OSW-Röhren im Überblick
OSW-Röhren im Überblick

Oktalröhren von OSW
Beim Sortieren und Ordnen meiner Röhrenbestände stieß ich auch auf ein „Nest“ mit Oktalröhren mit den Firmenzeichen OSW und HF. Das war der Anlass, die folgenden Zeilen für andere Interessenten in das RM zu stellen, da ich im RM keine weiteren Daten gefunden habe.
OSW ist die Abkürzung für das Oberspreewerk in Berlin-Schöneweide, das 1951 in „Werk für Fernmeldewesen“ umgenannt wurde mit dem Logo „HF“. (Siehe auch Firmengeschichte zum Hersteller.)
Als dann am 1. Mai 1952 der SAG – Betrieb (Sowjetische Aktien-Gesellschaft) als Volkseigenen Betrieb (VEB) an die DDR übergeben wurde, änderte man etwa 1953/54 auch das Logo um in das logischer erscheinende „WF“. Aber erst 1960 firmierte man unter dem Firmennamen „Werk für Fernsehelektronik“ (VEB).
Bereits 1949 begann man dort mit der Produktion von Oktalröhren, einer Röhrenfamilie, die schon in den 30er Jahren in den USA entwickelt wurde. Es wurde eine Technologie mit Glaskolben und Stahlblechmantel eingesetzt, erst später verwendete man auch die metallisierten Glaskolben und reine Glaskolben ohne Abschirmung je nach Typ.
Nun wird sicher die Frage kommen: Warum wurden zu diesem Zeitpunkt diese Röhren „nachentwickelt“, wo doch in Deutschland die „Harmonische Serie“ dominierte und im Funkwerk Erfurt fleißig produziert wurde? Außerdem kündigten sich bereits die Allglas-Miniatur-Röhren an. Also – veraltete Technik neu aufpoliert weil man es nicht besser konnte?
Dazu muss man den historischen Hintergrund genauer betrachten. Über 200 SAG-Betriebe existierten kurz nach dem 2. Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und das erklärt, warum in erster Linie die Belange der russischen Wirtschaft zu berücksichtigen waren. Und die Oktalröhren spielten dort wie in den USA „die erste Geige“. Wenn also nun als Reparationsleistungen für die Sowjetunion die Radiobetriebe in der SBZ Rundfunkempfänger ( z.B. EAK in Sonneberg, Rema oder in Rochlitz) und Fernsehgeräte (den T2 „Leningrad“ und „Rembrandt“ im Sachsenwerk) produzieren mussten, wurden große Stückzahlen von Röhren benötigt, die dem russischen Standard entsprachen.
Am Anfang erfolgte eine Kennzeichnung nur mit OSW und einer vierstelligen Zahl, dann auch kombiniert mit der kyrillischen oder der amerikanischen Schreibweise, später aber auch unter Weglassung der OSW-Kennung mit kyrillischer und amerikanischer Bezeichnung. Nach 1956 erfolgte eine Fertigung einiger Typen mit Stahlblechmantel sogar noch im Röhrenwewrk Mühlhausen (6AC7, 6AG7).
Die exakte Bedeutung der OSW-Zahlen konnte ich nicht ergründen, wer weiß, ob das überhaupt noch möglich ist? Es scheint eine einfache Katalog- oder Planungsnummer zu sein.
Aber fest steht: Die Typenbezeichnung dieser Röhren enthält stets das OSW mit, also:
OSW 2085, OSW 2190, OSW 3110 etc. und nicht 2085 oder 2190 oder 3110!
Durch Sichten verschiedener Literatur und meiner OSW-Röhrenbestände habe ich die in der Tabelle aufgeführten Bezeichnungen gefunden.
Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass diese Tabelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und auch Fehler sind möglich. Daher wäre es nicht schlecht, wenn Mitglieder des RM mir Ergänzungen oder Korrekturen zukommen lassen, damit die Übersicht vervollständigt werden kann. Einen Teil dieser OSW-Röhren habe ich als Bild hoch geladen, soweit sie noch nicht vorhanden waren und auch in meiner Sammlung existierten.
In Sammlerkreisen sind die beiden Fernsehgeräte „T2 Leningrad“ und „Rembrandt“ die bekanntesten und wahrscheinlich auch die einzigen Vertreter mit kompletter OSW-Röhren-Bestückung. Bei Radios sind Geräte, komplett mit OSW-Röhren bestückt, recht selten und gesuchte Objekte. Bekannt sind noch Messgeräte mit diesen Röhren und Röhren-Adapter für den Ersatz der manchmal etwas knapp vorhandenen Stahlröhren, z.B. hier für die EBF11, industriell gefertigt!
Hier nun meine aus den vorhandenen Unterlagen erarbeitete Übersicht der bekannten OSW-Röhren im Vergleich mit anderen Bezeichnungen:
OSW |
vorhandene |
vorhandene |
ähnlich ... |
OSW 2025 |
6J6 |
6J6G (6Y15G)? |
ECC91 |
OSW 2190 |
6AC7 |
|
EF14 |
OSW 2192 |
6AG7 |
|
EL2, EL11 |
OSW 2582 |
|
|
LV3 |
OSW 2600 |
6AC7(k) |
6:4 |
EF14 (Langlebensdauer) |
OSW 2601 |
6AG7(k) |
|
EL2, EL11 (Langlebensdauer) |
OSW 3101 |
|
|
TS41 |
OSW 3102 |
|
|
AG1006 |
OSW 3103 |
|
|
AL4 |
OSW 3104 |
6SA7 |
6A7 |
EH2 |
OSW 3105 |
6SQ7 |
|
EBC11 |
OSW 3106 |
6V6 |
6P6S |
EL11 |
OSW 3107 |
5Z4 |
5C4S |
EZ12 |
OSW 3108 |
6L6 |
|
EL12 |
OSW 3109 |
6H6 |
|
EB11 |
OSW 3110 |
6E5 |
|
C/EM2 |
OSW 3111 |
6SK7 |
|
EF11 |
OSW 3112 |
6J5 |
6S2S |
EC41 |
OSW 3116 |
6X5 |
|
EZ12 |
OSW 3118 |
|
|
AZ1 |
OSW 3119 |
|
|
AF7 |
OSW 3121 |
|
|
AZ11 |
OSW 3126 |
1Z1 |
1c1s |
1Z1 |
OSW 3127 |
6SJ7 |
6J8 |
EF12 |
OSW 3128 |
6SH7 |
6:3 |
EF12 |
OSW 3129 |
6SN7 |
6N8S |
ECC40 |
OSW 3135 |
6F6 |
6A6 |
EL1 |
OSW 3132 |
6AG5 |
|
EF96 |
Bei den kyrillischen Bezeichnungen habe ich nur die eingetragen, wo ich sicher weiß, dass Röhren auch mit kyrillischer Kennung ausgeliefert wurden. Ich will nicht die aus den Röhrenbüchern bekannte kyrillische Bezeichnung für alle anderen hier eintragen, da ich nicht sicher belegen kann, ob wirklich alle OSW-Röhren auch mit kyrillischer Bezeichnung existieren.
Wolfgang Eckardt
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.