder ohne eingebautem Plattenspieler („gramorádio“).

Bis Ende 1959 stehen in den tschechoslowakischen Haushalten erst an die 30 000 Radios mit UKW-Empfang. Allein daran sieht man die Verspätung von UKW im Vergleich zu Deutschland! Hinzu kommen die Fernsehgeräte vornehmlich sowjetischer Produktion, die man zum UKW-Radioempfang verwenden kann und diverse Zusatzgeräte („adaptor VKV“).

Hinweis; eine Serienproduktion dieses Adapters ist mir nicht bekannt

Ähnlich wie in Deutschland gibt es in der Tschechoslowakei zum Start des UKW-Hörfunks sogenannte „Vorsatzgeräte“, die man an bestehende Radiogeräte anschließen kann. So spart man sich den Kauf eines neuen Radioapparates. 

 

Nachdem weitere Sender aufgeschaltet sind, meldet sich das noch junge UKW-Programm als „okruh VKV“ (wörtlich: ‚Sendekreis UKW‘).  Als dann am 1.Januar 1962 die erste Ausbaustufe des landesweiten UKW-Sendernetzes abgeschlossen ist, wird das UKW-Programm erneut umbenannt: „Československo 2 na VKV“ (‚Tschechoslowakei 2 auf UKW‘) sendet fortan zwischen 16 Uhr und Mitternacht Musik und Wort für anspruchsvolle Hörer.

Im Dezember 1964 wird eine eigene Redaktion mit der inhaltlichen Gestaltung von „ČS2“ betraut  und die Sendezeit von 9 bis 24 Uhr ausgeweitet.

Zum Verständnis: Das Schwesterprogramm „Československo 1“ (ČS1, vormals „Praha 2“) sendet auf Lang- und Mittelwelle landesweit ein vorwiegend populäres Informations- und Unterhaltungsprogramm. Daneben gibt es die beiden Nationalprogramme: „Praha“ für den tschechischen Landesteil (Böhmen, Mähren, Schlesien) und „Bratislava“ für die Slowakei.

Der erste UKW-Sender der Slowakei geht nicht – wie vielleicht zu erwarten wäre – in der Hauptstadt Bratislava (Preßburg) in Betrieb, sondern am seit 1947 bestehenden Mittelwellensender Poprad-Veľký Slavkov (Deutschendorf-Großschlagendorf) mitten in der Tatra (Tatry). Mit ihm will man die Ausbreitungseigenschaften ultrakurzer Wellen in Hochgebirgsregionen untersuchen. TESLA HLOUBĚTÍN liefert im Jahre 1959 einen „FM 1“ nach Veľky Slavkov, der am 17.Februar 1960 auf 69,20 MHz in Dauerbetrieb geht und über ein provisorisches vertikal polarisiertes Antennensystem das slowakische Nationalprogramm „Bratislava“ abstrahlt.  

Am 29.August 1960 folgt der zweite UKW-Sender der Slowakei am Standort Bratislava-Kamzík (Preßburg-Gemsberg). Er überträgt das UKW-Programm „okruh VKV“.

Im Jahr 1961 dann werden in der Slowakei weitere Sender aufgeschaltet: am Standort Banská Bystrica-Suchá hora (2 x „FM 1“), am Standort Žilina-Hliny (1 x „FM 1“) und am Standort Košice-Dubník (2 x „FM 1“). Im Jahr 1962 kommt auf dem Kamzík bei Bratislava ein „FM 10“ hinzu, womit „ČS2““ auf einem Schlag im gesamten Westen der Slowakei zu hören ist. Der dort schon stehende „FM 1“ wird fortan für das slowakische Nationalprogramm „Bratislava“ eingesetzt. 

Der erste UKW-Sender der Slowakei in Veľký Slavkov bei Poprad in der Tatra.

Foto: unbekannt, leider bislang noch keine besseres gefunden . Wer kann mit besserem Foto helfen ?

Aus den obigen Angaben geht hervor, dass Ende 1960 in der Tschechoslowakei folgende UKW-Sender in Betrieb sind: Praha-Petřín 66,665 MHz, Poprad-Veľký Slavkov 69,20 MHz, Bratislava-Kamzík 68,84 MHz, Žilina-Hliny 69,50 MHz und Brno-Kojál 71,87. In Deutschland kann man zu dieser Zeit schon längst von einer flächendeckenden UKW-Versorgung mit zwei bzw. drei Programmen sprechen, in der Tschechoslowakei ist mit den fünf provisorischen und leistungsschwachen Sendern die UKW-Versorgung verständlicherweise mehr als dürftig. 

Auf der Funkverwaltungskonferenz in Genf 1960 wird über die Frequenzen von 68 bis 73 MHz verhandelt, ein Jahr später in Stockholm über die Frequenzen von 66 bis 68 MHz. Dann kommt ein neuer Frequenzzuweisungsplan für Europa. Der „Stockholmer Wellenplan 1952 – ST52“ gilt zehn Jahre lang und wird abgelöst vom „Stockholmer Wellenplan 1961 – ST61“. Ausgehandelt wurde der neue Frequenzplan vom 26.Mai bis 22.Juli 1961 von 38 Fernmeldedelegationen aus 40 Ländern. Die „Final Acts ST61“ enthalten erstmals Frequenzzuweisungen im UHF-Band von 400 bis 900 MHz. So hat nun jedes Land Sendefrequenzen (Kanäle) für drei landesweite Fernsehprogramme.

Im Plan „ST61“ sind 230 Fernsehsender im Frequenzbereich VHF-I (Kanäle 1 bis 4, 40 bis 68 MHz) festgeschrieben, 2 545 Hörfunksender im Frequenzbereich VHF-II/UKW (87,5 bis 100 MHz), 798 Fernsehsender im Frequenzbereich VHF-III (Kanäle 5 bis 12, 174 bis 230 MHz) und 4 505 Fernsehsender in den gerade neu erschlossenen Frequenzbereichen UHF-IV (Kanäle 21 bis 34, 470 bis 582 MHz) und UHF-V (Kanäle 35 bis 69, 582 bis 862 MHz). 

 

Die Mitgliedsstaaten der OIRT haben im Vorfeld zu den Konferenzen in Genf und Stockholm ein Frequenzschema ausgearbeitet, das von vier UKW-Senderketten ausgeht – für jeden Senderstandort ist ein Satz von vier Frequenzen vorgesehen. Dabei ist eine Senderkette für regionale Sendungen bestimmt, hier wird ein größerer Frequenzabstand von 120 kHz eingehalten, während er bei den übrigen drei Netzen 60 kHz beträgt. 

 

Satz        I         II        III        IV (regionale Senderkette)

 

1        66,68 MHz    67,46        65,90        68,24

2        66,74        67,52        65,96        68,36

3        66,80        67,58        66,02        68,48

4        66,86        67,64        66,08        68,60

5        66,92        67,70        66,14        68,72

6        66,98        67,76        66,20        68,84

7        67,04        67,82        66,26        68,96

8        67,10        67,88        66,32        69,08

9        67,16        67,94        66,38        69,20

10        67,22        68,00        66,44        69,32

11        71,66        70,88        72,44        69,56

12        71,72        70,94        72,50        69,68

13        71,78        71,00        72,56        69,80

14        71,84        71,06        72,62        69,92

15        71,90        71,12        72,68        70,04

16        71,96        71,18        72,74        70,16

17        72,02        71,24        72,80        70,28

18        72,08        71,30        72,86        70,40

19        72,14        71,36        72,92        70,52

20        72,20        71,42        72,98        70,64

 

Hier die der ČSSR in Genf 1960 und Stockholm 1961 zugesprochenen Frequenzpositionen inkl. maximaler Strahlungsleistung. Zwar wird ein Frequenzraster von 30 kHz eingehalten (65,90 – 65,93 - 65,96 – 65,99 – 66,02 – 66,05 etc.), die Frequenzen selbst sind jedoch nicht durch 30 teilbar.

 

Böhmen/Mähren (Tschechien)

Brno            69,86 MHz    71,09        71,87        72,65        30 kW (ERP)

České Budějovice    66,05        66,83        67,61        70,07        30

Hradec Králové    66,44        67,22        68,00        69,35        30

Jeseník        68,66        70,16                        5

Jihlava            66,68        68,41                        5

Liberec        69,98        71,18        71,96        72,74        10

Ostrava        66,32        67,10        67,88        69,08        30

Plzen            66,56        67,34        69,56        70,34        30

Praha            68,96        70,85        71,63        72,41        60

Ústí nad Labem    69,26        70,58        71,42        72,20        30

 

Slowakei

Banská Bystrica    69,68 MHz    70,94        71,72        72,50        30 kW (ERP)

Bratislava        66,20        66,98        67,76        68,84        60

Košice            66,38        67,16        67,94        68,87        30

Poprad            66,50        67,28        68,06        69,20        30

Žilina            69,50        70,82        71,60        72,38        10

 

Konsequent umgesetzt werden diese international vereinbarten Frequenzkoordinierungen jedoch nicht, z.B. tauschen im Jahr 1964 die Sender Praha und České Budějovice die Frequenzen 66,83 und 71,63 MHz. 

 

Hier die drei später aufgebauten UKW-Sendernetze im Vergleich zu den international koordinierten Frequenzpositionen:

 

Böhmen/Mähren (Tschechien) – I. (Nationalprogramm „Praha“)

Brno            66,20 MHz        eigentlich Bratislava zugeteilt

České Budějovice    67,61        

Hradec Králové    68,00

Jeseník        67,10            eigentlich Ostrava zugeteilt

Liberec        71,18 und 71,96

Ostrava        67,88        

Plzen            69,56        

Praha            70,85        

Ústí nad Labem    69,26        

 

Slowakei – I. (Nationalprogramm „Bratislava“)

Banská Bystrica    72,50 MHz

Bratislava        71,12            eigentlich Brno zugeteilt (71,09)

Košice            66,38

Poprad            67,28

Žilina            70,82    

 

Böhmen/Mähren (Tschechien) – II. („Vltava“, vor September 1972 „Československo 2“)

Brno            69,68 MHz        

České Budějovice    70,07        

Hradec Králové    79,35

Jeseník        70,16

Liberec        69,98

Ostrava        69,08        

Plzen            70,34        

Praha            68,96        

Ústí nad Labem    70,58        

 

Slowakei – II. („Devín“, vor September 1972 „Československo 2“)

Banská Bystrica    69,68 MHz

Bratislava        68,84            

Košice             68,87

Poprad            69,20

Žilina               69,50    

 

Böhmen/Mähren (Tschechien) – III. („Hvězda“, vor September 1970 „Československo 1“)

Brno            71,87 MHz        

České Budějovice    71,63            eigentlich Praha zugeteilt

Hradec Králové    66,44

Jeseník         68,66

Liberec         72,74

Ostrava        66,32        

Plzen            67,34        

Praha           66,83            eigentlich České Budějovice zugeteilt    

Ústí nad Labem    72,20        

 

Slowakei – III. („Hviezda“, vor September 1970 „Československo 1“)

Banská Bystrica    70,94 MHz

Bratislava       67,76            

Košice            67,94

Poprad           68,06

Žilina              71,60    

 

Der Ausbau des OIRT-UKW-Sendernetzes macht nach Inbetriebnahme des ersten Senders in Prag weiterhin nur langsam Fortschritte. Aber immerhin macht man jetzt ernst mit der Hörfunkversorgung auf UKW. An allen Standorten der Fernseh-Grundnetzsender werden in den Jahren 1961 und 1962 zunächst Sender vom Typ „TESLA FM 1“ (0,8 kW) installiert. Sie verbreiten – zumindest im tschechischen Landesteil – alle das UKW-Programm („okruh VKV“ bzw. „Československo 2 na VKV/ČS2“). Kurz darauf werden leistungsstärkere Anlagen vom Typ „TESLAS FM 4“ (4 kW) oder „TESLA FM 10“ (8 kW) geliefert. Dadurch kann nun ein weiteres Programm auf UKW ausgestrahlt werden. Meistens wird so vorgegangen, dass der stärkere Sender („FM 4“ bzw. „FM 10“) „ČS2“ überträgt und der schwächere („FM 1“) das auch auf Lang- und Mittelwelle zu hörende „ČS1“ übernimmt. Konsequent durchgehalten wird dieses Verfahren aber nicht. Schon gar nicht in der Slowakei!

 

Auffällig ist, dass in Deutschland (BRD und DDR) die Verhältnisse genau umgekehrt sind: Hier werden die Fernseh-Grundnetzsender neben bereits bestehenden UKW-Sendern aufgebaut. 

 

Die konkreten Standorte und ihre Bestückung mit UKW-Sendern:

 

Böhmen/Mähren (Tschechien)

 

Jižní Čechy – Südböhmen

Gipfel des Kleť (Šénigl, Schöninger), südwestlich von České Budějovice (Budweis) im Blanský les (Plansker Wald)

 

1.1.1961 FM 1 (70,07 MHz ČS 2, später 66,83, ČS1, später 71,63 ČS1) - 20.10.1961 FM 10 (70,07 ČS2) - 1975 NRU 6 (70,07 Vltava, stereo) – 1977 3 x NRU 10 (67,61 Praha; 70,07 Vltava; 71,63 Hvězda)

 

Jižní Morava – Südmähren 

Gipfel des Kojál nordöstlich von Brno (Brünn) in der Drahanská vrchovina (Drahaner Bergland)

 

1.12.1960 FM 10 (71,87 ČS2, später ČS1) – 24.10.1963 FM 10 (69,86 ČS2) – 1976 NRU 10 (69,86 Vltava, stereo) – 1978 3 x NRU 10 (66,20, später 72,65 Praha; 69,86 Vltava, 71,87 Hvězda) 

 

Severní Čechy – Nordböhmen 

Gipfel der Buková hora (Zinkenstein) östlich von Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) im rechtselbischen České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge)

 

13.3.1961 FM 1 (72,20 ČS2, später ČS1) – 7.6.1962 FM 4 (70,58 ČS2) – 1980 3 x NRU 10 (69,26 Praha; 70,58 Vltava; 72,2 Hvězda)

 

Severní Morava – Nordmähren

Dorf Hošťálkovice (Hoschialkovitz bzw. Gottschalksdorf) am westlichen Stadtrand von Ostrava (Ostrau)

 

1.2.1962 FM 1 (67,10 ČS2, später ČS1) – 23.10.1962 FM 4 (69,08 ČS2) – 1.11.1963 FM 1 (66,32 Praha) – 1972 NRU 6 (69,08 Vltava, stereo) – 12.12.1980 3 x NRU 6 (66,32 Hvězda; 67,88 Praha; 69,08 Vltava)

 

Střední Čechy – Mittelböhmen 

Gipfel des Cukrák (Kopanina) südlich von Praha (Prag), der letzte Ausläufer des Höhenzuges Brdy bevor er in die Pražská kotlina (Prager Kessel) abfällt.

 

1.12.1961: FM 4 (68,96 ČS2, ab 1965 stereo) – 10.4.1962 FM 4 (71,63 ČS1, später 66,83 ČS1) – 6.3.1972 NRU 6 (68,96 Třetí program, stereo) – 1979 2 x NRU 10 (66,83 Hvězda; 68,96 Vltava) – 1.7.1982 NRU 10 (70,85 Praha) – 1.3.1985 NRU (102,5 Hvězda)

 

Východní Čechy – Ostböhmen 

Gipfel des Krásný beim Dorf Krásné südlich von Hradec Králové (Königsgrätz) und Pardubice (Pardubitz) in den Železné hory (Eisengebirge)

 

20.1.1961 FM 1 (67,22 ČS2, später ČS1) - 22.10.1963 FM 4 (69,35 ČS2) – 1979 3 x NRU 10 (66,44 Hvězda; 68,00 Praha; 69,35 Vltava)

 

Západní Čechy – Westböhmen  

Gipfel des Zámecký vrch (Pernglauber Berg) beim Dorf Krašov (Krasch) nördlich von Plzeň (Pilsen) in der Tepelská vrchovina (Tepler Hochland)

 

27.3.1962 FM 1 (66,68 ČS2, später 69,56) - 2.12.1963 FM 10 (67,34 ČS1) – 1980 3 x NRU 10 (67,35 Hvězda; 69,56 Praha; 70,34 Vltava)

 

Ergänzungssender

Jeseník

Gipfel des Praděd (Altvater) südlich von Jeseník (bis 1947 Frývaldov, Freiwaldau) im Hrubý Jeseník (Hohes Gesenke)

 

1.6.1969 FM 1 (68,66, ČS1) – 1980 3 x NRU 3 (67,10 Praha; 68,66 Hvězda; 70,16 Vltava)

 

Liberec 

Gipfel des Ještěd (Jeschken, Jeschkenkuppe) westlich des Stadtzentrums von Liberec (Reichenberg) im Ještědský hřbět (Jeschkenkamm)

 

1.5.1971 2 x FM 2 S (69,98 Vltava; 72,74 Hvězda) – 1987 3 x NRU 3  (69,98 Vltava; 71,18 Praha; 72,74 Hvězda) – 1988 FM 2 S (71,96 Praha)

 

Der Standort Liberec ist eine Ausnahme: Denn dort sind zwei Frequenzen für „Praha“ in Betrieb. Auf 71,18 MHz (ZARAT NRU 3) läuft das tschechische Nationalprogramm „Praha“ mit den nordböhmischen Regionalsendungen aus dem Studio in Ústí nad Labem und auf 71,96 MHz (TESLA FM 2 S) kommt „Praha“ mit den ostböhmischen Regionalsendungen aus dem Studio in Hradec Králové. 

 

Slowakei

 

Stredné Slovensko – Mittelslowakei

Gipfel der Suchá hora (Trockenberg) nordwestlich von Banská Bystrica (Neusohl) in den Kremické vrchy (Kremnitzer Berge)

9.11.1960 FM 1 (69,68 Bratislava) - 15.2.1961 FM 1 (72,50 ČS1) - 20.4.1962 FM 10 (69,68 Bratislava) - 13.3.1964 FM 10 (72,50 ČS2) - 28.3.1980 3 x NRU 10 (72,50, Bratislava; 69,68, Devín; 70,94 Hviezda)

 

Východné Slovensko – Ostslowakei

Gipfel des Dubník – nordöstlich von Košice (Kaschau) in den Slanské vrchy (Eperieser/Sovarer Gebirge)

1.4.1961 FM 1 (66,38 Bratislava, später ČS1) - 1.2.1962 FM 10 (68,87 ČS1) - 5.9.1963 FM 10 (66,38 Bratislava) - 14.12.1963 FM 10 (ČS2) - 30.7.1980 3 x NRU 10 (66,38 Bratislava; 68,87 Devín; 67,94 Hviezda) – 4.9.1989 FM 2 S (67,16 EM)

 

Západné Slovensko – Westslowakei

Gipfel des Kamzík (Gemsberg, Gemsenberg) am nordöstlichen Stadtrand von Bratislava (Preßburg), der letzte Ausläufer der Malé Karpaty (Kleine Karpaten)

29.08.1960 FM 1 (68,84, Bratislava; ab 1.2.1962 ČS1) - 1.2.1962 FM 10 (66,98, Bratislava) - 20.1.1964 FM 10 (68,84 ČS2) - 

8.11.1977 3 x NRU 10 (71,12 Bratislava; 68,84 Devín; 67,76 Hviezda) – 1.5.1986 NRU 50W (101,8 Hviezda) – 5.10.1987 FM 8 S (101,8 Melódia)

 

Ergänzungssender

Námestovo (Orava)

Gipfel der Magurka südlich von Námestovo in der Horná Orava (Obere Arwa)

1.3.1986 FM 2 S (72,02, Bratislava)

Poprad (Tatry)

Gipfel der Kráľova hoľa (Königsberg) südwestlich von Poprad (Deutschendorf) im Osten der Nízke Tatry (Niedere Tatra)

22.12.1961 3 x FM 1 (67,28 Bratislava; 69,20 ČS1, später ČS2; 70,82 ČS1) - 8.7.1976 FM 2 S (69,20 Devín) - 7.3.1983 3 x NRU 6 (70,82 Bratislava; 69,20 Devín; 68,06 Hviezda)

Tatry

Dorf Veľký Slavkov nördlich von Poprad

17.2.1960 FM 1 (69,20, Bratislava)

Im Jahr 1965 übernimmt ein Sender auf der Kráľova hoľa die Versorgung und die Anlage in Veľký Slavkov wird nur bei Betriebsausfällen am neuen Standort eingeschaltet. Am 1.6.1968 wird der Sender endgültig abgeschaltet und der Standort für eine UKW-Ausstrahlung aufgegeben. 

 

Žilina

Vorort Hliny, südöstlich des Stadtzentrums

30.12.1960 FM 1 (69,50 Bratislava) – 1964 FM 1 (67,28 ČS2)

Am 28.4.1971 wird der Sender abgeschaltet und der gesamte Standort aufgegeben!

 

Žilina

Gipfel der Krížava (Kreuzberg) südöstlich der Stadt Žilina (Sillein) in den Martinské hole (Martinsbergen)

28.4.1971 2 x FM 2 S (71,60 Bratislava; 69,50 Devín) - 23.10.1983 3 x NRU 6 (70,82 Bratislava; 69,50 Devín; 71,60 Hviezda)

 

An allen Standorten ändert sich Frequenz und Programmbelegung. Die obigen Angaben sind zur groben Orientierung gedacht!

 

Schon im Jahr 1947 macht man sich in der Tschechoslowakei Gedanken über das Fernsehen.

Die hier eingezeichneten Standorte bzw. Versorgungsgebiete sind den Standorten und Versorgungsgebieten der ersten (OIRT-) UKW-Sender verblüffend ähnlich. Aus der Zeitschrift der tschechoslowakischen Radiohändler „Radio-Televise“.

Anfangs werden die Fernseh- und UKW-Sender nach dem Bezirk („kraj“) benannt, in dem sie stehen. Später tauchen als Bezeichnung immer öfter die Hauptstädte des jeweiligen Bezirkes auf. Und da kommt es zu diversen Ungereimtheiten und Kuriositäten. So steht der ostböhmische Sender Krásné wesentlich näher an der Großstadt Pardubice (Pardubitz), wird aber dennoch nach der Bezirkshauptstadt Hradec Králové (Königsgrätz) benannt. Und der ostslowakische Sender Dubník liegt der Stadt Prešov (Eperies) näher als der Bezirkshauptstadt Košice (Kaschau). Auch der westböhmische Sender Krašov steht von Plzeň (Pilsen) schon relativ weit weg…

 

Die tschechoslowakischen OIRT-UKW-Sender strahlen über Antennenfelder mit unterschiedlichem Gewinn und Richtdiagramm (bei leistungsstärkeren Sendern wird eine Strahlungsleistung von 20 bis 60 kW ERP erreicht). Somit wird eine alles in allem anständige UKW-Versorgung vor allem der dichtbesiedelten Landstriche der ČSSR erreicht. Schmerzliche und großflächige Versorgungslücken zeigen sich vor allem in den von Gebirgen bzw. Hochgebirgen geprägten Regionen. Zumindest in der Slowakei können einige Empfangsschwierigkeiten durch zusätzliche Sender beseitigt werden. Diese zusätzlichen Sender sind untergebracht im Gebäude des Fernseh-Ergänzungssenders auf der über 1900 Meter hohen Králova hoľa (Königsberg) südlich von Poprad (Deutschendorf) und in den Gebäuden der Mittelwellensender Hliny bei Žilina (Sillein) und Veľký Slavkov (Großschlagendorf) bei Poprad (Deutschendorf ) am Fuß der Hohen Tatra (Vysoké Tatry). An diesen drei Standorten werden Sender der Baureihe „TESLA FM 1“ installiert.

Der Mittelwellensender Žilina-Hliny wurde schon in den Jahren 1952/1953 gebaut. Am 30.Dezember 1960 geht hier ein „TESLA FM 1“ auf 69,50 MHz für den slowakischen „národný okruh Bratislava“ (‚Nationalprogram Preßburg‘) in Betrieb, im Jahr 1964 kommt zweiter „TESLA FM 1“auf 67,28 MHz für das gesamtstaatliche Kultur- und Auswahlprogramm „Československo 2“ dazu. Beide UKW-Sender strahlen über vertikal polarisierte Antennenfelder an einem 28 Meter hohen Gittermasten. Ende der 1960er Jahre wird klar, dass der Standort Hliny aufgegeben werden muss, denn die Plattenbauten der Neubaugebiete von Žilina rücken der Anlage immer näher. Der Großraum Žilina wird ab Mitte der 1970er Jahre über Mittelwelle fortan vom neuen Standort Hôrky versorgt und über UKW vom neuen und wesentlich höher gelegenen Standort Krížava (Kreuzberg). 

Der Prager UKW-Sender auf dem Petřín mitten im Stadtgebiet wird am 1.Dezember 1961 von einer stärkeren Anlage („FM 4“) auf dem Cukrák abgelöst.

Der Cukrák liegt südlich von Prag bei Zbraslav (Königsaal) und ist auch bekannt unter seinem älteren Namen „Kopanina“. Eigentlich sollte nicht nur der UKW-Sender für Prag und Umland (Mittelböhmen), sondern auch der entsprechende Fernsehsender vom Petřín auf den Cukrák verlegt werden. Als aber am 26.November 1961 der neue Fernsehsender auf dem Cukrák (Typ „TV 30/6“, Kanal 1 der OIRT Norm) eingeschaltet wird, zeigt sich, dass sich die für die Planung des Projekts Zuständigen offenbar gründlich verrechnet haben. Denn in vielen Stadtteilen des von mehreren Höhenzügen durchzogenen Stadtgebietes von Prag ist der Empfang der neuen UKW- und Fernsehsender auf dem Cukrák – trotz seines fast 190 Meter hohen Antennenturms – stellenweise höchst mangelhaft! Also muss der alte Aussichtsturm auf dem Petřín weiterhin als Antennenträger für einen Fernsehsender herhalten – „přechodně“ (‚vorübergehend‘), wie verlautbart wird. Und so wird der alte Standort Praha-Petřín zum neuen Standort „Praha-město“ (‚Prag-Stadt‘). Und weil ja nichts länger währt als ein Provisorium, dauert dieser Zustand beinahe drei Jahrzehnte an! Im Jahre 1992 endlich (die Grundsteinlegung war 1985!) kann der 216 Meter hohe Prager UKW- und Fernsehturm in den Mahlerovy sady (Mahlerpar) im Stadtteil Žižkov (Veitsberg) eröffnet werden. Der Petřín sollte nun als Senderstandort endgültig ausgedient haben. Nur ändern sich Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse grundlegend. Und so konkurrieren im Raum Prag heute gut 40 öffentlich-rechtliche und private Radioprogramme um die Gunst des Publikums. Geeignete Standorte für UKW-Sender sind knapp, so muss der Aussichtsturm auf dem Petřín längst wieder für UKW-Sendeantennen herhalten.

Die UKW-Sender der ČSSR am 1.April 1963 (Veröffentlichung von „TESLA“).                                        Unter „DR“ ist der Drahtfunk („rozhlas po drátě/RPD“ oder „drátový rozhlas/DR“ bzw.                    slowakisch „rozhlas po drôte/RPD“ oder „drôtový rozhlas/DR“) zu verstehen. 

Der Drahtfunk überträgt in der Slowakei das slowakische Programm „Bratislava“ unterbrochen nur durch die Regionalsendungen des jeweiligen Bezirksstudios.

In der ČSSR sollten auf UKW zunächst nur die beiden gesamtstaatlichen – d.h. für den tschechischen   u n d   slowakischen Landesteil bestimmten – Radioprogramme „Československo 1“ (ČS 1) und „Československo 2“ (ČS 2) verbreitet werden. Da aber in der zum Großteil aus gebirgigen Regionen bestehenden Slowakei die Mittelwellenversorgung gebietsweise höchst mangelhaft ist, werden hier die UKW-Sender vorrangig für das slowakische Nationalprogramm „Bratislava“ in Betrieb genommen. So sind für „Bratislava“ (inkl. der Regionalsendungen der drei slowakischen Bezirksstudios) im Dezember 1962 schon fünf UKW-Sender in Betrieb, dafür gibt’s in der ganzen Slowakei nur zwei UKW-Sender für „Československo 2“ und nur einen einzigen für „Československo 1“. 

Der Standort Hošťálkovice (Hoschialkowitz) bei Ostrava (Ostrau):  Der neue Turm im Bau (Bauzeit: 1975-1980). Foto: Wolfgang Lill

Bauzeichnung kommt noch

Bauzeichnung des neuen UKW- und Fernsehsenderzentrums in Hošťálkovice bei Ostrava.

Mit dem Aufbau des UKW-Sendernetzes Anfang der 1960er Jahre war es nötig geworden, moderne leistungsfähige Richtfunkstrecken zur Programmzuführung zu installieren, denn die bisher benützten Modulationsleitungen sind für eine Hörfunkausstrahlung auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle ausgelegt, bei der ja nicht der gesamte hohe Tonfrequenzumfang übertragen werden kann. Im Osten der Slowakei (Košice) kann das Programm „Československo 2“ deswegen lange nicht empfangen werden. Erst als die Richtfunkstrecke den äußersten Osten der ČSSR erreicht, kann auch hier das im fernen Prager Funkhaus abgewickelte Kulturprogramm ausgestrahlt werden.

Am Standort Buková hora (Zinkenstein) bei Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) in Nordböhmen kommt es im Dezember 1965 bei Schweißarbeiten am über 180 Meter hohen Antennenturm aus Metall – aufgrund seiner eigentümlichen Form šachová dáma“ („Schachdame“) genannt – zu einem Feuer. Das heißt: Nur gut drei Jahre nach seiner Eröffnung muss die „šachová dáma“ gesprengt werden.

Die Sprengung der legendären „šachová dáma“ auf der Buková hora. Links der 50 Meter hohe Behelfsmast. Foto; Archiv Decin

Im September 1966 legen ihn der Sprengmeister mit 7,5 kg Sprengstoff um. Der Fernsehsender und die beiden UKW-Sender auf der Buková hora strahlen bis zur Fertigstellung des neuen Turmes über Antennenfelder an einem deutlich niedrigeren Behelfsturm. Ein neuer Turm wird erst ab 1972 gebaut.. Der Bau zieht sich über drei Jahre lang hin. Der neue Turm ist 1975 fertig, besteht aus Beton und über 220 Meter hoch. 

Foto; Wolfgang Lill

Eigentlich wird auch in der ČSSR der UKW-Hörfunk eingeführt, um den Hörern einen weitgehend störungsfreien Empfang in bestmöglicher Tonqualität zu ermöglichen. Doch die tschechischen und slowakischen Radiohörer verhalten sich beim Kauf von UKW-tauglichen Radioempfängern zunächst sehr zögerlich, nicht nur aufgrund der höheren Preise, die für die Geräte verlangt werden. Und viele Besitzer von UKW-Empfängern hören ihre gewohnten Programme und Sendungen weiterhin lieber auf Lang- oder Mittelwelle und entschuldigen dies mit der Erklärung, auf UKW klinge der Ton unnatürlich hell, schrill sowie besonders in den Höhen verzerrt. Und das hat seinen Grund: Als man noch ausschließlich auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle sendet, werden in den Studios des Tschechoslowakischen Rundfunks (ČR) bereits beim Aufzeichnen der Sendungen auf Magnetband die hohen Tonfrequenzen betont, um die Wiedergabe der Sendungen im Radio nicht zu dumpf klingen zu lassen. Als nun diese höhenverstärkten Aufnahmen auf UKW gesendet werden, wo ja das gesamte hörbare Tonfrequenzspektrum übertragen wird, klingen sie aus dem Radio-Lautsprecher unangenehm höhenlastig und schrill... Außerdem arbeiten manche UKW-taugliche Hörfunkempfängertypen von TESLA ohne die nötige Deemphase (Nachentzerrung), was ebenso eine unnatürlich höhenlastige und schrille Wiedergabe bewirkt.  

Um die Hörer zum Umschalten auf UKW oder gar zum Kauf eines UKW-tauglichen Empfängers zu bewegen, starten in den Programmen des Tschechoslowakischen Rundfunks (ČR) besondere Werbeaktionen. Zugleich laufen im nur auf UKW ausgestrahlten Programm „Československo 2“ bis dahin unbekannte und attraktive Sendereihen an, z.B. die Hitparade „Dvanáct na houpačce“ (‚Zwölf auf einer Schaukel‘), „Gramotingltangl“ oder „Pro Vaše magnetofóny“ (‚Für Ihre Tonbandgeräte‘). Gerade die für Freunde von UKW, Stereophonie und HiFi-Technik ins Leben gerufene Sendung „Halali – rozhlasový tydeník pro lovce zvuku“ („Halali - das wöchentliche Funkjournal für Tonjäger“) wird in den 1960er Jahren zum vielbeachteten Interessensforum, wo regelmäßig und systematisch harsche Kritik an den Fernmeldebehörden, den Handelsorganisationen, den betroffenen Ministerien und nicht zuletzt an TESLA laut wird, weil das Angebot an Unterhaltungselektronik in den Geschäften weder quantitativ noch qualitativ befriedigt.

Waren die in den 1950er Jahren gefertigten Hörfunkempfänger technisch und gestalterisch auf der Höhe der Zeit, so häufen sich bis Mitte der 1960er Jahre Beschwerden und Klagen, die Geräte entsprächen technisch längst nicht mehr den technischen Möglichkeiten und liefen gestalterisch am Zeitgeist und dem Geschmack der Kundschaft vorbei.

Auch die von den UKW-Sendern gelieferte Tonqualität gibt – besonders in den 1960er Jahren – Anlass zur Kritik. Die Tonqualität der UKW-Sender für Prag und den Bezirk Mittelböhmen („Střední Čechy“) auf dem Cukrák wird meist als befriedigend beurteilt – wohl weil der Cukrák mit dem Prager Funkhaus mittels Modulationsleitungen direkt verbunden ist. Heikler wird es mit der Tonqualität der UKW-Sender in der Provinz, die über Richtfunkstrecken mit den Funkhäusern in Prag und Bratislava bzw. den jeweiligen Studios in den Bezirkshauptstädten verbunden sind. Die Übertragungsqualität dieser Richtfunkstrecken lässt in den 1960er Jahren sehr oft zu wünschen übrig, dazu kommt es häufig zu Ausfällen. Auf Anregung der engagierten Redaktion von „Československo 2“ entsteht der Tschechoslowakische HiFi-Klub („Československý HiFi-klub“), der wie viele andere technische Interessens- und Hobby-Vereine unter dem Dach des Verbandes zur Zusammenarbeit mit der Armee („Svaz pro spolupráci s armádou/SVAZARM“ bzw. slowakisch „Zväz pre spolulprácu s armádou/ZVÄZARM“) arbeitete bzw. arbeiten muss.

Die Programmgestalter von „Československo 2“ und der Tschechoslowakische HiFi-Klub drängen Mitte der 1960er Jahre immer heftiger auf die Einführung von Stereo-Sendungen und können schließlich TESLA zur Entwicklung und Herstellung von stereophoner Hörfunktechnik bewegen. In der ČSSR sind es also vor allem die Programmgestalter im Tschechoslowakischen Rundfunk (ČR), die Industrie (TESLA) und Senderbetreiber (SRP, SRP) zur Einführung von Stereo-Sendungen bzw. zur Produktion von stereotauglichen Hörfunkempfängern zwingen. In der DDR z.B. sind die Verhältnisse gerade umgekehrt: Hier übt die Elektronikindustrie (RFT) erheblichen Druck auf das Staatliche Komitee für Rundfunk und die Deutsche Post als Senderbetreiber aus, endlich mit Stereosendungen zu beginnen.

Ins Jahr 1962 fallen die ersten Versuche mit Stereo-Sendungen im Hörfunk der ČSSR. Im westböhmischen Bezirksstudio Plzeň (Pilsen) hatte der Tschechoslowakische Rundfunk (ČR) die erste Studioregie auf stereo umgerüstet. Im Jahr 1963 laufen die ersten öffentlichen „Stereo“-Sendungen in Zusammenarbeit des Tschechoslowakischen Rundfunks (ČR) und des Tschechoslowakischen Fernsehens (ČST): Bei der populären TV-Unterhaltungsshow „Vysílá studio A“ (‚Es sendet Studio A‘) liefert den einen Stereo-Kanal der Hörfunk, den zweiten das Fernsehen. Um den Stereo-Effekt genießen zu können, müssen die Zuschauer in der sog. Stereobasis zwischen Radio und Fernseher sitzen. Das Echo auf diese „Stereo“-Sendungen ist bedeutend und zieht schwerwiegende Verhandlungen nach sich. Auf der einen Seite stehen die Forderungen des Tschechoslowakischen Rundfunks (ČR), der schon ein beachtliches Archiv von in Plzeň entstandenen Stereo-Aufnahmen besitzt und diese Aufnahmen auch in Stereo ausstrahlen will, auf der anderen Seite steht die ernüchternde Realität, dass weit und breit kein einziger stereotauglicher UKW-Sender verfügbar ist.

Alles, was der heimische Hersteller von Sendertechnik TESLA HLOUBĚTÍN anbieten kann, ist ein Nachrüsten der – damals schon veralteten und für ihre Frequenzstabilität nicht gerade berühmten – bestehenden Sendeanlagen der Baureihen „FM 4“ und „FM 10“. Die Verhandlungen endeten mit einem Kompromiss: Der Tschechoslowakische Rundfunk (ČR) zeigt sich bereit, Stereo-Versuchssendungen über umgerüstete bestehende Sender auszustrahlen und TESLA HLOUBĚTÍN verspricht, moderne UKW-Stereo-Sender (Mitte der 1960er Jahre als „FM 2 S“ und „FM 8 S“ vorgestellt) zu entwickeln. 

Für die Öffentlichkeit bestimmte Stereo-Versuchssendungen auf UKW können endlich am 10.April 1966 anlaufen. Zu genießen sind diese Stereo-Versuchssendungen – einschließlich des stets vorangestellten „Stereo-Tests“ zur Qualitätskontrolle – allerdings nur im Empfangsbereich des mittelböhmischen UKW-Senders Praha-Cukrák auf 68,96 MHz. Mitarbeiter von TESLA HLOUBĚTÍN haben dazu Anfang 1965 auf dem Cukrák einen „FM 4“ probeweise um einen eigenentwickelten Stereomodulator ergänzt. Es folgt eine Reihe von Testläufen, Kontrollen und Einmessungen am Sender selbst wie auf der Übertragungsstrecke zwischen dem Funkhaus und dem Cukrák. Diese nicht-öffentlichen Stereo-Versuche laufen meist außerhalb der Sendefolge von „Československo 2“ und beginnen am 12.April 1965. Anfang 1966 ist der Sender dann definitiv auf Stereobetrieb umgerüstet und die –  öffentlichen – Stereo-Versuchssendungen können am 10.April 1966 beginnen. Bis September 1966 laufen die öffentlichen Stereo-Versuchssendungen auf „Československo 2“ allerdings noch unregelmäßig. Der Umfang der öffentlichen Stereo-Versuchssendungen gestaltet sich sehr bescheiden: Ab September 1966 gibt’s 120 Minuten jede „gerade“ Woche (freitags von 16 bis 17 und sonntags von 7:50 bis 8:55 Uhr), ab 3.März 1967 gibt’s 120 Minuten allwöchentlich (freitags 16 bis 17 und sonntags 13 bis 14 Uhr), ab 1.Januar 1968 dann 165 Minuten pro Woche (an den Feiertagen gibt’s in der Regel zusätzliche Stereo-Sendungen). 

Einen Stereo-Dekoder zum Einbau in bestehende Hörfunkempfänger gibt es 1965/66 in den Geschäften allerdings nicht. Ebenso sucht man im Handel ein stereotaugliches Radio vergeblich – trotz der Ankündigung eines Mitarbeiters des Ministeriums für Binnenhandel (MVO) im Herbst 1965, kurz nach Weihnachten oder spätestens im ersten Quartal 1966 würden in den Geschäften stereotaugliche Hörfunkempfänger angeboten. Noch im Jahr 1966 soll TESLA BRATISLAVA eigentlich sogenannte „gramorádia“ vom neuen, für Hochfrequenzstereofonie allerdings nur vorbereiteten, Typ 1020 A-„Capriccio“ ausliefern (in der Version 1020 A-5-„Capriccio“ ist ein Stereo-Dekoder vom Typ „TSD 3A“ bereits eingebaut). Nicht eingeweihte Besitzer der Grundversion 1020 A-„Capriccio“ sollen ihren Empfänger gar verflucht haben, weil sich beim Empfang von Stereo-Sendungen nach Drücken der Taste „Stereo“ keinerlei Stereo-Effekt bemerkbar macht. Sie hatten schlichtweg übersehen, dass ihr Gerät lediglich für Stereo-Empfang „vorbereitet“ war...

Das Forschungsinstitut für Fernmeldetechnik (VÚST A.S. POPOVA) hat einen Stereo-Dekoder – den erwähnten Typ „TSD 3A“ - zwar schon 1964 entwickelt, es treten aber Schwierigkeiten mit der Serienproduktion auf. Interessenten müssen sich ihre Dekoder also entweder selber basteln oder im Ausland beschaffen. Für industriell hergestellte Dekoder ist ein Verkaufspreis von 600 Kčs im Gespräch, während ein selbstgebauter auf rund 280 Kčs gekommen wäre.

In der Fachpresse erscheinen Anleitungen zum Umbau bestehender Hörfunkempfänger auf stereo. Die Nachrüstung der seiner Zeit verkauften soliden Heimempfänger vom Typ 536 A-„TESLATON“ wäre einem Vorschlag der Zeitschrift „Hudba a zvuk“ (‚Musik und Ton‘) zufolge auf gerade mal 35,90 Kcs (!) gekommen. „Hudba a zvuk“ ist eine monatlich erscheinende und ambitionierte Zeitschrift, die der Tschechoslowakische Rundfunk (ČR) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften („Ústav pro hudebni vědu/ČSAV“) und dem Klub für Elektroakustik („Klub elektroakustiky“) des Verbandes zur Zusammenarbeit mit der Armee (SVAZARM) herausgibt. Sie beschäftigt sich u.a. mit den technischen und inhaltlichen Problemen des Rundfunks sowie mit Unterhaltungselektronik und erscheint erstmals im Jahre 1967. Im Zeichen der „normalizace/normalizácia“ nach Niederschlagung des „Prager Frühlings 1968“, als die neue Staats- und Parteiführung die Zügel allmählich wieder fester anzieht, muss „Huba a zvuk“ im Jahre 1971 eingestellt werden. Man war wohl etwas  z u  kritisch und engagiert gewesen!

Unter der Abkürzung „český nár.“ ist der „český národní okruh Praha“ zu verstehen, das tschechische Nationalprogramm „Praha“ (‚Prag‘).

Unter „slovenský nár.“ dem entsprechend der „slovenský narodný okruh Bratislava“, das slowakische Nationalprogramm „Bratislava“ (‚Preßburg‘).

Eine der wenigen Publikationen, in der die Strahlungsleistung (kW ERP) der UKW-Sender genannt wird.

 Kurzum: Die Stereo-Versuchssendungen laufen in der ČSSR an, doch nur eine handvoll findiger Hörer in und um Prag kann sich daran erfreuen. In der Fachpresse macht man sich über Pläne des Ministeriums für Binnenhandel („Ministerstvo vnitřního obchodu/MVO“) lustig, wonach in den Jahren 1967/1968 zu bereits komplett verkauften Transistor-Kofferempfängern der japanischen Firma HITACHI etwa 1 000 sog. Stereoadapter vom Typ „Multiplex“ importiert werden sollen. Solle das Stereozeitalter im tschechoslowakischen Hörfunk wirklich mit einem Kofferradio eingeläutet werden? – fragt man verständnislos. Aus den Versprechungen des Ministeriums für Binnenhandel vom Herbst 1965, man werde nach Weihnachten stereotaugliche Hörfunkempfänger importieren, wird jedenfalls nichts. Und das Projekt einer „Stereophonisierung“ der heimischen Radios vom Typ 1020 A-„Capriccio“ endet für den Herstellerbetrieb TESLA BRATISLAVA in einem finanziellen Fiasko. Die Lagerbestände des 1020 A-„Capriccio“ – ohne Stereo-Dekoder! – werden für 2 700 Kčs pro Gerät verkauft. Die Freunde des Stereo-Hörfunks müssen bis 1968/69 auf Stereo-Steuergeräte vom Typ 538 A-„Stereodirigent“ warten. 

                                             

„TESLA 538A – Stereodirigent“ – mit diesem Radio beginnt in der ČSSR das Stereo-Zeitalter.

Wenig bekannt sind die Stereo-Sendungen, die TESLA HLOUBĚTÍN in Zusammenarbeit mit TESLA BRATISLAVA im Jahre 1965 während der VII. Internationalen Messe in Brno über einen 40 Watt starken UKW-Sender veranstaltet. Auch während der vom 26.Mai bis 3.Juni 1968 laufenden internationalen „Hi-Fi Expo Praha 68“ ist ein schwacher UKW-Stereosender auf dem Ausstellungsgelände in Betrieb, der Musik von Tonbändern und Schallplatten ausstrahlte. 

Erstaunlich ist, dass die Tschechoslowakei für ihren UKW-Stereohörfunk nicht das in der UdSSR (und Bulgarien) gebräuchliche Polarmodulationsverfahren übernimmt, sondern das in der Welt übliche Pilotton-System. Die technischen Parameter des Pilotton-Systems mit seinem phasenstarren 19 kHz-Hilfsträger, dem sog. Pilotton, basieren auf Vorschlägen der ZENITH RADIO CO. in Chicago und werden am 20.April 1961 von der US-Fernmeldebehörde FCC als für die USA verbindlich erklärt. Das sowjetische Polarmodulationsverfahren bedient sich zum Übertragen des Stereosignals eines 31,25 kHz-Hilfsträgers. 

Zum Start der öffentlichen Stereo-Versuchssendungen im April 1966 hat TESLA BRATISLAVA      50 (!) „gramorádia“ vom Typ 1020 A-„Capriccio“ auf Stereoempfang umgerüstet (Sonderversion 1020 A-5-„Capriccio“) und an interessierte Betriebe und Institute verteilt. Aufgabe der dortigen Mitarbeiter ist es nun, mit Hilfe von Fragebogen die technische Qualität der Stereosendungen zu beurteilen. 

Anfang 1967 sind in der ČSSR folgende UKW-Sender in Betrieb:

siehe Teil2 des Beitrages ( aufgrund der Länge geteilt )

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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