• Jahr
  • 1930/1931
  • Kategorie
  • Rundfunkempfänger (Radio - oder Tuner nach WW2)
  • Radiomuseum.org ID
  • 13175

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 Technische Daten

  • Anzahl Röhren
  • 5
  • Hauptprinzip
  • Geradeaus ohne Rückkopplung
  • Anzahl Kreise
  • 3 Kreis(e) AM
  • Wellenbereiche
  • Langwelle, Mittelwelle (LW+MW).
  • Betriebsart / Volt
  • Wechselstromspeisung / 90-253 Volt
  • Lautsprecher
  • Dynamischer LS, keine Erregerspule (permanentdynamisch)
  • Material
  • Spezielles Material - in den Bemerkungen beschrieben.
  • von Radiomuseum.org
  • Modell: 2601 Ch= 2591 - Philips; Eindhoven tubes
  • Form
  • Standgerät auf niedrigen Beinen (Beine < 50 % der Gesamthöhe).
  • Abmessungen (BHT)
  • 530 x 810 x 280 mm / 20.9 x 31.9 x 11 inch
  • Bemerkung
  • Radiochassis type 2591. Dial lamp 8040 (6 V / 0.5 A)

    Different mains transformers were used, depending on serial number and variant:

    • Type I: 111; 118; 127; 225; 240 volts
    • Type II: 196; 210; 225; 240; 253 volts
    • Type III: 103; 135; 143; 155; 225 volts.
    • lower serial models have a mains transformer for only one primary voltage, available types were 90, 103, 110, 118, 127, 135, 143, 155, 196, 210, 222, 240 or 253 volts

    Cabinet in Arbolite.

  • Nettogewicht
  • 40 kg / 88 lb 1.7 oz (88.106 lb)
  • Originalpreis
  • 425.00 HFL
  • Datenherkunft extern
  • E. Erb 3-907007-36-0
  • Literatur/Schema (1)
  • Il museo della radio; Primo Boselli; 1992
  • Literatur/Schema (2)
  • -- Original-techn. papers.
  • Literatur/Schema (3)
  • -- Original prospect or advert

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Forumsbeiträge zum Modell: Philips; Eindhoven: 2601 Ch= 2591

Threads: 1 | Posts: 2

Ein rüstiger 85jähriger.

Restauration Philips 2601 Truhe.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Gerät Baujahr 1931 funktioniert ohne irgendeine Reparatur, also: „Ein wirklich rüstiger 85 jähriger“. Eigentlich könnte der Restaurationsbericht hier enden, aber ich will doch über einige Erfahrungen berichten.

Die Truhe steht schon seit 1982 (!) in meiner Sammlung. Ich hatte sie damals nach einer langen Fahrt mit einem Freund mit anderen Geräten in Südfrankreich von einem französischen Sammler erworben. Die Fahrt mit einem Ford Transit, der am Berg ab und zu einen Zylinder „abschaltete“ und schon etliche Jahre auf dem Buckel hatte werde ich nicht vergessen.

Auch die Schätze des französischen Kollegen aus den 20er Jahren (Ducretet Piano etc.), die es dort auf seinem abgelegenen ehemaligen Bauernhaus zu sehen gab, waren beeindruckend. Leider waren sie nicht erwerbbar, aber etliche Geräte Ende der 20er, bereits Netzgeräte, so auch die Truhe Philips 2601. Die Diskussionen mit dem Zoll damals (ja das war noch vor vereintem Europa) auf der Rückfahrt um Mitternacht waren abenteuerlich, aber so etwas vergisst man nicht. Bei e-bay von Zuhause aus einzukaufen ist dagegen langweilig. Mein Freund ist leider schon über 10 Jahre verstorben, aber nun zurück zur Gerätebeschreibung.

Bei dem Gerät war leider das Philips-Emblem vor dem Lautsprechergitter beschädigt, eine „Welle“ war abgebrochen, wie man es häufig sehen kann und ich suchte seitdem nach Ersatz, beziehungsweise plante immer wieder die fehlenden Teile nachzugießen.

Letztlich hat e-bay aktuell dann doch geholfen. Ich sah zufällig eine Lautsprecherwand Philips 2155 mit Emblem und konnte sie ersteigern, wenn auch nicht ganz billig, aber auf den Fotos sah das Emblem intakt aus und der Lautsprecher fehlte sowieso und das Holz war wurmstichig, sodass ich kein schlechtes Gewissen hatte das Emblem auszutauschen.

Ich erhielt die Lautsprecherwand wohlverpackt, aber musste entdecken, dass das Emblem original braun lackiert war ! Das war auf den e-bay Fotos nicht zu erkennen gewesen. Die Farbe ließ sich mit Azeton entfernen, aber das Emblem schien mir nicht von so guter Qualität wie mein Original und trotz intensivem Polieren glänzte es nicht so intensiv schwarz wie mein Original. Es war aber bis auf eine kleine Spitze an einem der Sterne intakt. Also tausche ich das Emblem aus und konnte den 2155 wenigstens zu einem Bruchteil meines Kaufpreises wieder verkaufen.

Offensichtlich gibt es mehrere Versionen dieses Emblems. Da mein Gerät eine braune Grundfarbe hat (siehe Fotos) passte das braune Emblem optisch nicht. Also Farbe abstrippen und bei der Gelegenheit die fehlende Sitze nachgießen. Mit Knetgummi wurde um die intakte Spitze auf der anderen Seite eine Wanne gebildet, in die ich Silikonharz goss. Diese Silikonform brachte ich dann af der anderen Seite an und goss schwarzes Epoxidharz hinein. Das Epoxidharz klebt fest am Sternenstumpf und ist vom Originalkunststoff nicht zu unterscheiden. Dies ist eine gute Methode um bei symmetrischen Bauteilen und Gehäusen Schäden zu ergänzen.

Bei der Gelegenheit der Montage des neuen Emblems nahm ich mir vor das Gerät zu zerlegen und gründlich zu reinigen und zu überprüfen. Es hatte 1982 funktioniert, aber da es nun 39 % seiner Existenz in meiner Sammlung verbracht hatte, war eine Überprüfung angesagt. Der Zahn der Zeit macht keine Pause. Ich konnte aber feststellen, dass mein Sammlungsraum gute Bedingungen hat, das Gerät hatte keinen zusätzlichen Rost angesetzt und kleine Beschädigungen im Lack innen hatten nicht weitergerostet.

Zuerst Informationen besorgen. Ich hatte aus jenen Zeiten eine holländische Beschreibung des 2511 in meinen Unterlagen. Das im 2601 verwendete Chassis ist gegenüber dem 2511 leicht modifiziert. So sind z.B. die Bedienelemente alle nach vorne verlegt und es kommt noch ein Klangfarbenschalter „hell-dunkel“ hinzu. Dieser schaltet einen auf dem Gehäuseboden montierten „Lautsprecherfilter“ nach dem Ausgangsübertrager hinzu. Darin sind vermutlich Kondensatoren und nach meinen Messungen eventuell auch eine Induktivität untergebracht.  Leider ist er im Schaltplan nicht eingezeichnet, sondern nur im Verdrahtungsplan und in der Stückliste. Man sollte sich vom Aussehen nicht täuschen lassen. Er sieht aus wie ein Blockkondensator, aber auch im Gerät sind Übertrager und Spulen auf diese Art gekapselt und vergossen (siehe unten) Philips „liebte“ diese Vergusstechnik, vielleicht aufgrund der Nähe zum Meer um Korrosion zu vermeiden.

Das Chassis trägt zusätzlich zwei Winkel mit vier Gewindelöchern. Hier war offensichtlich an den rostigen Spuren erkennbar etwas montiert. Die Rückwandtüren haben Durchbrüche, sodass diese Gewinde von außen erreichbar sind. Möglicherweise Montagesicherungen ? Außerdem wird das Gerät beim Öffnen durch vier Schaltbuchsen vom Netz abgeschaltet. Bei der Reparatur muss man diese Buchsen durch Einstecken einzelner Bananenstecker überbrücken.

 

 

 

 

 

 

Das Gerät trägt zwei Typenschilder. Das Untere weißt den Typen „2601“ aus und trägt eine Nummer. Das Schild am Chassis weißt keine Typenbezeichnung  auf und trägt ebenfalls eine Nummer, die aber unterschiedlich zum unteren Schild ist. Auf dem Chassis war das Produktionsdatum 10. März 1931 gestempelt.

Sagen die Buchstaben etwas über den Produktionsstandort aus?

Zurück zu den gesuchten Informationen. Für den 2601 gibt es leider nur dürftige Informationen im RM.org, zum Schaltplan fehlt die Legende. Für den 2511 gibt es eine ausführliche deutsche Serviceanleitung, bei der leider Seite 5 fehlt. Bei den Schaltplänen stellte sich heraus, dass es einmal bedingt durch Veränderungen während der Bauzeit Abweichungen gibt. Es gibt Schaltpläne 2511a und 2511b. Beim Vergleich mit meinem Gerät später fand ich weitere Abweichungen in den Widerstandswerten, die weder zu a noch zu b passen, kann aber nicht sagen, ob das alters- oder konstruktionsbedingt ist. Die Schaltpläne enthalten keine Wertangaben und man muss aufpassen, welche Legende passend ist. Allerdings sind es Drahtwiderstände, die normalerweise nicht altern. Beim 2511 hat ein Kollege ein Bild des Gerätes mit Lokalisierung der Bauteile hochgeladen (vielen Dank dafür), das passt aber nur für eine bestimmte Chassistype.

Fangen wir mit der Demontage des Lautsprechers an. Er ist theoretisch mit vier Schrauben am Gehäuseboden befestigt. Die Vierte war aber nicht vorhanden und das Schraubloch passt auch beim besten Willen nicht, er ist aber eindeutig original. Aufgrund der Länge des Magneten ist er schräg montiert. Zum Anschluss an die Front ist daher ein Übergangstück aus Pappe notwendig, es trägt auch den Lautsprecherstoff. Das Übergangstück ist mit zwei Klammen dicht am Lautsprecher befestigt, auf der anderen Seite über Muttern und Gewinde am Emblem. Dazwischenliegende kleine Winkel halten klemmen Emblem und Pappzwischenstück an der Vorderwand fest. Aufgrund der schrägen Montage musste in die Rückwandtüren extra ein Erweiterungskästchen eingesetzt werden.

Der Lautsprecher wird mit einer C443 angetrieben (entspricht in etwa einer RES364 / RES 374) und sein Magnet mit der Schwingspule ist im Verhältnis zu späteren Konstruktionen überlang. Er hat eine erstaunlich gute Qualität. Das Bild zeigt die Schwingspule im Detail.

Das Chassis scheint von jemandem konstruiert worden zu sein, der den Auftrag bekam: „Spare keine Kosten, Metall und Schrauben. Sieh zu, dass nie wieder ein Servicetechniker an das Innere kommt“. Das Gerät ist durchaus auf dem Niveau kommerzieller Geräte, Hf-Teil und Netzteil sind aufwändig gekapselt. Leider wird das Gerät dadurch äußerst serviceunfreundlich und schwer (mit Gehäuse 40 kg). Zum Ausbau des Chassis musste ich tatsächlich die rechte Rückwandtür mit Scharnier abmontieren, sonst hätte das Gerät nicht hindurchgepasst. Nach Lösen der vier Halteschrauben lässt sich das Chassis inklusive Vorderfront und Knöpfe herausziehen. Nach Abmontieren der Knöpfe und drei Schrauben vorne und einer Schraube hinten kann man die Frontblende abnehmen und Klangfarbenschalter und Lautstärkeregler erreichen. Auf dem Bild wurde bereits die Abdeckung des Netzteiles abgenommen. Das Chassis komplett sieht man auf dem nächsten Bild

Die Blechgehäuse auf dem Netzteil sind wie schon erwähnt keine Blockkondensatoren, sondern der Nf- und Endübertrager.

Wie bekommt man nun von einem solch aufwändig gekapselten Gerät einen Eindruck über den Zustand der Blockkondensatoren ohne es zu zerlegen? Zuerst einmal konnte ich sehen, dass die Blockkondensatoren im Hf-Teil nicht gequollen waren. Zum zweiten legte ich mit einem geregelten Netzteil ohne Röhren die Anodenspannung an die Fassung der Gleichrichterröhre 504 an. Das Gerät verbrauchte bei 300 V 15 mA konstant. Das sieht auf den Blick ganz gut aus. Vor allem reduzierte sich der Strom nach Aufladen der Kondensatoren und änderte sich nicht mehr, wie es bei Blockkondensatoren mit feuchter Isolation häufig der Fall ist.

Ein Blick in den Schaltplan und eine überschlägige Rechnung des Stromverbrauches der Spannungsteiler zeigt, dass diese rund 12 mA Strom ergeben müsste. 3 mA Differenz sind meines Erachtens vernachlässigbar. Auf den ersten Blick kann das Gerät also in Betrieb genommen werden, ohne Schäden erwarten zu müssen. Also Röhren einstecken und über einen Stelltrafo die Netzspannung langsam hochfahren. Wie oft bei den Philipsgeräten in meiner Sammlung spielte das Gerät auf Anhieb. Es ist äußerst empfindlich als Dreikreiser mit zwei Penthoden. Die Lautstärkeregelung ist gewöhnungsbedürftig, da sie über die Gitterspannung der ersten Röhre geschieht und diese ist mit zwei Kondensatoren zu 0,5 µF (C18 / C 19) abgeblockt, was zu einer verzögerten Reaktion führt. Die Leistung des Gerätes gab mir keinen Anlass weitere Überprüfungen durchzuführen. In den Serviceunterlagen sind die Sollspannungen an den Röhren angegeben, aber die Fassungen sind schwer erreichbar. Ich begnügte mich mit der Messung der Gesamtanodenspannung am Übergang zwischen Netzteil und Hf- Teil,  welche mit 300 V in Ordnung war.

Das letzte Bild zeigt das Gerät ohne Abschirmung. Die Röhren sind frühe E442 Typen und entsprechen in etwa der RENS 1204. Allerdings sind sie von der Bauhöhe und auch vom Sockeldurchmesser kleiner, sodass keine deutschen Röhren in das Gerät passen (zumindest in die holländische Ausführung). Käufern des Gerätes kann ich daher nur empfehlen auf die Röhrenbestückung zu achten.  

Meiner Ansicht nach alles in allem ein interessantes Gerät von der Technik und vom Design her.

Rüdiger Walz, 14.Dec.15

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