blaupunkt: Reparaturerfahrung

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ID: 705638
blaupunkt: Reparaturerfahrung 
25.Oct.25 15:25
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Während der Reparatur/ Restauration des Gerätes S/N 319 sind mir ein paar Punkte aufgefallen, die ich nachstehend aufführe:
 

  1. Ueber den Anschlüssen Anode und Kathode des Thyristors Gr455 (2N3525) ist ein Kondensator C453 (Wert unbekannt), der auf dem Chassisplatten-Bestückungsplan gezeigt wird, auf dem Schema aber fehlt.
     
  2. Auf der Chassisplatte ist ein Bedruckungsfehler: Aufgedruckt ist C463, korrekt ist C462.
     
  3. Auf der Chassisplatte ist die Polarität des C560 falsch gezeichnet. Die tatsächliche Bestückung war korrekt.
     
  4. Auf der Chassisplatte ist die Polarität des C589 falsch gezeichnet. Die tatsächliche Bestückung war korrekt.
     
  5. Auf der Chassisplatte ist C616 als polarisierter Elko gezeichnet. Auf dem Schema gezeigt wird aber ein unpolarisierter Kondensator. Ein solcher ist auch tatsächlich eingesetzt (senfgelber Philips 22nF).
     
  6. Das Bild wurde in der Vertikalen nicht voll ausgeschrieben, das untere Bilddrittel war dunkel. Ursache war C559 (22nF), der einen Kurzschluss hatte.
     
  7. Als T205 war nicht ein BC129BT (Schema) sondern ein BC174B eingesetzt.
     
  8. C537 (680pF) änderte seine Kapazität in Abhängigkeit der Temperatur, was zu wandernder Horizontaloszillator-Frequenz führte. Nach Ersetzen des Kondensators blieb der Horizontal-Oszillator stabil.
     
  9. Auf die Lötlaschen der 4/13-Koax-Buchsen der Anschlussplatte des Monitorteils werden trotz der nur kurzen Strecke zwischen Print und Buchsen drei dicke Koaxkabel geführt. Diese Kabel sind (zu) steif und üben mechanischen Druck aus. Die Kabel wurden an den Buchsen abgelötet, und Schirm und Innenleiter wurden mittels kurzer Litzenkabel verlängert, so dass eine mechanisch flexible Verbindung zu den Buchsen geschaffen wurde. Der Impedanzfehler und die fehlende Abschirmung dieses Litzenteils sind unkritisch.
     
  10. Das FBAS-Signal für die Ausgangsbuchse auf der Anschlussplatte des Monitorteils wird am Emitter des T235 (BC107B) abgenommen und via Emitterfolger V1304 (BC133) auf die Buchse geführt. Wegen des Steifheit-Problems (siehe Punkt 9. oben) hatte der Innenleiter des Koaxkabels einen Kurzschluss mit dem Schirm gebildet. Dieser Kurzschluss sorgte - trotz des zwischengeschalteten Transistors V1304 - für eine beschädigte Signalform am Emitter des T235. Es ist also wichtig, dass die Abschlussimpedanz von 75 Ohm an der FBAS-Ausgangsbuchse nicht unterschritten wird.

     

Nicolin Salis

 

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
25.Oct.25 20:28
61 from 757

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 759

Danke für die präzisen Hinweise!

Was mich mal vor dem Hintergrund, dass Telefunken-Bildröhren aus dieser Zeit eine schlechte Lebensdauer nachgesagt wird, interessieren würde: Welches Bildröhren-Fabrikat ist in diesem professionellen Gerät original verbaut (z.B. Valvo, SEL, Siemens oder Telefunken?)

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
25.Oct.25 21:21
75 from 757


Auf der Bildröhre ist ein Kleber "ITT SEL A66-120X". Die Ablenkeinheit ist AT1027/09KR2123, 312210731527.

Subjektiv (habe keine Messungen gemacht) ist die Röhre in Ordnung, auch der Schwarz- und Weissabgleich waren problemlos möglich. Allerdings treten bei grösserer Helligkeit weisse Rücklaufzeilen im obersten Bildteil auf, so dass UG2 vielleicht doch schon relativ weit aufgedreht werden mussten.

Nicolin Salis

 

Nachtrag 26.10.25:

Ich machte Kathodenstrom-Messungen mit dem Müter BMR90. Die Werte [mA] sind:
R = 0.6, G = 0.5, B = 0.5

Gemäss Handbuch BMR90 sollten Farb-Bildröhren Werte von 0.7 mA ... 1.0 mA aufweisen. Andernfalls sei zu regenerieren.

Ich habe noch nie eine Bildröhre regeneriert. Soll ich es wagen?


Nicolin Salis



 

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
26.Oct.25 09:39
127 from 757

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 759
Anzahl Danke: 1

Wenn die Bildröhre eine gute, farbneutrale Grautreppe bis hin zu den hellen Stellen liefert und zudem noch überall scharf ist (was bei den A66-120X im Allgemeinen der Fall ist), dann würde ich die Röhre definitiv NICHT regenerieren! Außerdem sind Werte um 0,5 durchaus noch gut brauchbar.

Wenn man erste Erfahrungen mit dem Regenerieren machen will, dann sollte man das meiner Meinung nach an einer schlechteren und nicht so wertvollen Röhre ausprobieren.

Was die oben angegebenen Rücklaufstreifen betrifft: Mag sein, dass die G2-Spannung recht hoch eingestellt ist, aber das kann auch die Folge sein, wenn sich die Arbeitspunkte der RGB-Endstufen verschoben haben. Ggf. dort mal nachmessen, ob dort die richtigen Spannungen herrschen, wenn der Serviceschalter auf Service steht. (Ich habe mir die Schaltung noch nicht angesehen, möglicherweise haben die Endstufen auch Klemmschaltungen...).

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
26.Oct.25 18:49
240 from 757


Ich meinte, die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen zu haben und liess das Gerät aus lauter Freude noch etwas laufen. Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass die Farbe entschwunden war. Der Videoinhalt sah ansonsten normal aus. Als ich von Bewegtbild auf ein Gitter-/Kreismuster umschaltete, fiel mir auf, dass das Bild gehörig nach links gewandert war.

In kaltem Zustand des Gerätes war das Bild noch schön eingemittet gewesen, und der Schleifer des Einstellers R405 (Bildlage horiz.) war dabei in Mittelstellung.

In warmem Zustand des Gerätes kann ich mit dem Einsteller R405 das Bild wieder in die Mitte zurückschieben, aber dann ist der Schleifer am Anschlag. Und wenn der Einsteller am Anschlag ist, ist das Bild nach Abkühlen und Wiedereinschalten des Gerätes natürlich viel zu weit rechts.

Wenn das Bild eingemittet ist (sei es in kaltem Gerätezustand mit Schleifer in Mittelstellung oder in warmem Gerätezustand mit Schleifer am Anschlag), ist die Farbe vorhanden.

Das Potentiometer R405, die Widerstände R407 und R408 (je 82 Ohm) sind messtechnisch unauffällig, die beiden Elkos C409 und C410 (22 uF) sind neu. U5 (24VDC) ist stabil.

Nicht klar ist mir der Zweck der Verknüpfung, die Leitung U zwischen der Horizontal-Endstufe und der Vertikal-Endstufe macht.

Ideen für die Fehlersuche? Was ist der Zusammenhang mit dem Verschwinden der Farbe bei seitlich versetztem Bild (oder ist das Zufall, und ich habe einen Zweitfehler?).

Nicolin Salis

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
26.Oct.25 19:03
244 from 757

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 759

Auf die Schnelle ein erster Gedanke: Ich tippe erst einmal nicht auf einen Fehler in der horizontalen Lageverschiebung, sondern es scheint eher einen Fehler im Zeilenphasen-Vergleich zu geben. Als Folge liegt dann der Burst-Auftastimpuls falsch, und die Farbe verschwindet. Also wird der Farbfehler vmtl. verschwinden, sobald die Zeilenphase wieder stimmt.

Abseits vom obigen Fehler noch etwas: Nachdem nun die hochgeladenen Bilder zugänglich sind, sind mir z.B. auf der Bildröhren-Platine Wima-Durolit-Kondensatoren aufgefallen. Die würde ich heutzutage immer ersetzen! Ebenso wie die kleinen Frako-Elkos, falls sie in diesem Chassis noch wie im zugrundeliegenden Farb-Einheitschassis (siehe z.B. Telefunken 708) verwendet werden.

Nachtrag:
Natürlich sollte auch die Schaltung rund um die horizontale sowie vertikale Lageverschiebung kontrolliert werden. Das sollte z.B. mit Hilfe dieses Threads kein allzu großes Problem sein. Denken Sie auch an die 22uF-Elkos, auf die Herr Oelkers hingewiesen hat!
Zur Leitung U: Von der 24V-Schiene (U5) geht es über die horizontale Verschiebeschaltung über Leitung U zur vertikalen Verschiebeschaltung und dann nach Masse. Ziel ist es, durch den fließenden Strom entsprechende Spannungsabfälle an den Einstellpotis zu erzeugen. Das funktioniert nicht, wenn Leitung U unterbrochen wird.

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
29.Oct.25 09:33
421 from 757


Um es vorwegzunehmen: Der Grund für das Wandern des Bildes nach links beim Aufwärmen war die Röhre PCF802.

Ich hatte eine gebrauchte, aber mit RoeTest geprüfte PCF802 (Tfk) mit guten Werten eingesetzt und war leider zu lange davon ausgegangen, dass es die Röhre nicht sein könnte. Mit einer neuen PCF802 (ITT) steht das Bild wie eine Eins.

Die Fehlersuche hatte ich so begonnen, dass ich die Gleichspannungen am Bildlage-Horizontal-Potentiometer R405 beobachtet hatte. Diese änderten bei Erwärmung des Gerätes nicht.

Dann untersuchte ich die Umgebung des Horizonal-Oszillators. Wenn man im kalten Zustand des Gerätes und bei auf Masse kurzgeschlossenem Messpunkt MP205 den Oszillator auf Schwebung einstellte (Spule L536) und anschliessend den Kurzschluss aufhob, synchronisierte der Oszillator gut. Mit Erwärmung des Gerätes wanderte das Bild nach links. Diese Wanderung ging nicht unendlich lange sondern das Bild blieb schliesslich in links aus der Mitte verschobenem Zustand stehen. Wenn man dann erneut den MP205 auf Masse kurzschloss, stellte man fest, dass der Oszillator nicht mehr in Schwebung war. Man konnte die Spule L536 nachstellen, so dass der Oszillator wieder in Schwebung war.

Daraus schloss ich, dass die Ursache für das Problem darin lag, dass sich bei Erwärmung des Gerätes die Oszillatorfrequenz verschob. Weil ich die um den Oszillator und Phasenvergleich liegenden Komponenten schon früher geprüft hatte, hatte ich keine andere Idee mehr, als die Röhre PCF802 zu tauschen, was zum Erfolg führte.

Ferner war mir empfohlen worden, die Wima-Durolit-Kondensatoren zu ersetzen. Solche sind eingesetzt hier:

C501, C502, C503, C503, C753 = 10 nF, +/- 20%, 1 kV.
Sie wurden durch Axial-Kondensatoren 10 nF, +/- 5%, 1.5 kV (Frag-Jan-zuerst, Typ KHG10nF) ersetzt.

C455, C467 = 0.22 uF, 400 V.
Sie wurden durch die üblichen gelben Axial-Kondensatoren 220 nF, 630 V ersetzt.

Auf dem Bildröhren-Print sind zwei zusätzliche Komponenten, die im Schema fehlen und von Pin 1 (einer der beiden Heizungs-Pins) der Bildröhre auf Masse führen: R510 = 150 kOhm und C510 = 0.1 uF, +/- 10%, 630 V, 250 VAC. Bei C510 handelt es sich ebenfalls um einen Wima Durolit. Das VDE-Zeichen und die Aufschrift "250 VAC" veranlassten mich, den Kondensator durch eine X2-Type (310 VAC) zu ersetzen.

Nicolin Salis

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
29.Oct.25 18:54
493 from 757

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 759

Gratulation, Herr Salis,
prima, dann können Sie sich ja jetzt wieder am Gerät erfreuen!

Darf ich noch ein paar Gedanken posten?

  1. Aufgrund der begrenzten Regelsteilheit des horizontalen Phasenvergleichs führt eine veränderte Zeilenoszillator-Grundfrequenz zunächst zu Phasenverschiebungen, bevor die Synchronisation ganz ausfällt. Wenn Sie Lust und Zeit haben, dann können Sie ja mal die fehlerhafte PCF802 auf dem RoeTest eine Weile laufen lassen und beobachten, ob sich z.B. Emission, Steilheit oder Isolationswerte/Steuergitterströme verändern.
  2. Die Ausgangsspannung des Phasenvergleichs wird mit C523 gesiebt. Interessant: In Reihe dazu liegt R520, der normalerweise gebrückt ist. Öffnet man die Brücke, dann reagiert der Zeilenoszillator schneller auf senderseitige Schwankungen der Horizontalfrequenz bzw. -phase. Hier kann man also schön sehen, wie sich die Schaltungstechnik allmählich mit den Problemen bei Bandwiedergabe (Videorcorder) beschäftigt hat. Näheres dazu siehe z.B. hier bei Ihrem 2022er-Thread.
  3. Die Komponenten R510 und C510 findet man im Schaltplan direkt am Netztrafo. R510 und R468 legen den Heizkreis auf ca. 120 V hoch, so dass die Kathoden-Heizfaden-Isolation spannungsmäßig nicht unnötig belastet wird. Für C510 wäre eigentlich gar kein X2-Kondensator erforderlich, aber mit einem X2-Kondensator liegt man auf jeden Fall auf der sicheren Seite, und man hat bei der hohen Prüfspannung des Kondensators eine größere Sicherheit z.B. bei Überschlägen in der Bildröhre.
  4. Haben Sie schon die Wehneltspannung der Bildröhre und die Arbeitspunkte der RGB-Endstufen im Falle, dass der Serviceschalter auf Service steht, überprüft? Die Endstufen haben zwar eine Tastschaltung, aber z.B. bei verschlissenen PCL200 gehen die Kathodenspannungen der Bildröhre hoch. Letztere wird dann mehr gesperrt, und man muss dann eine zu hohe G2-Spannung einstellen, um den Sperrpunkt beim Grauabgleich zu treffen. Das wiederum könnte zu den erwähnten Rücklaufstreifen im oberen Bildbereich führen. (Oder alles ist in Ordnung, und die Rücklaufstreifen basieren auf dem Videotextinhalt, wozu die Rücklaufaustastung seinerzeit noch nicht ausgelegt war, weil es den Videotext noch gar nicht gab.)

 

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
30.Oct.25 08:10
545 from 757


Herzlichen Dank für Ihre Überlegungen. Ich bin heute nicht am Gerät, kann zum Punkt 2 aber jetzt schon Stellung nehmen:

Der überbrückte gezeichnete R520 (270 Ohm) im Schema war mir auch aufgefallen und ich hatte mich gefragt, was das sollte. Weil es weder im Servicedokument noch in der Bedienungsanleitung hierzu eine Erläuterung gab, gab ich mich schliesslich mit der Erklärung zufrieden, dass es sich hier wohl um irgendeine werksinterne Abgleichhilfe handelt.

Dass der Horizontal-Oszillator beim Öffnen der Brücke auf VCR-Betrieb geht, ist eine interessante Information für mich, da ich gelegentlich auch VHS- und ähnliche Videobandgeräte mit unstabilen Synchronisationssignalen über den Monitor wiedergeben möchte.

Das Schema des Blaupunkt-Consumer-Fernsehers CTV 710, 7.660.370 (auch im RMorg zu finden), welches bezüglich Basis-Chassis weitgehend mit dem BC9TA, 7.660.730 identisch ist, hat den seriegeschalteten (aber überbrückbaren) R520 nicht sondern der C523 (2.2n) geht immer direkt auf Masse. Offenbar traute man dem privaten Blaupunkt-Farbfernsehgerätebesitzer damals noch nicht zu, dass er einen Videorecorder haben könnte.

Schade, dass diese VCR-Umschaltmöglichkeit in den Dokumenten nicht erwähnt ist. Vielleicht hatte man sie als zu wenig wichtig erachtet, weil die Geräte in der Regel ja in einer Studioumgebung benutzt wurden, wo die Synchronisationssignale stabil waren, weil sie entweder vom Studio-Taktgeber stammten oder, wenn Videobänder abgespielt wurden, über einen Time Base Corrector liefen.

Nicolin Salis

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
30.Oct.25 17:18
598 from 757


Zu 4.: Was die im obersten Bildteil sichtbaren weissen Rücklauf-Linien betrifft, so bin ich zum Schluss gekommen, dass deren Vorhandensein zwei verschiedene Gründe hat:

  1. Wenn das Videosignal Teletext enthält, sind die Zeilen bei normaler Helligkeits-Einstellung sichtbar. Bei Sendungen im Format 4:3 sind sie im eigentlichen Bild und stören. Bei Sendungen im Format 16:9, die im Letterbox-Format dargestellt werden, sind die Störungen oberhalb des eigentlichen Bildinhalts. 
     
  2. Wenn das Videosignal keinen Teletext ausstrahlt, sind die Zeilen bei normaler Helligkeits-Einstellung nicht sichtbar. Sie treten erst dann störend hervor, wenn man die Helligkeit abnormal weit aufdreht.
     
  3. Ich machte diverse Messungen an den Videoendstufen bzw. auf der Bildrohr-Platine. Siehe Excel im Anhang. Die Messungen sind m.E. unauffällig, ich lasse mich aber gern belehren.
     
  4. Die PCL200 im Blaukanal musste ich schon zu Beginn der Restaurationsarbeiten gegen eine nagelneue ersetzen, da die alte gemäss RoeTest nicht mehr gut genug war. Das mag erklären, warum die Messdaten an dieser Röhre etwas besser sind.

Es stellt sich heutzutage generell die Frage, mit welchem Signal man einen solchen Fernseher betreiben will. Mir steht folgendes zur Verfügung und habe ich ausprobiert:

  1. Philips PM5515-TX: Ein Multinorm-Generator mit Video- (FBAS-) und HF- (VHF, UHF) Ausgang. Er liefert ein PAL 625/50 Ausgangssignal im Format 4:3.
     
  2. Eine Settop-Box des lokalen Kabel-TV-Betreibers, welche ein HDMI-Signal bereitstellt. Das HDMI-Signal wandle ich mit einem HDMI-auf-FBAS-Konverter (Marmitek) auf ein FBAS-Signal und führe dies entweder direkt dem Video-Eingang des BC9TA oder dem Video-Eingang des PM5515-TX zu, welchletzterer ein HF-Signal für den Antenneneingang des BC9TA erzeugt. Eine Eigenschaft des Marmitek-Konverters ist, dass er stets ein Ausgangssignal im Format 4:3 abgibt, d.h., die Bildhöhe eines alten Fernsehers ist immer voll ausgefüllt. Für rasche Vorführungen ist das ein Vorteil, bei länger dauerndem Betrachten fängt es einen aber an zu stören, dass die Geometrie verzerrt ist. Vor allem bei menschlichen Köpfen merkt man, dass das Höhe-/Breitenverhältnis nicht stimmt.
     
  3. Ein Wandler (No-Name-China-Produkt für ein paar Euro) mit FBAS-Ein- und FBAS-Ausgang und seitlichem Schiebeschalter, welcher bestimmt, ob ein PAL- oder ein NTSC-Signal abgegeben wird. Das Eingangssignal kann PAL oder NTSC, jeweilen in allen möglichen Subvarianten, sein: Das Gerät passt sich automatisch dem zugeführten Signalstandard an. Ich gebe dem Gerät eines der PAL-Signale gemäss 1. oder 2. und lasse den Schalter für den Ausgangsstandard auf PAL. Mit Freude stellte ich fest, dass der erhoffte Effekt eintrat, nämlich, dass das Gerät Teletext-Informationen ausblendet und nur den eigentlichen Bildinhalt prozessiert. Das Gerät scheint mir eine gute Lösung, um einen "alten" Farbfernseher mit Teletext-Unverträglichkeit zu betreiben.

    Nicolin Salis
Anlagen:

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
30.Oct.25 18:08
609 from 757


Noch ein Wort zu Punkt 4 im Mail von Andreas Steinmetz, was die Kathodenspannungen an der Bildröhre betrifft.

Die Messungen in meinem letzten Mail wurden mit fertigem Grauabgleich gemacht. Ich ging folgendermassen vor:

  1. Schwarzabgleich:
    1. Testbildgenerator mit Weissbild an FBAS-Eingang einspeisen und das Weissbild auf der Bildröhre zeigen.
    2. Entmagnetisierspule vor den Fernseher halten, einschalten und in eingeschaltetem Zustand mit langsamen, grossen, kreisenden Bewegungen rückwärtsgehend sich langsam vom Fernseher entfernen und erst im Abstand von mindestens 3 Metern die Entmagnetisierspule ausschalten.
    3. Das Weissbild sollte über die ganze Bildfläche einheitlich sein, d.h., es sollte keine Ecken mit Farbflecken mehr haben (ansonsten sind vor dem weiteren Vorgehen zusätzliche Arbeiten nötig).
    4. Den Fernseher nicht mehr bewegen bis zum Abschluss der Abgleicharbeiten.
    5. Schalter SERVICE einschalten.
    6. Im sehr dunklen Raum die Schwarzwert-Potentiometer Rot (R751), Grün (R750), Blau (R749) von Null ausgehend nacheinander aufdrehen, bis ein horizontaler Strich in der jeweiligen Farbe aufscheint und dann wieder zurückdrehen, bis er gerade noch nicht leuchtet.
       
  2. Weissabgleich:
    1. Schalter SERVICE ausschalten.
    2. Testbildgenerator auf Farbbalken-Bild (das Blaupunkt-Schema ist diesbezüglich irreführend, man könnte beim ersten Lesen meinen, es müsse ein Weissbild genommen werden).
    3. Den Kontrasteinsteller soweit aufdrehen, dass an der Videoendstufe ROT (Messpunkt 602) das im Schema abgebildete Bild-Austast-Signal in Höhe von 80 Vss erscheint.
    4. Den Kontrasteinsteller bis und mit Abschluss von Punkt 6. nicht mehr berühren.
    5. Anschliessend die Videoendstufe GRÜN (Messpunkt 603) mit Potentiometer R703 (Grünverstärkung) auf ebenfalls 80 Vss einstellen.
    6. Anschliessend die Videoendstufe BLAU (Messpunkt 604) mit Potentiometer R675 (Blauverstärkung) auf ebenfalls 80 Vss einstellen.
       
  3. Prüfen, ob Grauabgleich erfolgreich war:
    1. Testbild mit Grautreppe wiedergeben.
    2. Helligkeit und Kontrast so einstellen, dass
      1. Das schwärzeste Schwarz noch Schwarz ist (d.h. nicht aufgehellt)
      2. Zwischen dem schwärzesten Schwarz und dem benachbarten Schwarz ein Unterschied sichtbar ist
      3. Zwischen dem weissesten Weiss und dem benachbaren Weiss ein Unterschied sichtbar ist.
      4. Kritisch prüfen, ob das Gesamtbild sowohl an den dunklen wie auch an den hellen Stellen neutral grau ist. Sollte das Bild in den hellen Stellen einen Farbstich haben, leicht nachkorrigieren an den Potentiometern für Grün- bzw. Blauverstärkung. Die Schwarzwert-Potentiometer sollten nicht mehr verändert werden müssen bzw. nur dann, wenn nur in den dunklen Stellen ein eindeutiger Farbstich vorhanden ist.

​Nicolin Salis

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
31.Oct.25 09:51
660 from 757

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
Beiträge: 759

Bei den unter #10 angehängten Messwerten ist mir Folgendes aufgefallen:

  1. Die Blau-Endstufe hat trotz neuer Röhre eine recht hohe Spannung am Ausgang (Anode), und das, obwohl die Endröhre gitterseitig höher ausgesteuert wird als bei den anderen Endstufen. Wenn aber alle sonstigen Bauteile rund um die Endröhre (besonders die Widerstände an Kathode, G2 und Anode) in Ordnung sind, würde ich die Abweichungen auf die Röhre selbst zurückführen, zumal es ein anderes Fabrikat ist, und der Angelegenheit keine weitere Bedeutung zumessen.
  2. Nachdenklich haben mich die angegebenen G2-Spannungen der Bildröhre gemacht, denn die sind mit unter 200V viel zu niedrig! Entweder ist die Tabelle falsch beschriftet, und es sind nicht die G2-Spannungen gemeint, sondern die Kathodenspannungen, oder es liegen Messfehler vor (Ri des Messgerätes?), oder es liegt tatsächlich ein Bauteile-Fehler vor. Die G2-Spannungen müssten sich von etwa 200V bis ca. 500V gegenüber Kathode, also von grob 350V bis ca. 700V gegen Masse einstellen lassen. Was ist z.B. mit C753 oder R748?  .

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
31.Oct.25 15:54
696 from 757


Sehr geehrter Herr Steinmetz

Punkt 1: Die Widerstände R681 (Kathode Pin 4), R685 (G2 Pin 8), R686 und R687 (Anodenspannung) an der Blau-Endröhre habe ich ausgemessen, sie sind in Ordnung. Mir gefallen die unterschiedlichen Spannungen an den beiden alten Telefunken-Endröhren (R, G) im Vergleich zur neuen Siemens-Endröhre (B) auch nicht. Obwohl das Bild gut ist, werde ich fabrikneue, gleiche Endröhren bestellen und nötigenfalls einen neuen Schwarz-/Weissabgleich machen.

Punkt 2: Sie hatten recht. Die als G2-Spannungen aufgeführten Messwerte waren die Kathoden-Spannungen. In der Beilage eine korrigierte und ergänzte Liste. Danke für Ihre Mühe, das zu korrigieren.

Zur Frage "Was ist ... mit C753 und R748?". C753 ist neu (s. Post Nr. 7), R748 ist o.k.

Nicolin Salis

Anlagen:

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blaupunkt: Reparaturerfahrung 
31.Oct.25 21:19
742 from 757

Ingo Heidinger (D)
Redakteur
Beiträge: 106

Zum Thema "Videotext-Zeilen" bzw. schlechte Austastung des Bild-Rücklaufs kann ich auch noch etwas beitragen.

Ich hab einen Nordmende Spectra Color L2X, ebenfalls mit A66-120X und einem weitgehend identischen Großsignal-Einheits-Chassis. Das Kleinsignal-Chassis unterscheidet sich hingegen sehr deutlich, es ist vollständig halbleiterbasiert und hat das RGB-Endstufenkonzept, was sich über ein Jahrzehnt danach halten konnte.

Und da trat das Problem auch auf: Man verdächtigt naheliegenderweise den Bereich rund um die Bildröhre und den Y-Kanal mit der Einspeisung der Austastsignale dort. Im hier vorliegenden Fall den Bereich rund um T580. Leider kann man mangels Oszillogrammen keinen Soll-Ist-Vergleich an dieser Stelle machen; hier gibts wenigstens das Signal auf der Leitung "Q" mit 'nem Bild davon, beim Nordmende steht da garnichts. Wahrscheinlich die Signale wohl so aussehen wie die anderen Ausgangsspannungen am Vertikal- und Horizontaltrafo. Da die Horizontal-Austastung zu funktionieren scheint, bleibt nur die Qualitätsprüfung des Ausgangssignals der Vertikal-Endstufe.
Und da meint man, alles sei korrekt eingestellt: Frequenz, Bildhöhe, Linearität oben, Linearität unten. O.K. die Linearitäts-Potis sind schon kurz vor den Anschlägen, aber es ist halt ein altes Gerät, da kann sowas schon mal vorkommen...

Und was war es dann? Der Papierkondensator im Gegenkopplungszweig der Vertikalendstufe - im Nordmende auch ein Durolit - der hier im Blaupunkt C557 heißt. Den C559 hatte Herr Salis ja schon ausgetauscht, bei meinem Nordmende war auch seine Entsprechung schon weit außerhalb der Toleranz und bereits im 10-Megaohm-Bereich gleichstrom-durchlässig.
Also erweitere ich hier den Durolit-Austausch-Tip von Herr Steinmetz noch ein bißchen auf den ganzen Vertikalablenkungsbereich. Auch auf C563 (stimmt die Sekundärseite des V-Trafos ab und soll damit wilde Schwingungen unterdrücken, das Ausfiltern von Zeilenfrequenzresten ist ein erwünschter Nebeneffekt) und C574 beim T580.

Auch wenn C574 ein Kunststoffolien-C sein sollte, bitte mal messen. Mir scheint die Austastungs-Dauer des Bild-Rücklaufs bei diesem Schaltungskonzept etwas knapp bemessen. (Ich war war schon nahe daran, mir eine Ergänzung mit einem 555 oder dergleichen zu bauen.) Kleine Fehler im V-Ablenksignal wirken sich schon aus, auch wenn die Bildgeometrie scheinbar in Ordnung ist. Denn nach Austausch des C557-Äquivalents im Nordmende wird die Rücklauflinien/Videotextzeilen-Freiheit nur so graaaade erreicht. Die Linearitäts-Regler muß man natürlich nochmal nachstellen. Sie waren dann bei mir sehr nahe der Mittelstellung. Geht doch!

Ansonsten auch von mir einen Glückwunsch zu einem funktionierenden Gerät mit A66-120X-Bildröhre! Die Phosphore dieser Röhre - gilt auch für die 110°-Version A66-140X - sind von den Farborten her näher an der aktuellen Norm ITU-R BT.601 als die späteren Inline-Röhren der 70er und 80er Jahre, die (noch) mehr auf Helligkeit getrimmt wurden. Also viel Freude an treffsicheren Farben bei aktuellen TV-Produktionen!

Ingo Heidinger

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