• Year
  • 1929/1930
  • Category
  • Television Receiver (TV) or Monitor
  • Radiomuseum.org ID
  • 4534

 Technical Specifications

  • Power type and voltage
  • Alternating Current supply (AC)
  • Loudspeaker
  • Magnetic loudspeaker (reed) generic.
  • Material
  • Wooden case
  • from Radiomuseum.org
  • Model: Projektions-TV Karolus - Telefunken Deutschland TFK,
  • Shape
  • Console with any shape - in general
  • Notes
  • Karolus Versuchsfernseher, Bilderzeugung mit Bogenlampe, Kerr-Optik und Spiegelrad, 30x30cm, 30 Zeilen/12,5 Bildwechsel/s, Antrieb mit Synchronmotor.

    Auch "Bildmodulator" genannt.

  • Source of data
  • Radiokatalog Band 1, Ernst Erb
  • Mentioned in
  • Fernsehen wie es Begann S69
  • Literature/Schematics (1)
  • Lehmann: Die Rundfunktechnik (1930?)
  • Literature/Schematics (2)
  • Die Rundfunk und Tonfilmtechnik, Lehmann 1932
  • Picture reference
  • Eine Abbildung findet sich im Doppelband "Radios von gestern"

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Forum contributions about this model: Telefunken: Projektions-TV Karolus

Threads: 1 | Posts: 1

Entscheidende Fortschritte im wirklichen Fernsehen.

Von Erich Schwandt, Berlin-Niederschöneweide.

Die Fernsehtechnik hat in der letzten Zeit so bedeutende Fortschritte gemacht, daß es notwendig geworden ist, daß sich nun Funkfreunde und Radiohändler eingehender über die Technik des Fernsehens informieren. Es ist sehr wohl möglich, daß bereits im nächsten Jahr ein regelmäßiger Fernsehdienst eingerichtet wird, genau wie wir heute den akustischen Rundfunk haben. Darauf muß sich jeder, der am Funkwesen interessiert oder gar beteiligt ist, durch eine eingehende Unterrichtung vorbereiten. Das Tempo der vorwärtsstürmenden Technik steigert sich größenordnungsmäßig; die Entwicklung wird jetzt in wenigen Monaten soweit vorwärts getrieben, wie Anfang des Jahrhunderts in zehn Jahren. Es wird täglich schwerer, technische Zukunftsromane zu schreiben, denn kein Schriftsteller weiß, ob er die Zukunft für das Jahr 2000 oder lieber bloß für 1932 prophezeien soll. Denn es ist leicht möglich, daß das, was für das Jahr 2000 vorausgesagt wird, schon 1930 eintritt.
Gerade so ist es heute mit dem Fernsehen. Während der letzten Berliner Flinkausstellung konnte man nur stark durchleuchtete Diapositive übertragen, und die Wiedergabe, die man von stehenden Bildern, teilweise nur von ganz einfachen Figuren: Kreuzen und großen, deutlichen Buchstaben, erzielte, war nicht einmal besonders gut. Man hatte Mühe, überhaupt etwas zu erkennen. In wenigen Monaten ist es Prof. Karolus nun gelungen, nicht nur die Uebertragung von Diapositiven und Kinofilm ganz gewaltig zu verbessern, sondern auch das w i r k l i c h e Fernsehen möglich zu machen. Ende April fand im Telefunkenhaus in Berlin eine Fernseh-Vorführung vor Vertretern der Behörden und der Presse statt; zu den Besuchern der Veranstaltung gehörte auch Rundfunk-Kommissar Dr. Bredow, der sich ganz besonders für die technischen Daten und für die Einführung des Fernsehens in den Rundfunkdienst interessierte. Die Güte der Uebertragungen, die man hier zu sehen bekam, hatte eigentlich niemand erwartet. Genau wie bei einer mittelmäßigen Filmvorführung sah man die Köpfe der Personen, die sich fernsehen ließen.  Es waren alle Einzelheiten:  Lippen, Augenbrauen, Falten der Haut, das Mienenspiel und der Blick der Augen deutlich zu erkennen. Als erste Fernseh-Künstlerin trat eine Dame der Firma Telefunken auf; sie lachte uns zu, erzählte uns (ihre Stimme wurde durch den Lautsprecher übertragen), wie der Name Karolus richtig geschrieben wird, bekräftigte ihre Worte, indem sie ein großes Kartonblatt mit einem K hochhielt, sie zeigte uns Spielkarten, die man teilweise erkennen konnte, kämmte sich und puderte sich. Man konnte ihr die Worte vom Munde ablesen, und Klang und Bild paßten ausgezeichnet zusammen. Das Bild des Wiedergabeapparates war 30 X 30 cm groß, sehr hell, sodaß nicht einmal die vollständige Verdunkelung des Raumes notwendig war, um das Bild klar zu 1.1 kennen, und sehr deutlich.  Ausgezeichnet war die Uebertragung der Halbtöne, so daß man alle Schatten und Lichter in den Gesichtern erkennen konnte.
Professor Karolus hielt den einleitenden Vortrag, in dem er sagte, daß in Sender und Empfänger als Bildzerleger ein Spiegelrad verwendet wird, das gegenüber der im Ausland gebräuchlichen Nipkow'schen Scheibe den Vorzug hat, zur Erzielung einer größeren Bildhelligkeit beizutragen. Das Objekt wird von einem feinen wandernden Lichtstrahl abgetastet, den eine Bogenlampe erzeugt und der durch das Spiegelrad nacheinander auf 2500 verschiedene Punkte des Objektes geworfen wird. Es findet also eine Zerlegung des Fernsehbildes in 2500 Bildelemente statt gegenüber 900 bei Mihaly und 10000 bei den Vorführungen auf der Funkausstellung. Die zu übertragende Person wird also nicht ständig stark beleuchtet, was sehr unangenehm wäre, sondern das Licht wird nacheinander auf alle 2500 Punkte geworfen, und auf jedem Punkt ruht es etwa 12 mal in der Sekunde, denn genau so oft muß das ganze Bild in einer Sekunde übertragen werden. Die Auflösung in 2500 Bildpunkte ist ausreichend, um in einem "Gesicht alle Einzelheiten erkennen zu lassen, und auch in kleineren Gruppen kann man Details wiedergeben, aber wenn das Fernsehen praktisch eingeführt werden soll, wird man doch 10 000 oder besser 20 000 Bildpunkte als Mindestforderung aufstellen müssen.
Von den Bildpunkten wird das Licht nun reflektiert, und zwar umso mehr, je heller der betreffende Bildpunkt ist. Das reflektierte Licht fällt in eine Photozelle, die die Lichtwerte in elektrische Werte umsetzt Sie werden durch den Fernsehsender ausgesandt und vom Fernsehempfänger aufgenommen und verstärkt Die Umwandlung der Stromwerte in Lichtwerte findet darauf durch eine Kerrzelle
 

statt, die gegenüber der sonst gebräuchlichen Glimmlampe den Vorzug einer größeren Helligkeit hat, so daß man weit hellere und klarere Bilder erzielt. Die Bildzusammensetzung wird wieder durch ein Spiegelrad bewirkt.
Eine besonders schwierige Frage ist die Synchronisierung. Es ist bequem, sie mit Hilfe des Wechselstromnetzes auszuführen, das dafür sorgen würde, daß der Sender und alle Empfänger in gleicher Phase laufen. Voraussetzung wäre aber, daß die Netze des ganzen Empfangsgebietes auf gleicher Phase gehalten werden, was nicht gut möglich ist. Deshalb synchronisiert man örtlich; diese Arbeitsweise ist auch nicht teurer, erfordert sie doch nur einen kleinen Röhrengenerator mit einer Lautsprecherröhre und einen sehr kleinen Motor. 10 Watt reichen bereits, um das Spiegelrad in Schwung zu erhalten.
Die Vorführungen bewiesen, daß der Fernseher nach Prof. Karolus in der Helligkeit der Bilder und ihrer Güte an der Spitze aller in- und ausländischen Systeme steht. Trotzdem müssen vor einer allgemeinen Einführung des Fernsehens sehr reifliche und gründliche Ueberlegungen gepflogen werden, da man sich bei einer Einführung an bestimmte Größen, so die Anzahl der Bildpunkte und die sekundliche Bildwechselzahl, binden muß, die, sollten sie durch die fortschreitende Entwicklung einmal umgeworfen werden, das Wertloswerden aller Fernsehempfänger zur Folge hätten. Aus diesem Grunde wird man in der ersten Zeit wohl auf Ausstellungen und dergl. ein mehr örtliches Fernsehen zeigen und den Fernseh-Rundfunk erst einführen, wenn ein gewisser Abschluß in der technischen Entwicklung erreicht ist, damit die skizzierte Gefahr vermieden wird.
Aber trotzdem: der Fernseher ist Wirklichkeit! Er arbeitet betriebssicher, und er ist in seiner Art mindestens so vollkommen, wie der heutige Bildrundfunk, an den man ja ebenfalls nicht mit zu hoch geschraubten Erwartungen herangehen darf.  Beim Fernsehen, das die vielfache Bedeutung des Bildrundfunks besitzt, muß man allerdings mit sehr viel größerem Verantwortungsbewußtsein an die offizielle Einführung gehen.


Quelle : Elektro-Installateur-Zeitschrift 1929

Uwe Ronneberger, 29.Jul.08

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