Modellnamen mit xxx A, B, C aus Sonneberg

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Modellnamen mit xxx A, B, C aus Sonneberg 
29.Apr.07 16:14
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Betrachtet man Radiomodelle aus den 60er-Jahren vom VEB Stern-Radio Sonneberg genauer, so fällt bei den Modellbezeichnungen nach dem Namen (sehr häufig ein Städtenamen aus Thüringen) oft ein Zusatz A oder B oder C nach der Modellnummer auf. Beispiel: Saalburg 5050 A. 

Das hat schon häufig zu Diskussionen um den Gehalt dieses Zusatzbuchstabens geführt, zumal er ja nicht immer auf der Rückwand prangt, aber ständig auf Schaltbildern zu finden ist.

Die Lösung ist eigentlich recht trivial und hat ihren Grund in der Exporttätigkeit der Firma aus der DDR in das "westliche Ausland".
In der DDR war das UKW-Band noch bis etwa 1976 von 87 bis 100,5 MHz begrenzt, während in anderen europäischen Ländern schon lange 104 MHz die obere Grenze war. Mit den 108 MHz obere Grenze gab es später ein ähnliches Problem. Diese Frequenzen über 104 MHz waren in der DDR erst nach 1987 auf den Radios zu finden.
Man konnte also Radios mit diesem kleineren Frequenzband nicht exportieren. Statt nun ebenso wie im Westen Deutschlands auch die 104 MHz als die obere Frequenzgrenze zu übernehmen und die Geräte alle so zu bauen, beharrte man im Inland auf den 100,5 MHz. (Vielleicht hätten dann ein paar DDR-Bürger mehr "Westsender" empfangen???)
Also war die Industrie gezwungen - hier also der VEB Stern-Radio Sonneberg -  Geräte für den Export ins westliche Ausland anders zu fertigen und natürlich auch zu kennzeichnen.

Folgende Kennungen sind nachzuweisen:

1. Für das Inland (also DDR) entweder kein Zusatzbuchstabe oder ein A, also "Weimar 4680" oder "Weimar 4680 A" ist auf der Rückwand zu finden (und auf dem evtl. noch vorhandenen Klebeetikett am Chassis).

2. Der Zusatz "B" bedeutet: erweiterter UKW-Frequenzbereich bis 104 MHz, also "Weimar 4680  B"

3. Der Zusatz "C" bedeutet: erweiterter UKW-Frequenzbereich bis 104 MHz und Ferritantenne für Lang- und Mittelwelle, also "Weimar 4680  C".

Das ist eigentlich das ganze "Geheimnis" dieser Zusatzbuchstaben. Daher ist auch zu erklären, warum auf den Schaltbildern und Abgleichanweisungen meistens zu finden ist  z.B. "Weimar 5040 A/B/C", da ja die elektrischen Werte vollkommen identisch sind. Beim genaueren Hinsehen findet man dann manchmal einen Hinweis auf veränderte Frequenzmarken oder dass die Vorkreisspulen entfallen, weil ja eine FA eingebaut ist. 

Beim kritischen Betrachten einiger im RM geladener Bilder kommen mir allerdings gelegentlich Zweifel, ob auch das richtige Bild beim richtigen Modell steht. So ist  die Ferritantenne nicht zu erkennen (also kein C-Modell), obwohl das andere Bild mit der Rückwand ein "C" zeigt. Aber das ist ein anderes Problem.
Vielleicht betrachtet jeder Besitzer noch einmal sein vorhandenes Radio diesbezüglich  etwas genauer und korrigiert seine Bilder  bzw. Unterlagen. Da die Rückwände jeweils auf alle Modelle passen - die Gehäuse haben ja völlig gleiche Abmessungen -  ist das Vorhandensein allein noch kein Indiz für das dazugehörige Innenleben. Man muss dann schon die Skala betrachten (UKW bis 104 MHz) und eine FA sehen.
Auf dem Gebiet der früheren DDR sind natürlich Modelle mit den Zusätzen B oder C selten zu finden, es sei denn, sie wechselten im Laufe der letzten 17 Jahre durch das Schaffen der Sammler ihren Standort von West nach Ost. 

Als dann etwa 1964/65 die Produktion einiger Modelle von Sonneberg zum "VEB Funkmechanik Neustadt Glewe" verlagert wurde, übernahm man dort diese Kennzeichnung, z.B. den "Saalburg 5170", der in den Schaltbildern, die ja noch in Sonneberg entstanden, als "Saalburg 5170 A/B/C" zu finden ist.
Beim genauen studieren der Serviceunterlagen erkennt man aber, dass diese "A/B/C"-Kennzeichnung abgewandelt wird. So wird  aus dem aus Sonneberg stammenden "Weimar 5140 A" statt 5140 B ein 5340 B gemacht und  der - nach bisheriger Logik - 5140 C wird dann zu einem 5340 C. (Beide noch nicht angelegt im RM.) - Das mag ja noch einleuchten. Ganz anders wird es aber beim schon erwähnten "Saalburg 5170".  
Aus dem 5170  für den Export wird kein 5170 B sondern ein 5370 und aus einem 5170 C (also mit FA) ein 5380 - ohne Buchstabe. 

Alles klar....?    

Wolfgang Eckardt

 

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