Beschreibung |
Der Bericht "Lokparade auf der Rotonde in Landquart" von Mai 2014 gibt einen Eindruck von dem, was in dieser und anderen Remiesen der RhB an historischen Fahrzeugen vorhanden ist.
Der Dampflokomotive G 4/5 Nr. 107 fiel die Ehre zu, die Parade zu eröffnen. Diese Heissdampflok aus dem Jahre 1906 zählte mit ihren 800 PS weltweit zu den stärksten Schmalspur-Lokomotiven. Im Höhepunkt des Dampfzeitalters standen bei der RhB bis zu 57 Dampflokomotiven im Einsatz! Wohl niemand hätte damals gedacht, dass nach 25 Jahren erfolgreichem Dampfbetrieb diese Traktionsart plötzlich in Frage gestellt wird. Der herrschende Kohlenmangel während des 1. Weltkrieges sowie der erfolgreiche Probebetrieb der 1913 eröffneten elektrischen Versuchsstrecke Bever – Scuol gaben den Ausschlag, alle übrigen RhB-Strecken nach und nach zu elektrifizieren. Die Umstellung auf den elektrischen Fahrbetrieb wurde am 21. Mai 1922 abgeschlossen.
Die erste Elektrolokomotive der erste Generation: die Lok Ge 2/4 Nr. 222 (300 PS) hat inzwischen bereits 101 Jahre auf den Achsen. Dieser Loktyp wurde für die Engadiner Linie angeschafft. Zwar präsentiert sie sich nicht mehr im Originalzustand. 1946 wurde ihr ein stärkerer Motor eingebaut, der ursprünglich grüne Aussenanstrich wurde durch braun ersetzt und mit dem Umbau änderte auch die Nummerierung (ursprünglich Nr. 204).
Die nächste Lok, die Ge 4/6 Nr. 353, auch bekannt als „Oerlikoneri“, feiert dieses Jahr ebenfalls ein Jubiläum: 100 Jahre im Dienste der RhB! Dieser Loktyp stammt ebenfalls aus der ersten elektrischen Zeitepoche.
Mit der Ge 6/6 Nr. 414, wohl besser bekannt als „Krokodillok der Alpen“, präsentierte sich die berühmteste RhB-Lok. Die C’C’ stand manche Jahre im Dienste der RhB. Von den einst 15 gelieferten Lokomotiven konnten noch zwei Maschinen (Nr. 414, 415) der Nachwelt erhalten bleiben und werden vor allem bei Sonderfahrten den Zügen vorgespannt.
Nicht so erfolgreich war der Einsatz des Leichttriebwagens Be 4/4 Nr. 501 aus dem Jahre 1939. Zusammen mit den ebenfalls leichten Stahlbauwagen erreichte der erste rote RhB-Zug zwar bereits Geschwindigkeiten bis 65 km/h und kam so zu seinem Übernamen „Fliegender Rhätier“. Diese relativ kurzen „Panoramazüge“ konnten den Ansturm der Reisenden jedoch bei weitem nicht bewältigen.
Nach dem zweiten Weltkrieg, d.h. 1947 wurde die erste Lokomotive ohne Stangenantrieb geliefert; die Ge 4/4 I. Mit dieser „modernen“ Lok wurde ein Quantensprung erreicht; sie hat eine Stundenleistung von 1600 PS. Eindrücklich auch die schon damals erbrachten Kilometerleistungen: im Schnitt alle 10 Jahre eine Million Kilometer.
Bis zur Lieferung der nächst stärkeren Lok musste man sich rund 10 Jahre gedulden. Dafür durfte die RhB ein gewaltiges „Kraftpaket“ in Betrieb nehmen. Die Ge 6/6 II, Vertreterin der „700er Loks“, leistete 50% mehr als die Vorgängerin bzw. 2400 PS. Diese Lokomotive wurde vor allem für die Führung der schweren Zementzüge (280 t Anhängelast) angeschafft.
Die Gem 4/4 Nr. 801/2 wurde als Universallokomotive mit zwei Dieselmotoren mit Gleichstrom-Generator beschafft und kann somit fahrleitungsunabhängig auf dem gesamten Streckennetz eingesetzt werden. Das Haupteinsatzgebiet lag auf der Bernina-Strecke zwischen Pontresina – Tirano.
Die Ge 4/4 II stammte aus der grössten Lieferserie, die die RhB bisher erstanden hat. 23 Maschinen dieses Typs, intern auch unter „BoBo II“ bekannt, wurden 1973 und 1984/85 durch die Firmen Brown Boveri Baden und Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur geliefert.
Last but not least: Mit der Präsentation der Ge 4/4 III Nr. 646 wurde der Reigen der elektrischen Lokomotiven abgeschlossen. Die Ge 4/4 III ist die stärkste E-Lok der RhB und bringt es auf eine Stundenleistung von 3'260 PS bzw. 2'400 kW. |