The thread rating is reflecting the best post rating. Have you rated this thread (best post)? | Zum Ende des AM Rundfunks im westlichen Europa |
Dietmar Rudolph † 6.1.22 ![]()
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D Articles: 2492 Schem.: 965 Pict.: 491 14.Feb.19 12:10 Count of Thanks: 8 |
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Für viele Sammler, speziell von Röhren-Radios, ist das eine traurige Tatsache. Aber anscheinend hoffen manche doch noch auf ein Wunder. So jetzt auch die Initiative zur Erhaltung (wenigstens) des Sendemasts des MW Senders Wilsdruff. Man hofft, den Abriß mit Hilfe einer Petition quasi in letzter Minute doch noch verhindern zu können. Zu diesem Zweck wurde im RM.org eine in der Sache politische Diskussion gestartet, obwohl politische Äußerungen im RM.org satzungsgemäß nicht zulässig sind. Die Gründe für das AM SendersterbenIn der Zeit vor der "Wende", also vor 1989 waren AM Sender auf LW, MW und KW praktisch die einzige Möglichkeit, die Hörer "jenseits" von Mauer und Stacheldraht zu erreichen. Das galt im Prinzip für beide Richtungen, also von West nach Ost, aber auch von Ost nach West. Mit der Wende hat sich die Situation schlagartig verändert. Zum Erhalt von Nachrichten und Informationen "aus der weiten Welt" war man nun nicht mehr auf (vor dem Mauerfall) stark gejammten und gestörten "Feindsender" angewiesen. Ja, es war damals sogar so, daß z.B. russische Störsender als Relaissender für die Deutsche Welle und den Deutschlandfunk vermietet wurden! So konnte man in Moskau und St. Petersburg sogar den DLF auf UKW empfangen! Das waren interessante Zeiten. Aber eins stand fest: Leistungstarke AM Sender waren jetzt nicht mehr notwendig. Und es gab sofort nach der Wende auch Planungen, mehr oder weniger sämtliche AM Sender damals still zu legen und dann auch zu verschrotten. Die AM Sender der Ost-PostNach der Wende wurde die Ost-Post in die West-Post (DBP) eingegliedert. Das betraf logischer weise auch den Teil, der heute als "Telekom" bezeichnet wird. Nun gab es zwischen der (alten) Bundesrepublik und der DDR betreffend der Sender einen wesentlichen Unterschied.
Die Telekom hat sich damals fast nur mit "Volksaktien" beschäftigt und war im Übrigen der Meinung, daß sie künftig keine Ingenieure mehr benötigen werde. Das führte dann schließlich auch zur Schließung ihrer Fachhochschulen. Datenübertragung auf UKW und MW & LWBereits im Sommer-Semester 1983 gab es Versuche zur RDS Datenübertragung über UKW Sender. (RDS ist heute ein bekannter Service von UKW Sendern.) Bei der Entwicklung des RDS Encoders bei R&S in München konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die sich anschließend in die Entwicklung eines AM-DS Encoders einbringen ließen. Hier folgten dann Feldversuche am Langwellensender Donebach (153 kHz) und am MW Sender RIAS 1 (990 kHz). Das Konzept: Digitale Übertagung auf AM: "DRM"Um die AM Senderstruktur in der ex. DDR zu retten, wurde ein Konzept (von der Vorläufereinrichtung der heutigen "Media Broadcast") entwickelt, wie über (vorhandene und ggf. neue) AM Sender künfig das Audio-Signal zusammen mit einem Informations-Kanal digital zu übertragen werden kann. Dieses Konzept wurde dann auch bei der ITU (Internationale Telekommunication Union) in Genf unter Beteiligung internationaler Vertreter von Rundfukanstalten weiter entwickelt und schließlich als "DRM" (Digital Radio Mondial) Standard verabschiedet. Leider hat die Verabschiedung des DRM-Standards zu lange Zeit in Anspruch genommen, denn inzwischen gab es praktisch keine europäischen Radio-Fabriken mehr, die entsprechende Empfänger hätten produzieren können. Vielleicht lag es auch mit daran, daß zu dieser Zeit viele glaubten, Radios mit Plastik-Gehäusen aus Fernost seinen den heimischen Geräten überlegen.
Und dabei hat es zu nächst doch so vielversprechend angefangen. Nach der Wende wurden alle AM Sender (zumindest in Deutschland) erneuert. Man ersetzte die alten Röhren-Sender (mit geringerem Wirkungsgrad) durch moderne DRM-fähige Halbleiter-Sender (mit Wirkungsgraden bis zu 95%). Das betraf sämtliche AM Sender der ARD und die AM Sender von DeutschlandRadio und RIAS Berlin. Aber auch Kurzwellen-Sender wurden DRM-tauglich gemacht, wie z.B. die damals (von Telekom) neu beschafften Sender der KW Station Nauen mit den großen Richtantennen.
So kam es, wie es kommen mußte: es wurde die "Reißleine" gezogen. Alle AM Sender in Deutschland wurden still gelegt.
Audio-Codierverfahren und DAB+/DAB++Die für DRM bei der FHG (Fraunhofer Gesellschaft) entwickelten Audio-Codierverfahren mit der Randbedingung einer möglichst kleinen Datenrate, damit die DRM Digital-Übertragung in die (in Region 2: Europa) übliche Kanalbandbreite der AM-Kanäle von 9 kHz paßt, hat zwischenzeitlich eine breite Anwendung im Internet, bei Smartphones und (nicht zuletzt) bei DAB+ (Digital Audio Broadcast). AM Sendersterben nur im "Westen"Es ist auffällig, daß die (rigorose) Abschaltung der AM Sender nur in den (westlichen) Ländern erfolgte, die eine hervorragende Rundfunkversorgung auf UKW FM hatten. Hier waren die Hörer praktisch schon seit längerem vom (klanglich dumpfen) AM Empfang entwöhnt. Viele der Hörer wußten da noch nicht einmal so richtig, wie man ein anderes Rundfunkband einstellt. Zumal in den AM Bereichen mit allen möglichen Störgeräuschen zu rechnen ist, die von UKW her völlig unbekannt sind. Kein Wunder, daß es nicht auffiel, als dann die AM Sender einer nach dem anderen schließlich abgeschaltet wurden. Speziell in den (ehemaligen) Ostblock-Staaten waren die Verhältnisse völlig anders. Der damalige OIRT Standard für UKW einschließlich des OIRT Frequenzbereichs wurden nach der Wende zu Gunsten des (westlichen) CCIR Standards und Frequenzbereichs verlassen. Das hatte zur Folge, daß alle diejenigen, die sich nicht sofort dann ein neues Radio (meist aus Fernost) leisten konnten oder wollten, auf den "bewährten" AM Empfang auf MW angewiesen waren. Daher findet man noch heute z.B. in Tschechien, Ungarn usw. ein aktives MW Sendernetz. "Radiosammler" können da nur mit Wehmut darauf blicken, wenn sie ihren AM Empfängern Töne entlocken wollen. Förderverein zur Erhaltung des Masts
Wenn z.B. 1000 Personen zusammenkämen, von denen jeder monatlich 100€ zu spenden bereit wäre, könnte ein solcher Mast wohl erhalten bleiben! Also, nicht nur fordern, sondern auch selbst etwas dafür tun! Aber bitte auch daran denken, daß ein solcher Mast ausreichend gesichert werden muß, z.B. gegen die Besteigung von Übermütigen oder Angebern, wie das ja bei den Masten in Donebach oder in Cremlingen geschehen ist. Nicht auszudenken, was dann passieren würde, falls so ein Mast-Kletterer abstürzte! Wer haftet dann dafür? Eine Petition zum Erhalt eines "toten" Masts ist kontraproduktiv!Einfach nur eine Erhaltung eines solchen Masts zu fordern, ohne selbt etwas dafür tun zu wollen, ist kontraproduktiv, weil man sich dadurch unglaubwürdig macht.
MfG DR This article was edited 12.Mar.19 17:37 by Dietmar Rudolph † 6.1.22 . |