grundig: 5005W (5005 W); Lackierung mit Schellack
? grundig: 5005W (5005 W); Lackierung mit Schellack

Hallo liebe Holzexperten,
ermutigt durch die praxisnahen Beiträge von Herrn Renz habe ich mich nun auch an mein altes Schmuckstück gewagt, um es mit einer Schellackpolitur zu veredeln.
Nun ist mir im Verlauf meiner Arbeiten aufgefallen, dass beim Auffüllen der Holzporen die helle eingearbeitete Zier-Holzader an einigen Stellen so langsam "verschwindet", weil sie dort unter dem Oberflächenniveau liegt und durch das Auffüllen mit Schellack-Bimsmehl-Gemisch dessen Transparenz nicht ausreicht, um die tiefer liegende Ader durchscheinen zu lassen (auf den Fotos sehr gut zu erkennen).
Darauf hin hatte ich, wie auf dem 3. Foto zu erkennen, versucht, die Füllung wieder zu entfernen, um die Holzader wieder gleichmäßig sehen zu können. Leider ging dies nach hinten los. Es sah einfach furchtbar aus.
Ein Abschleifen auf das Niveau der Holzader kommt nicht in Frage, da diese stellenweise bis zu 0,5mm tiefer liegt.
Wie könnte man das Problem noch lösen? Gibt es eine Substanz in der Konsistenz von Spachtelmasse, welche aber durchsichtig bleibt, gut aushärtet und sich obendrein auch noch als Untergrund für Schellack eignet?
Freundliche Grüße an das Forum
André Kleeberg
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Ebene Fläche

Hallo Herr kleeberg,
eine ebene Fläche ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Politur, ansonsten sind solche Probleme zu erwarten. Eine Furnierader, die nicht mit dem Deckfurnier eben ist, ist ungewöhnlich. Wie es dazu kommen konnte ist mir nicht recht erklärlich. Daran kann man nun im Nachhinein nichts ändern.
Wie sie richtig vermuten, kann man Abhilfe mit einer transparenten Substanz schaffen, die die Unebenheit ausgleicht. Ich würde dazu einen feststoffkörperreichen Lack nehmen. Da die Schichtdicke für einen Lack sehr groß ist, sollte es ein 2-Komponenten.Lack (DD-Lack) sein, damit er zuverlässig aushärtet. Zunächst sollten Sie den Schelllack aus der Vertiefung entfernen, ein Wattestäbchen mit Spiritus und ein sehr schmaler Stechbeitel oder ein entsprechend scharf geschliffener Stahl (alter Schraubendreher) kann dabei hilfreich sein. Die Kanten des Deckfurnieres dabei nicht beschädigen, das sieht sonst unschön aus. Man kratzt dann vorsichtig in der Vertiefung und hält das Werkzeug dabei im Winkel von 90° zur Oberfläche.
Als Lack eignet sich besonders sogenannter transparenter „Füller“, wie er bei stark saugenden Untergründen zur Grundierung verwendet wird. Wenn dieser nicht in einer Tischlerei beschafft werden kann, kann man auch vorzugsweise glänzende Decklacke verwenden. Wichtig ist, dass der Lack mit einem „Härter“ angemischt wird. Der angemischte Lack wird dann mit Hilfe einer Spritze aus der Apotheke in der Nut verteilt (etwas dickere Nadel wählen). Er sollte überall den Rand berühren und soll wie ein kleiner Hügel über die Fläche herausragen. Beim Trocknen wird er wieder zusammensacken. Damit der Lack nicht verläuft muss die Fläche darüberhinaus waagerecht liegen, an der Rundung muss man daher in Etappen arbeiten. Eventuell sind mehrere Schichten notwendig. Das Ziel ist, einen Wulst von Lack in der Nut zu erzeugen, der an allen Stellen über das Niveau des Deckfurnieres herausragt. Wenn dies erreicht ist, muss der Lack einige Tage durchhärten. Dann kann er vorsichtig mit 220er Schleifpapier eben geschlifen werden. Das Papier muss dazu auf ein ebenes Stück Weichholz geklebt werden. So kann man erreichen, dass nur der Lack, und nicht auch das daneben liegende dünne Furnier geschliffen wird. Sobald alles ganz eben ist (mit dem Finger darüber fahren, es darf keine Kante zu spüren sein) kann mt der Politur fortgefahren werden.
Das ganze ist etwas zeitaufwändig, sollte dann aber ein gutes Ergebniss bringen. Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg bei der Politur.
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Erste Erfolge zu verzeichnen

Bedingt durch Urlaub, Stress und Misserfolg gibt es erst heute einen Zwischenbericht von mir.
Ich konnte es nicht für möglich halten, wie schwierig es ist, kleine Mengen an 2K-Lack zu bekommen. Im guten Fachhandel wurden mir jeweils 1kg-Gebinde zu horrenten Preisen angeboten, so dass ich mich genötigt sah, meine kleine Spritze mit Einkomponenten-Klarlack von CLOU aus der Spraydose zu füllen. Zu diesem Zweck sprühte ich den Klarlack in ein Glas und saugte den Niederschlag, der langsam zusammenlief, mit der Spritze auf.
Die von Herrn Renz vorgeschlagene Vorgehensweise hielt ich weitestgehend ein. Es gingen fast 6 Wochen ins Land, bis ich eine ausreichend dicke Schicht auf allen 3 Seiten hinbekam (90% der aufgetragenen Lackflüssigkeit hatten das Bedürfnis sich in Luft aufzulösen), die ich schleifen konnte.
Wie man sehen kann, ist das mit der ruhigen Hand eine Legende ;-)
Dem Lack ließ ich weitere 2 Wochen Zeit, um durchzutrocknen.
Da ich keinen 2k-Lack verwendet hatte, ging ich als gebranntes Kind mit gemischten Gefühlen an die Schleifarbeiten. Sicherheitshalber führte ich diese mit einem 320-er Nassschleifpapier, welches ich ständig mit Wasser feucht hielt, sehr vorsichtig durch. Und... der Lack hielt wie es auch ein 2K-Lack getan hätte.
Nun bin ich immerhin wieder auf dem Stand von Ende Juli 2010! Die Politur wird sich bestimmt auch noch einige Zeit hinziehen. Wenn ich die Politurarbeiten für beendet halte, werde ich selbstverständlich noch Fotos nachreichen.
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Lacke

Hallo Herr Kleeberg,
gestatten Sie mir bitte ein paar Anmerkungen:
Wer Schwierigkeiten hat, 2K-Lacke in Kleinmengen zu bekommen, könnte es doch einfach einmal beim örtlichen Tischler oder Schreiner versuchen. Wer 2 verschließbare Gefäße mitbringt wird sicher nur selten auf Ablehnung stoßen, wenn er um eine kleine Menge vom Vorrat der Werkstatt bittet. Ich würde jedenfalls niemanden wegschicken, ohne ihm geholfen zu haben.
Zum verwendeten Lack aus der Spraydose: Von allen Varianten ist diese die "dünnflüssigste", die man nehmen kann. Damit der Lack auch bei geringem Druck noch sprühfähig ist, enthält dieser besonders viel Lösemittel und relativ wenig Festkörper. Somit sind die zu erzielenden Schichtdicken wesentlich dünner und die notwendige Anzahl der Aufträge steigt dadurch sehr. Anstatt der Spritze würde ich auch einen feinen Pinsel empfehlen, damit lässt es sich gezielter auftragen.
Wer eine UV-Lichtquelle besitzt, zum Beispiel zum Belichten von Leiterplatten, könnte sich auch nach einem der sich immer mehr verbreitenden UV-härtenden Lacke erkundigen. Diese härten innerhalb von wenigen Minuten aus, ein rasches Arbeiten wird so möglich. Ausserdem sind sie gut polierbar. Diese werden zur Zeit aber nur in der Industrie und erst neuerdings auch zunehmend in manchen Tischlereien verwendet.
Bevor Sie mit der Politur beginnen, sollten Sie nochmals gut kontrollieren, ob der Lack nicht zwischenzeitlich doch wieder etwas weggesackt ist. Da der Trocknungsprozess durch das Verdunsten des Lösemittels ausgelöst wird, ist auch nach Tagen und Wochen noch mit einem weiteren Verlust des Volumens zu rechnen. Dieser Effekt wäre bei 2K-Lacken geringer.
Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim weiteren polieren
Martin Renz
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Nun ist er wieder schön...

Wie bereits erwähnt, möchte ich heute den Abschluss meiner Polieraktion bekanntgeben und mit Bildern untermalen.
Nachdem ich die Furnieradern optisch auf das Niveau der Gehäuseoberfläche gebracht hatte, konnte ich mit dem Füllen der Poren durch die Grundpolitur beginnen, brauchte allerdings 2 Anläufe, weil ich bei fortschreitender Polituraktivität die Poren teilweise wieder sichtbar gemacht hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich das richtige Gefühl für diese Arbeit entwickelt hatte. Dummerweise war mir dann auch noch zu allem Überfluss der Ballen so kleben geblieben, dass ich dies mit Polieren und Schleifen nicht mehr unsichtbar machen konnte. Die Folge: abwaschen und die betreffende Fläche (natürlich die Deckfläche) erneut behandeln.
Nach allen bisherigen Pannen mit diesem Gehäuse kann man sich vorstellen, dass es nicht immer einfach war sich zu motivieren. Aber die Motivation kam mit dem ersten Glanz wieder. Und als ich den letzten Ballen mit Benzoe Abziehpolitur (aus dem Hause König) zum besseren Schutz der Oberfläche auspoliert hatte, war ich mit meinem Erstlingswerk doch recht zufrieden. Extrem viel Lehrgeld habe ich bezahlen müssen, aber ich bin mir sicher, dass für das nächste Gehäuse nur noch ein Bruchteil der Zeit nötig sein wird, da das Gefühl im Umgang mit der Schellackpolitur bei dem nun abgeschlossenen Projekt stark geprägt wurde.
Wie man gut erkennen kann, sind die Furnieradern wieder vollständig sichtbar.
Ein Gehäuse von einer Siemens M47-Schatulle wartet bereits auf eine gleichartige Behandlung - doch das ist ein anderes Thema.
Freundliche Grüße an alle Radiofreunde
André Kleeberg
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