verzerrtes Bild bei Grundig Fernseher

ID: 24780
verzerrtes Bild bei Grundig Fernseher 
01.May.04 23:41
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Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Auf dem Recyclinghof habe ich eine alte Grundig Fernsehtruhe "gerettet". Seit kurzen zeigt das Fernsehgerät folgenden Fehler:
Solange das Gerät mit schwachem Antennensignal oder niedrigem Kontrast betrieben wird arbeitet es einwandfrei. Sobald jedoch der Kontrastregler aufgedreht wird verzerrt das Bild von der Zeile bis schliesslich die Synchronisation aussetzt. Die Regelspannung ist in Ordnung. Ein Oszillogramm nach dem Amplitutensieb ergab, daß bei aufgedrehtem Kontrast Anteile vom Bildsignal dem Synchronsignal überlagert ist. Ein Tauschen der PCL 84 (Video) und der EF 80 (Amplitudensieb) brachten keinen Erfolg. Vermutlich stimmt der Arbeitspunkt der PCL 84 nicht mehr.
Wer hat einen Schaltplan für das Grundig M53 Chassis oder weiss einen Rat? Anlagen:

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02.May.04 11:48

Olaf Antpöhler (D)
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Olaf Antpöhler

Hallo,

 

leider habe ich den Schaltplan auch nicht zur Verfügung, aber vielleicht helfen ja auch schon zwei Ideen:

 

1.      Ich vermute den Fehler im Zusammenhang der Regelspannungserzeugung. Die getastete Regelspannungsstufe wird ja durch die PCL 84 abgebildet. Ich würde mal die Kathodenwiderstände auf richtige Widerstandwerte untersuchen. Schon ein Anstieg um einige hundert Ohm hat eine Verschiebung der Anodenspannung zur Folge. Bei diesen Geräten könnte es sein, dass noch die alten Kappenwiderstände verwendet wurden, diese neigen, wenn sich die Kappen langsam lösen, zu Widerstandserhöhung. Genauso könnte aber auch ein Kondensator einen Isolationsfehler aufweisen. Wenn nicht die richtigen Messgeräte vorhanden sind, würde ich die Kondensatoren in der Peripherie tauschen um dem Fehler näher zu kommen.

2.      Die Regelspannung ist vorhanden, okay. Die Frage stellt sich aber auch nach der Höhe. Sollte z.B durch einen Kondensator mit Feinschluss positive Spannung an das Gitter der Taströhre gelange, wird diese "übersteuern" und die Regelspannung anheben. Also Gitterspannungen messen.

 

Vielleicht hilft das ja schon ein wenig und wenn jemand noch ein Schaltbild auftreibt finden wir sicherlich auch den Fehler

 

Gruß

Olaf.

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danke für den Tipp 
05.May.04 18:24

Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

der Fehler lag tatsächlich in der Regelspannungserzeugung. Nach Tausch eines Wima Tropidur Kondensators (Kommentar überflüssig) arbeitet das Gerät wieder einwandfrei.
Es würde mich interessieren, ob es ausser mir noch mehr Sammler von alten Fernsehgeräten im Forum gibt. Leider werden die Geräte noch immer auf den Müll geworfen. Eigentlich schade, wenn mann sich vor Augen hält, welcher Aufwand damals betrieben werden musste um ein Fernsehbild empfangen zu können und der Preis eines solchen Apparats den Monatslohn eines Durchschnittsverdieners überstieg. Anlagen:

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15.May.04 09:20

Daniel Doll (D)
Beiträge: 165
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Daniel Doll

hallo,
ich repariere ab und an noch solche oldies.
ich selbst habe fernsehmässig einen burggraf color von 1969

gruss, daniel Anlagen:

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Fernseher sammeln 
08.Jun.04 16:55

Steffen Thies (A)
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Hallo zusammen,

auch ich bin beeindruckt von dem Preis, den man seinerzeit für diese Geräte zu zahlen bereit war. Außerdem ist die Technik genauso spannend wie bei Radios (leider meistens nicht das Programm). Allerdings sind Platzbedarf und erforderliches Wissen für die Reparatur doch eine wesentlich höhere Hürde für den Einstieg als bei Radios.

Insofern dürfte meine Fernseher-"Sammlung" typisch sein: Beide zufällig bei mir gestrandet - und beide laufen noch nicht ganz... daher zum Einstieg gleich zwei Fragen:

Gerät Nr. 1 ist ein Philips Leonardo L (1958) - schicke 5-Mark-förmige Bildröhre mit Schutzscheibe. Grundfunktion ist wiederhergestellt, doch ist die Empfindlichkeit mau (kein Grieß). Röhren gut. Ein Tip war, Durchführungs- und ähnliche Keramikkondensatoren zu prüfen, doch wie am besten? C-Messung bei den kleinen Werten???

Gerät Nr. 2: Telefunken Palcolor (1968), mit all den schönen dicken 500er Röhren. Er sprüht an der Kabeleinführung in die Kappe der HV-Gleichrichterröhre. Wie kann man das abstellen? Normales Silikon erwies sich nur kurzzeitig als wirksam.

Schaltpläne sind übrigens vorhanden.

Grüße

Steffen Thies

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Telefunken Palcolor, Hochspannungsprobleme 
14.Jun.04 23:02

Henning Oelkers (D)
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Henning Oelkers

Hallo, Steffen,

folgendes sollte geprüft werden, bzw würde ich gerne für weitere Tipps wissen:

Wo genau "sprüht" es? ggf. Foto !!

Sind irgendwelche " spitzen " Teile, Kanten, Drahtenden etc. beteiligt.

Hat das Gerät in feuchten Räumen gestanden? Wenn ja, trocken lagern, ggf den Bereich vorsichtig mit Fön trocknen.

Stimmt die Boosterspannung? !! Achtung !! Sicherheitsvorschriften beachten  !!

Ist an den Teilen schon mal sichtbar repariert worden? Haben sich auf Kunststoffteilen schon schwarze "Brandspuren" gebildet? Wenn ja, gebe ich gern Tipps, wie man das wegbekommt.

Erst wenn das alles geprüft ist, würde ich mit "Plasik Spray " von Kontakt Chemie mehrere Schichten auftragen.

Leider habe ich meinen Blaupunkt CTV2006Z ( 1968 ) vor 10 Jahren verkauft, heute bereue ich es.

Viel Erfolg

Henning Oelkers

 

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18.Jun.04 22:30

Alard Roose (NL)
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Alard Roose

Alexander,

Hast du einen bild von vorseite.

Ich habe einen servicemanual von 53S20-53S22-53M20.

Alard.

 

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Sprühen bei Telefunken Palcolor 718T 
21.Jun.04 09:17

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Vielen Dank, Henning!

Der Grund zeigte sich, als ich die Anregungen kontrollieren wollte: Die Anodenkappe der GY501 fiel vom Kabel. Scheinbar war der Draht gebrochen und evtl die Isolation auch aus der Kappe gezogen. Vom Drahtstumpf ist Durchgang zum anderen Wicklungsende des Zeilentrafos zu messen, also scheint das ab da ok zu sein.

Zu den weiteren Hinweisen:

Glücklicherweise gibt es noch keine Brandspuren, auch sind keine anderen Täter in der Nähe feststellbar, und keine Bastelspuren da. Die gibt es jedoch an einem "Transduktor" (isn des genau?), der mit einem Wicklungsteil des Zeilentrafos für die Linearität zuständig ist. Da ist ein Widerstand völlig verschwunden und der reingebratene Ersatz stimmt nicht. Vor erneuter Inbetriebnahme werde ich da mal genauer schauen, auch den Boosterkondensator will ich prüfen. Die Spannungen habe ich (noch) nicht gemessen, doch scheint das in Ordnung zu sein, da die Bildgröße stimmt und stabil ist, auch bei starken Helligkeitsänderungen.

Grüße

Steffen

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Eigenarten der sog. Einheitschassis 
22.Jun.04 12:17

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
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Hallo Herr Thies,

prima, daß der Fehler mit der GY-Kappe gefunden worden ist. Aus eigener Erfahrung heraus kann ich einiges zu den sog. Einheitschassis  sagen. Dieses wurde von mehreren Firmen, u.a. Telefunken, Siemens und Blaupunkt, zum Start des deutschen Farbfernsehens zunächst in Gemeinschaftsarbeit entwickelt, aber auf jeweils eigenen Fertigungsstraßen gebaut. Es galt aufgrund des rel. hohen Anteils an Halbleitern als sehr fortschrittlich. Das einheitliche Chassisbild wurde schnell durch Eigenentwicklungen, z.B. im HF-Teil, verwässert, aber wesentliche Teile, wie die Ablenkstufen waren weiterhin identisch. Zumindest bei Telefunken wurde dieses "708er" Chassis schon 1969 durch das "709er" ersetzt.
Die Chassis gelten als recht robust. Zeilentrafodefekte z.B. sind sehr selten. Gelegentlich gibt es Instabilitäten in der Matrix und in den Arbeitspunkten der RGB-Endstufen, weshalb einige Chassisvarianten dort eine Klemmschaltung bekamen. Heute sind die ganz kleinen Elkos (Wima, Ero?) z.B. im Bereich der Strahlstrombegrenzung ein Problem, denn sie trocknen nicht nur aus, sonder neigen zu Kurzschlüssen. Auch die von den jeweiligen Herstellern verwendeten Kanalwähler neigen zu Kontaktproblemen oder zu Instabilitäten der Abstimmung. Hier sollte man bei Telefunken z.B. die spezielle Z-Diode für die Abstimmspannung im Auge haben. Auch die verwendeten Germanium-Transistoren neigen zu thermischer Oszillator-Drift.
Ein Transduktor ist ein Bauelement, dessen Induktivität durch einen Vormagnetisiserungsstrom verändert werden kann. Auch "rückwärts" lassen sich die Transduktoren als veränderliche Last benutzen. Auf diese Weise wurden in jener Zeit häufig die notwendige Ost-West und die Nord-Süd-Kissenentzerrung auf einfache Weise gelöst. Allerdings bleiben bei diesem Chassis noch recht große Restfehler übrig, die deutlich in Erscheinung treten. Das ist einerseits konstruktiv begründet (eine vollständige Kompensation wäre wohl zu aufwendig gewesen). Andererseits wiesen die Transduktoren speziell bei diesen Chassis einen Konstruktionsfehler auf, der die Transduktorkerne schon nach kurzer Betriebszeit einreissen damit den Wirkungsgrad verschlechtern liess. Die Geräte mit diesem Einheitschassis verrieten sich deshalb schon aus großer Entfernung durch ihr auffälliges "Scharren".  Früher habe ich diese Transduktoren deshalb ersetzt, mangels der Originalteile meist durch Transduktoren aus den Philips K7-Chassis. Ihr beobachteter "Reparaturversuch" erfolgte mit Sicherheit aus dem gleichen Grunde. Andererseits bedeutet ein nicht ausgewechselter Transduktor aber auch keinerlei Gefahr.
Noch ein wichtiger Tip: Kontrollieren Sie das eingebaute, zur Verbesserung der Siebung lange Hochspannungskabel (unter dem Zeilenkäfig aufgerollt) unbedingt. Ich hatte mal den Fall, daß dieses "wie eine Lunte" abbrannte, auch nachdem ich das defekte Stück entfernt hatte. Offensichtlich wurden auch Materialien verwendet, die heute eine potentielle Brandgefahr bedeuten. Ich empfehle auch hier die Verwendung eines Kabels z.B. aus dem Philips K7.
Und noch ein Tip: In Fachkreisen waren die alten Telefunken-Bildröhren für ihre schlechte Lebensdauer bekannt. Deshalb, und weil die frühen Farbröhren auch anderer Hersteller mittlerweile selten werden, sollte man die Röhren nie zu hell drehen und ihnen die Gelegenheit geben, sich lange genug aufzuwärmen. Hat man dann noch alle anderen, an sich selbstverständlichen Dinge, wie z.B. Kontrolle der Betriebsspannungen, Boosterspannung und der Arbeitspunkte berücksichtigt, dann mag gerade solch ein Gerät mit dem Einheitschassis auch für den Alltagseinsatz keine schlechte Wahl sein.

Tschüß

Andreas Steinmetz

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Ahaaa! 
28.Jun.04 12:36

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Vielen Dank Herr Steinmetz!

Solche Hintergrundinformationen waren und sind für mich der Grund, einem Verein beizutreten (in meinem Fall der GFGF), es freut mich daher genauso, wenn ich auf diesem Wege Hinweise bekomme. Die gesammelten Anregungen kommen als Gedächtnisstütze zum Restaurierbericht, denn in absehbarer Zeit werde ich mich leider nicht so richtig um dieses Projekt kümmern können. An der Stelle ist unser Typenreferent wg. Serviceunterlagen und ebenfalls etlicher Tips nicht zu vergessen.

Bezüglich Lebensdauer der Bildröhre sei angemerkt, daß das Gerät bis ca. 1990 in Betrieb war, zuletzt eine ganze Zeit mit gritzegrünem Bild aufgrund eines defekten Widerstands in einer Chroma-Stufe. Nach Reparatur ist auch direkt nach dem Einschalten kein Farbstich zu sehen, daher sollte die Röhre nach meiner (beschränkten) Erfahrung noch ein paar Kilometer hergeben. Die PL519 scheinen schon Ersatz zu sein (Schaltplan PL509). Die PCL200 der Farbendstufen waren alle drei müde, sie waren evtl. original.

Übrigens waren die Füße entfernt, damit das Gerät in ein Regal paßte, d. h. Luftschlitze unten zu und oben vielleicht ein cm Luft. Muß gut warm gewesen sein...

Grüße

Steffen Thies

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Die Schönheit einer Sprühentladung 
02.Jul.04 08:18

Steffen Thies (A)
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Technisch unschön, aber durchaus was für's Auge: Die undichte Stelle in der Hochspannung. Das Bild - leider waren die Dias nur schwer zu scannen - zeigt den Zustand vor der Reparatur. Eine so starke Entladung verrät sich durch ein gut hörbares Rauschen, außerdem riecht's schon kurz nach dem Einschalten nach Kopierladen. Anlagen:

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