Experimentierbuch 1908
Experimentierbuch 1908

In einem Experimentierbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie von 1908 wird die Herstellung eines Fritters (Cohärer) beschrieben. Ein Fritter ist eine sehr frühe Methode zum Nachweis elektromagnetischer Wellen. Da der Fritter nur schalten kann, eignet er sich nur zur Demodulation von Telegraphie. Das heißt, nachdem er auf eine HF-Schwingung "angesprochen" hat, muß er erst wieder "entfrittet" werden, um erneut seine Empfindlichkeit wieder zu erlangen. Neben dem hier beschriebenen "Glühlampen-Fritter" gab es weitere oder z.B. auch einen Stahl-Karborundum-Detektor.

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? Wo kommt der Klöppel dran?
Hallo Herr Rudolph,
Gab der Verfasser auch Hinweise wie der Klöppel zum Entfritten anzubringen ist? Ich habe bestenfalls eine vage Vorstellung wie kräftig man klopfen musste um den Fritter wieder "scharf zu machen".
Grüsse!
Ralf Keil
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Entfritten

Grundsätzlich reich ein sehr leichtes Klopfen gegen den Fritter aus, um ihn zu entfritten. Hughes hat beispielsweise mit einem Uhrwerk den Fritter in ständiger Vibration gehalten, um eine kontinuierliche Entfrittung zu gewährleisten. Der Fritter arbeitet tatsächlich so, daß durch die im Empfangsapparat entstehende Spannungsamplitude die natürliche Oxydschicht der Metallspäne durchbrochen wird, und diese - elektrisch leitend - zusammenbacken. Um diese Kontaktgabe zu zerstören, reichen bei lockerer Lage der Metallspäne auch leichte Erschütterungen.
Riemenschneider schlägt für seinen Experimentalaufbau die Verwendung einer haushaltsüblichen elektrischen Klingel als Klopfer vor. Er beschreibt auch noch einen Fritter aus einer alten Schmelzsicherungspatrone im Glasröhrchen.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Experiment aus dem "Radiomann", wo ein Fritter unter dem Namen "Metallfeilichtbrücke" vorgestellt wird. Dazu wird zwischen zwei magnetischen Stahldrähten eine sich durch den Magnetismus selbsttragende Brücke aus Eisenfeilspänen gebildet. Der Empfangsindikator ist das Glühlämpchen. Als Sender dient der Öffnungsfunke der Magnetspule. Um den Fritter zu entfritten, oder zeitgenössisch gesprochen zu "decohärieren", reicht es, an die Grundplatte mit der Feilspanbrücke zu klopfen.
Dieser Fritter ist natürlich in seiner Empfindlichkeit nicht mit den ausgereiften Modellen der frühen Funkentelegraphie zu vergleichen. Aber Empfindlichkeit war damals auch nicht das einzige Kriterium. War der Fritter zu empfindlich, so reagierte er ständig auf luftelektrische bzw. atmosphärische Störungen. Diese sind schließlich Spannungsimpulse, und der Fritter reagiert eben auf Spannungsspitzen.
Mit freundlichem Gruß,
Nikolaus Löwe
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Komplette Empfangsanlage 1918

Ich habe hier eine komplette Empfangsanlage gefunden, deren Nachbau vor viieelen Jahren zusammen mit Schülern auch funktioniert hat. Sender war ein großer Funkeninduktor. An viele Einzelheiten kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern. Ein Problem war damals die Beschaffung einer Nickelmünze für die Feilspäne.
Da die Auflösung des Textes zu gering wäre, ist er als Anlage.
Das Buch vom damaligen "Allerweltsbastler" Hanns Günther (de Haas) hat den Titel
Kleine Elektrotechnik für Jungen, erschienen 1917, meine Auflage ist von 1920.
Noch ein Hinweis zu Post 1 - Herrn Rudolph:
Kurt Riemenschneider beschreibt schon 1907 in einem Heftchen "Wie baue ich mir selbst?" Band 12 mit dem Titel "Hertz'sche Versuche" den Bau von "Apparaten für drahtlose Telegraphie".
Wolfgang Eckardt
Anlagen:- Empfangsanlage mit Fritter 1918 (194 KB)
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