philips: Bitte um Hilfe bei der Repapatur

ID: 556438
? philips: Bitte um Hilfe bei der Repapatur 
14.Jun.21 16:24
238


Hallo an alle,

Vor kurzem bekam ich einen Philips Raffael 44 Fernseher in silber.
Anfangs funktionierte das Gerät einwandfrei.

Leider habe ich mich zu früh gefreut, denn nach einegen Stunden Betrieb fiel das Gerät komplett aus.
Beim Blick ins Innere fiel sofort der schon optisch als defekt auszumachende Boosterkondensator auf.

Auch der Zeilenendtransistor war, sofern ich das feststellen konnte, defekt.

Das Tauschen beider Elemente (statt BU205 jetzt BU208) brachte, dass das Gerät wieder akustisch rauschte.

Im Gerät wird vieles aus dem Zeilentrafo versorgt. Unter anderem die Bildröhrenheizung.


Der Drahtwiderstand R631 der eine Lötsicherung hat, lötet sich jetzt nach etwa einer Minute aus.

D621 habe ich ersetzt.

Wo könnte der Fehler liegen.


Ich befürchte einen Zeilentrafofehler.

 

Ich bitte um Hilfe bei der Reparatur!
Vielen Dank im Vorraus!

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philips: Bitte um Hilfe bei der Repapatur 
21.Jun.21 22:00
238 from 1450

Ingo Heidinger (D)
Redakteur
Beiträge: 102

Hallo Herr Fest,

bekanntlich ist das mit einer Ferndiagnose so eine Sache. Allerdings würde ich nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen: Zeilentrafo, wenn der keine äußerlich erkennbaren Schäden wie eine aufgequollene Wicklung oder Verfärbungen durch Überhitzung hat. Hat er? Ganz ausschließen kann man's leider auch nicht.

Die Servicehinweise sprechen ja davon, daß der Strom durch R631 stark ansteigt, wenn auch auf der Niedervolt-"Schiene" die Ströme zu hoch sind.
Da könnten Sie mal im ausgeschalteten Zustand (mindestens 15 min Pause) prüfen, ob die Ohmwerte zwischen den einzelnen "Schienen" (+35, +22, +12, +12a) und Masse zu den Bauteilewerten im Schaltbild passen. Dazu die Sicherheitswiderstände einseitig auslöten.

Mein persönlicher Verdacht/Hypothese ist, daß da etwas nicht stimmt, also der Defekt von Boosterkondensator und HA-Transistor Folgefehler verursacht hat. Ich denke da nicht nur an die Halbleiter sondern im speziellen auch an die Elkos C740, C421, C520, C575, C626. Auch umgekehrt könnte es passiert sein: Einer der Elkos könnte plötzlich einen Kurzschluß bekommen haben und erst dann hat es die Zeilenendstufe erwischt. Das Phänomen ist bei 70er-Jahre Elkos in der letzten Zeit öfter aufgetreten, auch bei mir mit einem Nordmende Galaxy mesa Stereo.

Daher im zweiten Schritt ein Vorschlag für eine erste Checkliste in Anlehnung an die Servicehinweise beim Modell:

  • rauscht es nur im Lautsprecher oder wird auch ein Raster (also Bildschirm mit Zeilenstruktur und sei sie nur schwach erkennbar) erzeugt?
  • stimmt die Heizspannung der Bildröhre, die ja auch aus der HA gewonnen wird?
  • stimmt die +35 V Spannung?
  • stimmt die Spannung aus dem Hochvoltnetzteil; ca. 210 V oder nur ca. 100 V (Schutzschaltung über D301)
  • Das bitte immer nur kurz prüfen, damit Sie nicht ihren BU208 Vorrat verbrauchen. Und natürlich bei wieder zusammengelötetem Sprungwiderstand R631. Über dem sollen übrigens 14 V im Normalfall abfallen. Auch mal messen, wie das jetzt ist.
    --> Und hier berichten, weil das die Chance erhöht, daß die Fernseh-Profis ihre eigenen, früheren Erfahrungen mit diesem TV-Chassis beisteuern können.

Ansonsten gibt es natürlich noch den Allerwelts-Tip, die Lötstellen rund um den Zeilentrafo gründlich zu prüfen oder einfach stumpf nachzulöten. An sich sind Philips-Geräte aus dieser Zeit nicht ganz so anfällig dafür, aber die eigene Erfahrung mit der Generalüberholung meines Rubens 110 zeigte, daß Bauteilbeinchen, die Wärme besonders gut ableiten können und in "wechselwarmen" Gegenden liegen, halt doch das Problem haben. [Zwei sehr spezielle "Überraschungen" aus diesem Bereich verarbeite ich gerade im zweiten Teil meines Reparaturberichts]

 

Grüße
Ingo Heidinger

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philips: Bitte um Hilfe bei der Repapatur 
23.Jun.21 14:39
327 from 1450


Hallo Herr Heidinger,

Vielen Dank erst ein mal, dass sie meinen Post ernst nehmen!

Mein Verdacht ist es auch, dass der Defekt vom Boosterkondensator Folgefehler verursacht hat.
Ich werde in Zukunft den Boosterkondensator bei derartigen Philips Geräten immer erneuern, bevor etwas passiert.

Es ist länger her, dass ich mich mit dem Gerät befasst habe.
-Die Bildröhrenheizspannung ist nicht vorhanden
-Die +35V Spannung stimmt nicht (Sofern ich mich erinnern kann)

Ich habe mittlerweile das Gerät wieder zusammen gebaut und zur Seite gestellt.
Ich melde mich wenn es neues gibt!

Vielen Dank,
Vinzenz Fest

 

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Boosterkondensator? 
23.Jun.21 21:39
359 from 1450

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730

Sorry, dass ich hier kurz vorbeischaue. Bin auch gleich wieder weg. Wo gibt es denn in dieser BU-Zeilenendstufe einen Boosterkondensator? Meines Wissens gibt es so etwas nur bei Zeilenendstufen mit Röhren, weil nur die mit Betriebsspannungs-Aufstockung mittels Boosterdiode arbeiten. Welchen C meinten Sie denn, Herr Fest?

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Boosterkondensator? 
11.Jul.21 20:53
480 from 1450


S.g. Herr Steinmetz,

Ich habe noch nicht so viel Ahnung, von Transistorfernsehern, ich weiß nur, dass aus dem Zeilentrafo vieles mit Spannung versorgt wird.

Der Kondensator den ich meine ist der C623.

Ich habe die Funktionsweise der Zeilenendstufe noch nicht durchschaut, aber dieser Kondensator ist wahrscheinlich der quell allen Übels.
Also dass der Fernseher plötzlich seinen Dienst quittierte.

Er war schon optisch aufgequollen, Also defekt.
Ich werde diesen Kondensator ab jetzt immer austauschen.

Sammlergüße,
Vinzenz Fest

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Boosterkondensator? 
11.Jul.21 21:53
489 from 1450

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730

O.k., C623 ist der sog. Rückschlag- oder auch Rücklaufkondensator. Er liegt parallel zum BU-Transistor und legt die Zeitkonstante des Rücklaufkreises und damit auch die Höhe des Rückschlagimpulses sowie der Hochspannung fest. Er gehört damit zu den kritischen und sicherheits-relevanten Bauelementen eines Fernsehers.

Beim Ersatz des Kondensators ist der Kapazitätswert möglichst genau einzuhalten, was man auch schon daran sehen kann, dass ab Werk mit C624 ein weiterer Parallel-Kondensator zur Feinanpassung vorgesehen ist. Außerdem muss man auf genügende Spannungsfestigkeit des Ersatzkondensators achten, und dieser muss auch eine besonders impulsfeste Ausführung mit niedrigen Verlusten sein, sonst heizt er sich im Betrieb unzulässig auf. Normale Kunstfolienkondensatoren sind an dieser Stelle ungeeignet.

Reparaturen an Zeilenendstufen gehören meistens zu den nicht trivialen und auch nicht ungefährlichen Arbeiten. Andererseits kann man viel dabei lernen, und ich bin froh, dass Sie, Herr Fest, mit Herrn Heidinger eine verlässliche Hilfe an Ihrer Seite haben. Vielleicht noch ein paar Praxis-Tipps:

  1. Ich kann nur dringend empfehlen, bei allen Arbeiten an der Zeilenendstufe die Höhe des Rücklaufimpulses am Kollektor von TS620 (M18, 1180Vss) mit einem genauen Oszilloskop und einem entsprechend spannungsfesten 100:1-Tastkopf immer im Auge zu behalten! Das gilt auch für die Speisespannung der Zeilenendstufe (+210V, die ja sogar 220V beträgt).
  2. Um Schäden an der Zeilenendstufe während der Fehlersuche zu vermieden, kann es sinnvoll sein, diese vorübergehend mit einer niedrigeren Betriebsspannung zu betreiben. Dazu könnte man versuchen, im Netzteil R312 herunterzudrehen, ggf. sogar R311 durch einen Parallelwiderstand zu verringern oder die Endstufe ganz separat über ein Labornetzteil zu speisen. Die Höhe aller Impulsspannungen am Zeilentrafo, insbesondere aber der Rücklaufspitze an TS620, verringert sich dabei proportional zur Speisespannung der Zeilenendstufe, so dass der BU weniger gefährdet ist. Erst, wenn alle Spannungen in der Zeilenendstufe stimmig sind, sollte man die Speisespannung dann wieder hochdrehen.

Nochmal zurück zum Begriff "Boosterkondensator": Wie in Posting #4 schon erwähnt, kommt der Begriff aus dem Röhrenzeitalter. Auch diese Kondensatoren genügten schon damals besonderen Qualitätskriterien, wie besonders niedrigen Verlusten bei Frequenzen bis hoch zu 21 kHz. Das erklärt auch den oft zu findenden Aufdruck "21 kHz". Einige der Bauteile-Lieferanten sind irgendwann dazu übergegangen, verlustarme oder auch nur besonders spannungsfeste Kondensatoren aus ihrem Sortiment ganz allgemein als Boosterkondensatoren zu bezeichnen. In meinen Augen ist das irreführend.

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BU208A 
12.Jul.21 19:15
575 from 1450

Heinz LUCAS (D)
Redakteur
Beiträge: 424

Herr Fest,

ich kann Ihnen fünf NOS TOSHIBA BU208A anbieten.

Viele Grüsse

Heinz Lucas

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Rücklauf- / Resonanzkondensator 
13.Jul.21 02:45
611 from 1450

Ingo Heidinger (D)
Redakteur
Beiträge: 102

Ergänzend zum Post #6 von Steinmetz noch eine "was-kaufen-Empfehlung": Der WIMA FKP1-Typ mit 2000 V DC-Spannungsfestigkeit. Hier mal ein Foto der Katalogseite von Reichelt (mit einem 'c' zuviel) mit entsprechenden "Vertretern" aus dem Servicekit für das Grundig 100Hz-Chassis CUC1826. Man sieht die typisch "krummen" Werte, die WIMA als Sonderanfertigung für Grundig hergestellt hat. Leider hat Reichelt die Kondensatoren - trotz tlw. 5 % Toleranz - nur in der E6-Staffelung auf Lager. Bei anderen Versendern sieht es auch nicht viel besser aus, man wird also immer "puzzeln" müssen.

Beispiel FKP 1 Resonankondensatoren

In der Literatur wird der Rücklaufkondensator mitunter auch Resonanzkondensator genannt, weil damit das Gebilde aus Zeilentrafo und Ablenkspulen auf (Zitat) "etwa die halbe Zeilenrücklauffrequenz" (B. Morgenstern, Farbfernsehtechnik) abgestimmt wird. 

Daher mal eine Frage @all: Wäre es nicht möglich, den Zeilentrafo mit ausgelötetem BU208 und abklemmter "35-V-Schiene" (wegen der starken Dämpfung durch die dran hängenden Verbraucher) per Sinusgenerator - mit einem 100 Ω Widerstand (z.B.) als Schutz in Reihe - auf Resonanz zu prüfen? Prüfmöglichkeiten für Zeilentrafos werden in der einschlägigen Literatur (Lummer, Rodekurth) nicht erwähnt, wohl weil das Prüfen in der täglichen Werkstattpraxis nicht sonderlich rationell erscheint. 

Aber: Herr Fest hat ja die Sorge, daß der Zeilentrafo defekt ist

Grüße
Ingo Heidinger

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Rücklauf- / Resonanzkondensator 
13.Jul.21 05:34
614 from 1450


Danke für alle Rückmeldungen!

Ich habe das Gerät wieder vom Dachboden geholt, und schon wieder geöffnet!

Ich möchte es wie gesagt, noch nicht weg werfen.
Morgen werde ich mich wieder dem Gerät widmen!

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Achtung, Sicherheitshinweis! 
13.Jul.21 13:14
651 from 1450

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 730

Bin nur noch mal kurz da, weil ich einen ganz wichtigen Sicherheits-Hinweis loswerden muss, bevor es zu spät ist: Da der Fernseher nicht netzgetrennt ist, sollte er während der Reparaturarbeiten unbedingt aus einem Trenntrafo betrieben werden. Wegen des Brückengleichrichters im Netzteil führt das Chassis immer eine Halbwellenspannung gegen Erde, und zwar sogar unabhängig von der Polung des Netzsteckers. Beachtet man das nicht, dann knallt es spätestens dann, wenn man wie von mir angeraten ein Oszilloskop anklemmt. Dann verursacht nämlich der Masseclip des Oszilloskops einen satten Erdschluss und neben einem Sicherungs- mindestens auch einen Gleichrichterdefekt im Netzteil.

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Achtung, Sicherheitshinweis! 
15.Jul.21 21:21
714 from 1450


Es ist mir bewusst, das deratige Fernsegeräte nicht Netzgetrennt sind.
Ich benutze einen 200VA Trenntrafo um Probleme mit dem Oszilloskop zu vermeiden und mich wenigstens irgendwie zu schützen.

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Fernseher unwiederbringlich zerstört 
24.Jul.21 21:17
791 from 1450


Mir ist beim hantieren mit dem Fernseher etwas passiert...

Ich bin so unglücklich am Hals der Bildröhre angekommen, dass diese gesprungen ist.

Vielen Dank für all die Hilfestellungen die mir gegeben wurden!

Jetzt bleibt mir nur noch den Fernseher auszuschlachten...

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Fernseher unwiederbringlich zerstört 
24.Jul.21 22:46
800 from 1450


Hallo Vinzenz, es gibt bestimmt noch viele nützliche Bilder vom Gerät bevor es verschwindet oder entsorgt wird !

 

mfG

K.H.

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Fernseher unwiederbringlich zerstört 
25.Jul.21 14:23
839 from 1450

Ingo Heidinger (D)
Redakteur
Beiträge: 102

Hallo Herr Fest;
als allererstes hoffe ich mal, daß weder Ihnen noch Ihrer Umgebung bei dem Malheur etwas zugestoßen ist (Daumendrück!).

Dann ist mir aber noch was zu den denkbaren Folgefehlern eingefallen, was ich in meinem ersten Post übersehen hatte (auf das Naheliegenste kommt man natürlich immer zuletzt): Und zwar den C625 (150 nF) am Knotenpunkt von R631 und Anschluß 3 des Zeilentrafos. Dieser "normale" Folien-C könnte durch den defekten Rücklaufkondensator mit einem Wechselspannungsanteil belastet worden sein, der drastisch außerhalb seiner Spezifikation liegt. Dann könnte es zuviel Hitze und schließlich einen Kurzschluß gegeben haben.
Das nachzumessen, dürfte kein großer Aufwand sein. Ich weiß, daß das natürlich bestenfalls ein Erkenntnisgewinn für die Suchmaschine hier im RM bedeutet und Ihnen wenig nützt. Es sei denn, jemand hier hat noch eine A44-120W über...

Freundliche Grüße
Ingo Heidinger

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verschoben von Board »* TALK, talk, talk - nur für Mitglieder sichtbar« am 01.Dec.21 13:28 von Ernst Erb