Digitalradio in der Schweiz

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Digitalradio in der Schweiz 
05.May.21 10:03
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Wolfgang Lill (D)
Redakteur
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Wolfgang Lill

 

Herr Roger Schawinski hat in NZZ einen Artikel geschrieben, der es Wert ist, auch bei den Freunden des Radiomuseum.org diskutiert zu werden. Manchmal habe ich den Eindruck, daß Politiker den Mut zu Entscheidungen haben, ohne sich der Tragweite bewußt zu sein.

Der externe Standpunkt
Medienministerin Sommaruga steuert auf ein Debakel zu
Die Abschaltung der Schweizer UKW-Sender gefährdet das Medium Radio, sie belastet die Haushalte und produziert Elektroschrott. Der Fehlentscheid muss korrigiert werden, findet Roger Schawinski

Das mit offenen Augen provozierte Malheur lässt sich in einer einzigen Zahl darstellen: 58. Laut einer aktuellen Studie der Arbeitsgruppe ­Digitale Migration, wie die vom Bund finanzierte Propaganda-Truppe für DAB+ heisst, haben 58 Prozent aller Fahrzeuge in der Schweiz nur UKW-Radios eingebaut. Bald werden also mehr als die Hälfte aller Autofahrer keine Schweizer Sender mehr empfangen können. Denn die SRG wird bereits im August des nächsten Jahres gleichzeitig bei all ihren UKW-Sendern den Stecker ziehen. Wenige Monate später folgen die privaten Stationen. Dies ist der festgezurrte Plan von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Er wird das grösste Debakel der jüngeren Mediengeschichte auslösen. Denn damit werden mit einem Schlag viele Millionen von gut funktionierenden Radioempfängern zu Elektroschrott und unzählige Radiohörer heimatlos.

Trotz unsäglich teuren, jahrelangen Werbekampagnen hat sich die schon bald wieder veraltete Zwischentechnologie DAB+ nicht so etabliert, wie es ihre Promotoren erhofft hatten. So ist die Tonqualität eher schlechter als bei UKW. Die Ausgangslage ist also völlig anders als damals bei der Einführung von UKW – und dem Wechsel weg von der kratzigen Mittelwelle.

Besonders kritisch ist die Lage bei den Autos, also ausgerechnet an dem Ort, wo Radio das einzig verfügbare Medium ist. Erst seit einigen Jahren wird bei neuen Fahrzeugen DAB+ routinemässig eingebaut. Seriöses Nachrüsten ist zwar möglich, aber enorm kostspielig. Unter 1000 Franken kriegt man es schlicht nicht hin.

«DAB ist die Technik der Zukunft», lautet seit vielen Jahren das Mantra der SRG und des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Doch in der Gegenwart ist sie nie richtig angekommen. Den grotesken Fehlentscheid will man nun im Nachhinein kaschieren und doppelt deshalb mit einem zweiten, noch viel fataleren nach: mit der brutalen Zwangsabschaltung von UKW – und dies im einzigen Land in Mitteleuropa. Keines unserer Nachbarländer denkt auch nur im Traum daran, in den nächsten zehn Jahren diesen Schritt zu machen. Nur ein Land am Rande des Kontinents hat es versucht: Norwegen im Jahr 2017. Die dortigen Erfahrungen sind jedoch ernüchternd. Der Radiokonsum sackte innert Kürze zusammen und hat sich erst langsam erholt. Auf den leeren Frequenzen tummelten sich Piratensender, und der Konsum von Stationen aus Schweden und Dänemark nahm trotz Sprachbarrieren massiv zu. Als man diese Fehler erkannt hatte, liess man regionale UKW-Sender wieder zu, um so die heftigsten Nachteile abzufedern.

In der Schweiz – also im Herzen von Europa – wird alles viel schlimmer werden. Das einzige Argument der Abschalt-Fetischisten: Geldsparen. Da die UKW-Sender aber wohl allesamt abgeschrieben sein ­dürften und noch eine Lebenszeit von einigen Jahren aufweisen, dürften die realen Kosten für Miete und Strom überschaubar sein. Zudem könnte die SRG – wenn sie denn unbedingt Kosten einsparen will – einen Grossteil ihrer unzähligen UKW-Füllsender einmotten und sich auf die Hauptsender beschränken, in der Deutschschweiz also auf Üetliberg, Rigi, Säntis, Bantiger, Chrischona und einige kleinere Sender im Bündnerland. Dann würde die Versorgung der Bevölkerung mit UKW von heute 98 Prozent auf vielleicht 90 Prozent sinken. Dies wäre jedoch noch immer um Welten besser als die geplanten 0 Prozent – und all dies zum halben Preis.

Aber davon will man nichts wissen. Man spart etwas Geld und überwälzt viel höhere Kosten auf die eigene Klientel. Dies ist das Gegenteil von Kundennähe. Zudem beschädigt man das Medium Radio in massivster Weise. Hunderttausende müssen Empfänger für DAB+ kaufen, wenn sie nicht auf aus­ländische Stationen wechseln wollen. Diese Sender werden übrigens zu den Profiteuren der heimischen Hauruck-Aktion. Denn wenn die Schweizer Frequenzbänder einmal frei sind, werden sich die Empfangsbedingungen für ausländische Stationen sprunghaft verbessern. Ob das medienpolitisch erwünscht ist, muss nicht geklärt werden. Die Antwort ist evident.

Vor Jahren hat der am besten ausgewiesene unabhängige technische Radioexperte des Landes, Markus Ruoss, eine eingehende Analyse zu diesem Thema verfasst. Sein Urteil über die DAB-Strategie war verheerend. Veröffentlicht hat er sie unter dem Titel «Wie prügelt man ein totes Pferd durchs Ziel». Nachdem alles Gut-Zureden nichts gefruchtet hat, versuchen es das Bakom und die SRG nun trotzdem mit der Brechstange – und ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn die Verantwortlichen dieses Unfugs von der Bevölkerung und der Politik nicht in allerletzter Minute gestoppt werden, entstehen für unser Land irreversible Schäden, gewaltige Kosten und grössere gesellschaftliche Verwerfungen. Die Zeche zahlen wir dann alle gemeinsam.

 

mit freundlicher Genehmigung übernommen von 

Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11 · Postfach · CH-8021 Zürich

 

Noch einige Dinge. 

Sicher kennen viele den Herrn Roger Schawinski. Er hatte ja bereits 1979 revolutionär das Radio 24 von Italien aus auf UKW gestartet.

 

Dazu schreibt mir Herr Salis:

 Das Programm war moderierte Popmusik in Stereo. Weder gab es damals im Staatsradio Popmusik noch Stereophonie. Letztere war nach Angaben der Post nicht möglich, weil man auf dem Telephonnetz keine zwei Musikleitungen fände, die eine genügend gleiche Übertragung des linken und rechten Kanals sicherstellten, so dass im Sender ein normgerechtes MPX-Signal erzeugt werden könnte.

Es gab dann ein langes Hin und Her, ob der Sender legal sei oder nicht (in Italien war die Situation damals völlig ungeregelt). Ich war damals beim grössten Kabelnetz-Betreiber der Schweiz tätig. Wir waren einerseits unter extremem Druck der Kunden, Radio 24 zu übertragen und andererseits durften wir es mit dem Konzessionsgeber, dem schweizerischen Staat, nicht verderben, der den Sender als illegal betrachtete. Es gab dann tatsächlich eine Phase, wo Leute sich eine UKW-Antenne aufs Dach montieren liessen, um Radio 24 besser empfangen zu können. Diese Entwicklung war für uns als Kabelnetzbetreiber nicht erfreulich.

Schliesslich durften wir Radio 24 dann übertragen. Der Empfang in Zürich war zwar möglich, aber geplagt von Mehrweg-Empfangsproblemen und extremer Kompression bis Übermodulation des Senders. Die Tonqualität war eine Schande, das waren wir von den Staatsradios her nicht gewohnt. Aber die Musik gefiel dem Volk, und das Stereo-Lämpchen leuchtete zum ersten Mal! Nie habe ich von einem Zuhörer gehört,  dass er die Tonqualität beklagte. 

In der Panik gründete das Staatsradio anschliessend eine konkurrenzierende Popwelle SRF3 und führte Stereophonie ein.

Aber dazu später ausführlich !

 

Zur Zeit läuft in der Schweiz eine Petition; Rettet UKW  , initiert von Roger Schwawinski, 

Inzwischen sind bereits fast 12000 Unterschriften für den Erhalt des UKW- Rundfunks zusammengekommen und es werden sicher noch mehr. Hoffen wir, daß damit UKW in der Schweiz erhalten bleiben wird .

 

Ich bleibe dran.

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Harry Pross: "Mehrheit oder Wahrheit?" 
05.May.21 15:13
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Mit dem Argument, daß "gespart" werden muß, gab es immer wieder einen "Kampf gegen die Kultur" bei den Sendern.

Interessant in diesem Zusammenhang ist da ein Aufsatz von Harry Pross aus dem Jahre 1973 (!) der dieses Problem in der "Stuttgarter Zeitung" behandelt hat. Es war die Zeit, als der Sender "Freies Berlin" SFB das damals vom NDR übernommene Kultur-Programm ersatzlos gestrichen hatte. Damals gab es dann eine Bürgerinitiative, die schleißlich erreichte, daß der SFB unter "SFB3" wieder ein Kulturprogramm einführte.

Heute möchte die Intendantin des RBB u.a. das Kulturprogramm nicht mehr terrestrisch ausstrahlen lassen, sondern nur noch per Internet. Auch hier wieder das "Sparen" als Argument. Und natürlich, daß sich für "anspruchsvollere" Programme sowieso nur eine "Minderheit" interessiert.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk glaubt, sich das "leisten" zu können. Schließlich fließen die Gebühren ja unabhängig davon, ob überhaupt jemand zuhört (oder zusieht).

 

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Spartenprogramm oder um Hörer buhlen? 
05.May.21 16:14
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Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Gut, dass der bekannte Roger Schawinski diesen Aufwand treibt, um zu versuchen Dinge zu ändern. Ca. 1978 hatte ich ihn kontaktiert, weil ich jemand suchte, der den frisch gebackenen Schweizer Computer Club (SCC) hätte bekannter machen können. Das waren auch für ihn noch andere Zeiten. Bruno Stanek übernahm dann den Rang Vicepräsident und trug einiges bei zu den neuen Mikrocomputern - um die es damals ging.

Schön, dass uns Wolfgang Lill das vermittelte - und Dietmar Rudolph das Thema "Mehrheit oder Wahrheit" von Harry Pross näher brachte - muss ich allerdings erst noch lesen.

Meine Wahrnehmung der Sendeanstalten ist die von te4ilweise ausgezeichneten Personen an gewissen Stellen und an anderen Bürokraten, die dort nicht hingehörten. So gibt z.B. SRF, also das "Schweizer Radio und Fernsehen" an einigen Stellen Geld massenhaft aus, das dann an anderen Stellen fehlt oder die Gebühren hoch treibt.

Dabei denke ich z.B. an die Aufgabe des weltweit nach BBC besten Kurzwellendienstes der Welt für "Weltnachrichten" ohne die heute so übliche "Färbung", weil es glaube ich um ca. eine Million Jahreskosten ging - ein Nichts wenn man das global sieht - und die Bedeutung jenes Senders vom Programm und der Empfangsmöglichkeiten weltweit geht. Es war ein weltweiter Leuchtturm, den irgendwelche ...Köpfe abstellten!

Weiteres Beispiel ist der Spartensender Swissjazz, Auch der international sehr gerne gehört, wenn man Jazzliebhaber ist. Er krankt aber an zwei Problemen:

1.
Zu viel Geld für die Programmierung der Software für den Internetauftritt, denn da werkelt man seit vielen Jahren hin und her und hört nie auf damit, so dass der Benutzer immer wieder etwas anderes vorfindet - voll von Programmfehlern. Swissjazz (Swiss Jazz) ist vor allem auf smart phones programmiert (oder sollte es sein). Probieren Sie es aus - früher konnte man die Zusammensetzung des Orchesters und weitere Daten leicht einsehen und auch gerade Stücke oder CDs bestellen. Heute kann man froh sein, wenn man weiss wie das nächste Stück zu holen ist, das gerade am Spielen ist und nicht das alte "weiterspielt" in der Anzeige. Mit einigen Tricks gelingt es. Motto: Immer anders aber nie besser, sonst haben wir keine Arbeit mehr in der Programmierung?

2.
Ein Spartensender für Jazz sollte nicht um die Gunst von Pop buhlen und ca. 30 % Pop rein bringen, um evtl. neues Publikum zu gewinnen. Wenn der Sender gut ist - und viel ist da sehr gut - spricht sich das besser herum als man ärgert sich hin und wieder über Alltagsmusik, der man eigentlich entfliehen möchte. Wenn schon ginge das eher über leichte Klassik, denn Klassik und Jazz sind beide wohl mit sehr weit gestreuten Stilen geniessbar, doch meist mit gewissen oder gar grossen Ansprüchen an das Können der Musiker. Beide sprechen ganz andere, vor allem tiefere Seiten der Psyche an: Meist Herz (Seele) und Hirn im gleichen Mass - bei Jazz meist noch das Swing-Gefühl (oder intensiven Rhythmus).

3.
Ein Staat, der auch Bildung vermitteln will, sollte anspruchsvolle Spartenprogramme führen und von Steuergeldern finanziert sein. Privatsender bedienen die Masse und darf/soll von Werbung leben, ist ein Geschäftsmodell und kein "Auftrag".

4.
Ein ganz wichtiger Aspekt gegen DAB und DAB+ ist, dass usnere Geräte dadurch grosse Stromfresser sind, da es komplexe Schaltungen braucht - und vor allem Batteriegeräte zu viel Strom saugen.
Bitte wenn Sie Schweizer sind diese Petition von Herrn Schwinski unterzeichnen. Ausnahmsweise setze ich einen externen Link.

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Spartenprogramm oder um Hörer buhlen? 
05.May.21 17:08
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Achim Dassow (CH)
Redakteur
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Liebe Mitglieder und Leser,

an dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Lill, Herrn Rudolf und Herrn Erb bedanken, sehe ich gleichfalls das Ausmass der Sinnlosigkeit dieses Vorhabens des SRF.
Zudem muss ich nochmals darauf hinweisen, dass die Empfangsfeldstärken der DAB+ Programme bei weitem nicht ausreichen, um einen lückenlosen Empfang zu garantieren. Im Suhrental z.B. ist von Büron in Richtung Sursee der Empfang auf der Kantonsstrasse zu schlecht um überhaupt einen zusammenhängenden Satz aus z.B. den Nachrichten hören zu können. Wer auf dem Weg in Richtung Autobahn A2 ist "verpasst" jetzt wichtige Durchsagen und steht anschliessend im Stau.
Auch von  der A1 in Richtung Suhrental gibt es bereits kurz nach dem Verlassen der Autobahn solche Lücken.

Mit den analogen Kanälen habe ich trotz gelegentlichen Rauschens bisher alle Durchsagen verstehen können!!!!

Das ist für ein Informationsmedium wie es das Radio sein sollte, schlichtweg eine Katastrophe. Zudem wird daurch m.E. der Auftrag eines Sender verfehlt! Hat sich SRF bereits auf eine Klagewelle eingestellt?

Ausserdem ist mit einer Übertragungsrate von 64 ... 128 kBps eine allenfalls (Sprach-)verständliche Übertragungsqualität erreichbar.
Für den Heimgebrauch bzw. das Hören von Jazzprogrammen zu Hause ist es eine Zumutung!

Solange nur der Zweck verfolgt wird, auf immer weniger Frequenzen immer mehr komprimierten (leicht zu übertragenden Pop-) Brei aus Kostenspargründen zu liefern, sehe ich keine Zukunft mehr in diesem Radioprogramm.

Ich hoffe, dass die Initiative des Herrn Schawinski einen merklichen Erfolg haben wird und bin jederzeit bereit ebenfalls einen Dienst an der Sache zu leisten. Wo kann man sich in die Unterschriftenliste Eintragen?

Freundliche Grüsse an alle Freunde des analogen Radios.

Achim

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Spartenprogramm oder um Hörer buhlen? 
06.May.21 11:45
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Martin Bösch (CH)
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Martin Bösch

Der Entscheid zur Abschaltung von UKW zugunsten von DAB+ ist wohl längst gefallen und ist ein politischer, da wird kaum mehr etwas daran zu rütteln sein - die SRG sieht die Zukunft in Web - Streamingdiensten.

Eigentlich eine identische Situation zur Abschaltung des terrestrischen Fernsehens, erst analog, dann digital - seither habe ich keine vollständige Sendung des Schweizer Fernsehens mehr angeschaut, höchstens noch den einen oder anderen Beitrag von der Website.

Die Entwicklung geht dadurch leider in die Richtung der Daten - / Interessen - Bubbles, in denen jeder nur die ihn interessierenden Meldungen und in der Regel mit der für ihn passenden politischen resp. weltanschaulichen Herkunft bezieht. Die Menschen sind völlig unterschiedlich informiert, was sich in den grossen Kontroversen und Unversöhnlichkeiten niederschlägt.

Der SRG kanns eigentlich egal sein, die Konzessionsgebühren werden ja nicht mehr aufgrund der angemeldeten Geräte / Hörer resp. Zuschauer eingezogen, sondern in Form einer Steuer für jeden Haushalt und jeden Betrieb mit Internetzugang, egal ob Nutzung oder nicht.

Nun ja, ich unterzeichne die Petition trotzdem, ohne grosse Hoffnung
lieber Gruss Martin

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Spartenprogramm oder um Hörer buhlen? 
07.May.21 16:50
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Liebe Schweizer Kollegen und Freunde, setzt ein Zeichen! Die Politiker in Brüssel haben es beschlossen und werden davon nicht abweichen . Nach dem "Erfolgsmodell" Norwegen soll nun die Schweiz folgen. Die Tschechen sind gerade dabei, den Versuch zu starten, Deutschland in seinen Umstellungstempo zu überholen. 

Das einzigste Problem besteht darin, daß  kaum Radios gekauft werden, es sei denn mit dem Neuwagen, wo DAB+ eingebaut ist, laut Forderung der EU.

Ich werde auf jeden Fall die Entwicklung weiter beobachten und hoffen, daß die Schweizer ein Zeichen für  die Erhaltung des UKW- Rundfunks setzen.

Ungarn hat bereits die DAB+ Versuchssendungen wieder eingestellt, Irland folgt, in Schweden ist man kurz davor und in einigen Ländern will man gar nicht mehr anfangen. 

 

 

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
13.May.21 19:50
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Wolfgang Lill (D)
Redakteur
Beiträge: 1179
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Wolfgang Lill

ein weiterer Artikel vom 08.05.2021, den wir von der NZZ übernommen haben . Vielen Dank an Herrn Salis für die Kostenübernahme.

 

«Weshalb macht das niemand ausser mir?»


Roger Schawinski wehrt sich gegen die Zwangsabschaltung von UKW. Die Umstellung auf die 35 Jahre alte Zwischentechnologie DAB+ bringe keine Vorteile, sagt der Medienpionier im Gespräch mit Georg Häsler Sansano und Christina Neuhaus

 

Herr Schawinski, auf den Restaurantterrassen der Ostschweiz wird derzeit ein Thema heiss diskutiert. Können Sie sich vorstellen, welches?

Etwa die Abschaltung von UKW?

 

Richtig. Viele Menschen auf dem Land haben noch ein UKW-Radio im Auto.

58 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer haben kein DAB-Gerät im Auto. Die zehn Millionen UKW-Geräte, die noch in Betrieb sind, haben schon bald Schrottwert. Wer sein UKW-Autoradio fachgemäss durch ein DAB-Gerät ersetzen will, zahlt schnell einmal 1000 Franken. Das finden die Leute nicht so toll.

 

Sie haben Anfang Mai die Petition «Rettet UKW» gestartet und eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht angekündigt. Weshalb?

 

Dank IP und 5G werden alle Anwendungen bald nur noch über eine einzige Plattform laufen. Alle ausser DAB+. Denn DAB+ ist eine 35 Jahre alte Zwischentechnologie. Sie braucht eine eigene terrestrische Infrastruktur, und die Konsumenten benötigen eigene Geräte. Das ist kompletter Blödsinn.

 

Was ärgert Sie am meisten?

 

Eine Technologie sollte sich von selbst durchsetzen und nicht, weil etwas anderes verboten wird. Man will sich nicht eingestehen, dass DAB ein Fehler war, und versucht es nun mit der Brechstange. Sehr viele Menschen können ja trotz der millionenteuren Werbekampagne keine echten Vorteile von DAB erkennen.

 

Haben Sie ein UKW-Radio im Auto?

 

Nein, ich fahre einen Tesla, und die sind standardmässig mit DAB und IP ausgerüstet. Neben meinem Bett steht aber noch ein UKW-Radio. Das soll ich nun wegschmeissen und gegen ein DAB-Gerät eintauschen, das bereits in zehn Jahren komplett veraltet sein wird.

 

Wie sind die Reaktionen auf Ihre Petition?

 

Mitte-Präsident Gerhard Pfister protestiert mit einer Interpellation und SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi mit einer Motion gegen die Abschaltung von UKW. Auch bei den Grünen bewegt sich einiges. Ich bin begeistert! In wenigen Tagen haben bereits mehr als 17 000 Menschen unterzeichnet. Sie verstehen nicht, weshalb sie ihre tadellos funktionierenden UKW-Geräte entsorgen sollen, nur weil die Radiobranche und die damalige Medienministerin Doris Leuthard beschlossen haben, das UKW-Netz abzuschalten.

 

Sie sind selbst Teil der Radiobranche.

 

Ja, aber ich war nie im Führungsteam des Radioverbandes, der diesen Hinterzimmerdeal mit Doris Leuthard eingefädelt hat.

 

Von welchem Hinterzimmerdeal sprechen Sie?

 

2016 handelten Radio-Basilisk-Chef Matthias Hagemann und Radio-Verbandspräsident Jürg Bachmann mit Doris Leuthard und der Bakom-Vizedirektorin Susanne Marxer Folgendes aus: Die Radiokonzessionen, die 2018 neu vergeben worden wären, werden bis 2024 verlängert, wenn die Branche im Gegenzug die Abschaltung des UKW-Netzes unterstützt. Ich halte dieses Quidproquo für einen Skandal. Der Deal verknüpft zwei Dinge, die überhaupt nicht zusammengehören, und die Bevölkerung hat den Schaden.

 

Was versprach sich die Branche davon?

 

Als die Konzession 2008 neu vergeben wurde, ging ein grosser Verteilkampf los. Radio Energy verlor seine Sendeerlaubnis, dafür wurden dem damaligen Radio 105 gleich zwei Konzessionen zugesprochen. Ringier musste eine davon mit gegen 15 Millionen Franken zurückkaufen. Vor allem die regionalen Monopolradios hatten nun Angst, dass sich dieser Kladderadatsch 2018 wiederholen könnte und sie ihre Pfründen verlieren würden, denn laut Gesetz soll die Konzessionsvergabe die Meinungsvielfalt fördern. Wenn die einzige Zeitung, das einzige Fernsehen und das einzige Radio demselben Unternehmen gehören, läuft das kaum unter Förderung der Meinungsvielfalt. Darum der unappetitliche Deal.

 

Die Konzession ist doch mit einem Informationsauftrag verknüpft.

 

Deshalb haben die meisten grossen Sender die Veranstalterkonzession in der Zwischenzeit zurückgegeben, aber die Funkkonzession behalten. Ohne UKW haben sie ihr Ziel erreicht. Dann braucht es weder eine Veranstalter- noch eine Funkkonzession.

 

Die meisten Radios bringen heute fast ausschliesslich Musik. Wird der News-Anteil mit der Einführung von DAB noch mehr sinken?

 

Das glaube ich nicht. Noch weniger News geht nicht.

 

Die Radiobranche hat sich darauf geeinigt, UKW vorzeitig abzuschalten. Nur Sie legen sich quer.

 

Mir konnte bis jetzt noch niemand schlüssig erklären, wozu die Abschaltung des UKW-Netzes gut sein soll. Der Entscheid ist das Gegenteil von kundenfreundlich und schwächt das Medium Radio massiv.

 

In den neunziger Jahren wollten die meisten Länder von UKW auf DAB+ umstellen. Die wenigsten haben es getan. Weshalb?

 

Als DAB aufkam, war man sich einig, dass die Zeiten des analogen Rundfunks bald vorbei sein würden. Die Zukunft würde der digitalen Technologie gehören. DAB galt deshalb als sexy. Doch dann kam das Internet. Es ermöglicht, dass alle Anwendungen nur noch über eine Plattform laufen. Über die Jahre rückten immer mehr Länder von DAB ab. In England pushte man DAB zwar lange, doch die BBC verschob die geplante UKW-Abschaltung zweimal, aktuell bis 2032. Deutschland hat die UKW-Konzessionen ohne Ablaufdatum verlängert, in Irland ist man ganz weg von DAB. Das einzige Land, das ganz auf DAB umstellte, war Norwegen. Doch die Lokalsender senden dort schon längst wieder über UKW. Als die nationalen UKW-Frequenzen frei wurden, hatten sich Sender aus Dänemark und Schweden in Norwegen weiterverbreitet.

 

Droht das auch in der Schweiz?

 

Hier im Herzen von Europa wird alles noch viel schlimmer. Wenn Sie nach der Abschaltung von UKW an Ihrem UKW-Radio drehen und nur SWR 1, 2 oder 3 reinbekommen, dann werden Sie eben SWR 1, 2 oder 3 hören.

Die Schweiz wollte DAB einst im Gleichschritt mit ihren Nachbarn einführen. Nun sind wir das einzige Land in Europa, das den Wechsel durchzieht.

Ich habe Doris Leuthard damals darauf hingewiesen, dass die UKW-Sender ihren Dienst noch mindestens so lange versehen können, bis 5G verbreitet ist. Sie war sehr überrascht und beauftragte die damalige Bakom-Radiochefin mit einer Studie. Einen Monat später kündigte diese entnervt. Ich glaube nicht, dass sie diese Studie je geliefert hat.

 

Junge hören lieber ihre Spotify-Playlist als Radio. Hat Radio ausgedient?

 

Die Jungen haben heute andere Hörgewohnheiten. Der Konsum von Radioprogrammen hat sich aber erstaunlich stabil gehalten.

Im Gegensatz zur gedruckten Presse. Wie erklären Sie sich das?

Eine grosse Rolle spielen technische Verbesserungen. Man kann sich Podcasts herunterladen und Radiosendungen via Internet empfangen. Audio ist wieder sexy. Und im Auto ist das Radio das einzige Medium geblieben.

 

Das von Ihnen gegründete Radio 24 sendete ab 1979 vom italienischen Pizzo Groppera nach Zürich. Mit einer Sendeanlagen-Leistung von 8 Millionen Watt ERP betrieben Sie damals die stärkste UKW-Radio-Sendeanlage der Welt. Können Sie einfach nicht loslassen?

 

DAB ist ein Faktum. Das akzeptiere ich. Ich wehre mich nur dagegen, dass man UKW vorzeitig abschaltet. Als die CD aufkamen, wurden die Schallplatten ja auch nicht verboten. Es ist das erste Mal, dass eine weitverbreitete Technologie zwangsmässig abgeschafft wird. Und es ist höchst fraglich, ob eine solche Aktion die in der Schweiz besonders geschützte Medienfreiheit nicht massgeblich verletzen würde. Dies sollte ein Gericht abklären.

 

Sie sind oft der Erste: erstes Privatradio gegründet, erstes Privatfernsehen ins Leben gerufen. Im vergangenen Frühling haben Sie als Erster eine tägliche Corona-Talk-Sendung gemacht.

 

Corona ist eine gewaltige Herausforderung, die uns alle existenziell beschäftigt. Mit meinem Talk-Radio habe ich einen elektronischen Dorfplatz geschaffen, einen elektronischen Stammtisch, wo sich gewöhnliche Leute und Experten äussern können. Das funktioniert seit über einem Jahr hervorragend.

Die meisten Leute lassen Sie sogar ausreden . . .

. . . entgegen allen Vorurteilen.

Sie haben zwei Moderationstechniken. Eine harte für Prominente und eine zurückhaltende für Normalos.

Corona ist ein sehr ernsthaftes Thema. Sich damit seriös zu beschäftigen, sehe ich als grosse journalistische Verpflichtung. Ich habe mit meinem Radio die Möglichkeit, in besonderer Form zu kommunizieren – also nutze ich sie. Und wieder bin ich überrascht: Weshalb macht das niemand ausser mir? Radio 1 hat viel weniger Mittel als etwa SRF und hat es trotzdem geschafft, eine solche Sendung mehrmals pro Woche zu produzieren. Aus den vielen Gesprächen, die ich geführt habe, weiss ich, wie gross der Informationsbedarf in der Bevölkerung ist.

 

Welche Erkenntnis haben Sie aus den Gesprächen gezogen?

 

Dass es an der Bevölkerung liegt, dass wir nicht schlechter dran sind. Es ist ja so vieles schiefgegangen: Erst waren keine Masken an Lager, dann funktionierten Tracking und Testing nicht, dann wurde zu wenig Impfstoff bestellt. Wenn Bundesrat Alain Berset wiederholt sagt: «Wir haben es sehr gut gemacht», erinnert mich das an Donald Trump. Auch er hat sich selbst immer Bestnoten gegeben.

 

Wie schätzen Sie die Corona-Form der SRG ein?

 

Die grösste Krise seit Jahrzehnten hat sich jedenfalls nicht in programmlichen Erneuerungen niedergeschlagen. Auch während der Pandemie gab es bei SRF keine kreative Reaktion, man hat keine neuen Sendeformate kreiert. Es galt «business as usual».

 

Profitiert die SRG vom Wechsel auf DAB?

 

Von DAB profitieren vor allem grosse Sender mit grosser Reichweite, also vor allem die der SRG. Ich möchte die heutige SRG-Spitze, die dieses Thema ja von ihren Vorgängern geerbt hat, vor einem katastrophalen Fehlentscheid bewahren. Die SRG hat sich ja sogar bereit erklärt, ihre UKW-Sender ein halbes Jahr vor den Privaten abzustellen. Das ist irr! Dass man dort bereit ist, die ganze erste Kritik auf sich zu ziehen, zeigt doch, wie verzweifelt man versucht, ein verunglücktes Konzept auf Teufel komm raus durchzuziehen. Die SRG musste die Privaten unbedingt an Bord holen. Denn sie weiss: Wenn die Privaten auf UKW weitersenden, dann wird sie brutal verlieren.

 

Sie profitieren, wenn Ihr Radio 1 als einziges auf UKW weitersendet.

 

Das haben die SRG und das Bakom auch so formuliert: Wenn Schawinski wegen seiner Klage beim Bundesverwaltungsgericht auf UKW weitersenden darf, dann hat er einen enormen Marktvorteil und bringt das ganze Konzept zum Einsturz. Gleichzeitig behauptet man aber, UKW spiele keine nennenswerte Rolle mehr. Was von beidem gilt nun? Entweder ist UKW so stark, dass ich einen echten Vorteil hätte, oder dann ist UKW so schwach, dass sie mich machen lassen könnten. Ich hoffe wirklich, dass die SRG noch zur Einsicht kommt und ihren Abschaltplan aufgibt. SRG-Chef Gilles Marchand und SRF-Direktorin Nathalie Wappler wissen gar nicht, was sonst auf sie zurollen könnte. Die sollten einmal in ihre Ostschweizer Restaurants gehen und zuhören, was die Leute dort sagen. Dies würde sie vielleicht zur Besinnung bringen.

Eine persönliche Frage zum Schluss: Sie lassen Ihre Talkgäste stets die Musik auswählen. Kann man das nicht abschaffen? Die ausgewählten Stücke sind oft – na ja.

Manchmal ist sie wirklich grauenhaft. Aber die Musikauswahl sagt eben viel aus über die Person, mit der man sich unterhält. Früher wünschten ältere Gäste oft «(I did it) My Way» oder «Je ne regrette rien». Musikwünsche sind eben immer auch Statements.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
14.May.21 17:50
661 from 4652

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Am Donnerstag, den13. Mai brachte Deutschlandradio eine interessante Sendung zum Thema "Digital-Radio".

Alle, die sich für das Thema interessieren, können den Text zu dieser Sendung nachlesen. Die Schweiz und Norwegen werden darin als "fortschrittlich" gelobt.

Gegen Ende der Sendung (bzw. des Textes) gibt es eine interessante Aussage zu geplanten "Erweiterungen" bei DAB+. Hier die Kopie der entsprechenden Passagen des Textes:

Das Radio als Lebensretter – DAB+ im Katastrophenschutz

„11 Uhr, die Nachrichten. In Deutschland hat soeben ein bundesweiter Probealarm begonnen. In den kommenden Minuten werden verschiedene Warnmöglichkeiten für den Katastrophenfall getestet, etwa Sirenen, Durchsagen per Lautsprecher, Mitteilungen über soziale Medien und Warn-Apps, aber auch Informationen in Fernseh- und Radioprogrammen wie hier im Deutschlandfunk.“

Es war nur ein Test am 10. September 2020 mit dieser Nachrichtenmeldung im Deutschlandfunk. So ähnlich aber könnte es klingen, wenn tatsächlich mal die Bundesregierung oder eine Landesregierung über einen akuten Gefahrenfall informieren will. Dann sollen Radiohörer eine solche Nachricht nicht nur hören können, wenn sie ihr Gerät sowieso eingeschaltet haben – sondern auch, wenn es aus ist oder sie ein anderes Programm hören, erklärt Olaf Korte vom Fraunhofer-Institut:

„DAB plus ist ja rein digital, das heißt, wir können nicht nur Audio übertragen, sondern auch viele Zusatzinformationen. Und unter anderem können wir auch Einschaltbefehle mit verschicken. Das ist ähnlich zu sehen, wie man das vom Autoradio seit Jahrzehnten kennt mit dem Verkehrsfunk, wo ein Radio automatisch auf den Verkehrsfunkkanal schaltet, wenn eine Meldung kommt.“

Radio kann sich im Notfall selbst einschalten

Möglich macht das die sogenannten Emergency Warning Functionality, also Notfallwarnfunktion EWF, die UKW-Radios nicht haben, die aber in einigen Jahren in DAB+-Radios Pflicht sein soll. Dann sind die Radioprogramme der ARD und des Deutschlandradios aufgefordert oder sogar verpflichtet, Informationen weiterzuleiten – je nach Ausmaß der Gefahrenlage.

Der Text kommt bei einem sogenannten Spannungs- oder Verteidigungsfall vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, bei Chemieunfällen, Naturkatastrophen oder atomaren Zwischenfällen von Behörden der Bundesländer. Dieses Recht hat sich die Exekutive bei allen öffentlich-rechtlichen Radiosendern in Deutschland einräumen lassen, also auch bei ARD-Anstalten. Auch die SPD-Medienpolitikerin Heike Raab setzt auf DAB+:

„Mit Radio erreichen Sie schnell Millionen von Menschen, und das muss auch sichergestellt werden. Denken Sie daran, dass es auch schon mal Ereignisse gegeben hat wie Tschernobyl oder wie andere Dinge oder einen Amoklauf, dass man flächendeckend die Bevölkerung warnen müsste.“

DAB+ funktioniert auch bei Internetausfall

Politikerinnen wie Heike Raab setzen darauf, bei aller Zersplitterung in der Mediennutzung weiter eine terrestrische Infrastruktur zu haben, die auch bei einem Ausfall von Telefon- und Internetnetz noch funktioniert. Wenn die UKW-Sender abgeschaltet worden sind, soll das jetzt schon bestehende DAB+-Netz diese Rolle übernehmen. Durch die Notfallfunktion EWF würden wichtige Informationen sogar noch schneller verbreitet, was der Katastrophenforscher Martin Voss von der FU Berlin begrüßt:

„Wenn es eben die Selbst-einschalten-Funktion hat, kann man darüber eben alle, die die entsprechenden Empfangsgeräte auch haben, zusätzlich noch erreichen. Aber es ist ganz sicher nicht so in diesem komplexen Themenfeld, dass wir mit einer Lösung dann die bestehenden Probleme als solche auch abdeckt.“

Nur wenige Geräte haben die Notfallfunktion

Denn Katastrophenschutz setzt nicht allein auf einen Weg, um die Bevölkerung zu warnen. Und: Für eine effektivere Warnung als bisher in UKW müssten Gerätehersteller die EWF-Funktion künftig verpflichtend in DAB+-Radiogeräten verbauen, was im Moment noch nicht der Fall ist – und mehr Hörer müssten diese Geräte kaufen. Bisher sind von den 150 Millionen Radiogeräten in deutschen Haushalten nur 20 Millionen vom Typ DAB+. Fast keins hat diese Notfallfunktion, so dass auch diese 20 Millionen Geräte irgendwann ersetzt werden müssten.

Die Brisanz kann aus dem letzten Satz entnommen werden:

  • Um die "Notfall-Funktion" EWF in das DAB+ System "einzufügen", müssen alle bisherigen DAB+ Empfänger "ersetzt" werden, da diese nicht "EWF-fähig" sind.
  • Bei der Gelegenheit läßt sich dann ohne Schwierigkeit auch gleich die "effektivere" Audiocodierung für DAB impementieren.
  • So kommt man über EWF ganz "einfach" zu DAB++, sogar mit einer "guten Begründung".
  • Wenn UKW einmal abgeschaltet ist, hat man dann keine Wahl mehr, wenn man "nur" Radio hören möchte.

MfG DR

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
22.May.21 07:05
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Herr Nicolin Salis schrieb mir zum Thema

Also die Situation war vor Einführung der Privatradios so, dass die Schweizerische Rundspruchgesellschaft (SRG) grundsätzlich nur für die Programmgestaltung zuständig war. Die Technik wurde durch die Schweizerische PTT erledigt. Und zwar nicht nur die Übertragung zwischen Studio und Sender sondern auch die gesamten Studioausrüstungen. Wenn die SRG z.B. ein Mikrophon brauchte, musste sie es bei der PTT bestellen, und diese erledigte dann die Evaluation und den Einkauf. 

Die PTT als Staatsbetrieb hatte keine Geldsorgen und pflasterte das ganze Land voll mit UKW-Sendern. (Meines Wissens ist der aktuelle Stand, dass wir 2700 UKW-Sender in der Schweiz haben. Diese Anzahl Sender pro Kopf der Bevölkerung  gibt es wohl auf der ganzen Welt nicht nochmals.) Selbst im hintersten Chrachen konnte (und kann) man das gleiche SRG-Progamm häufig mehrfach empfangen, weil es von mehreren (Klein-) Sendern auf den umliegenden Bergen einstrahlt.

Als dann die Privatradios kamen (Schawinski mit seinem damaligen "Radio 24" blieb nur kurz alleine) waren - vor allem in den Städten und deren Agglomerationen - zu wenig freie Frequenzen vorhanden. Die PTT musste nicht nur die wenigen freien Frequenzen freigeben sondern zu meinem Leidwesen auch Frequenzen besetzen, auf denen schwach, aber mit etwas Antennenaufwand gute ausländische Programme (Österreich, Bayern) empfangen werden konnten. Seit dieser Zeit haben wir beinahe "italienische" Verhältnisse auf UKW. D.h. das ganze Band ist vollgepfropft mit programmlich mehrheitlich minderwertigen Lokalsendern (Bum-Bum-Musik und locker-flockige Moderation in fehlerhaftem Dialekt).

Die Privatradios (und auch das Privatfernsehen) dürfen in der Schweiz nur in sehr begrenztem Radius (ursprünglich 20km vom Studio, heute wird das offensichtlich nicht mehr so eng kontrolliert) senden, und Werbung für von Konsumenten unerwünschte Artikel (Kleinkredite für Autokauf, Tabak/ Alkohol) ist ihnen verboten. Das waren Konzessionen, die man zum Heimatschutz der SRG verlangte. Es gibt also nach wie vor kein staatsweites, privates Radio oder Fernsehen, was vor allem bezüglich politischer Information ein grosses Übel ist. Daher sprechen wir immer von Lokalradios, wenn wir Privatradio meinen. 

Mit der Begründung, dass es halt leider keine Frequenzen mehr habe, wurden weitere Interessenten für den Lokalradiobetrieb abgewimmelt. Es wurde ihnen jedoch Speck durchs Maul gezogen mit dem Versprechen, wenn man DAB hätte, ja dann....

Mit der Einführung von DAB wurde gleichzeitig das PTT-Monopol für den Senderbetrieb durchbrochen. Zwar betreibt die PTT oder "Swisscom", wie sie heute heisst, immer noch die UKW- (und DAB-) Sender für die staatlichen SRG-Programme und die grösseren Lokalradio-Programme. Aber für die vielen neu dazugekommenen kleinen und Kleinstbetreiber erledigen private (z.B. Digris digris.ch  ) die Sendertechnik.

Es gab immer wieder die Forderung, die SRG solle ihre unzähligen kleinen UKW-Füllsender zugunsten von Lokalradios aufgeben, aber dies geschah nie. Schawinski bringt diesen Vorschlag in der jetzigen Diskussion wieder auf, indem er sagt, wenn man wenigstens die grossen Sender (für die Deutschweiz sind das im wesentlichen Säntis, Uetliberg, Bantiger, Rigi) weiterbetriebe, könnte man immer noch 90% der Bevölkerung mit UKW versorgen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies am Schluss der Kompromiss ist, der herauskommt und bei dem jeder das Gesicht wahren kann.

"Nur wenn keine anderen Frequenzen auf UKW mehr frei sind dann entscheiden sich einige private für DAB+ …. oder wünschen sich die Privatradios tatsächlich durch die Ausstrahlung über DAB+ ?"

Es kommt darauf an, von welchen Privatradios wir sprechen. Die grossen, seit den 80er-Jahren etablierten (Schawinski, Ringier-Verlag, etc.) haben grosse Hörerschaft, gute UKW-Frequenzen und an sich kein Interesse an paralleler DAB-Verbreitung und den entsprechenden Kosten. Es gibt aber eine politisch geförderte  Vielzahl von kleinen, oft unprofessionell und einfältig betriebenen Spartenprogrammen, die keine Zuhörer (und meist auch keine Werbekunden) haben, aber unbedingt auch senden wollen, sei es, weil sie damit "Jugendarbeit" betreiben oder sonstwie die Langeweile verscheuchen oder ihrem Ego schmeicheln können. Diese Betreiber können sehr günstig bis gratis (subventioniert) auf DAB senden. Die Kosten für einen richtigen UKW-Sendebetrieb könnten sie sich nicht leisten, selbst wenn es Frequenzen gäbe.

Die DAB-Infrastruktur ist nun mal da (Schawinski sagt, man habe 85 Millionen Steuergeld dafür ausgegeben bis jetzt). Also kann und soll man sie auch weiterbetreiben. Ich bin übrigens durchaus ein Freund von DAB und habe überall entsprechend Empfangsmöglichkeiten. Dank DAB kann ich zum Beispiel auch Deutschlandfunk Kultur terrestrisch empfangen, was vorher nicht möglich war. Klanglich stelle ich keinen Unterschied zwischen UKW und DAB fest. (Allerdings gab es in der Anfangszeit viele minderwertige DAB-Decoder, die offensichtlich fehlerhaft waren und vor allem bei Kammermusik scheusslich klangen.)
 

Mit freundlichem Gruss N. Salis

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
15.Jun.21 16:33
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Die Petition von Herrn Schawinski hat viele der Schweizer erwachen lassen. Wenn sich etwas ändert, dann bemerken es zumeist nur wenige und dagegen etwas tun, die Menschen zu aktivieren, das ist schwierig, solange es, in diesem Falle das UKW-Radio, noch landesweit funktioniert.

Die Schweiz hat im Jahre 2020 ca 8,67 Mio Einwohner. Seit unserer Kenntnis von der Petition am 5.Mai 2021 haben immerhin 54367 Menschen ( Stand 15.06.21 ca 14,00 Uhr) die Petition zur Erhaltung des UKW- Sendernetzes in der Schweiz unterzeichnet. ( etwa 0,63 % der Bürger). Da ist auf jeden Fall noch viel Potential. 

Frau Martina Läubli hat mir ein Foto von einem schicken Kofferradio geschickt, was bei ihr auf der Fensterbank in der Küche steht und seinen Dienst noch zuverlässig verrichtet ( vielen Dank dafür ). 

Herr N. Salis kommentiert das Radio selbst wie folgt;

"Das von Martina Läubli liebevoll vorgestellte und sammelwürdige Radio "Säntis IC" wurde zwar tatsächlich von der Firma HEA in Wien hergestellt und gleicht deren Originalmodell "Trixi 2600 IC". Technisch sind die Geräte jedoch nicht identisch. Mit dem von ExLibris in der Schweiz vertriebenen Sondermodell "Säntis IC" war nämlich der Betrieb am Schweizerischen Telephonrundspruch möglich. Dies ist erkennbar an der Skala, wo zuunterst die Programme I bis VI des Telephonrundspruchs markiert sind.

Wird das Radio auf Telephonrundspruch-Betrieb geschaltet, wird die eingebaute Ferritantenne deaktiviert, so dass keine Störungen durch Langwellen-Sender auftreten. Der Telephonrundspruch wurde 1998 ausser Betrieb genommen, weil die Einführung von ISDN (eine mittlerweile schon wieder verschwundene Technik) dies angeblich erheischte. Die Schweiz zerstörte damit ohne Not ein über Jahrzehnte aufgebautes und perfekt funktionierendes Kommunikationsmittel, welches beim Zuhörer sehr beliebt und erst noch kriegssicher war. Die Parallelen zur jetzt beabsichtigten Aufgabe des UKW-Sendernetzes, wo ebenfalls Volksvermögen in grossem Stil vernichtet werden soll, ohne dass es einen zwingenden Grund dafür gibt, sind unübersehbar."

Frau Läubli selbst schreibt in der NZZ am 06.06.21 ; "Mit der UKW- Abschaltung wird mein altes Radio verstummen. Und damit auch ein Stück Geschichte. "  

Frau Läubli schreibt; "Es steht in meiner Küche und läuft. Jeden Tag. Ich drücke auf den roten Knopf, der mit einem hellen Klick einrastet und es erklingen Stimmen oder Musik. ...Unverwüstlich steht es da, die analoge Elektronik funktioniert und funktioniert, seit mein Goßvater das Radio in den frühen 70iger Jahren erworben hat,...Die Tage sind jedoch gezählt. im Laufe des nächsten Jahres wollen das Bundesamt für Kommunikation und die Radiobranche die UKW-Sender in der Schweiz abschalten, sofern der Bundesrat den Entscheid nicht nochmals überdenkt. ...Stumm und nutzlos wird es dann herumstehen. Und mit ihm Millionen anderer Geräte, inclusive der Hälfte aller Autoradios. Das bedeutet nicht nur eine Unmenge Elektronikschrott, sondern auch das Ende unzähliger Geschichten.  Auf diesem Radiogerät haben sich auch die unsichtbaren Spuren des Lebens abgelagert, all die Momente, die man mit ihm verbracht hat, und die Erinnerungen an die Menschen , die ihm auch zugehört haben.

Plötzlich wieder Kult; "Erst mit der Zeit merkte ich, dass das Radio kultig zu werden begann; inzwischen entspricht es mit seiner Designsprache der 1970er Jahre dem Vintage-Trend. Dazu passen  auch die Patina und das Rauschen. Das Kofferradio aus österreichischer Produktion beweist eine gelungene Verbindung von Form und Funktion: Die Antenne lässt sich nach fast 50 Jahren mühelos ausfahren, die Anzeigen für die drei Kanäle

leuchten immer noch in gelb, grün und rot und die runden Knöpfe lassen sich auch mit feuchten oder öligen Händen griffig bedienen.- ganz im Gegensatz zum iPad, das ich manchmal in die Küche hole, um einen Podcast zu hören.

Natürlich ist das ärgerlich, auf dem altmodischen Ding nur drei Sender programmieren zu können, besonders in musikalisch heiklen Momenten wie dem Sonntagabend, wo ich oft beim 'Country Special' lande...Das analoge Radio lernt mich zu nehmen was kommt.... 

In den 70iger Jahren, wo mein Vater das Gerät kaufte, trieb man hierzulande den Ausbau des UKW-Empfangsnetzes voran, entsprechende Empfangsgeräte waren gefragt....So richtig wahrzunehmen begann ich jedoch dieses Radio erst, als ich davon hörte , dass UKW abgeschaltet werden sollte- und es plötzlich seine Selbstständigeit verlor. ... An Gegenstände kann man sich gewöhnen, die funktionieren und verweben sich mit ihrer stimmen Beständigkeit mit unserem Leben. Für Radiogeräte gilt diese besonders. ....Mit den alten Geräten verlieren wir das Gefühl von Zuhausesein. Abgesehen davon, dass wir gezwungen werden, ein langlebiges Gerät ohne Schwachstellen durch eines zu ersetzen, da nicht mehr die gleiche Lebensdauer haben wird.  Und bestimmt nicht die gleiche AURA. Ob ich es übers Herz bringen werde, mein Radio zu entsorgen ? Vielleicht werde ich stattdessen die SWR-Frequenzen aus Deutschland zu empfangen versuchen..."

Liebe Schweizer Freunde des Radiomuseums, bitte aktiviert Eure Nachbarn, Freunde, Bekannte, Verwandte, Omas, Opas und sagt ihnen, daß diese Petition für die Erhaltung des UKW- Rundfunks bei hoher Beteiligung zur Rettung des UKW- Empfanges der Schweizer Rundfunksender über das geplante Abschaltdatum hinaus sichern wird. 

Petition klicken Sie bitte hier

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
09.Jul.21 15:11
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Einen sehr interessanten Artikel von Artikel von Markus Somm, erschienen in der 
Sonntagszeitung vom 25.4.21 möchten ich unseren Lesern nicht vorenthalten:

Geht es nach den Behörden, wird die Schweiz in den kommenden Jahren ihre UKW-Sender abstellen, im August 2022 soll die SRG aufhören, auf UKW zu senden, im Januar 2023 dürften die privaten Radiostationen folgen. Kaum ein anderes Land in Europa macht das Gleiche, und Norwegen, das bisher als einziges auf UKW verzichtet hat, bedauert es schon wieder. Dennoch will die Schweiz daran festhalten – kaum jemand wehrt sich dagegen, die SRG sowieso nicht, aber auch die Privaten verhalten sich brav, nur einer schert aus, den man in Bern bzw. Biel ohnehin nicht schätzt, weil er seit 1979 den meisten Beamten auf die Nerven geht: Roger Schawinski, Besitzer von Radio 1 (wo ich mit ihm regelmässig eine Sendung bestreite, was ich sage, um den Grad meiner freundschaftlichen Befangenheit offenzulegen). Schawinski will gegen die Pläne des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde einlegen. Ob er gewinnt, ist offen. Dass er gewinnen sollte, ist aber keine Frage. Denn, was der Bund plant, ist Unsinn. 

Vor Jahren hat die Schweiz, das heisst die Berner Behörden, die SRG und die Swisscom, darauf gewettet, dass die Zukunft des Radios im DAB-Betrieb liegt, also einer besonderen Variante der digitalen Übertragung, und mit viel Geld und Eifer wurde DAB in der Schweiz vorangetrieben. 1999 begann die SRG mit ersten Versuchen. Ob die Konsumenten das wünschten, ob diese Technologie sich wirklich weltweit durchsetzen würde, wie man meinte, konnte niemand wissen, und wenn Beamte sich als Beamte gefühlt hätten statt als verkappte Unternehmer, dann hätten sie sich auch nicht zugetraut, das für uns zu entscheiden. Denn DAB war eigentlich kein Erfolg, wie sich inzwischen herausgestellt hat, selbst in seiner verbesserten Form DAB+ nicht. So gut wie nirgendwo ausserhalb der Schweiz fand man daran Freude. DAB+ blieb eine Nischentechnik, in Deutschland zum Beispiel verfügten 2017 bloss 15 Prozent der Haushalte über solche Radios, manche Länder stiegen ein und wieder aus, wie etwa Kanada oder Finnland, andere liessen nicht davon ab, wenn auch eher grimmig als euphorisch; eine Ausnahme stellt Grossbritannien dar, wo die BBC viel Wachstum erzielte, aber selbst dort denkt niemand daran, die UKW-Sender abzuschalten. Fast alle Kenner, und das ist der springende Punkt, gehen heute davon aus, dass am Ende sowieso das Internet siegt und Radiohören hier stattfinden wird. DAB dürfte sich als eine Übergangstechnologie erweisen, eine gut gemeinte, aber auch kostspielige. So wie das häufig der Fall ist, wenn Politiker sich als Unternehmer und technologische Propheten missverstehen.

Tatsächlich stand am Anfang Eureka, eine multinationale Forschungsinitiative: Um der amerikanischen Konkurrenz zu widerstehen, kamen 1986 17 europäische Staaten, darunter die Schweiz, überein, ein digitales Radiosystem zu entwickeln. Bald eignete sich die EU das Projekt an. Viel Geld wurde investiert, aber genauso viel politisches Kapital, so dass es heute den Politikern schwerfallen würde, sich von DAB zu verabschieden, ohne das Gesicht zu verlieren. Darum geht es auch in der Schweiz. Man hat sich so viel von DAB erhofft – und wenig gewonnen, dass es an der Zeit wäre, ein Zeichen der Zuversicht zu setzen. So jedenfalls wirken die Beamten des Bakom, so kommen einem SRG und Swisscom vor, die ebenso involviert waren. Warum in dieser Not nicht einfach UKW auslöschen? Damit ja kein Zweifel aufkommt, dass man sich einst geirrt hatte. Wenn die Verantwortlichen jetzt betonen, es handle sich darum, Kosten zu sparen, klingt das gut – aber auf wessen Kosten?

Ausgerechnet die Konsumenten, die man ohnehin nie gefragt hatte, werden für die Massnahmen zu zahlen haben. Sobald UKW in der Schweiz aufgehoben ist, sehen sich so gut wie alle Konsumenten gezwungen, ein DAB-Gerät zu kaufen – und ihre alten Radios zu verschrotten. Davon wären besonders die Autofahrer betroffen. Wer in seinem Auto kein DAB-Radio besitzt, muss sich eines anschaffen, Kostenpunkt bald einmal 1000 Franken. Gemäss einer jüngsten Umfrage der Digmic – dem PR-Arm der DAB-Befürworter – verfügen nur 42 Prozent aller Autos über DAB-Empfang. Der Rest muss umgerüstet werden. Mit anderen Worten: Während der Staat spart, entstehen dem Bürger Kosten, denen er nie zugestimmt hat. Ist das fair? Ist das nötig, bloss damit ein paar Beamte und staatliche Manager sich darüber hinwegtrösten können, dass sie die Entwicklung der Technologie falsch eingeschätzt haben?

Mit freundlicher Genehmigung des Autors Herrn Markus Somm und Judith Imlig Oswald
Assistenz Chefredaktion Sonntagszeitung.

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
21.Jul.21 18:35
1527 from 4652

Wolfgang Lill (D)
Redakteur
Beiträge: 1179
Wolfgang Lill

Textveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Herrn Roger Schawinski

"Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer

Wir möchten uns ganz herzlich bedanken. Mit Ihrer Teilnahme an unserer Petition gegen die Abschaltung von UKW haben wir gemeinsam ein wichtiges Ziel erreicht. Wir haben aufgezeigt, dass für sehr, sehr viele Schweizer die Informationsfreiheit beim wichtigen Medium Radio nicht ohne Not abgewürgt werden darf. Die über 60 615 Unterschriften – und dies ohne die Unterstützung auch nur einer Organisation – sind ein tolles Resultat, das an den entscheidenden Stellen Eindruck hinterlassen wird.

Wir haben die Unterschriften an die Parlamentsdienste in Bern geschickt, damit die Mitglieder von Ständerat und Nationalrat über diese klare Meinungsäusserung informiert werden, wenn sie dieses Thema bereits in den nächsten Wochen und Monaten aufgrund von eingereichten Interpellationen und Motionen aufnehmen werden. Schon am 10. August wird die nationalrätliche Fernmeldekommission ein Hearing zum Thema UKW-Abschaltung durchführen, zu dem auch ich eingeladen bin. In der Herbstsession wird der Ständerat die Motion von Ruedi Noser behandeln. Das heisst, durch unsere Aktion haben wir den gesetzgeberischen Prozess schnell und effizient in Gang gesetzt.

Zudem haben wir die Petition auch UVEK-Chefin Simonetta Sommaruga, SRG-Generaldirektor Gilles Marchand und Bakom-Chef Bernard Maissen zugestellt. Wir sind überzeugt, dass sie dort mit grosser Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen wird. Gemäss unseren Informationen hat man inzwischen an diesen Stellen ebenfalls zur Kenntnis genommen, dass der aktuelle UKW-Abschaltplan seriös hinterfragt werden muss.

Gemeinsam haben wir bereits etwas erreicht. Wir werden weiter informieren, wie sich das Thema entwickelt.

Mit besten Grüssen

Roger Schawinski"

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
18.Aug.21 20:08
1700 from 4652

Achim Dassow (CH)
Redakteur
Beiträge: 93
Anzahl Danke: 2

Frau Leuenberger hat Ihre Meinung geändert (?)

An alle UnterstützerInnen des analogen UKW Rundfunks,

so nebenbei bin ich auf einen Link gestossen, der zeigt dass Frau Leuenberger, eine der treibenden Kräfte der Abschaltung inzwischen ihre eigene Meinung geändert zu haben scheint (wie das bei Politikern vorkommt, wenn der Gegenwind stärker wird):

Siehe unter w w w.srf.ch/news/schweiz/ex-medienministerin-leuthard-ueberrascht-mit-votum-gegen-ukw-abschaltung  (aus Tagesschau vom 03.06.2021)

Offenbar rechnet man inzwischen mit geharnischten Reaktionen seitens der "User". Ich hoffe, dass sich noch viel mehr Hörer finden werden, die entweder Petitionen gegen die Abschaltung unterstützen oder auf andere Art und Weise den Bürokraten mitteilen was sie von diesen unrealistischen Plänen halten!

Auf diese Weise lässt sich das Unnötige wenn nicht vermeiden, dann doch wenigstens um einige Jahre verschieben.

Gruss

Achim

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
04.Sep.21 15:33
1933 from 4652

Wolfgang Lill (D)
Redakteur
Beiträge: 1179
Wolfgang Lill

Wieder ist eine Mail von Herrn Salis angekommen, die ich hier gerne wiedergebe;

Bei einem unserer ersten Kontakte machten Sie mich darauf aufmerksam, dass für Notfallzwecke ein gewisser Weiterbetrieb von UKW-Sendern in der Schweiz vorgesehen sein soll.

Vor einem Monat, am 27.07  erschien in der NZZ ein Artikel "Grosse Nöte mit dem Notfallradio", nur ein Satz aus diesem Artikel: In der Schweiz extistieren 360000 private Schutzräume und 17000 öffentliche Schutzanlagen...diese sind mit DAB+ nicht mehr erreichbar, auch nicht in jedem Falle mit UKW...

 

Wie vielleicht schon mal erwähnte, hatten wir im bis 1998 bestehenden Hochfrequenz-Telephonrundspruch-System die Möglichkeit, Kanal  3 (241 kHz) im Ernstfall umzuschalten vom Normalprogramm auf ein von den Behörden erzeugtes Notprogramm. Kanal 3 war in allen unterirdischen Zivilschutzräumen und Kommandoposten zu empfangen. Es gab sogar spezielle militärische Empfänger

Zum Beispiel der TR-80 

für diesen Zweck, die nur Kanal 3 empfangen konnten (meist wurden aber "normale" 6-Kanal HF-TR-Empfänger genutzt). Ich habe ein solches Gerät in meiner Sammlung.

Man hätte also, ähnlich wie gegen Ende des Dritten Reiches, die in den Schutzräumen sich aufhaltenden Personen über ein sicheres (weil drahtgebunden) System über Luftlagemeldungen und ähnliches informieren können, auch wenn die terrestrischen Sender nicht mehr in Betrieb gewesen wären.

Die 1998 als Ersatz dienende Versorgung der Bevölkerung über Notfall-UKW-Sender würde in unterirdischen Räumen kaum funktionieren, ist ja alles aus Stahlbeton. DAB-Empfang ist unterirdisch erst recht nicht möglich.

Auch bei uns in der Schweiz hat man die Kriegsvorsorge vernachlässigt.

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Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
07.Sep.21 15:25
2024 from 4652

Achim Dassow (CH)
Redakteur
Beiträge: 93

Wer ist eigentlich S&F ?

Eine Gelegenheit, um mehr über die UKW-Abschaltungspläne zu erfahren:

“Die erste «Home Fair»-Messe findet vom 12. bis 15. September 2021 in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon statt. Hinter dem Format steht der neu gegründete Verein Home Switzerland.“

Die Info kommt vom Pctipp-Magazin.

Nebst der Ausstellung verschiedener Consumer Elektronik sollen dort offenbar auch Schulungen stattfinden, eine davon:

"Sonntag, 11:00 Uhr/Montag, 15 Uhr: DAB+/UKW-Abschaltung. Die SRG informiert über den geplanten Umstieg von UKW auf DAB+, ihre Strategie zum DAB+-Ausbau und präsentiert die Kampagne von S&F zur UKW-Abschaltung."

Die Veranstaltung hat ihre eigene Website: h t t p s://homefairswitzerland.ch/messe/

Weiss jemand wer oder was mit S&F gemeint ist?

Vielleicht hat jemand Zeit und Interesse sich das anzuhören und davon zu berichten. Für Besucher gilt das 3G Corona Schutzkonzept.

Gruß

Achim

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 16
Schweiz : eine Lanze für den Erhalt von UKW Radio 
19.Sep.21 15:49
2205 from 4652

Achim Dassow (CH)
Redakteur
Beiträge: 93
Anzahl Danke: 1

Neues, z.B. vom PCTipp:

Welche Formen das Umstellen von UKW auf DAB+ unter Umständen noch annehmen wird erschliesst sich aus untenstehendem Text:

 

Das alte Autoradio auf DAB+ aufrüsten

Für klassische UKW-Autoradios wird es eng: Der Grund heisst DAB+. Das digitale Radio ersetzt die analogen Modelle, da UKW in der Schweiz bis Ende 2024 abgeschaltet wird. Das ist auch für die Autofahrer wichtig. (anm.: Vielleicht soll das aktuelle Auto ja gerade dann durch ein neues ersetzt werden, dann ist ja alles Bestens) …..

….. Mittlerweile liegen DAB+-Radios auch im Auto gegenüber den klassischen UKW-Varianten vorn: Seit Anfang dieses Jahres sind diese beliebtester Empfangsweg. Laut BAKOM macht die Radionutzung über DAB+ und IP-Radio zusammen 55 Prozent der Gesamtnutzung im Auto aus.

Ich frage mich: wie sind die auf diese Zahlen gekommen? Und wieviel davon ist DAB+ und IP? Und warum überhaupt (bezahlpflichtig!) IP-Radio? Etwa weil DAB+ Empfang zu schlecht ist?

…..Eigentlich sollte UKW in der Schweiz per 2022 (SRG) bzw. Januar 2023 (Privatradios) abgeschaltet werden. Doch im August 2021 entschieden die Schweizer Radioveranstalter, dass die Verbreitung von Radioprogrammen über UKW doch erst Ende 2024 abgeschaltet wird, wie unter anderem SRF berichtet…..

…...Gibt es auch Nachteile?

Die Empfangsqualität von DAB+ liegt im Schnitt zwar über der des UKW-Signals (ungefähr 99 Prozent der Schweizer Wohngegenden werden abgedeckt). (Anm.: Flächenmässig der grösste Teil sind aber die NICHT-Wohnflächen). Allerdings gibt es auch beim DAB+-Empfang Schwachstellen. So kann das Signal während der Fahrt in Tunnels oder auch Unterführungen ausfallen oder kurz aussetzen – ähnlich, wie man es von Navigationsgeräten her kennt (Anm.: Im Gegensatz zum Radioempfänger haben viele Navis aber das sog. “Dead Reckoning“, d.h. eine virtuelle Weiterberechnung der Fortbewegung), ein Weiterer kleiner Nachteil ist die Empfangsverzögerung. Das kann gerade bei Sportereignissen mitunter recht nervig sein (Wenn der Nachbar vor mir „Tooor“ schreit).

Was schlägt PCTipp nun vor:

… Relativ preisgünstig lässt sich das bestehende, analoge Autoradio per DAB+-Adapter in ein DAB+-Radio verwandeln. Ein Beispiel ist der ……….. für ca. 170 Franken (ein Teil, das per Zigarettenanzünder mit 12 V versorgt werden und mit dem AUX-Eingang des Autoradios verbunden werden kann).

Soso, mein altes Autoradio muss also ein AUX-Eingang haben. Und wenn es den nicht hat???

Hier die Antwort: …… Die zweitbeste Variante ist die Funktechnologie Bluetooth, sofern Ihr aktuelles analoges Autoradio diese unterstützt. Dazu müssen Sie das Analogradio und den Adapter «pairen»…….

Und wenn das alte Autoradio nicht einmal weiss was “Bluteooth“ ist?????

(anm.: siehe oben bzw. gleich neues Auto kaufen ;-) )

Angesichts der Tatsache, dass der Kunde Radiohörer sowieso für den Empfang einen Beitrag leisten muss, fragt man sich warum nicht die dann wertlos gewordenen Empfangsgeräte durch den Rundfunkbetreiber selbst ersetzt werden? Schliesslich dient die Umstelllung ja auch dem Rundfunkbetreiber, der damit Betriebskosten zu senken gedenkt!

Wer will eigentlich auch noch die im obigen Artikel erwähnte “Wurfantenne“ in seinem Wagen “irgendwie montieren“??? (anm.: die vorherige UKW Antenne ist dafür nicht mehr geeignet, da die Wellenlänge jetzt eine andere ist!) Wir sind eigentlich alle froh, dass wir den „Kabelsalat“ von früher hinter uns gebracht hatten, oder?

Gruß und schönen Sonntag noch

Achim

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Schweiz : aktuelle Information 
18.Jun.22 15:52
2681 from 4652

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Herr Nicolin Salis hält uns immer auf dem laufenden. Er hat uns freundlicherweise einen Artikel aus dem Tages Anzeiger vom 16.Juni 2022 zugemailt, welchen ich hier in Abstimmung mit Herrn Ernst Erb unseren Radiofreunden zur Kenntnis bringe:

Der Artikel ist überschrieben mit;

Der vorerst letzte Kampf um das UKW- Radio

Das Ende naht, der Nationalrat debattiert über einen Vorstoss, der die Abschaltung   des Radiostandards ausbremsen soll.

 

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Schweiz : aktuelle Information 
27.Jul.22 15:43
3018 from 4652

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Herrn Nicolin Salis hat einige aktuelle Artikel von u.a Bundesamt für Bevölkerungsschutz der Schweiz ausgewertet und zieht ein Fazit, was ich unseren Lesern gerne übermitteln darf:

  1. Mittlerweile hat man bei der Behörde wohl realisiert, dass mit dem Wegfall von UKW auch die Informationsversorgung im Krisenfall fehlt. 
     
  2. Die Behörde gibt einerseits zu (siehe FAQ "Wie kann ich im Schutzraum Radio empfangen?"), dass in (unterirdischen, stahlbetonierten) Zivilschutzräume weder UKW noch DAB eindringen können. (Das hätte man sich schon überlegen können, bevor man 1998 ohne Not das System des Schweizerischen Telephonrundspruchs eliminierte, welches u.a. die Zivilschutzräume versorgte.) Um das Problem zu verniedlichen, wird behauptet: "Dabei (gemeint: im Notfall) wird ein verstärktes UKW-Signal gesendet, das auch in Schutzräumen empfangen werden kann." Wie es technisch gehen soll, dass das heutzutage luxuriös ausgebaute und die ganze Schweiz abdeckende UKW-Netz, welches dannzumal eliminiert sein wird, plötzlich mit so grosser Leistung senden soll, dass es auch in Zivilschutzräume eindringt, ist wohl nicht nur mir ein Rätsel.

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Schweiz : aktuelle Information 
25.Oct.23 12:25
3637 from 4652

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Eine aktuelle Medienmitteilung

Quelle:Bundesamt für Kommunikation BAKOM
Medienstelle mit freundlicher Genehmigung :

Bern, 25.10.2023 - Radioprogramme können noch bis Ende 2026 über UKW verbreitet werden. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 25. Oktober 2023 beschlossen, die 2024 auslaufenden UKW-Funkkonzessionen um zwei Jahre zu verlängern. Damit erhält die Radiobranche die gewünschte Flexibilität, um den Migrationsprozess vom analogen zum digitalen Radio erfolgreich abzuschliessen.

 

Mit einer Anpassung der Verordnung über die Nutzung des Funkfrequenzspektrums (VNF) ermöglicht der Bundesrat, dass die bestehenden UKW-Funkkonzessionen über ihr bisheriges Ablaufdatum hinaus bis Ende 2026 gültig bleiben. Die Radioveranstalter können die analoge Radioverbreitung auch früher einstellen; bereits seit 2020 besteht keine Verpflichtung mehr, die Programme via UKW zu verbreiten. Ursprünglich beabsichtigte die Radiobranche, UKW bis spätestens Ende 2024 abzuschalten. Diese letztmalige Verlängerung gibt ihr die Möglichkeit, mit individuellen Lösungen den Migrationsprozess von UKW zu Digitalradio spätestens Ende 2026 erfolgreich abzuschliessen. 

Umstieg auf Digitalradio auf Kurs

Die Radionutzung findet bereits heute überwiegend digital (DAB+ und Internet) statt. Im Frühjahr 2023 betrug der Anteil der digitalen Radionutzung 81 Prozent; die UKW-Nutzung hat sich auf 19 Prozent reduziert. Zuhause und bei der Arbeit erfolgt mehr als 80 Prozent der Nutzung über digitale Kanäle, im Auto beträgt der Anteil zwei Drittel. Nur noch 8 Prozent des Publikums hört Radio ausschliesslich über UKW. Auch die EU-Regelung zum DAB+-Standard bei Neuwagen trägt dazu bei, dass die digitale Radionutzung in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird.


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Schweiz : Podcasts ist der eigentliche Ablöser, nicht DAB+ 
05.Nov.23 12:09
3873 from 4652
9

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Schön, dass dieser Beitrag aktuell bleibt, danke Herr Lill.

Ich kann nur hoffen, dass sich diese Diskussion in der Politik wiederholt - aber dann in der besseren Ankündigung, dass zumindest die privaten Sender ihr Programm unbeschränkt weiterführen dürfen. Dann regeln wir Nutzer (das Volk), diese Frequenzen. Gelingt es den UKW-Betreibern, ihren Umsatz zu halten, geht es mit UKW weiter, sonst eben nicht. Mehr braucht es nicht, doch wohl eine immer noch positive Haltung bezüglich der Abgeltung für Öffentlichkeitsarbeit (Name ist mir nicht genau bekannt), natürlich in gewissen Grenzen 

Bei den veröffentlichten Zahlen versucht Politik/Industrie wohl zu verschleiern, dass der eigentliche Ablöser die Podcasts sind, also Radio über Internet, was heute nahezu überall auch im Auto via Smartphones gut möglich ist. Das mobile Streamen ist mit den heutigen Abopreisen für den Telefonie-Anbieter so günstig, dass das die (künftige) Art des Hörens von Sendungen ist.

Die Qualität ist über Bluetooth auf Endgeräte übertragen ausgezeichnet und übertrifft wohl viele günstige Endgeräte, also NF-Verstärker (Stereogeräte). Vor allem auch Bluetooth-Lautsprecher der mittleren bis oberen Klasse wie Catch von Dali AB, der Bässen z.B. gut standhält, ausser es kommen starke komplexe Basstöne im tiefen Bereich.

AM und UKW sollten wegen unserer jungen MitbürgerInnen in einem gewissen Mass unbedingt erhalten bleiben, weil das die beiden Techniken sind, die auch Jugendliche mit diskreter Bauweise leicht selbst bauen können. Das hat in der Vergangenheit wohl die meisten Elektronik-Ingenieure oder HF-Ingenieure hervorgebracht und wäre immer noch ein Königsweg zu MINT-Berufen. Wer diesen Anfang nicht beschritten hat, kann das Hochgefühl der ersten Empfangserlebnisse leider nicht nachvollziehen.

 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Schweiz : Podcasts ist der eigentliche Ablöser, nicht DAB+ 
16.Jan.24 10:29
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

wieder eine aktuelle information von Herrn Salis - vielen Dank -

Sehr geehrter Herr Lill

Am 8. August 2023 erschien auf der "Community"-Plattform  der Firma Sunrise die Mitteilung, dass die Verbreitung von UKW-Programmen via Kabelnetz schrittweise eingestellt werden würde. In dieser Mitteilung wurden bereits gewisse Gemeinden mit individuellem Abschaltdatum aufgeführt. Die grossen Schweizer-Städte waren darin nicht enthalten. Die Kabelnetze der Firma Sunrise (frühere Namen Rediffusion, Cablecom, UPC) sind die mit Abstand ältesten und grössten in der Schweiz. Die Zuführung der Signale zum Abonnenten geschieht via Koax-Kabel. 

Da ich auf obgenannter Plattform praktisch nicht verkehre, und meine Sammlerkollegen offenbar auch nicht, habe ich von dieser Mitteilung habe ich erst im Januar 2024 erfahren. Ich stellte daraufhin folgende Frage (15.01.2024):

Dass die UKW-Programme auf dem UPC-Netz nun doch abgeschaltet werden sollen, ist für uns Sammler und Restauratoren älterer Radiogeräte natürlich ein Schock. (Das Erschrecken der “normalen” UKW-Kundschaft wird wohl erst am Abschalttag eintreten.) Das Vorhandensein einer Palette von UKW-Sendern war für alle von uns der Hauptgrund, den UPC-Anschluss zu behalten. Ohne UKW wird der UPC-Anschluss für uns praktisch wertlos. TV- und Internet kriegen wir anderswo auch. Wir hatten so gehofft, dass UPC die UKW-Ausstrahlung aufrecht erhält!

Ist der Zug schon abgefahren, wenigstens die Sumatronic “FMplus-Headend” -Lösung einzusetzen? Das wäre doch ein guter Kompromiss gewesen, der den Abonnenten den Weiterbetrieb ihrer UKW-Geräte erlaubt und gleichzeitig die Datenübertragung der UPC nicht behindert hätte. Falls das UKW-Signal dadurch gerettet werden könnte, wären wir sehr dankbar.

Noch eine Frage: Ist es definitiv, dass diejenigen Gemeinden, die jetzt NICHT aufgeführt sind, Ihr UKW-Signal ebenfalls verlieren werden? Oder besteht eine Chance, dass man diesen Gemeinden das UKW-Signal lässt?

Ebenfalls am 15.01.2024 erhielt ich Antwort:

Leider kann man an diesem Projekt nichts anpassen und stoppen. Die UKW Abschaltung wird schrittweise erfolgen und alle Gemeinden tangieren. Früher oder später sind die Gemeinden, welche nicht aufgeführt sind, auch betroffen von der Abschaltung.
 

Das Hin- und Her, ob und wann die terrestrische Ausstrahlung von UKW in der Schweiz beendet werden soll, bedrückte mich bisher nicht stark, da es für uns Radiosammler immer viel wichtiger war, dass unser Kabelnetz eine gute Palette von UKW-Programmen anbot. 

Um UKW weiterhin empfangen zu können, werden Sammler, die nicht in den Grenzregionen wohnen, nun UKW-Dachantennen montieren müssen, damit die vom Ausland einstrahlenden Sender in guter Qualität von den alten Radios empfangen werden können. Noch sind solche Antennen erhältlich. Allerdings gibt es bei uns kaum mehr Firmen, die sie montieren können (die Schweiz ist seit vielen Jahrzehnten das Land mit der höchsten Kabelfernseh-Anschlussdichte). Wenn man schon eine Dachantenne montieren (lassen) muss, kann man gleich auch noch eine mit LMK-Rute nehmen. (Die ARA30 von Kathrein scheint noch erhältlich zu sein.)

Mit freundlichen Grüssen

Nicolin Salis

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