telefunken: Reparaturarbeit am Modell

ID: 702473
telefunken: Reparaturarbeit am Modell 
16.Sep.25 19:56
160

Simon Peter Aichner (I)
Beiträge: 26
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Simon Peter Aichner

Anläßlich einer Anfrage eines Bajazzo 56 Eigentümers kam dieses Modell in die Bastelstube .

Das Problem bestand darin daß im UKW Band der Empfang eher schwach und in den oberen Frequenzen , also 95-100 Mhz , nach 10 min Laufzeit komplett aussetzte . Das Gerät wird ausschließlich am Netz betrieben . Ein kompetenter Kollege vertretet die Meinung daß die Stromaufnahme bei steigender Frequenz zunimmt und ab einem gewissen Punkt die DC 90 nicht mehr arbeiten könnte und eine Schwäche im Netzteil vorliegt . Es wurde keine Messung der Stromaufnahme in Abhängigkeit der eingestellten Empfangsfrequenz durchgeführt. Die gemessene Spannung am Gleichrichter erschien mit rund 150V allerdings mehr als ausreichend . Die übliche 1,5 Volt Pufferbatterieanordnung für die Heizung war nicht vorhanden . Die Spannung dort wurde mit 1,6 V gemessen . Allerdings wurde experimentell herausgefunden , daß beim Ziehen einer der Endröhren DL94 ( egal welche ) sich der Empfang sofort klar und deutlich auf der gesamten Frequenzskala einstellt . Auch die Lautstärke ist trotz Fehlen einer der Endröhren durchaus passabel , mehr hält meines Erachtens der Lautsprecher ohnehin nicht aus...

Also wurde die " Reparatur "als beendet betrachtet .

Hat jemand der mitlesenden Bastelkollegen eine Erklärung dafür ? Kann es sein daß die Stromaufnahme der 2. DL 94 die Energieversorgung für die DC 90 beeinträchtigt hat ? Gern erwarte ich Reaktionen !

Mit freundlichen Grüßen aus Brixen / Südtirol

Aichner Simon

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D-Röhren bei 1,6 Volt bereits überheizt! 
17.Sep.25 16:45
160 from 1995

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1678
Bernhard Nagel

Wenn der UKW-Empfang beim Ziehen einer der DL94 wieder einsetzt, liegt das einzig an der dann weiter steigenden Heizspannung über 1,6 V hinaus! Der selbstschwingende UKW-Mischer mit der DC90 arbeitet dann wieder. Daraus lässt sich folgern, dass

  • der evtl. noch vorhandene NiCd-Akku (DEAC Zelle) keine Funktion mehr hat, also nicht mehr als Spannungsstabilisator bzw. Spannungsbegrenzer arbeitet.
  • der Röhrensatz durch den längeren Netz-Betrieb durch die dann zu hohe Heizspannung bereits Schaden genommen hat.

Dies fällt als Erstes bei der DC90 auf, die bei max. 1,4 V einwandfrei arbeiten sollte. Gute (neue) Exemplare funktionieren bereits bei 1 - 1,1 V! Das Röhrenprüfgerät Funke W19 (Karte 232) misst die DC90 bei lediglich 1 V Heizspannung.

Eine solche "Reparatur", bei der das Gerät durch Entnahme einer der DL94 wieder spielt, wird keinen langen Erfolg haben. Denn die Heizfäden der anderen Röhren werden sich nun noch schneller verbrauchen.

Meine Tipps:

1. Eine NiCd-Zelle mit 4 ... 5 Ah (zur Not geht auch NiMh) an Stelle der defekten DEAC-Zelle einbauen. Das wirkt sich auch auf einen evtl. deutlich zurückgehenden Netzbrumm beim Hören aus.

Falls keine NiCd-Zelle zur Hand: 2 in Reihe in Flussrichtung geschaltete Si-Dioden (z.B. 1N4001 - 1N4007) mit darüber geschalteten Elko von 2200 - 4700 µF als Ersatzschaltung einbauen. Pro Diode werden etwa 0,7 V abfallen, es stellt sich also die gewünschte Heizspannung von 1,4 V ein.

2. Wenigstens in eine neue DC90 investieren. Die anderen Röhren prüfen, ob bei 1,2 - 1,4 V Heizung noch genügend Emission vorhanden ist. Insbesonders die 3 DF96 und die DK92 (2. Mischer bei UKW) sind hier wichtig.

Viel Erfolg!

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telefunken: Reparaturarbeit am Modell 
17.Sep.25 17:16
169 from 1995

Heinrich Stummer (A)
Redakteur
Beiträge: 235
Heinrich Stummer

Hallo Herr Aichner,

wie Herr Nagel schon sagte sind die Deac Akku als Stabilisator defekt. Eine Ersatzschaltung dafür wird beim Modell Radione R25T hier im Radiomuseum  besprochen.   Den DEAC Akku durch so eine Schaltung ersetzen. Diese Zellen laufen aus und zerstören das RAdio, und fehlende Stabiwirkung fürht zu einer erhöhten Heizspannung.

viele Grüße H.Stummer

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Ersatz DEAC Akku (NiCd) 
17.Sep.25 19:21
210 from 1995

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1678
Bernhard Nagel

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telefunken: Reparaturarbeit am Modell 
18.Sep.25 12:20
389 from 1995


Schönen guten Tag in die Runde ! Eine Diodenschaltung , allerdings mit 3 Dioden in Serie , ist schon vorhanden und offensichtlich nicht in Ihrem Sinne ausreichend spannungsbebrenzend . Ich gehe deshalb davon aus daß das Problem älter ist und schon früher Mal jemand die Spannung " angehoben " hat . Wie gesagt bei beiden DL 94 drinnen ( kein Empfang auf UKW ) steht die Spannung auf ca 1,5 - 1,6 V . Beim Ziehen einer DL94 geht die Spannung auf 1,9 V und das Gerät spielt . Auf Ihre Anregung hin habe ich nun eine DC 90 bestellt und bin natürlich auf das Ergebnis gespannt , welches hier dann gern bekannt gegeben wird . Ich verdächtige allerdings auch den an der Heizung der DC 90 liegenden Kondensator auf schleichenden Kurzschluß bzw " Stromraub " , zumal es ja eine Spule in Serie gibt und bei einem entsprechenden Leckstrom die DC90 unterversorgt sein könnte . Allerdings ist dieser an einer total unzugänglichen Stelle verbaut und eine Kontrollmessung bzw Austausch ercheint mir so gut wie unmöglich .... :-/

Mit freundlichen Grüßen an Alle

Aichner Simon

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telefunken: Reparaturarbeit am Modell 
01.Oct.25 07:27
1613 from 1995


Guten Morgen in die Runde ! Wollte mitteilen daß ich nun die neue DC90 eingebaut und die abgelötete Heiz - Spannungsbegrenzung  ( 2 Dioden in Serie ) incl Elko wieder aktiviert habe mit folgendem Ergebnis : während vorher auch bei einer gezogenen Endröhre und AKTIVIERTER Spannungsbegrenzung kein UKW Empfang möglich ( ohne schon , also bei 1,8 V ) war ist nun bei den resultierenden 1,5 - 1,6 V FM Empfang vorhanden , vorausgesetzt eine der Endröhren bleibt gezogen . Wenn beide Endröhren gesteckt sind ( gemessene Heizspannung am Spannungsbegrenzer ca 1,4 V ) ist nach wie vor kein FM Empfang möglich. Die effektive Heizspannung an der DC 90 kann ich leider nicht messen , ist viel zu verbaut ....

 

mit freundlichen Grüßen an alle Mitlesenden und mit bestem Dank im Vorraus für die geschätzten Kommentare

 

Aichner Simon / Brixen

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telefunken: Reparaturarbeit am Modell 
01.Oct.25 08:52
1636 from 1995

Michael Watterson (IRL)
Redakteur
Beiträge: 1126

VHF in einer DC90-Schaltung und umgekehrt. Möglicherweise müssen Sie eine Erdungsverbindung an der Steckdose unterbrechen und dann funktioniert der DF97 einfach oder umgekehrt, keine anderen Änderungen. Der DC 90 ist 50 mA, so dass ein paralleler 68 Ohm (sogar 1/8 W) erforderlich ist, wenn es sich um ein Serienfilamentsystem handelt.

(via Libre Translate)
[A triodised DF97 works for VHF in a DC90 circuit and vice versa. You might need to cut one earth connection on the socket and then the DF97 just works, or vice versa, no other changes. The DC 90 is 50mA so a parallel 68 Ohms (even 1/8th W) is needed if it's a series filament system.]

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2. Überlagerer (Mischer) prüfen 
03.Oct.25 00:17
1772 from 1995

Bernhard Nagel (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 1678
Bernhard Nagel

Wie zum Schluß von Post #2 bereits empfohlen, sollten unbedingt die verbleibenen Original-Röhren (DK92 und 3x DF96) des HF/ZF-Teils auf ausreichende Emission geprüft werden. Denn wahrscheinlich haben sie durch die Überheizung bereits ebenfalls an Leistung verloren.

Der Bajazzo 56 ist bei UKW ein Doppelsuper, die Röhre DK92 ist der dazu erforderliche 2. (multiplikative) Mischer. Die 1. ZF 10,7 MHz wird auf die 2. FM-ZF von 6,38 MHz umgesetzt. Wenn nun der Oszillator der DK92 (dieser schwingt unterhalb der 1. ZF auf 4,32 MHz) nicht mehr arbeitet, gibt es also ebenfalls keinen UKW-Empfang mehr.

Kontrolle: 

  1. Bei 1,4 V Heizspannung prüfen, ob die DC90 noch schwingt, dazu mit einem nahe am Bajazzo befindlichen UKW-Empfänger den Oszillator als unmodulierten Träger nachweisen. Das sollte bei einer neuen Röhre der Fall sein.
  2. Mit lose angekoppelten Oszilloskop die Oszillator-Schwingung des 2. Mischers an Pin 3 oder 4 der DK92, etwa 4,3 MHz, nachweisen. Ebenso ist ein Frequenzzähler mit 1 MΩ Eingangs-R verwendbar. Bei schwacher DK92 setzt der Oszillator schon bei 1,4 V Heizspannung aus.

Generell gilt, dass das komplette Gerät bei einer Heizspannung von 1,22 V, das ist die mittlere Endladespannung des ursprünglichen DEAC-Akkus, einwandfrei arbeiten sollte. Bei einem "guten" Röhrensatz ist das gegeben.

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