Richtfunk und Sendestelle Torfhaus Teil 2
Richtfunk und Sendestelle Torfhaus Teil 2

Willkommen im Teil 2 .
In Torfhaus gab es zwei Sendestellen. Mit dem ersten TV Sender geht es weiter.
im Bild: Rfs. Harz – FS – Umsetzer 1955
links Baracke, in der Bildmitte Rohrmast, 40m hoch, Standort; 821 m über dem Meeresspiegel.
S&H – FS – Empfangs- u. Sendeantenne Foto privat
Dieser 40 Watt Umsetzer wurde am 15.November 1954 in Betrieb genommen. Es war in dem Sinne noch kein selbständiger Sender sondern nur ein "Umsetzer". Er empfing das TV- Signal von einem anderen Sender und es wurde auf einem anderen Kanal wieder ausgestrahlt.
Im Betrieb war diese Anlage täglich etwa fünf Stunden. Fernsehen gab es von 16,30 Uhr bis 17,40 Uhr und das Abendprogramm von 20,00 Uhr bis 22,30 Uhr.
Ein Testbild wurde cirka 90 min täglich gesendet.
Bereits am 19.Dezember 1955 wurde er wieder abgebaut und nach Wuppertal zur Sendestelle Langenberg umgesetzt. Inzwischen wurde vor Ort ein 200 m hoher Rohrmast mit 2 m Durchmesser aufgebaut. darauf noch ein 50 m hoher Gittermast. Die Gesamthöhe war anfangs 250 m. Die Inbetriebnahme des neuen Senders erfolgte bereits am 20.12.1955.
Schauen wir uns ein paar aus dieser Zeit erhaltene Fotos an:
Der Rohrmast wurde von innen heraus gebaut. Foto 2 x privat
Am Fußpunkt die Kabel
Hier ein Foto vom Sendermast, allerdings etwa 1961 .
Dazu wurde auch ein Sendergebäude errichtet, wo die Sendeanlagen, weitere technisch notwendige Geräte sowie Arbeitsräume für die Sendertechniker vorhanden sind.
Foto privat
Die Inbetriebnahme dieses Grundnetzsenders war sicher auch ein Wettlauf mit der Deutschen Post, die auf dem Brocken Fernsehen ausstrahlen wollten.
Dazu im Postbuch der DDR folgender Vermerk
Am 23.Juli 1955 wurde der Sender auf dem Brocken mit einer Leistung von zunächst 3 kW im Kanal 4 OIRT (169,25/ 175,75 MHz) in Betrieb genommen. Ab 14.Februar 1956 sendet er dann mit 10 kW. Über die Qualität der Ausstrahlung gibt es keine Information. Die Bildqualität war unscharf.
Es war für Zuschauer in Niedersachsen und Hessen sicher möglich, den Deutschen Fernsehfunk zu empfangen, aber dazu brauchte man ein Zweinormenfernsehgerät. Ob das damals jemand in Serie fertigte in der BRD ist mir bis jetzt nicht bekannt. Für Hinweise wäre ich dankbar.
Aus einer Chronik, herausgegeben vom NDR anlässlich des 50- jährigem Jubiläums im Jahre 2005, konnte ich einige interessante Fakten entnehmen:
So waren am 21.12.1955 bereits zwei UKW- Hörfunkprogramme in Betrieb gegangen. Diese mußten jedoch über eine schnell errichtete Behelfsantenne an einem transportablen 60 m hohen Mast gesendet werden.
Die Spannseile endeten in mit Erde gefüllten Blechkästen, die als Fundamente dienten. Die auf dem großen Rohrmast montierten UKW Sendeantennen waren Ende November 1955 durch Vereisung zerstört worden. Innerhalb nur einesTages hatten sich etwa 50 Tonnen Eis an der Antenne gebildet,
Bis dahin heißt der Betreiber noch NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) . Ab 1.1.1956 NDR (Nordeutscher Rundfunk).
Am 29.September 1956 wird die reguläre UKW- Antenne am Rohrmast in Betrieb genommen. Die zwei UKW Programme werden nun mit ERP 100 kW abgestrahlt. Am 1. Dezember 1956 kommt ein drittes UKW Programm , NDR Kultur, dazu, was allerdings in den ersten Jahren nur abends von 20,15 Uhr bis 22,30 Uhr sendet.
Im Jahre 1956 erhält die kombinierte VHF-TV und UKW-Antenne einen Schutzzylinder gegen Eisansatz aus glasfaserverstärktem Polyester. Dieser Schutzzylinder wiegt immerhin 50 Tonnen.
Mit dem Fernsehsender auf Kanal 10 horizontal konnten große Teile der DDR mit dem Deutschen Fernsehen versorgt werden.
Das ging auch in weiten Teilen des ehemaligen Bezirkes Dresden. bis zur Umstellung des Kanal 10 Senders (damals Standort Radebeul ) zum 08.August 1960.
Damit war außer bei Überreichweiten auch an gut liegenden Stellen ( grüner Bereich) kein Empfang des Deutschen Fernsehens mehr möglich. Bei Kanal 4 störte der Cottbuser Sender den Ochsenkopf, In Berliner Richtung war auf Kanal 7 bei uns ein Umsetzer auf dem Borsberg bei Graupa und die anderen Großsender lagen wegen der Geländestruktur nicht an.
So manche Nacht stieg ich auf das Dach und legte die VHF Antenne um , Dresden (Radebeul) strahlte vertikal ab, Torfhaus horizontal. Nach Programmende des Deutschen Fernsehfunks wurde der Sender in Dresden (meistens ) abgeschaltet und da war zumeist an Wochenenden noch der späte Film im Deutschen Fernsehen zu sehen.
Ich muß hier mal einlenken, nicht die DDR- Funktionäre waren die Bösen. Wir und auch die BRD hatte vorgegebene Standorte mit Frequenzen .
Wie sollte es damals gehen ? VHF Band I hatte Kanal 2-4 und dann kam das Band III Kanäle 5-12. Da waren normalerweise Versorgungsgebiete geplant und darüber hinaus gab es keine Garantie zum Empfang der Fernsender.
Und noch ein Ereignis, was den Standort Torfhaus und den Brocken verbindet :
Der sowjetische Staatschef Chrustschow reiste 1960 nach Westeuropa. Um dieses Ereignis übertragen zu können, wurde eine mobile Richtfunkstrecke Typ TM110 von und nach Torfhaus in Betrieb genommen. Es war für viele Jahre die einzigste offizielle Verbindung zwischen Eurovision und intervision.
Es geht noch weiter
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